Wissenschaftliche Ergebnisse und Studien
Sonntag 14. Juli 2013, 22:58
Dieser Eindruck wird in diesem Referat jedenfalls vermittelt :
"Im Augenblick ist Baclofen in Mode. Zumindest unter den
alkoholabhängigen Medizinern ist mir in den letzten beiden Jahren kaum einer begegnet, der
es sich nicht schon mal selbst eine Zeit lang verordnet hätte. Überhaupt erleben wir einen
unverkennbaren Trend der Medizinalisierung der Suchttherapie."
Psychoanalytische Konzepte und deren Anwendung in der ambulanten Suchttherapie -
Dr. Wolf-Detlef Rost -
München-Haar, den 1. 3. 2013Einige Passagen muss man mehrmals lesen und stimmt entweder zu oder lehnt heftigst ab, z.B.
"Darüber hinaus gibt es nach meinem Eindruck jedoch noch eine nicht unbedeutende Gruppe
von Süchtigen, die ihren Abusus in einer von vorneherein autodestruktiven Form betreiben.
Bei ihnen sind offenbar schon die basalen, allerersten Beziehungserfahrungen beeinträchtigt
gewesen, oder sie sind schwerst oder oft wiederholt traumatisiert worden, so dass den Kern
der Persönlichkeit ein negativ erlebtes Selbst bildet. Hier fehlt mitunter buchstäblich die
Erlaubnis zu leben. Das Erschütternde bei diesen oft sehr intelligenten und kreativen Patienten
ist, dass sie auch und gerade ohne Suchtmittel andere und im Endeffekt oft tödlichere Mittel
zur Selbstzerstörung finden: Suchtverlagerungen, Unfälle, körperliche Erkrankungen, und last
but not least den Suizid. Diese Patientengruppe findet in der Fachdiskussion kaum
Berücksichtigung, obwohl solche Fälle jedem Praktiker bekannt sind – und ihn oft mit
Schaudern sich zurückziehen lassen angesichts des niederschmetternden Ausmaßes an
hoffnungsloser Destruktivität."
Starker Tobak, oder?
LG, Werner
Montag 15. Juli 2013, 08:49
Werner1503 hat geschrieben:Einige Passagen muss man mehrmals lesen und stimmt entweder zu oder lehnt heftigst ab,
@Werner
ich konnte in sehr vielen Punkten zustimmen, und doch hat W.-D. Rost mit diesem Statement die Bankrotterklärung für die analytische Psychotherapie in der Behandlung „trockener Alkoholiker“ unterschrieben.
Frau A., 12 Jahre – 260 Stunden (20.000 Euro)
Herr B., 14 Jahre – ca. 260 Stunden (etwas über 20.000 Euro)
Mehr muss man dazu nicht sagen.
Baclofen eine Modeerscheinung Das Wissen um die Möglichkeiten einer Behandlung mit Baclofen ist bei W.-D. Rost offensichtlich begrenzt, wie auch bei vielen seiner Kollegen.
Fakt ist doch, kein anderes Medikament zwingt den Anwender derart zur Beschäftigung und Auseinandersetzung mit sich selbst. Das Forum ist Beweis für diese Feststellung oder kennt irgendjemand ein Acamprosat- Disulfiram- oder Nalmefen-Forum?
260 überwiegend unbezahlte Stunden kommen bei mir bekannten Ärzten und mehrheitlich nicht entgifteten Patienten innerhalb Jahresfrist leicht zusammen. Das kann natürlich auch nicht die Zukunft der Suchthilfe sein. Es wird Zeit, über die Zukunft der Suchthilfe nachzudenken und neue Methoden zu entwickeln. Die heute praktizierte Arbeitsteilung in Entgiftung – Entwöhnung – Psychotherapie war nie wirklich erfolgreich im Sinne der Patienten.
LG Federico
Montag 15. Juli 2013, 11:22
Es stößt auch mir auf, daß Bac als Modeerscheinung gewertet wird.
Andererseits glaube ich den Autor so verstanden zu haben, daß er lediglich davor warnen möchte, EIN Medikament als Lösung der Suchtproblematik zu sehen.
Und damit geht er ja mit den Erfahrungen dieses Forums konform. Alle die Teilnehmer, die Bac als "Trockenlegpille" verstanden haben, die ihnen die eigene Arbeit abnimmt, sind verschwunden. Wir sagen doch auch, daß Bac es ermöglicht, überhaupt darüber nachdenken zu können, wo der Hase bei jedem einzelnen Betroffenen im Pfeffer liegt.
Sich verändern, neue Wege gehen,verstehen, warum die Sucht entstanden sein könnte, das muß man letztendlich alleine.Wobei ich persönlich mir das ohne therapeutische Begleitung nicht vorstellen könnte. Was ich auch wichtig fand in dem Artikel: im hier und jetzt bleiben. Habe ich erst einmal mein Innerstes nach Außen gekehrt, so ist dann noch lange nicht Schluß. Dann gehts ja erst los, mit der Veränderung.Bleib ich stoisch dabei, doch ein klasse Typ zu sein, der sich nicht verändern (lassen) will, werde ich sicher wieder auf die Schnautze fallen. Weil ich dann immer noch nicht verinnerlicht habe, daß Veränderung nicht immer nur Kritik ist, wo ich vorsichtshalber schon mal den Schwanz einziehe und die Zähne fletsche.
Garantie gibts doch für nix. Auch nicht für Veränderungen. Aber wenn ich das nicht wenigstens versuche, bleibe ich ja in meinem Minusbereich der Sucht. Wäre alles so toll, wäre ja kein Leidensdruck in mir aufgekommen über die Jahre.
Und ich teile seine Meinung, daß diese Schritte eben Zeit kosten.Bei mir halt lange, andere Menschen fühlen schneller, können dann auch früher umsetzen. Je nach Ursache der Sucht.
Das diese LZT nicht wirklich dienlich sind, darüber brauchen wir nicht zu reden. Die wirklich guten, mit Intervallbehandlungen,enorm vielen Einzelgesprächen etc. sind halt auch sehr teuer. Ich meine das nicht abwertend, denn Qualität hat halt seinen Preis.
Die 19 Entgiftung, 3 Langzeit etc.sind ja sehr nett, doch wäre das Geld wirklich besser bei Therapeuten aufgehoben, die IHREN Patienten wirklich lange zur Seite stehen im Falle einer Suchterkrankung.Und die auch die tatsächlich mal fallen lassen, die ihren Hedonismus mit ins Grab nehmen wollen.
Ich denke, daß die Kosten mit Bac ( oder von mir aus anderen craving blockierenden Medikamenten) plus eine wirklich tiefgreifende PT im Endeffekt billiger für die Versicherer und Rententräger sind. Wobei bitte hier billig nicht mit schlecht gleichzusetzen ist.
Mir kommt es so vor, als sei die Suchtindustrie genauso betriebsblind wie der Süchtige, der immer nur nimmt, sich aber letztendlich keinen Millimeter zu Neuland hin bewegen will. Aus Angst, es ginge etwas verloren.
LG
BE
Montag 15. Juli 2013, 12:27
Theorie und Praxis:
Wartezeit von 14 Wochen am Beispiel Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfalen. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass es in Deutschland lediglich 22.000 zugelassene Psychotherapeuten gibt.
Nur ein kleiner Teil davon (ca. 10 bis 20 Prozent), behandelt Abhängigkeitserkrankungen.
Paartherapie ist einfacher – Burnout kommt immer mehr in Mode.
LG Federico
Montag 15. Juli 2013, 15:04
Burnout bringt einen ja auch zum Trinken....jedenfalls u.a....und jedenfalls mich.
Aber was davor so los war in meinem Leben, da kann ich das mit den "basalen, allerersten Beziehungserfahrungen" schon bestätigen.
LG an alle, bin wieder da!
gaga
Montag 15. Juli 2013, 17:32
@federico
Bei meinem Aufenthalt in der Oberbergklinik "schmückten" sich viele Neuankömmlinge erst einmal mit der Diagnose:burn out.
In 90% der Fälle stellte sich heraus, daß der überwiegende Teil ein massives Suchtproblem hat. Das klingt nun einmal nicht so trendy und arbeitsam wie burn-out.Das ist igitt.Die Sucht.Und Alki ist ganz pfui, selbst wenn die Pulle schon lange der ständige Begleiter ist. Tabletten sind im "ranking" der Süchte so im Mittelfeld.
Die Welt ist schon merkwürdig.
LG
BE
Montag 15. Juli 2013, 17:45
Federico hat geschrieben:Theorie und Praxis:
Wartezeit von 14 Wochen am Beispiel Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfalen. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass es in Deutschland lediglich 22.000 zugelassene Psychotherapeuten gibt.
Nur ein kleiner Teil davon (ca. 10 bis 20 Prozent), behandelt Abhängigkeitserkrankungen.
Paartherapie ist einfacher – Burnout kommt immer mehr in Mode.
LG Federico
Ich fahre, wenn ich einen Facharzt (egal ob psycho) mittlerweile wieder in meine alte Heimat Duesseldorf.
Hier am Niederrhein gibts genug Tieraerzte, aber keine Aerzte.
Rico
Montag 15. Juli 2013, 17:55
bennter hat geschrieben:Bei meinem Aufenthalt in der Oberbergklinik "schmückten" sich viele Neuankömmlinge erst einmal mit der Diagnose:burn out.
@bennter,
ganz nach dem Vorbild Matthias Gottschaldt, dem Gründer der Oberberg Kliniken.
Nicht zu vergessen: für privat Versicherte ist die Diagnose aus Selbstschutzgründen wichtig.
LG Federico
Montag 15. Juli 2013, 18:58
Ach, Federico...
NUR 14 Wochen Wartezeit in Nordrhein? Das mag für Köln, Düsseldorf und Münster gelten... im Ruhrgebiet wartest du 6 Monate auf einen Termin für ein Vorgespräch und bis zu 1 Jahr auf den Beginn der Therapie, in weiten Teilen der Landes träumst du bis St. Nimmerlein von einem Therapieplatz... Meine 10 Plätze waren in 2 Wochen voll, bei 25-50 genehmigten Stunden wird das die nächsten 1-2 Jahre so bleiben, meine Warteliste hab' ich abgeschafft, bei solchen Vorlaufzeiten macht das keinen Sinn mehr.
Und 10-20% der Therapeuten behandeln Suchtkranke? Das muss ein Druckfehler sein, das sind eher 1-2% (zumindest bei den Kassenpraxen)
LG
Praxx
Dienstag 16. Juli 2013, 06:25
Lieber praxx: so isses! Und die fachliche Qualität der Therapeuten hinterfragen wir hier an dieser Stelle noch gar nicht....
Herzlicher Gruss
jivaro
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