Donnerstag 17. Juli 2014, 17:41
Lisa, Du bist ne intelligente Frau. Dir ist klar, dass Du Freisein von Selbstbetrug per definitionem nicht selbst diagnostizieren kannst?
Wiki hat geschrieben:Der Begriff Bestätigungsfehler (confirmation bias) bezeichnet in der Kognitionspsychologie die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu suchen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen. Unbewusst ausgeblendet werden dabei Informationen, die eigene Erwartungen widerlegen (disconfirming evidence). Die betreffende Person unterliegt dann einer Selbsttäuschung oder einem Selbstbetrug.
Donnerstag 17. Juli 2014, 18:25
Olivier Ameisen hat geschrieben:Ich war gerade eine Woche zum zweiten Mal in Clear Spring, als eines Morgens ein Arzt
zu mir kam. Sehr ernst sagte er: »Sie müssen diesmal länger hierbleiben. Ihr erster Aufenthalt
war zu kurz, deshalb hatten Sie einen Rückfall. Damit Sie gesund werden, müssen Sie min-
destens zwei Monate bleiben.«
»Das erscheint mir sehr lang.«
»Bezogen auf Ihr ganzes Leben, wenn man davon ausgeht, dass Sie eine normale
Lebenserwartung haben, ist es wenig. Und ich empfehle das nur, weil Sie extrem schwer
abhängig sind und es für Sie lebenswichtig ist, dass die Abhängigkeit mit aller erforderlichen
Sorgfalt behandelt wird. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass es bei Ihnen um
Leben oder Tod geht.«
»Wie meinen Sie das? Werde ich sterben, wenn ich nicht mindestens zwei Monate bleibe?«
Er schaute mich tief besorgt an und sagte: »Denken Sie daran, in was für einem Zustand Sie
waren, als Sie vor ein paar Tagen hier ankamen. « Und mit einem ermutigenden Lächeln fuhr
er fort: »Ich werde Sie nicht länger bedrängen. Machen Sie mit dem heutigen Tagesprogramm
weiter, und morgen reden wir noch einmal darüber.«
Später am Morgen zogen Wolken auf und Dauerregen setzte ein.
Zu Mittag kam der Arzt noch einmal zu mir.
»Es gibt da ein Problem«, sagte er.
»Was für ein Problem?«
»Ihre Versicherung bezahlt den Aufenthalt hier nicht mehr. «
»Warum denn das? Das letzte Mal haben sie doch auch bezahlt.«
»Wir haben es mehrfach überprüft. Sie haben die Höchstsumme ausgeschöpft,
die die Versicherung für die Behandlung einer Sucht bezahlt. Wären Sie bereit,
die Behandlungskosten selbst zu tragen?«
»Um welche Summe geht es?«
Er druckste ein bisschen herum, schaute sich um, ob andere Patienten in Hörweite waren,
und sagte dann beinahe flüsternd: »Ihre gegenwärtige Form der Unterbringung und Behandlung kostet knapp über 500 Dollar am Tag.«
Der Betrag schockierte mich. »Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten kann.«
Ich fragte mich, wie viel wohl die Promis und die Reichen in den Privatbungalows bezahlten.
»Dann müssen Sie gehen.«
»Wann?«
»Sofort, heute noch. Die Versicherung bezahlt nur bis heute Morgen.«
»Aber ist das zu verantworten?
Sie sagten, bei meiner Behandlung gehe es um Leben oder Tod.«
»Nein, nein, so habe ich das nicht ausgedrückt. Sie dürfen nicht dramatisieren.
Bei diesen Dingen gibt es nicht nur schwarz und weiß.«
»Aber Sie sagten, wenn ich nicht bliebe, hätte das sehr schlimme Folgen für mich.«
»Nun wollen wir nicht übertreiben.«
»Und wie soll ich nach New York zurückkommen?
Ich weiß nicht, ob ich jemanden erreichen kann, der mich hier abholt.«
»Ganz in der Nähe ist ein Bahnhof.
Sie können zu Fuß hingehen und mit dem Zug in die Stadt fahren.«
Ich zitterte vor Angst, deutete aus dem Fenster und sagte:
»Bei dem Wolkenbruch? Kann ich nicht heute noch bleiben und alles für eine
Abreise morgen regeln? Eine Nacht kann ich selbst bezahlen.«
Der Arzt stand auf, strich seinen weißen Kittel glatt und sagte:
»Das hier ist eine Klinik, kein Hotel. Ich bin sicher, Sie schaffen das.«
Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
Donnerstag 17. Juli 2014, 20:18
Donnerstag 17. Juli 2014, 21:32
Ich brauche keinen beschissenen Paradigmenwandel, ich brauch Baclofen für meine Sorgenkinder.
Damit meine Kundschaft Baclofen nehmen kann, muss sie es erstmal kriegen!
Und wenn sie dann in drei Jahren, wenn der FC mal wieder aufgestiegen ist, einen Abend feiern gehn, ich habs nicht gesehen
Aber kriegen müssen sie es erstmal!!!!!!
jetzt mal ernsthaft : will deine Kundschaft / Sorgenkinder / Vladi .... wollen die eigentlich " Deine" Baclofen - Therapie ???
Freitag 18. Juli 2014, 09:08
Freitag 18. Juli 2014, 09:38
Nordlicht hat geschrieben:Da Du die Abstinenz hier so vehement auch in Verbindung mit Baclofen einforderst, bitte sei so freundlich und gib mir doch mal eine Reaktion auf diesen hier schon öfter eingestellten Satz: "Nimm meine saubere Therapie oder krepier!"
Doch, mich hätte Deine persönliche Meinung schon interessiert. Wie ist es denn, Annie, mal ganz ehrlich, wenn jemand nicht auf die Standardtherapie anspricht und mehr und mehr untergeht? Fragst Du dich da nicht auch, ob es vielleicht auch grundsätzlich andere Wege gegeben hätte? Gibt?anniebae hat geschrieben:Das geht in keinster Weise darum, was ich denke oder nicht denke. Das geht darum, dass politische Entscheidungen getroffen werden müssen, und die trifft man nach den gegebenheiten, und nicht nach den Bauplänen von irgendeinem Wolkenkuckucksheim
Mit oder ohne Baclofen? Und wenn mit Baclofen, dann mit oder ohne entsprechende therapeutische bzw. ärztliche Begleitung?anniebae hat geschrieben:Prima, dann sind wir uns ja einig. Aus Sicht von 99% der Ärzte, Psychologen und Therpeuten hat jeder Abhängige hinreichend oft unter Beweis gestellt, dass kontrollierter Konsum bei ihm nicht klappt.
Mit grundsätzlich unterschiedlichen Charakteren, Bildungsniveaus, gesundheitlichen Einschränkungen, Sozialisationen, etc. Du bist dabei in einem ziemlich klar definierten Bereich unterwegs, der wohl nicht den Großteil aller Alkoholabhängigen darstellt. Daher andere Meinungen von BETROFFENEN bitte erstmal respektieren, analysieren und Dir dann ein Urteil bilden. Geht aber nur, wenn Du an einem Dialog interessiert bist und dann auch auf Fragen oder Argumente eingehst. Tust Du ja, das finde ich gut!anniebae hat geschrieben:Und ich negiere überhaupt nichts. Mir ist schon klar, dass 2 Millionen Abhängiger auch 2 Millionen Individuen sind.
Nun, evtl. lag es daran, dass Selincro schlicht nicht das halten konnte, was es mit großen Tamtam versprochen hat? Unter diesen Umständen ist es sogar besser, dass der GBA entschieden hat, wie er hat.anniebae hat geschrieben:Selbst Lundbeck hat mit all dem ganzen Zirkus, der Vorankündigungen, der Schmierereien Deiner Berufskollegen und dem ganzen Apparat zuwege gebracht, dass der Mist für drei Monate von Fachärzten verschrieben werden darf, solange der Patient auf einen Therapieplatz im Trockendock wartet. Geile Leistung, oder?
Und viele andere wollen und brauchen einen Paradigmenwandel und benötigen Baclofen ebenfalls, aber unter anderen Voraussetzungen.anniebae hat geschrieben:Ich brauche keinen beschissenen Paradigmenwandel, ich brauch Baclofen für meine Sorgenkinder.
Nein, es geht nicht um Verteidigungsreden des Alkoholkonsums, es geht um einen vernünftigen, langfristigen Umgang mit einem sehr komplexen Thema, dem man bisher mit der jahrzehntelang erprobten Abstinenzausrichtung nicht wirklich beigekommen ist.anniebae hat geschrieben:Dieser Thread besteht nach meinem Auftritt auch schon wieder aus Verteidigungsreden des Alkoholkonsums.
Die Trennung zwischen persönlich und politisch greift nicht wirklich. Mich z.B. hat die bisherige politische Entscheidung pro Abstinenzzwang persönlich getroffen – und hat nicht nachhaltig positiv was bewirkt. Jetzt klappt es auf einmal. Wahrscheinlich hätte es bei mir schon vor drei Jahren klappen können, wenn ich nicht selbst das Haar in der Suppe gesucht hätte und mir vor allem von klassischer Suchttherapie-Seite aus dazu geraten wurde, das Experiment Baclofen einzustellen und lieber auf eine richtige Therapie zu setzen.anniebae hat geschrieben:Es gibt eine persönliche und eine politische Dimension bei Fragen wie die nach der Verfügbarkeit von Baclofen.
Persönlich ist "Was mache ICH mit Baclofen?"
Politisch ist "Was kann ich tun, damit möglichst viele Menschen möglichst schnell Baclofen ausprobieren dürfen?"
...Sucht willentlich beeinflussen kann.anniebae hat geschrieben:Im Gegensatz zu Krankheiten wie Krebs kann der Alkoholabhängige den Verlauf seiner Krankheit sehr wohl willentlich beeinflussen. Es ist asozial und wird auch so wahrgenommen, damit zu experimentieren.
Und daher fordere ich den Willen zur Abstinenz ein, von jedem stofflich Abhängigen. Im Sinn einer Verantwortungsübernahme aber auch im Sinn der Solidargemeinschaft. "
Nein, anniebae, das tut nicht weh. Ich lebe zur Zeit Abstinent vom Alkohol. Ich brauche nichts, habe kein Verlangen, hin und wieder mal Gedanken, die sich handhaben lassen. Sehr erleichtert auch, das Schreckgespenst der lebenslangen Abstinenz hinter mir gelassen zu haben.Baclofen - endlich zufrieden abstinent!
Fällt Euch bei dem Slogan ein Zacken aus der Krone?
Tut das weh?
Nein! Weil ich mich mit aller Kraft gegen die monopolistische Therapiediktatur wehre, die ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten darstellt, die den Alkoholiker entmüdigt und demütigt und ihm – ohne auf seine persönliche Geschichte und seine Persönlichkeitsstruktur einzugehen – ein nicht funktionierendes Konzept überstülpt, das mitunter sehr viel mehr Schaden anrichtet, als nachhaltig zu helfen.anniebae hat geschrieben:Würdest du dich der Bedingung, alle sechs Monate einen einfachen labortest zu machen als Vorasussetzung für die Therapieverlängerung mit Baclofen verweigern?
Warum?
Freitag 18. Juli 2014, 11:01
Nordlicht hat geschrieben:ein nicht funktionierendes Konzept überstülpt,
das mitunter sehr viel mehr Schaden anrichtet,
als nachhaltig zu helfen.
Herr Federico sagte er: „Sie sind viel kränker als Sie denken.“
Freitag 18. Juli 2014, 22:46
Samstag 19. Juli 2014, 11:41
Mittwoch 23. Juli 2014, 02:00
Es geht uns doch um nachhaltige Hilfe und nicht um Ruhigstellung, oder?
Das endgültige Begraben der Abstinenzforderung macht Platz für ungleich wichtigere Aspekte für das Individuum. Die anzustrebende Handlungsfreiheit in dieser Entscheidung vollständig zu unterbinden, macht das Vertrauen in die therapeutische Beziehung in klassischen Suchttherapien gleich zu Beginn zunichte. Es ist der Patient, der das Ziel der Therapie bestimmt. Wenn nicht, sprechen wir von Paternalismus, nicht von Therapie. Manchen hilft auch das. Angebracht ist es bei urteilsfähigen Erwachsenen nicht.
Das Elend das durch Alkohol ensteht werden wir auch durch das Abstinenzziel nicht lösen: wir brauchen mehr Öffentlichkeit, mehr engagierte Ärzte und Therapeuten die die Therapie mit Baclofen beherrschen, mehr engagierte Psychiater für die vielen Komorbiditäten, mehr Patienten, die sich einsetzen...die eine Behandlung einfordern.