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Wissenschaftliche Ergebnisse und Studien
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S3-Leitlinie “Screening, Diagn., Behandl. alkoholbez. Stör."

Sonntag 20. Dezember 2015, 23:52

Die S3-Leitlinie
“Screening, Diagnose und Behandlung
alkoholbezogener Störungen”
AWMF-Register Nr. 076-001
(Stand: 22.04.2015)
wurde bisher hier noch nicht eingestellt.

Hier ist sie.

Auszüge :

"Baclofen sollte aufgrund der derzeitigen Studienlage nicht für
die Behandlung des Alkoholentzugssyndroms eingesetzt
werden.
Empfehlungsgrad: O, LoE: 1b
Literatur: nach systematischer Recherche (2;45)
Gesamtabstimmung: 100%"

und

"Baclofen im Alkoholentzug: Derzeit ergibt sich keine ausreichende Evidenz für den
Einsatz von Baclofen zur Behandlung des Alkoholentzugssyndroms. Unklar ist bisher auch
die Auswirkung der möglichen Senkung der konvulsiven Krampfschwelle. Baclofen ist nicht
zur Behandlung des Alkoholentzugssyndroms oder der Alkoholabhängigkeit zugelassen.
Weitere Forschung erscheint notwendig." Sic...

Leider wird Baclofen hier nur im Zusammenhang mit "Entzug" erwähnt, nicht aber als (erwiesenes) Hilfsmittel zur Aufrechterhaltung einer Abstinenz.

Ich habe die Hoffnung dennoch noch nicht (ganz) aufgegeben, dass auch deutsche Suchtmediziner lernfähig sind und sich noch nicht zu sehr an ihre Scheuklappen gewöhnt haben !

LG, Werner

Re: S3-Leitlinie “Screening, Diagn., Behandl. alkoholbez. St

Montag 21. Dezember 2015, 02:42

Hallo Werner,
ich dachte immer, dass die Gleichwertigkeit von Baclofen mit Diazepam zur Unterdrückung von Entzugserscheinungen schon längst klinisch nachgewiesen ist... allerdings nur bis zu einer Dosis von 30 Milligramm.
Diese Eigenschaft erlaubt es ja, Baclofen in ein abklingendes Entzugssyndrom einzudosieren... ideal beim ambulanten Entzug.
Aber die Leitlinie empfiehlt ja (in wessen Interesse wohl?) auch die stationäre Entgiftung - obwohl ein IV-Projekt (IV = "integrierte Versorgung") in Saarlouis eindruckvoll zeigt, dass 90% aller Entgiftungen ambulant durchgeführt werden können. Und das sogar mit weit besserem Ergebnis als die klassische stationäre Detox: Weniger Abbrüche, weniger Rückfälle, höhere Abstinenzraten...

LG

Praxx

Re: S3-Leitlinie “Screening, Diagn., Behandl. alkoholbez. St

Montag 21. Dezember 2015, 14:23

Etwas anders verhält es sich in Frankreich:

Pharmacotherapy for Alcohol Dependence:
The 2015 Recommendations of the French Alcohol Society,
Issued in Partnership with the European Federation of Addiction Societies

Dort heißt es zu Baclofen:

For relapse prevention, acamprosate and naltrexone are recommended as first-line
medications (grade A). Disulfiram can be proposed as second-line option in patients with
sufficient information and supervision (EC). For reducing alcohol consumption, nalmefene is
indicated in first line (grade A). The second-line prescription of baclofen, up to 300 mg/day,
to prevent relapse or reduce drinking should be carried out according to the “temporary
recommendation for use” measure issued by the French Health Agency (EC).


Weshalb Nalmefen als first-line Medikament in der Reduktion bzw. zur Aufrechterhaltung
der Abstinenz präferiert wird, wird mit den Studienergebnissen begründet.
Na ja ..., Alain Rigaud, Corinne Dano, Romain Moirand, Claudine Gillet, F Paille, Karl Mann,
Maurice Dematteis sind natürlich auch Argumente.

Mal sehen, wie die hoffentlich bald erscheinenden Ergebnisse, von Bacloville und Alpadir
ausfallen werden.

LG Federico

Re: S3-Leitlinie “Screening, Diagn., Behandl. alkoholbez. St

Montag 4. Januar 2016, 16:19

Pharmacotherapy for Alcohol Dependence: The 2015 Recommendations of the
French Alcohol Society, Issued in Partnership with the European Federation of Addiction Societies
ARTICLE in CNS NEUROSCIENCE & THERAPEUTICS · JANUARY 2016

Das komplette Dokument kann bei mir per PN angefordert werden.
Schön, dass Transparency eingehalten wurde, die Payroll von Lundbeck gibt Einblicke.
Wie lange wollen wir uns das noch gefallen lassen?

LG Federico
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