Die "Säufer" im Titel des Fokus-Artikels sind Vergangenheit. Innerhalb der letzten Viertelstunde hat bei Focus jemand auf den Deckel gekriegt. Dabei hatte ich bereits posten wollen:
Je suis Säuferin.
Zitat:
„Die Ergebnisse der Studie sind nicht sensationell neu“, sagt Johannes Lindenmeyer, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sucht und Suchtforschung (DGSS). „Doch Baclofen erleichtert offenbar unter bestimmten Umständen die Alkoholabstinenz.“
Wie zu erwarten: Man beginnt sich einzureihen in die Liste derjenigen, die selbstverständlich im Bilde sind - mutig voran.
Zitat:
Generell gilt für Medikamente in der Suchtbehandlung: „Suchtpatienten sind stoffgläubig“, erklärt Lindenmeyer. Deswegen sei ein Ziel der Therapie, dass sie im Leben ohne Krücke zurechtkämen.
Für Medikamente gilt, dass Patienten an sie glauben?
Höchst aussergewöhnlich und absolut suchtspezifisch.
Zitat:
Auch wenn Medikamente die Abstinenz erleichtern, haben sie einen Haken: „Der Patient sieht den einfachen Weg als Lösung und fängt nicht an, darüber nachzudenken, was er bei sich ändern muss“, sagt der Suchttherapeut. Außerdem fehle ihm so das Gefühl, dass er es aus eigener Kraft geschafft habe, von der Sucht loszukommen. Das müsste in jedem Fall bewusst gemacht werden.
Wie der Mann auch nur in Betracht ziehen kann, dass ein Abhängiger mit dem "einfachen Weg" jeglichen inneren und äusseren Ruf nach Änderung ignorieren kann, wo er einen aus jeder Ecke anspringt.
Wie er seinerseits ignorieren kann, dass das Inanspruchnehmen der Medikation ein Veränderungsschritt IST.
Wie weit muss man dazu von der Realität der Betroffenen weg sein?
Die stoffgläubige Suchtpersönlichkeit, widerwillig und ohne (rechte sprich richtige) Motivation: Suchttherapie entblösst sich erneut als darauf angewiesen, dass Patienten diese Identität übernehmen (AA tut nichts anderes). Die Therapie funktioniert leider allerhöchstens unter diesen Umständen. Mit zweifelhaften Erfolgsquoten zwar, deren Ursachen aber im Zirkelschluss leicht wieder in der Suchtpersönlichkeit zu finden sind. Wie unglaublich zäh es sein kann, sie manchen Süchtigen auch erst noch aufzuzwingen. Eine Zumutung, dieses Patientengut.
lg
Lisa