Baclofen in Tageszeitungen, Magazine, Rundfunk, Fernsehen, Onlinemedien
Antwort erstellen

L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 6. Februar 2014, 18:46

Dr. Pascal Gache* wagt es also noch immer, sich in der Schweiz zu exponieren. Man braucht ein französisches Forum, um die Nadel (Schweizer Baclofen-Publikationen) aus dem Heuhaufen zu ziehen. Sein Artikel, nicht taufrisch, sondern vom Juni 2013, erschien in der französischsprachigen Zeitschrift "Dépendances" von SuchtSchweiz.
;) Der Titel: „L’affaire du baclofène“ (affaire kann ebenso Angelegenheit wie Affäre bedeuten…):
http://www.baclofene.org/wp-content/uploads/2013/08/Laffaire-Baclofene.pdf

Pascal Gache informiert. Er rollt die Geschichte von Beginn an auf, lässt nicht aus, dass unnötige Hindernisse, Interessenkonflikte und widerstrebende Experten die Erfolgsgeschichte von Baclofen behinderten, bleibt aber bei einem gemässigten Ton. Er erwähnt das Aufbrechen des Abstinenz-Dogmas.

Pascal Gache stellt fest. Baclofen macht seinen Weg, weil die Resultate überzeugen. Die Zurückhaltung aufgrund der unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf therapeutischer Seite, die in keinem Verhältnis stand zur Bereitschaft der Patienten, sie auf sich zu nehmen. Er lässt keinen Zweifel an der Wirksamkeit: die Ergebnisse der bereits erfolgten offenen Studien sind für ihn undiskutabel, er erwartet nichts anderes von den beiden strikt wissenschaftlichen Studien, die in Frankreich laufen. Und er erzählt beinahe nebenbei, wie die Patienten der „Hölle des Cravings“ entkommen. Er schliesst mit:

„Mit Baclofen erscheint eine wahre Revolution auf dem Feld der Abhängigkeiten. Baclofen lässt nicht gleichgültig! Die mit Erfolg behandelten Patienten, befreit von der Hölle des Cravings und der Obsession, werden nicht rückfällig. Und vor allem: erreicht wird das Resultat (der Erfolg) zum Preis einer zumutbaren Anstrengung, die die Patienten auch weiter aufrecht erhalten können. Keine Notwendigkeit, ein Held sein zu müssen, um dem Alkoholismus zu entkommen, das ist die Garantie dafür, dass sich die Ergebnisse der Behandlung verbessern werden und dass die Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol, die von den behandelten Patienten empfunden wird, keine Chimäre ist.“

lg
Lisa (die stolze Landsfrau :D )

*Gegen Dr. Pascal Gache wurde 2009 von einem behandelnden Arzt wegen der Verschreibung von Baclofen Klage eingereicht. Er musste in der Folge als Leiter der Unité d'Alcoologie des Universitätsspitals Genf demissionieren, hatte keinen Rückhalt in der Unispital-Hierarchie. Der Rückschlag hinderte ihn nicht daran, in eigener Praxis in Genf als Suchtexperte weiter Baclofen zu verschreiben. Parallel ist er bekanntlich als einer der führenden medizinischen Pioniere in der französischen Baclofen-Bewegung aktiv.

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 6. Februar 2014, 19:46

@Lisa, Du stolze Landfrau du :daumen:

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 6. Februar 2014, 19:52

Liebe Lisa,

mehr solcher Ärzte bräuchte auch unser (Deutsch-) Land !!!

GLG, Werner

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 13. Februar 2014, 16:13

Sehr geehrte Damen und Herren
Am 7.2.14 habe ich die SuchtSchweiz per Mail kontaktiert:
************
Sehr geehrte Damen und Herren

In der Romandie-Ausgabe Dépendances erscheint ein Artikel von Prof. Pascal Gache zur Behandlung des Alkohol-Cravings mit Baclofen. In Frankreich laufen zwei von der ANSM genehmigte Studien, deren Ergebnisse ab Mai 2014 zu erwarten sind (Bacloville und Alpadir: http://ansm.sante.fr/var/ansm_site/stor ... 6826c0.pdf).

In der deutschsprachigen Schweiz herrscht die von Pascal Gache beklagte "Indifférence" gegenüber nicht zu übersehenden Erfolgen dieser Therapie. Wie ist es zu erklären, dass das medikamentöse Ansetzen an der Unterdrückung des Cravings, dem neurobiologischem Symptom der Abhängigkeit, in der Schweiz in keiner Weise Niederschlag in den suchtmedizinischen Veröffentlichungen findet?

Ich bitte Sie, sich dieses Themas anzunehmen.

Freundliche Grüsse

LISA

*******
Am 11.2.14 erreichte mich folgende Antwort:

Herzlichen Dank für Ihre Anfrage vom 7. Februar. Wir selber vertreten die Meinung, dass die Resultate der klinischen Studien abgewartet werden müssen denn Baclofène kann durchaus auch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Doch in bezug auf Ihre Frage was die diesbezügliche Haltung der Suchtmediziner/innen in der Deutschschweiz ist empfehle ich Ihnen, sich an die Schweizerische Gesellschaft für Suchtmedizin zu wenden (SSAM / www.ssam.ch) zu wenden. (wir selber arbeiten nicht in der Behandlung, sondern in der Prävention)

Falls Sie weitere Fragen haben, dürfen Sie uns gerne wieder kontaktieren.

Mit besten Grüssen

Irene Abderhalden
Vizedirektorin

Leitung Prävention
Sucht Schweiz

**************

Ich schätze durchaus, dass ich eine Antwort gekriegt habe. Heisst das nun, dass die franz. Ausgabe mehr als nur Prävention macht? ...
Der Verweis auf die SSAM: Ob ich mir die Mühe machen soll, die Anfrage überhaupt zu stellen? Die Seite der SSAM liefert genau einen Treffer zu Baclofen:

Zitat der Woche
"Abstinenz ist eine Tortur."
Zitat von Prof. Olivier Ameisen zum Zustand, den er nach seinen unzähligen Alkoholentzügen (ohne Baclofen) erlebt hatte anlässlich der Veranstaltung "Update: Alkohol" in Zürich am 27.01.2011.

lg
Lisa

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 13. Februar 2014, 17:10

@Lisa,

ich glaube man nennt das „Mauern“, auch hierzulande nicht ganz unbekannt.
Und hinter diesen Mauern, so genannt Prävention, lässt sich gut verstecken.
Man muss sich mal die Präventions-Etats anschauen, da wird richtig gutes Geld
verbrannt, im wahrsten Sinn des Wortes – es ist nur Papier – allerdings davon Tonnen.

Am Ende eines jeden Jahres, erscheint dann der statistisch geschönte Bericht der/des
Suchtbeauftragten der Bundesregierung. Fazit: wir haben Großartiges geleistet.

LG Federico

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 13. Februar 2014, 18:44

Hallo Lisa,

mein Hochachtung für Deine Aktivitäten!!! Es ist und bleibt doch zum Kotzen -> je tiefer man sich in den Sumpf reinwühlt, desto mehr fängt er an zu stinken! Als unverbesserlicher Optimist hege ich immer noch die Hoffnung, das die Wahrheit sich durchsetzen wird - obwohl diese angesichts nicht zu leugnender Realitäten immer mehr leidet. Ich denke an meine Oma (die natürlich schon lange nicht mehr lebt). Sie war einfach gestrickt und hatte für uns Kinder immer so seltsame Sprüche drauf, wie: "Geld regiert die Welt" oder "Für mein Geld kann ich den Deiwel tanzen lassen". In tiefer Ost-Ideologie mitleidlich belächelt -> meine Oma war wohl ihrer Zeit voraus!

LG tom

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 13. Februar 2014, 21:06

@tom: gebe dir gern meine Hochachtung zurück, auch für deinen Huffpost-Beitrag. Aussage und Ton in perfekter Übereinstimmung.

@Ulrich Hammerla: dito.

Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht.
Vaclav Havel


Ich kenne einen, der sagt: Es geht ums Tun, nicht ums Siegen.

Die Mauern, ja. Mira,... sagt der Schweizer: Meinetwegen.

Ich habe - nach guter bedächtiger Schweizer Manier - überlegt und ich werde mich für die Antwort bedanken und um Angabe derjenigen suchtmedizinischen Fachblätter bitten, die sich nicht mit Prävention, sondern mit Behandlung befassen.

Und mich freundlich und optimistisch danach erkundigen, wie die Schweizer Fachwelt zur Baclofen-Entwicklung steht. Spätestens ab Mai, wenn die Studienergebnisse bekannt werden, muss eine Reaktion kommen. Vielleicht möchte die eine oder andere Zeitschrift dann ja sagen können: "Wie wir bereits im Februar berichteten..." ;)

Wenn nicht, sind sie halt typische Schweizer...
lg
Lisa

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 13. Februar 2014, 23:01

@ Lisa
ein Bissschen Hoffnung für die Deutschschweiz macht zumindest die "Berner Gesundheit", die haben wenigstens schon von über 5 Jahren begonnen, auf das Abstinenzparadigma zu verzichten und Körkels kT flächendeckend angeboten. Die wären sicher geeignete Ansprechpartner für Prof. Gache zum Thema "Baclofen".

LG

Praxx

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Donnerstag 13. Februar 2014, 23:22

Eine "gute Adresse" in der Schweiz ist auch Dr. Jochen Mutschler (OA Uni Zürich), den ich gemeinsam mit Praxx im letzten Jahr kennengelernt habe. Sogar öffentlich, im Artikel in der Suchttherapie über die medikamentösen Behandlungsoptionen der Alkoholerkrankungen wird Baclofen positiv erwähnt (Pape et al., Artikel konnte bei Federico per pm angefragt werden). Mutschler findet den Einsatz von Baclofen durchaus sinnvoll.
Prof. Michael Soyka (Meiringen/München) verschreibt zwar kein Baclofen, verfolgt aber die Entwicklung eher wohlwollend. Nicht zu ergessen: Dr. Rudolf Stohler, ehemals Leiter der Suchtabteilung Uni Zürich, seit dem letzten Jahr berentet, aber ausgewiesener Befürworter der Baclofentherapie.

LG jivaro

Re: L'Affaire du Baclofène: Pascal Gache in SuchtSchweiz

Freitag 14. Februar 2014, 02:09

Klingt nach 'ner Menge Arbeit, schmunzelt die Lisa - danke für die Infos!
Antwort erstellen