Baclofen in Tageszeitungen, Magazine, Rundfunk, Fernsehen, Onlinemedien
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Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholiker

Freitag 28. März 2014, 12:50

Unter einer neuen Headline Hoffnung für Alkoholiker findet man den bekannten Text
in einer geringfügig veränderten Version. Auch hier sieht Tom Bschor keinen Grund,
Baclofen anzuwenden. Die erste Kommentatorin sieht das anders, sie schreibt:


Charlies Berta • vor 14 Stunden

Die Meinung von Herrn Tom Bschor erinnert mich fatal an Max Klieber.

Der heroinabhängige junge Mann nahm 1987 an einer Konferenz mit dem Thema
Methadonbehandlung in Deutschland an der Uni Frankfurt teil und durfte das Wort an das
internationale Ärztegremium richten. Er stellte folgende Frage:

„Ist es moralisch, ist es ethisch und ist es mit dem hippokratischen Eid
zu vereinbaren, Suchtkranke in der Gosse verrecken zu lassen unter dem Motto
nimm meine saubere Therapie oder krepiere?"


Wenige Monate später schrieb und verbreitete Dorothea Klieber ihren „Bericht einer Mutter“,
der so abschloss: „Mein Sohn, seit 15 Jahren gehetzt und gejagt, sah keinen anderen Ausweg
mehr und machte seinem verzweiflungsvollen Leben ein Ende. Methadon wäre die Rettung
gewesen. Ich klage an!“

Ende der 80er-Jahre wurde die Methadonbehandlung zugelassen,
2002 erhielt Dorothea Klieber das Bundesverdienstkreuz „in Anerkennung ihres außergewöhnlichen Engagements für die Methadonbehandlung“.

Baclofen lässt sich natürlich nicht mit Methadon vergleichen.
Empathielose Ansichten mancher Suchttherapeuten sind zeitlos austauschbar.

LG Federico

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 14:26

Ein Satz in diesem Artikel lässt mir keine Ruhe:
Eine offizielle Zulassung in Deutschland liegt bis heute in weiter Ferne:
Bislang hat hier keine Pharmafirma eine Zulassungsstudie angestrengt.

Es muss im vereinten Europa nicht zwingend eine nationale Zulassungsstudie an den
Start gehen. Zumal es um ein bestens bekanntes Medikament und lediglich um eine
Zulassungserweiterung ginge.

Es gibt den Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use),
der innerhalb der Europäischen Arzneimittelagentur, u.a. Anträge für eine Zulassungserweiterung vorbereitet.
Wird ein Medikament wie z.B. Baclofen, von den Mitgliedern dieses Komitees positiv beurteilt,
kann es sehr zügig durch die Instanzen der Europäischen Arzneimittelagentur (London) navigiert werden.

Das PRAC (Pharmacovigilance Risk Assessment Committee) könnte dabei entscheidende Unterstützung
leisten. Schon jetzt werden im Rahmen der RTU akribisch Daten über unerwünschte
Arzneimittel Wirkungen von Baclofen gesammelt und nachdem bleibende Schäden oder gar Todesfälle
durch Baclofen nach wie vor unbekannt sind, sollte es keine Überraschungen geben.

Frankreich wird auch in diesem Fall wie gewohnt vorangehen.

LG Federico

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 15:12

2009 hat Tom Bschor ein Interview gegeben. Man lese sich nur mal seine umbemühte
Darstellung der GABA-Rezeptor-Funktion durch, offenbar hat er bis heute nichts dazu gelernt.
Auch schön im beiliegenden PDF zu lesen: Baclofen die „Zauberpille“.

LG Federico
Dateianhänge
BA_Interview_PD_Dr.med.Bschor_UH_1209-3.pdf
(897.95 KiB) 250-mal heruntergeladen

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 16:38

Was soll ich davon halten, dass eigens ein neuer Artikel aufgeschaltet wird, obwohl nur dessen Header verändert ist?

Paranoid verarbeitet:
Vielleicht will man den ersten Artikel baldmöglichst mitsamt den Kommentaren vom Netz nehmen?
Vielleicht will man mit der neuen Headline "Hoffnung für Alkholiker" vor allem Gegenstimmen provozieren?
Vielleicht - nee, ganz sicher - erhofft man sich durch den schon beinahe provokanten Titel mehr Auflagenstärke?

Oder: Ist man angesichts der eingegangenen Kommentare in sich gegangen und hat sich gründlicher mit dem Thema befasst? Ist erstaunt, dass die Zauberpillen-Gefolgschaft durchaus fähig zu differenzierter Auseinandersetzung ist?

Ich habe in aller Pingeligkeit den Vergleich gemacht (muss ich optisch vor mir haben):
Die Welt.pdf
(92.41 KiB) 255-mal heruntergeladen


Augenfälliger erster Eindruck: Die fetten Zwischentitel sind ersatzlos gestrichen worden:

Wirkmechanismus ungeklärt
Zulassung in Deutschland noch nicht abzusehen
Verzicht, Mühe und Arbeit


Und auch die letzten drei Abschnitte wurden ersatzlos gestrichen:

Dabei ist Bschor gegenüber neuen Medikamenten durchaus aufgeschlossen: "Die Erfolge in der Suchtmedizin sind viel zu gering, als dass wir uns nicht öffnen müssten", meint er. Medikamente sind jedoch auch für Christian Müller nur ein Baustein in der Suchttherapie. "Vor allem die psychotherapeutische Behandlung ist wichtig", erklärt er. Benötige ein Abhängiger über eine Psychotherapie hinaus die Hilfe eines Medikamentes, um sein Verlangen nach Alkohol zu unterdrücken, könnten zunächst die derzeit zugelassenen Wirkstoffe gegeben werden. Erst wenn damit keine Besserung eintrete, könne Baclofen zum Einsatz kommen.

Gute Umsätze seit Buchpremiere
Dessen Herstellern hat das Buch von Olivier Ameisen jedenfalls gute Umsätze beschert: Die Zahl der verkauften Tabletten stieg laut Bschor in Frankreich zwischen den Jahren 2004 und 2010 von 70 auf 100 Millionen pro Jahr – und das, obwohl keine große Pharmafirma Geld in die Erforschung der Wirkung bei Alkoholabhängigkeit steckt. Schon deshalb zollt Bschor seinem Kollegen Christian Müller von der Charité bei allen fachlichen Meinungsverschiedenheiten durchaus Respekt: "Genau dafür werden Universitäten bezahlt – dass sie diese Forschung machen, in die Firmen kein Geld investieren."
Die Behandlung mit Baclofen würde – von der derzeit verfügbaren Maximaldosis von 25 Milligramm pro Tablette hochgerechnet auf 270 Milligramm – pro Tag etwa 2,86 Euro kosten. Acamprosat und Naltrexon kosten in der empfohlenen durchschnittlichen Tagesdosis (DDD) 3,42 Euro bzw. 4,45 Euro.


Letzte paranoide Hypothese: Die Herren Müller und Bschorr haben sich persönlich eingeschaltet, um ihre Zitate verschwinden zu lassen.

lg
Lisa

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 16:51

Ich könnte mir vorstellen, dass der Herr Bschorr auch dieses Interview gern vom Netz genommen sähe... Eine derartig entlarvende Nichtkompetenz wäre mir jedenfalls noch 4 Jahre danach einfach nur peinlich.
Bschorr: Um aber bei Sucht zu helfen, müsste Baclofen schon im Gehirn wirken, denn die Alkoholwirkung entsteht im Gehirn. Nach meinem Verständnis reicht eine Wirkung am Rückenmark nicht aus.


:)) Lisa's Rückenmark grüsst herzlich!

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 16:51

@Interview2009
Aber wir wissen sehr gut, dass suchtkranke Patienten zum teil massiv Druck ausüben und ihre Ärzte manipulieren können. Und natürlich geben dem einige Ärtze dann nach [...]

:D Ohja, was habe ich manipuliert, aber sowas von manipuliert, vor allem meinen Hausarzt vor drei Jahren, ich als Suchtkranker bin ja sowieso ein Manipulator vor dem Herrn, Menschenskinder... ich bin immer noch stolz darauf, wie ich einen approbierten und promovierten Arzt dahingehend manipulieren konnte mir ein Mittel gegen den Alk zu verschreiben...das war eine ganz grandiose Manipulation - 5*****STERNE - mindestens! Und wie ich ihn erst unter Druck gesetzt habe...

Bei meinem jetzigen Arzt ging es einfacher, da musste ich mich nur einmal auf die Liege legen.

Ich könnte jetzt stundenlang so weiterschreiben...soll ich?

(Ich muss das jetzt aber nicht als Ironie kennzeichnen, oder?)

Irgendwie hat ein Mensch, den ich bis vorgestern noch nicht kannte, bei mir gerade ganz schön an Achtung verloren...

Drei Beleidungen in einem : Aus Information macht er Manipulation, aus Suchtkranken macht er Manipulatoren und aus Ärzten arme Opfer, die dem Druck ihrer - wohl mit allen Wassern gewaschenen Patienten -einfach nicht wiederstehen können. Grandios! Noch viel besser als all meine Manipulationen! 6******Sterne!

LG Nordlicht

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 16:59

Ich könnte jetzt stundenlang so weiterschreiben...soll ich?


OOOOOOOOOOOOHHHHHHHHHHHHHHMMMMMMMMMMMM

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 28. März 2014, 17:27

OOOOOOOOOOOOHHHHHHHHHHHHHHMMMMMMMMMMMM
Das war Swyzerdütsch für ja bitte!, oder?

Viel wichtiger: Sollte ich mal irgendwann doch noch durchdrehen, bitte versprecht mir, dass ich nicht zu diesem Dr. Bschor muss, solange er da noch Chefarzt der Psychiatrie ist. Ich hätte da ein wirklich seltsames Gefühl...wirklich! wirklich....wirklich....!

Wahrscheinlich würde er bei mir sogar eine bipolare Depression dritten Grades* diagnostizieren und mich deswegen...

OK, ich hör auf! Ich muss jetzt auch meine Progressive Muskelentspannung machen....bin wech... :-

*bipolare Depression dritten Grades - ist ein INSIDER!

LG Nordlicht

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Samstag 29. März 2014, 16:48

@all,

das hätte ich mal besser gleich gemacht. Jemand fragen der es wissen muss,
im vorliegenden Fall einfach die Autorin :-

http://www.welt.de/print/die_welt/wisse ... liker.html
im Vergleich zu diesem Artikel:
http://www.welt.de/gesundheit/psycholog ... arten.html

Die Erklärung ist einfach: Ersteres ist die Fassung des Artikels, wie er in der gedruckten WELT am Donnerstag erschienen ist. Zweiteres ist die deutlich längere Fassung des Artikels, wie er in der Online-Ausgabe erschienen ist. In der gedruckten Ausgabe gibt es eben das Problem, dass der Platz endlich ist – Online nicht.

LG Federico

Re: Verwirrend – WELT vom 27.03.2014 Hoffnung für Alkoholike

Freitag 25. April 2014, 22:15

Verzicht, Mühe und Arbeit (machen frei)

"Für Bschor werden mit Baclofen unseriöse und unrealistische Erwartungen geweckt. Kein Süchtiger müsse mehr Anstrengungen unternehmen, um seiner Erkrankung Herr zu werden. Psychotherapeutische Konzepte würden unterlaufen, in denen der Kranke für sein Verhalten Verantwortung übernehmen und seinen Willen mobilisieren müsse. "Eine Heilung der Alkoholsucht ist nicht ohne Verzicht, ohne Mühe und Arbeit leistbar", meint Bschor. Zudem sieht er die Gefahr, dass mit Baclofen die Sucht nur durch eine Ersatzhandlung – die einfache Einnahme eines Medikamentes – befriedigt wird."

Sein (Bschors) Fazit: "Ich sehe keinen Grund, Baclofen anzuwenden."

mich hat die Lektüre dieses Artikels geschockt. Tendenziöser kann man wohl kaum schreiben! Verzicht, Mühe und Arbeit, am Besten Blut kotzen als Strafe für die Zügellosigkeit! Ich könnt echt K....
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