Web Modus
Baclofen in Tageszeitungen, Magazine, Rundfunk, Fernsehen, Onlinemedien
Antwort erstellen

Es stand im SPIEGEL. Immerhin.

Samstag 2. Mai 2015, 16:08

Im neuen Spiegel, der ab heute am Kiosk erhältlich ist, nahm man die Baclofen-Studie
der Charité zum Anlass, dem Thema eine ganze Seite zu widmen. Immerhin. Und auch noch
in der Rubrik Wissenschaft.

Eine Pille gegen Suff

Berliner Forscher testen das Mittel Baclofen: Hilft es Alkoholikern, sich von der Sucht
zu befreien? Die Franzosen schlucken es bereits eifrig.

Aber klar, auch im Spiegel konnte die Redaktion der Versuchung „Pille gegen den Suff“,
nicht widerstehen. Der einzige, für mich neue und sinngebende Satz, stammt von Professor
Philippe Jaury: „Ab­sti­nenz ist für mich nicht das Ziel, son­dern eine Fol­ge der Be­hand­lung
mit Bacl­ofen“.
Den Rest könnt ihr vergessen, bis auf:

den Schlussakkord, den ein „anonymer Helmut“ setzen durfte, er zergeht mir förmlich
auf der Lunge, pfffftt ... Der stolze 71-jährige Berliner: „Ich bin seit 33 Jahren trocken.“
Der anonyme Daueralkoholiker hat schon viele Säue durchs Dorf treibend gesehen,
keines dieser Medikamente hat am Ende geholfen, weiß er. Und natürlich weiß er auch,
was einzig und alleine hilft: „Ein Al­ko­ho­li­ker mus­s ein Le­ben lang ab­sti­nent blei­ben und
immer in eine Selbsthilfegruppe gehen.“ Quasi als Beweis für die Datenlage sieht er sich
selbst, denn im letzten Satz höhnt er: „Welche Daten belegen für Baclofen solch eine
langfristige Wirkung?“ Die Antwort gibt er sich gleich selbst: „Keine!“

Was mich wirklich irritiert, ist die sprachliche Gestaltung des Artikels, der immerhin
in der Rubrik „Wissenschaft“ Unterabteilung „Medizin“ von Dr. Veronika Hackenbroch
verfasst und einsortiert wurde. Der Zeitgeist und die Mehrzahl der Mediziner mahnen
seit langem zu De-Stigmatisierung. Ich bin es leid, immer wieder auf sprachliche
Entgleisungen in diesem Kontext hinweisen zu müssen. Wenn es sein muss, werde ich
Beschwerde beim deutschen Presserat einreichen, es wäre nicht der erste Hinweis, den
Frau Dr. Hackenbroch vom Presserat hinnehmen muss, wie man hier nachlesen kann.

Vielleicht gelingt es mir, den Vorstand des Vereins Antistigma für diese Maßnahme
zu gewinnen ...?

Gute Besserung

Federico
Sollte jemand Interesse haben, den Artikel in der Print-Version zu lesen ...
PN an mich genügt.
Antwort erstellen