Nochmal zu Eagleman und
Inkognito.
Auf Seite 262 bin ich definitiv hängen geblieben. Im Grunde geht es um die alte Frage des Nichtwissens die schon Platon beschäftigt hat: „ich weiß, dass ich
nicht weiß“, bedeutet nicht, dass er
nichts weiß, sondern soll die Entlarvung des Scheinwissens durch Nichtwissen transparent machen.
Zitat:
Arthur C. Clarke meinte einmal, jeder ausreichend weit entwickelte Technologie sei nicht von Magie zu unterscheiden. Ich empfinde es nicht als deprimierend, dass der Mensch vom Thron gestoßen wurde: Für mich ist es Magie. Wie wir in diesem Buch gesehen haben, übersteigt der Inhalt dieser biologischen Behältnisse, die wir „Ich“ nennen, jegliche Fantasie, und der gewaltige Maßstab ihrer Interaktionen liegt derart weit jenseits unserer Vorstellungskraft und Selbsterkenntnis, dass wir mit gutem Recht sagen könnten, es sei „größer als wir“. Das System, das wir sind, ist derart komplex, dass wir mit Clarke von einer „magischen Technologie“ sprechen können.
Eagleman zitiert einen Witz den Neurowissenschaftler gerne machen: Wenn unser Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, dann wären wir nicht intelligent genug, um es zu verstehen.
So wie der Kosmos größer ist, als wir es je ahnten, sind wir selbst größer, als wir aufgrund unserer Selbstwahrnehmung geahnt hätten. Heute werfen wir einen ersten Blick in die Weite unseres Innenraums. Dieser innere, verborgene und intime Kosmos hat seine eigenen Ziele, seine eigenen Gebote und seine eignene Logik.
Unser Gehirn ist ein Organ, das uns fremd und exotisch vorkommt, doch seine detaillierten Verschaltungsmuster bilden die Landschaft unseres Innenlebens. Unser Gehirn ist ein verwirrendes Meisterwerk und wir haben das Privileg, in einer Zeit zu leben, die die Technologie und den Willen hat, es zu erforschen. Es ist das Erstaunlichste, was das Universum hervorgebracht hat.
Die vorangehenden 261 Seiten des Buches sind leicht zu verstehen und spannend, ja für jederfrau/man nachvollziehbar und flüssig zu lesen. Gelegentlich bleibt man an einigen Stellen hängen, wird zum Nachdenken animiert, bzw. gezwungen und das ist gut so. Es ist randvoll mit Beispielen die das Prinzip des „Nicht Wissen“ verständlich machen. Und es liefert plausible Erklärungen, warum Medikamente wie z.B. Baclofen, ein durch psychoaktive Drogen wie z. B. Alkohol, aus dem Gleichgewicht geratene Systeme reparieren können.
Fazit: uneingeschränkt empfehlenswert und fast ein „Muss“ für Menschen die nach Zusammenhängen und Lösungsansätzen in ihrem System suchen.
LG Federico