Antwort erstellen

Fundstücke

Montag 7. März 2016, 13:23

Gefunden in "Du kannst schaffen, was du willst" von Jan Becker:

"... Bei den sogenannten »Süchten« ist das nicht wirklich anders. Denn irgendeinen Nutzen haben sie immer. Es gibt Theorien, nach denen selbst chemisch stark wirksame Drogen nur dann abhängig machen, wenn der Benutzer damit etwas anderes kompensiert - der chemische Effekt ist sonst nicht stark genug, um eine Abhängigkeit zu erzeugen. Einsamkeit könnte zum Beispiel so eine Sache sein, die kompensiert werden muss. Menschen, die das starke Schmerzmittel Diamorphin aus medizinischen Gründen für eine Weile bekommen, sind dagegen nach Ende der Behandlung nicht abhängig. Dabei ist Diamorphin nichts anderes als Heroin, das als eine der am stärksten abhängig machenden Drogen gilt.

Schon in den Siebzigerjahren zeigte der kanadische Psychologieprofessor Bruce Alexander, dass Ratten, die in einer sehr rattenfreundlichen Umgebung mit Pflanzen, Artgenossen, Verstecken und Spielmöglichkeiten gehalten wurden, auch nach längerer Zeit nicht drogenabhängig wurden, sogar wenn man ihnen rund um die Uhr die Wahl zwischen Wasser mit Kokain und normalem Wasser ließ. Im Gegenteil, sie machten um das mit Drogen versetzte Wasser einen großen Bogen. Ratten hingegen, die unterstimuliert allein in einem tristen Käfig saßen, waren nach kürzester Zeit Junkies.
Sie hatten Bedarf an den Glücksgefühlen, die die Droge auf künstlichem Weg bereitstellte. Die Ratten im Rattenparadies hatten dagegen schon genügend andere Gewohnheiten, die sie glücklich machten. Noch interessanter wurde es, als Alexander die vierbeinigen Junkies ins Rattenparadies umsiedelte: Sie waren sofort clean. Der Grund war simpel: Es mangelte ihnen an nichts mehr, also mussten sie auch nichts mehr kompensieren. Professor Alexanders Forschung fristete lange Zeit ein Dornröschendasein, mittlerweile erleben seine Erkenntnisse jedoch eine Renaissance."


Hätte mir das Buch nie gekauft, wenn mir der Verfasser nicht als "sympathisch und interessant" in einer Talkshow aufgefallen wäre. Die Aufmachung des Buches kommt eher etwas reißerisch in Form eines neuen Wunderheilers daher. Aber es sind gute Anregungen enthalten - mal aus einer etwas anderen Sicht.

Mein Fazit aus dem Zitat: Heile Umwelt ist die halbe Miete

meint tom

Re: Fundstücke

Montag 7. März 2016, 14:31

Jan Becker, Bruce Alexander und du : Ihr habt ja sowas von Recht !!!

Ich merke das seit ein paar Monaten an mir selbst.
Das Umfeld stimmt, ich unternehme viel, habe keine zu hohen Erwartungen/Ansprüche mehr, speziell an mich selbst....
Und siehe da : Seit mittlerweile 8 Monaten kein Tropfen mehr und (ganz erstaunlich), mir fehlt nichts !

Liebe Grüße

Werner

Re: Fundstücke

Montag 7. März 2016, 18:05

Hallo Tom und Werner,

wunderbare Erkenntnisse, kurz und einleuchtend auf den Punkt gebracht. Werner, großartig! So will ich auch leben, sowohl was das harmonische Umfeld als auch die eigenen Erwartungen betrifft.

Herzlich grüßt
Dieter

Re: Fundstücke

Montag 7. März 2016, 19:49

Das hatten wir doch schon hier im Forum...

http://www.stuartmcmillen.com/comics_de/rat-park-de/#page-1

Re: Fundstücke

Montag 7. März 2016, 22:13

Stimmt genau!
Das „Rat Park Ding“ von B. Alexander ist zwingend logisch und führt quasi
jeglichen Tierversuch ad absurdum.

Dafür gibt es auch noch jede Menge anderer Beispiele.

Gut aufgepasst!

Re: Fundstücke

Dienstag 8. März 2016, 12:36

Das führt auch die abstruse Argumentation der AA, man müsse erst am Boden liegen (to hit rock bottom), um sein Leben ändern zu können, ad absurdum.
Liebe Grüsse
Trixie
Antwort erstellen