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Juli
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Betreff des Beitrags: Sich selbst annehmen Verfasst: Samstag 3. Dezember 2016, 12:05 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Bin dieser Tage wieder über die Pinguin-Geschichte gestolpert. Ich stelle sie mal hier ein: passt zum Weg aus der Sucht und zu sich selber und zuch zum 2. Advent, irgendwie, finde ich.
"Die Pinguin-Geschichte oder: Wie man sich in seinem Element fühlt
Diese Geschichte ist mir tatsächlich passiert. Ich war als Moderator auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert. Da denkt jeder: „Mensch toll! Luxus!” Das dachte ich auch. Bis ich auf dem Schiff war. Was das Publikum angeht, war ich auf dem falschen Dampfer. Die Gäste an Bord hatten sicher einen Sinn für Humor, ich hab ihn nur in den zwei Wochen nicht gefunden. Und noch schlimmer: Seekrankheit hat keinen Respekt vor der Approbation. Kurzum: ich war auf der Kreuzfahrt kreuzunglücklich. Endlich! Nach drei Tagen auf See, fester Boden. „Das ist wahrer Luxus!” Ich ging in einen norwegischen Zoo. Und dort sah ich einen Pinguin auf seinem Felsen stehen. Ich hatte Mitleid: „Musst du auch Smoking tragen? Wo ist eigentlich deine Taille? Und vor allem: hat Gott bei dir die Knie vergessen?” Mein Urteil stand fest: Fehlkonstruktion. Dann sah ich noch einmal durch eine Glasscheibe in das Schwimmbecken der Pinguine. Und da sprang „mein“ Pinguin ins Wasser, schwamm dicht vor mein Gesicht. Wer je Pinguine unter Wasser gesehen hat, dem fällt nix mehr ein. Er war in seinem Element! Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche! Mit einem Liter Sprit käme der umgerechnet über 2500 km weit! Sie sind hervorragende Schwimmer, Jäger, Wasser-Tänzer! Und ich dachte: „Fehlkonstruktion!” Diese Begegnung hat mich zwei Dinge gelehrt. Erstens: wie schnell ich oft urteile, und wie ich damit komplett daneben liegen kann. Und zweitens: wie wichtig das Umfeld ist, ob das, was man gut kann, überhaupt zum Tragen kommt. Wir alle haben unsere Stärken, haben unsere Schwächen. Viele strengen sich ewig an, Macken auszubügeln. Verbessert man seine Schwächen, wird man maximal mittelmäßig. Stärkt man seine Stärken, wird man einzigartig. Und wer nicht so ist, wie die anderen sei getrost: Andere gibt es schon genug! Immer wieder werde ich gefragt, warum ich das Krankenhaus gegen die Bühne getauscht habe. Meine Stärke und meine Macke ist die Kreativität. Das heißt, nicht alles nach Plan zu machen, zu improvisieren, Dinge immer wieder unerwartet neu zusammen zu fügen. Das ist im Krankenhaus ungünstig. Und ich liebe es, frei zu formulieren, zu dichten, mit Sprache zu spielen. Das ist bei Arztbriefen und Rezepten auch ungünstig. Auf der Bühne nutze ich viel mehr von dem was ich bin, weiß, kann und zu geben habe. Ich habe mehr Spaß, und andere haben mit mir mehr Spaß. Live bin ich in meinem Element, in Flow! Menschen ändern sich nur selten komplett und grundsätzlich. Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm! Und du wirst wissen, wie es ist, in Deinem Element zu sein."
Dr. Eckart von Hirschhausen
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Sich selbst annehmen Verfasst: Samstag 3. Dezember 2016, 14:06 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Liebe Juli
Herzlichen Dank für diese Zeilen! Sie weisen uns einen Weg zum wirklichen Sein. Wenn es uns gelingt, die Resonanzen der in uns vorgesehenen Genen zum Leben zu erwecken, dann haben wir die Chance zu uns selbst zu werden. Spontan kommt mir dazu der Film aus dem Jahre 1973 in den Sinn "Jonathan Livingston Seagull" (Die Möve Jonathan) nach dem Roman von Richard Bach.
Zitat daraus:
"Der ganze Körper ist von einer Flügelspitze zur anderen nichts anderes als Gedanke. Geist in sichtbarer Gestalt. Durchbrecht die Beschränktheit eures Denkens, und ihr zerbrecht damit auch die Fesseln des Körpers."
LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Agnes
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Betreff des Beitrags: Re: Sich selbst annehmen Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2016, 14:59 |
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Registriert: Dienstag 18. Oktober 2016, 04:55 Beiträge: 23
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Sehr schön die Geschichte, Juli.
Ich liebe Pinguine und werde den Weg aus der Wüste finden...inzwischen weiß ich, dass es auch Jahre dauern kann, bis ich im warmem Wasser frei schwimmen kann... der Anfang ist ja gefunden
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