Lieber delle,
danke für diesen wichtigen Hinweis!
Das Thema
Fetales Alkoholsyndrom (FAS) erfährt mehr und mehr öffentliches Interesse.
Wir haben vor fast 27 Jahren einen 3 Monate alten Säugling als Pflegekind aufgenommen (mit dem Ziel einer späteren Adoption). Sehr bald bemerkten wir, dass Andreas kein "normales" Kind ist, meinten aber, dass wir mit intensivster Förderung und viel Liebe seine Defizite ausgleichen können. Ich kann und will jetzt nicht alle Einzelheiten erzählen, nur so viel:
Er schaffte mit Müh und Not den Hauptschulabschluss und sogar eine Lehre als Fachkraft für Lagerwirtschaft, doch im Berufsleben fiel er ständig auf die Nase (er ist langsam, unpünktlich etc.). Abgesehen von kurzen Zeitarbeitsphasen ist er fast ständig arbeitslos, vertrödelt seine Zeit vor Fernseher und Compiuter, belügt und bestiehlt seine Pflegemutter (=meine seit 7 Jahren von mir geschiedene Ex-Frau).
Das große Dilemma: Er wird von seiner Umwelt nicht als behindert betrachtet ("hat doch eine abgeschlossene Lehre"). Im nachhinein betrachtet, wäre es wahrscheinlich besser gewesen, ihn nicht so intensiv zu fördern (= zu überfordern). Dann wäre er jetzt wahrscheinlich in einer Einrichtung, wo er Arbeiten verrichten kann, die ihn nicht permanent überfordern.
Ich bin nun dabei, Dokumente, Berichte etc. von den involvierten Jugendämtern, Physiotherapeuten, Psychologen, Ärzten zusammenzustellen, um in einem neuen Gutachten seine FAS-Schädigung feststellen zu lassen (was bei einem Erwachsenen gar nicht so leicht ist...).
Seit 2012 beschäftigt sich auch die medizinische Fachwelt intensiver mit diesem Thema :
S3-Leitlinie
Diagnostik
des
Fetalen AlkoholsyndromsAndreas wird in den nächsten Tagen 27 Jahre alt. Ich werde alles tun, damit er nicht die restlichen Jahre seines Lebens nur Frust und Misserfolgserlebnisse erfahren muss
(auch wenn er nicht ganz unschuldig am Scheitern meiner Ehe und an meinem Alkoholismus sein dürfte) !
Liebe Grüße, Werner