Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Sonntag 11. November 2012, 16:27 
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Registriert: Sonntag 11. November 2012, 16:08
Beiträge: 19
Hallo federico, hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum. Ich bin weiblich, 36 Jahre alt und trinke seit ich ca. 20 bin recht regelmäßig abends Alkohol. Im Alter zwischen ca. 24 bis 33 so ziemlich jeden Abend.
Tendenziell depressiv und ängstlich bin ich wohl schon immer, seit ca. 4 Jahren sind meine Ängste schlimmer geworden und ich habe Panikattacken bzw. lebe mit der Angst davor, wieder eine Panikattacke zu bekommen.
Seit drei Jahren schaffe ich es, pro Woche zwischen 1 und 3 alkoholfreie Tage einzulegen, was mir je nach Verfassung mal leicht oder aber sehr schwer fällt.
Momentan trinke ich an ca. 4 bis 5 Abenden in der Woche entweder 1 bis 1 1/2 Flaschen Wein oder 4 bis 5 0,5 l Flaschen Bier.

Mehr als 1 alkoholfreien Tag am Stück schaffe ich nicht, hauptsächlich, weil ich Angst vor Entzugserscheinungen wie Krampfanfällen oder gar einem Delirium habe.
Also trinke ich, wenn ich 1 Tag alkoholfrei war, am nächsten Abend wieder.

Ich habe von Baclofen gehört, ein bisschen im Netz darüber gelesen und mir gerade eben das Buch von Oliver Ameisen bestellt.
Wenn ich mehr über Baclofen weiß und mich entscheide, es damit zu probieren, möchte ich zu meinem Hausarzt gehen und eine Verschreibung mit ihm besprechen.

Vielleicht könnt Ihr mir die folgenden Fragen beantworten:

- Schützt Baclofen vor Entzugserscheinungen wie Krampfanfällen und Delirium?

- Da ich oft unter starken Einschlafproblemen leide: kann ich, wenn ich Baclofen nehme, abends noch 1 oder 2 Baldriparan stark für die Nacht nehmen? Verträgt sich das?

- Wenn man Baclofen nimmt und dann doch Alkohol trinkt, ist das sehr gefährlich? Also wenn man trotz Baclofen nicht "durchhält"?

Ich freue mich über Antworten und danke im Voraus,

liebe Grüße

Emilia


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Sonntag 11. November 2012, 22:49 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Hallo Emilia

Herzlich Willkommen hier im Forum! Schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast. Es kann der Start sein den Weg aus der Abhängigkeit zu finden.
Zitat:
Tendenziell depressiv und ängstlich bin ich wohl schon immer, seit ca. 4 Jahren sind meine Ängste schlimmer geworden und ich habe Panikattacken bzw. lebe mit der Angst davor, wieder eine Panikattacke zu bekommen.
Bei diesen Symptomen, verbunden mit Alkoholkonsum, findest Du mit Baclofen eine ideal geeignete Therapieform. Du hast m.E. eine gute Startposition und darfst auf einen Erfolg hoffen.

Zuerst möchte ich auf Deine Fragen eingehen. Ich kann sie Dir nicht als medizinische Fachperson beantworten, sondern aus eigener Erfahrung oder dem gesammelten Wissen des Forums.
Zitat:
- Schützt Baclofen vor Entzugserscheinungen wie Krampfanfällen und Delirium?
Ich selber war davon nie betroffen, würde aber sagen, dass bei einer Entgiftung wenn nötig andere Medikamente dafür eingesetzt werden müssen. Die Therapie aber anschliessend so rasch als möglich zu beginnen erachte ich als eine sehr gute Idee.
Zitat:
- Da ich oft unter starken Einschlafproblemen leide: kann ich, wenn ich Baclofen nehme, abends noch 1 oder 2 Baldriparan stark für die Nacht nehmen? Verträgt sich das?
Vertragen für mich ja. Es liegt jedoch im Bereich des möglichen, dass Du Baldrian dann nicht mehr benötigst! Bac hat bei vielen eine stark schlaffördernde Wirkung. Da kann ich aus eigener Erfahrung mitreden.
Zitat:
- Wenn man Baclofen nimmt und dann doch Alkohol trinkt, ist das sehr gefährlich? Also wenn man trotz Baclofen nicht "durchhält"?
Wenn es nicht von beidem gerade extreme Mengen sind offenbar nicht. Es ist jedoch in der Packungsbeilage beschrieben, dass aufgrund nicht vorhersehbarer Reaktionen dies zu vermeiden ist. Im übrigen wird bei gleichzeitigem Konsum die Wirkung von Bac durch Alk abgeschwächt. Dies könnte dann in eine Frust-Spirale führen.

Ideal wäre bei Beginn der Therapie eine vorausgehende Phase von ein paar Tagen Abstinenz. Ich weiss nicht wie es bei Dir mit dem Entzug aussieht. Dazu wirst Du sicher noch andere Antworten und Hinweise bekommen.

Als weitergehende Doku für Deinen Start möchte ich Dir noch folgende Infos geben:

Eine Zusammenstellung von Federico:
All you need
Beinhaltet auch Informationen für den Arzt!

Sowie "Leitplanken" für die Dosierung:
Königsweg

Nun hoffe ich, dass sich die Frage in Sachen Entzugsproblematik für Dich noch lösen wird und Du mit der Therapie bald beginnen kannst. Es ist ein vielversprechender neuer Weg auf dem Gebiet der Alkoholproblematik und ihrer tieferen Hintergründe.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute
LG moonriver

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Montag 12. November 2012, 00:28 
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08
Beiträge: 1949
Wohnort: Giessen
Liebe Emilia,

der Königsweg wäre das Ideal, schaffen aber nicht alle. Es ist auch möglich, niedrigdosiert mit Baclofen zu beginnen und in der Regel merken die Menschen rasch eine Verrringerung der benötigten Alkoholmenge. Ist natürlich ein Weg, den ich nicht vorschlagen sollte, aber viele hier haben es so geschafft. Baclofen wirkt auf die Entzugserscheinungen, sehr oft werden bei dieser Vorgehensweise gar keine beobachtet.
Es gibt Studien,die belegen, dass bis zu einer Dosis von 80mg Baclofen/d keine signifikante unerwünschte Wirkung im Zusammenhang mit Alkoholkonsum beobachtet wurde. Vor der "Frust-Spirale" kann ich nur eindringlich warnen. Konsum von Baclofen in hoher Dosierung in Kombination mit Alkohol führt oft dann mal bis zur Notaufnahme oder sogar Intensivstation; das Medikament gerät hierdurch immer wieder in Misskredit. Als "Angstpatient" sollte Dir das aber gar nicht passieren!

Gibt es Grunderkrankungen? Nimmst Du noch andere Medikamente? Hattest Du schon eine stat. Entgiftung? Therapie? Lebst Du alleine? Alles wichtige Faktoren zur Entscheidungsfindung stationäre versus ambulante Therapie-"form".

Falls Du während einer Entgiftung/Entziehung schon einmal einen Krampfanfall erlitten hast, bitte nicht alleine beginnen, Baclofen kann -insbesondere alleine verordnet- die Krampfschwelle etwas senken, das ist ambulant, ohne Medikamentenschutz, dann nicht möglich. Bereits in einer Entgiftung sollte mit Baclofen begonnen werden....was in den allermeisten Entgiftungen leider (noch) nicht gemacht wird. Durch die vermehrte Ausschüttung von Gamma-Amino-Buttersäure werden viele Entzugssymptomatiken im "Vorfeld" abgemildert oder sie treten gar nicht auf.

2 Baldriparan sind nun gar kein Problem! Geht.

Und jetzt erst einmal: herzlich Willkommen im Forum. Wie schreibt Federico immer: schau Dich in Ruhe um. Die wichtigsten Infos, auch für den Arztbesuch, hat moonriver dankenswerterweise für Dich schon eingestellt.

Alles Liebe, viel Kraft und GGG (Geduld...)
LG jivaro

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"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Montag 12. November 2012, 12:01 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Herzlich willkommen Emilia,

Angst vor Krampfanfällen oder gar einem Delir haben viele. Eine gute und bewährte Methode sicher zu gehen ist, Baclofen einzuschleichen und zugleich Alkohol langsam zu verringern. Alkohol langsam und allmählich auszuschleichen erfordert ohne Baclofen enorme Willensanstrengungen, mit Baclofen ist es für die meisten ganz einfach.

Ich nehme mal an, Du möchtest die Zwangsläufigkeit des Alkohols abstellen, der Wille ist also da. Sehr positiv ist auch der Wegfall der Angst zu bewerten, das ist eine bekannte Zusatzwirkung von Baclofen. Am besten fängst Du so an wie Du es geschrieben hast, alles weitere dann hier im Forum.

LG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Samstag 17. November 2012, 16:16 
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Registriert: Sonntag 11. November 2012, 16:08
Beiträge: 19
Hallo zusammen,

lieben Dank für Eure Antworten und die freundliche Begrüßung.

@moonriver: danke für die Links.

@jivaro: also geht es offenbar auch ohne vorherigen Entzug. Das ist sehr interessant. Ich hatte im Jahr 2009 eine stationäre Entgiftung. In der Zeit vorher hatte ich mehr als üblich getrunken, es war eine sehr stressige Phase meines Lebens, und dann traten zum ersten Mal Panikattacken auf. Ich dachte, das liegt sicher am Alkohol oder wurde zumindest dadurch begünstigt, und ging in die Entgiftung. Ich war 6 Tage dort und hatte, abgesehen von Nervosität ab und zu und innerer Leere keine Entzugserscheinungen. Medikamente: ich habe dort nur Atosil Tropfen abends zum Einschlafen bekommen.

Danach habe ich für ca. 1 Jahr eine Verhaltenstherapie gemacht und parallel Opipramol genommen. Mir ging es besser damit, wobei meine Ängste einige Monate nach dem Absetzen wiedergekommen sind. Ob die Therapie geholfen hat, bezweifle ich im nachhinein. Opipramol habe ich noch hier, nehme es aber seit ca. 1 1/2 Jahren nicht mehr, weil ich davon sehr sehr müde wurde und zugenommen habe. Zur Zeit nehme ich keine Medikamente bis auf Baldriparan zum Schlafen und ab und zu Lasea. Tagsüber, wenn ich sehr nervös bin, nehme ich Baldriparan zur Beruhigung, das hilft mir schon ein wenig.

Bisher hat weder ein Arzt noch die Therapeutin mich "diagnostiziert", dem entsprechend weiß ich nicht, ob Grunderkrankungen vorliegen.
Wenn ich beim Hausarzt ein Blutbild habe machen lassen, war bisher immer "alles ok" bis die folgenden leicht erhöhten Werte: Leukozyten, Cholesterin und Harnsäure. Leberwerte alle im Normbereich.

Weil meine Nervosität und Panikattacken oft während und nach meiner Periode auftreten, habe ich bei einer Gynäkologin einen Hormonspiegel machen lassen. Auch hier sagte mir die Ärztin, es sei alles normal. Das DHEA war recht niedrig, aber darauf ist die Ärztin gar nicht eingegangen.

Ja, ich lebe alleine.

@Federico: ja, genaus so ist es. Ich möchte die Zwangsläufigkeit des Alkoholkonsums abstellen. Und die Ängste/Nervosität. Und das Kreisen der Gedanken um Alkohol wie "jetzt habe ich gestern schon nichts getrunken, dann muss ich ja heute abend was trinken (aus Angst vor Entzugserscheinungen)". Es ist auch so, dass ich oft, wenn ich abends getrunken habe, am nächsten Tag nicht oder nur schwer in der Lage bin, alltägliche Dinge wie Einkaufen zu erledigen. Dann ist die Angst vor der Angst sehr stark, und besonders Autofahren geht dann kaum.

Ich frage mich oft selbst, ob ich wirklich abhängig bin oder ob es "nur" die Gewohnheit ist. An manchen Abenden, meist Abende, nachdem ich am Vorabend nichts getrunken habe, trinke ich Bier oder Wein, weil ich denke, ich müsste das. Dann habe ich eigentlich gar kein Verlangen danach und es schmeckt mir sogar fies.

Und weil Baclofen ja offenbar auch besonders gegen Ängste wirkt, wage ich zu hoffen, dass es mir helfen könnte.

Viele Grüße

Emilia


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Samstag 17. November 2012, 20:46 
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Beiträge: 1949
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Liebe Emilia,

ich bin überzeugt, dass Du einen Therapieversuch mit Baclofen wagen solltest. Wie im Leitfaden beschrieben, ganz langsam. Ob Du ergänzend wirklich noch ein weiteres Medikament benötigst wird sich später herausstellen.

Alles, alles Liebe
jivaro

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Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Sonntag 18. November 2012, 02:24 
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Gründer †
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Zitat:
Ich möchte die Zwangsläufigkeit des Alkoholkonsums abstellen.
@Emilia,

das ist es. Falls Du nach ein paar Wochen feststellen solltest, alles nur schlechte Gewohnheit, hast Du wenigstens Gewissheit.

Mach das mal einfach.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Montag 19. November 2012, 15:19 
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Registriert: Sonntag 11. November 2012, 16:08
Beiträge: 19
Hallo jivaro,

Zitat:
Wie im Leitfaden beschrieben, ganz langsam.


Meinst du mit "Leitfaden" den Königsweg, der mit 3 Tagen Abstinenz beginnt?

Oder gibt es einen anderen Leitfaden, der das langsame Einschleichen von Baclofen und das parellele Ausschleichen von Alkohol beschreibt?

Viele Grüße
Emilia


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Montag 19. November 2012, 20:29 
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Registriert: Montag 8. Oktober 2012, 12:12
Beiträge: 11
Hier ist der

Leitfaden

und hier der


Königsweg

Und hier :

Ein Hallo und Willkommen im Forum !!!

_________________
Es gibt eine Vollkommenheit tief inmitten alles Unzulänglichen. Es gibt eine Stille, tief inmitten aller Ratlosigkeit. Es gibt ein Ziel, tief inmitten aller weltlichen Sorgen und Nöte.
- Buddha -


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 Betreff des Beitrags: Re: Neu hier - Fragen zu Baclofen
BeitragVerfasst: Montag 19. November 2012, 20:59 
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Registriert: Sonntag 11. November 2012, 16:08
Beiträge: 19
Vielen Dank, Shepard!


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