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Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunden

Dienstag 4. Juli 2017, 07:46

Neue Baclofen-Episode.
Lemonde.fr - 3. Juli 2017 - Laut einer Studie, veröffentlicht am Montag, 3. Juli, von der Nationalen Agentur für die Sicherheit von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten (ANSM), wird das Medikament Baclofen, in hohen Dosen verwendet um Alkoholismus zu behandeln, mehr als doppelt soviel mit einem hohen Todesrisiko in Verbindung gebracht als Medikamente, die gegen diese Krankheit vermarktet wurden.
Bei hohen Dosen wird das Risiko der Hospitalisierung um rund 50% gesteigert, nach der Studie der "Caisse nationale de l'assurance maladie des travailleurs salariés"(CNAMTS) (Nationale Krankenversicherung für Arbeitnehmer) in Zusammenarbeit mit INSERM und ANSM im Zeitraum 2009-2015.
Bei mehr als 180 mg / Tag ist dieser Anstieg des Hospitalisierungsrisikos und des Todes insbesondere von Patienten, die mit Baclofen behandelt sind, im Vergleich zu der Behandlung von Alkoholabhängigkeit besonders signifikant, laut der Studie.

Von allen Patienten, die Baclofen nahmen zwischen 2009 und 2015, haben mehr als zwei Drittel oder 213.000 Patienten das Medikament gegen Alkoholsucht verwendet.
Für Dosierungen zwischen 75 mg / Tag und 180 mg / Tag, steigt das Risiko einer Hospitalisierung moderat 15%, im Vergleich zu den Medikamenten mit einer Zulassung (MA) für Alkoholismus , aber das Todesrisiko wird mit Faktor 1,5 multipliziert (und mit Faktor 2,27 bei mehr als 180 mg / Tag).

Insbesondere steigt die Vergiftungsgefahr, Epilepsie und der unerklärte Tod [nach dem Sterbeurkunde] mit der Dosis von Baclofen. „Es gibt keine bessere Haftung [Patienten] mit Baclofen als mit andere Behandlungen“, sagt Dr. Dominique Martin, Leiter der ANSM.

In den ersten sechs Monaten haben nur 10% der Patienten Baclofen ohne Unterbrechung genommen. Schließlich, wie bei anderen Medikamenten gegen Alkoholabhängigkeit , haben mehr als vier von fünf Patienten, die eine Behandlung mit Baclofen anfingen, im Laufe der ersten 6 Monate mit der Behandlung aufgehört.

LG

Patrick

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 09:15

Hmmm, aus dieser Studie geht allerdings nicht hervor ob die Verstorbenen nun an Vorerkrankungen oder tatsächlich an einer Überdosis Baclofen verstorben sind.
Ich gehe mal davon aus, daß sowohl die Krankenhaus-Einweisungsrate als auch die Sterblichkeitsrate durch Vorerkrankungen bedingt sind (Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und mache mir bei meiner derzeitigen Dosierung von 175mg/d keine weiteren Sorgen, denn Baclofen funktioniert :-bd

Trotzdem danke für den Bericht Patrick!

Viele liebe Grüße

Nadine

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 09:25

http://ansm.sante.fr/S-informer/Actuali ... Communique

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 09:49

Lieber Patrick! :-h

Das sind ja keine guten Neuigkeiten..!!!! :( :(

Werde das nächste Mal mal mit meinem Arzt darüber reden!

So eine Meldung verunsichert natürlich.... :Mad:

Aber danke dafür!

Liebe Grüße
Manuela :-h

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 09:55

Liebe Nadine
Klamsch hat geschrieben:aus dieser Studie geht allerdings nicht hervor ob die Verstorbenen nun an Vorerkrankungen oder tatsächlich an einer Überdosis Baclofen verstorben sind.
Das stimmt. Da braucht's noch viel mehr.

Trotzdem gibt's jede Menge französische Zeitungen, die darüber berichten... So wird die öffentliche Meinung beeinflusst, und es dürfte schwieriger werden, hierzulande ein off-label Rezept zu bekommen....

LG

Patrick

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 10:20

Das Resümee das aus dieser Studie gezogen wird ist tatsächlich, daß die Verordnung von Baclofen in hohen Dosen in Zukunft überdacht werden soll.
Auch für die geplante Zulassung zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit soll diese Studie herangezogen werden.
Das würde es wirklich sehr viel schwerer machen an ein Rezept zu kommen :( , bzw. dem Internet-Handel einen ziemlichen Boom bescheren.
Danke für den Link Casablanca!

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 11:51

Klamsch hat geschrieben:Das Resümee das aus dieser Studie gezogen wird ist tatsächlich, daß die Verordnung von Baclofen in hohen Dosen in Zukunft überdacht werden soll.


In dem Bericht der ANSM ist ein Link zu einer PDF-Datei mit viel französisch und vielen Zahlen. Zahlen kann ich einigermaßen, französisch nicht.

Mal abwarten.

http://www.forum-baclofen.com/post31114.html#p31114

LG

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 12:01

Ich bin der festen Überzeugung, dass hier der Mischkonsum Alkohol und Baclofen eine grosse Rolle spielt.

Ich begegne in der letzten Zeit Menschen, die die Ernsthaftigkeit der Therapie nicht realisieren (wollen). Beispiel: "Kann ich nicht einfach soviel nehmen wie Ameisen, der hat doch auch immer wieder getrunken, dann macht das Baclofen dass ich nicht mehr will."
Auf die Frage ob der Mensch denn wirklich aufhören möchte Alkohol zu konsumieren kommt nicht so selten: "Kann ich mir nicht vorstellen, aber das Medikament macht ja was im Kopf."

Oder die Einnahmezeitpunkte: "vor 10.00 Uhr kann ich nicht, da schlafe ich, Mittagessen tue ich nicht, die Einnahmezeitpunkte 10.00, 12.00, 16.00. und 17.00 Uhr sind schliesslich 4 x täglich." Wenn das so kompliziert ist kann etwas nicht stimmen.

Andere Patienten kommen jetzt "aus der Deckung", mein Arzt hat keine Erfahrung, aber er war so nett und hat es aufgeschrieben, mir ging es nicht gut. Auf die Frage was war kommen Antworten wie: ich hatte Schüttelfrost. Wann: erinnere ich nicht. Bei welcher Dosis: das ist zu lange her.

Mich würde interessieren wieviele der französischen Fälle ärztlich begleitet waren.

Habe heute erfahren, dass einige Kollegen mit niedrigem Baclofen (max. 90mg/d) in Kombination mit Naltrexon arbeiten. Das Baclofen "nimmt mal die Spannung raus." Mit guter Psychotherapie und etwas gutem Willen ginge das dann auch!

Und dass Baclofen süchtig machen würde postulieren jetzt einige Neurologen, man wisse das von den MS-Patienten! HILFE!

LG jivaro

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 13:35

casablanca hat geschrieben:Zahlen kann ich einigermaßen, französisch nicht.

Ich bin zwar des Französischen einigermaßen mächtig, aber 58 Seiten sind schon mächtig #:-s
Mal sehen ob ich es in einer ruhigen Minute wenigstens "überfliegen " kann.

LG
Nadine

Re: Hochdosiertes Baclofen mit erhöhtem Todesrisiko verbunde

Dienstag 4. Juli 2017, 19:53

Seid gegrüßt

Der Bequemlichkeit halber stelle ich meinen heutigen Beitrag im Nachbarforum hier einfach mal unverändert ein:

DonQuixote hat geschrieben:Seid gegrüßt

Und Danke an @Lucidare für den Hinweis :daumen: .

Ja, diese „Schreckensmeldung“ macht derzeit die Runde. Zu analysieren gilt es jedoch nicht nur die Pressemitteilung der Französischen Agentur für die Überwachung der Sicherheit von Medikamenten und Medizinalprodukten (ANSM), und schon gar nicht den Artikel in „Le Monde“, sondern vielmehr den in der oben genannten Pressemitteilung verlinkten und auf 58 Seiten publizierten Untersuchungsbericht. Ich spreche bewusst von einer „Untersuchung“ und nicht von einer „Studie“. Denn das Papier ist nicht in einem Fachjournal veröffentlicht worden, und das wird auch niemals geschehen. Denn zu offensichtlich sind da diverse haarsträubende Unzulänglichkeiten. Von einigen Medien wird das dann aber gerne noch weiter eingedampft, und dann gipfelt das in Überschriften wie „Hochdosiertes Baclofen ist mit erhöhtem Todesrisiko verbunden“. Das erste was mir dazu einfällt ist: „Sommerloch, ick hör Dir trappsen“.

Nicht so lustig ist allerdings, dass sich die ANSM offenbar auf diese Untersuchung versteifen möchte und die Regelungen zur Vorübergehenden Zulassung (RTU) demnächst überarbeiten und auch die bevorstehende definitive Zulassung (Autorisation de mise en Marché / AMM) darauf aufbauen will.

Ich habe es mir zwar schon einigermaßen gut angesehen, aber eine vollständige Analyse dieses oben genannten 58-seitigen (Französischen) Papiers ist für mich als Fremdsprachler sehr aufwändig. Ich warte deshalb notgedrungen und auch aus lauter Bequemlichkeit erst mal ab, was an Kritik von Französischer Seite kommt. Lasst Euch aber um Himmels Willen in der Zwischenzeit nicht von solchen reißerischen Schlagzeilen verunsichern!

Bis also demnächst, DonQuixote

DonQ
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