Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 12. Oktober 2010, 18:08 
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Registriert: Dienstag 2. März 2010, 11:17
Beiträge: 575
Ein liebevolles Hallo aus dem Süden

Nachdem ich mich aus verschiedensten Gründen (schwerste Erkrankung meines Vaters, berufliche Umstrukturierungen etc.) längere Zeit nicht mehr geschrieben habe, melde ich mich aus der Sommerpause zurück.

Es wird noch etwas Zeit dauern, bis ich mich wieder eingelesen habe, aber ich freue mich darauf, Eure vielen Beiträge nach und nach anzuschauen.

Resümee nach 1 Jahr Einnahme von Baclofen:

Beginnend Okt. 2009 habe ich nach einer schrecklichen Zeit der Alkrückfälle (mein Einsehen, dass ich alkoholkrank bin und nicht mehr trinken will war 2003).

Eine Zeit der Qual fing an, viel schlimmer als die Zeit, zu der ich trank.
Jetzt wusste die Familie, dass ich nicht mehr trinken darf, ich wurde kontrolliert, trank heimlich, lügte, betrügte mich und die Familie. Mein Selbstwertgefühl war im Keller.

Immer wieder Rückfälle, Vorwürfe bis hin zu Selbstmordgedanken. Die schlimmste Zeit meines Lebens, für mich und meine Familie :smt010

2009 durfte ich über einen Artikel über Dr. Ameisen, Lesung des Buches und Eintritt in dieses Forums für ca. 1/2 Jahr trocken sein. Sogar meine Benzo-Abhängigkeit habe ich in den Griff bekommen. Wie in meiner "Geschichte" zu lesen ist, habe ich langsam Bac hochdosiert und die Benzos runter dosiert.

Nach diesem halben Jahr habe ich das sg. MT versucht. Hat auch anfangs gut geklappt, aber ich bin zwischendrin wieder tiefer in die Alk-Falle gerutscht, d.h. 1-3 Tage trinken (aber mit Bac ca. die Hälfte bis 1/3 weniger als vorher), aber trotzdem, mir bekommt das MT nicht.

Habe während dieser Zeiten den Fehler gemacht, Bac runter zu dosieren, weil ich Angst vor den Nebenwirkungen hatte, und dann viel zu schnell wieder hoch... ein Teufelskreislauf wider besseren Wissens, den ich mir selbst zuzuschreiben hatte und wirklich niemandem anraten würde.

Mittlerweile schwankte ich zwischen ca. 70 mg Bac p.Tg. und 20/30 gr. Klar, dass das unschöne Auswirkungen hatte.

Ich kann es Euch nicht erklären... trotz massiven geschäftlichen Sorgen, konnte ich Mitte August das Glas stehen lassen. Es hat irgendeinen Schalter bei mir umgelegt, anders als im letzten Herbst...... ich will nicht moderat trinken, es ist mir todernst, ich trinke keinen Alkohol mehr und ich habe keinerlei Verlangen danach.

Aug. 10 war ich bei 70 /75 mg. Bac und nur noch 1 mg. Benzo. Ich habe, als ich merkte, dass ich stabil genug bin, angefangen Bac zu reduzieren.
70 mg. machten Nebenwirkungen (Kribbeln in den Beinen, Blasenprobleme). Alle 3 Tage 2.5 mg. weniger. Jetzt bin ich bei 45 mg und es geht mir sehr gut.

Ich möchte noch auf 30/35 mg reduzieren und wenn ich dann weiterhin so mittig bin, geht's weiter, denn Bac hilft mir auch meine Benzo-Sucht in den Griff zu kriegen. D.h. ich bleibe bei meiner Erhaltungsdosis Bac und mache mit den Abbau der Benzos weiter (habe ich während der Sommerzeit nicht gemacht, weil ich zu instabil war).

Noch etwas :smt002 .... seit ein paar Monaten nimmt mein Man auch Baclofen 2 x 5 mg pro Tag. Er hat kein Alkoholproblem, aber beruflich bedingt extrem nervös und hatte immer wieder eine psychisch bedingte Gürtelrose.
Seit der Bac-Einnahme, keine Gürtelrose mehr :smt003 und was mir in letzter Zeit auffällt, sein Wesen ist anders, ruhiger, sieht die Dinge aus einer anderen Sicht. Mittlerweile kann er sogar zugeben, dass Bac ihm gut tut [ok].

So, das war es erst einmal von mir.

Wünsche Euch eine gute Zeit
Ganz liebe Grüsse

:smt006 Emelie

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Mittwoch 24. November 2010, 18:08 
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Beiträge: 575
Hallo Ihr Lieben,

nun ist schon wieder über einen Monat her, dass ich hier schrieb. Es hat sich einiges bei mir umstrukturiert. Wir haben unser externes Büro aufgelöst, d.h. mein Mann und ich arbeiten zuhause (mit freien Mitarbeitern). Die Tage dürften mehr Stunden haben, aber wir kommen da durch.

Zu meinem Befinden. Ich reduziere weiter meine Benzodosis, nur 1-2 Tropfen pro Woche, mehr geht nicht. Der Entzug wird trotz Baclofen sonst zu stark. Ich hätte nie gedacht, wie schlimm ein Benzo-Entzug ist. Im Gegensatz zum Alkoholentzug (der Körper ist nach 4 Tagen entgiftet, was bleibt ist die psychische Abhängigkeit), ist - so empfinde ich es - beim Benzo-Entzug der körperliche Prozess viel schlimmer. Ohne Bac würde ich den Entzug ohne Klinikaufenthalt vermutlich nicht schaffen.

Meine Bac Dosis habe ich auf 40 mg/tägl. reduziert und bleibe bei dieser Dosis.

Nebenwirkungen/Entzugserscheinungen?....Seit einiger Zeit leide ich direkt nach dem Aufwachen unter Bauchschmerzen und habe Befindlichkeitsstörungen in den Beinen (Ameisenlaufen). Gleichfalls leide ich seit ca. gleichlanger Zeit mehrmals wöchentlich früh an akuten Depressionsschüben, die nach Einnahme der ersten Bac-Dosis, ca. 7 Uhr, von 10 mg schnell vorbeigehen.

Positiv ist zu vermerken, dass ich nach wie vor überhaupt keinen Alkohol-Suchtdruck habe und daher auch keinen Alkohol trinke.

Liebe Grüsse und alles Neuen ein gutes Gelingen
Eure Emelie :smt006

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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Donnerstag 10. Dezember 2015, 01:51 
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Gründer †
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
Emelie hat geschrieben:
ich kann es kaum glauben... ist es wirklich 5 Jahre her, dass ich hier schrieb

Liebe Emelie,

wenn ich richtig rechne, ist es bereits beinahe 7 Jahre her. Kaum zu glauben wie die
Zeit vergeht, aber Du hast dich am 3. März 2010 hier im Forum vorgestellt.

Ich danke Dir für diese beeindruckende Rückschau auf ganz wesentliche
Abschnitte Deines bewegten Lebens. Alkohol, Benzos, Angst, Depressionen, Baclofen,
ein Leben von ganz Oben bis ganz nach Unten – am Ende stabil und glücklich
in deiner Mitte angekommen.

Mit einem Wort, Recovery ist möglich!

GLG Federico

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Donnerstag 10. Dezember 2015, 02:50 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Liebe Emelie

Es macht Freude, Deinen Bericht zu lesen.

Jeder Mensch, welcher Glück empfindet, ist eine Bereicherung für dieses Universum. Ist es nicht der Urgedanke des Seins, dass wir Menschen fähig sind, mit etwas Mut und unkonventionellem Denken die Grenzen zu sprengen, über den eigenen Schatten zu springen. Unseren in der Seele vorgezeichneten Weg wirklich zu gehen...?

Liebe Emelie, Du hast in meinen Augen dies vollbracht...

Ich bin im Alter von 62 auch nochmals auf dem Weg die Grenzen zu sprengen... bevor es definitiv zu spät ist. Du machst mir Mut und gibst mir Kraft!

Liebe Grüsse
moonriver

_________________
„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Donnerstag 10. Dezember 2015, 18:23 
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Registriert: Donnerstag 20. November 2014, 14:05
Beiträge: 96
Liebe Emelie,

ich habe soeben Deinen beeindruckenden Lebensbericht und jetzigen LEBENS- Standpunkt gelesen. Mir sind beim Lesen die Tränen gekommen und es hat mich sehr berührt und irgendwie macht mir Dein Text für mein eigenes Leben grad wieder Mut den ich manchmal fast zu verlieren scheine.

Danke, danke das Du Dir die Zeit genommen hast und uns diesen Bericht geschrieben hast. Für mich ganz ganz wertvoll!!!

Ganz liebe Grüße an Dich und Dir eine schöne Weihnachtszeit-
Holzweg


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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Donnerstag 10. Dezember 2015, 20:33 
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Registriert: Dienstag 2. März 2010, 11:17
Beiträge: 575
Holzweg hat geschrieben:
Liebe Emelie,

ich habe soeben Deinen beeindruckenden Lebensbericht und jetzigen LEBENS- Standpunkt gelesen. Mir sind beim Lesen die Tränen gekommen und es hat mich sehr berührt und irgendwie macht mir Dein Text für mein eigenes Leben grad wieder Mut den ich manchmal fast zu verlieren scheine.

Danke, danke das Du Dir die Zeit genommen hast und uns diesen Bericht geschrieben hast. Für mich ganz ganz wertvoll!!!

Ganz liebe Grüße an Dich und Dir eine schöne Weihnachtszeit-
Holzweg


Liebe Holzweg,
ich freue mich sehr , dass meine Worte Dich ermuntern! und sende Dir ganz herzliche
Grüsse und einen Ferndrücker von der Ostseeküste

Nun wünsche ich Allen, die dies lesen eine schöne Advent- und Weihnachtszeit

:-h Emelie

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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Freitag 11. Dezember 2015, 09:59 
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Registriert: Mittwoch 11. November 2015, 19:59
Beiträge: 383
Liebe Emelie,

auch mich hat deine Erfahrung sehr berührt und sie macht mit Mut das auch ich noch alles schaffen kann wenn ich es nur will. Leider haut mich noch einiges zu heftig aus den Socken so das ich keinen anderen Weg sehe um zu trinken aber damit beginnt der Teufelskreis immer wieder von Vorn...mich schlecht und als Versager fühlen und wieder trinken...

Ich werde mir deinen Beitrag öfter durchlesen um zu verinnerlichen das es klappt, das du es geschafft hast und ich es auch schaffen kann.

Vielen Dank und weiterhin alles Liebe für dich.

_________________
LG Jette


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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Freitag 11. Dezember 2015, 12:46 
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01
Beiträge: 1457
Liebe Emilie,

Dein Bericht gibt auch mir neuen Mut und Hoffnung. Ich freue mich sehr für Dich und mit Dir über Dein Glück. Auch Dir eine schöne, fröhliche und besinnliche Vorweihnachtszeit.

Ganz liebe Grüße aus dem Süden von Deutschland in den Norden.

Fallada

_________________
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 Betreff des Beitrags: Re: 1 Jahr mit Baclofen
BeitragVerfasst: Freitag 11. Dezember 2015, 18:02 
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56
Beiträge: 1015
Wohnort: Saarland
Liebe Emelie,

ganz herzlichen Dank für diesen wunderschönen, Mut machenden Bericht !
Ich denke, dass ich selbst (jetzt endlich !) auch auf gutem Weg bin.
Seit Mitte Juli kein Tropfen mehr..... (Bac : 60-75mg/Tag).

GLG, Werner

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„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“.
Seneca


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