Sonntag 28. Oktober 2012, 13:04
Vorübergehende Dosissteigerung ist nach meiner bisherigen Erfahrung der beste Weg, stressigen Zeiten zu begegnen. Gefühlte Schatten die sich allmählich auf das Gemüt legen, könnten ebenfalls ein Grund sein, die Dosis eine zeitlang behutsam zu steigern.
Ich spreche bewusst nicht von Depressionen, Tom hat es wunderbar auf den Punkt gebracht. Das Auf- und Ab im täglichen Leben ist für uns ein anderes Problem bei dem wir, wenn wir nicht aufpassen, das Auf schnell verpassen. Ich hatte früher schon von der gefühlten Grundruhe gesprochen. So wie es sich derzeit für mich darstellt, ist die Grundruhe ein Zustand, der nicht von äusseren Einflüssen unabhängig bleibt. Da passieren zwei drei Dinge, die für sich genommen unwesentlich sind, die aber dazu beitragen können, aus der Mitte zu geraten.
Ich habe schon früher nie verstanden wie diverse Baclofen-User in ähnlichen Situationen auf die Idee gekommen sind, Baclofen abzudosieren. Das Gegenteil ist m.E. richtig, wenn das alte untaugliche Medikament keine Macht über das Leben erhalten soll.
Nachdem bedauerlicherweise bis heute keine neuen Erkenntnisse (auch nicht Frankreich) aus der Behandlung mit Baclofen veröffentlicht wurden, sind wir nach wie vor auf unsere Erfahrungen angewiesen. Ich rege deshalb eine Ergänzung zum Königsweg an, die über die „Notfalldosis“ hinaus, die Empfehlung der vorübergehenden Dosiserhöhung beinhalten soll.
Erhaltungsdosis seit 3 Jahren zwischen 25 und 37,5mg.
Steigerung bei besonderen Belastungen auf 75mg.
Dazu wäre es gut, wenn wir mehr Erfahrungen zu diesem wichtigen Thema sammeln könnten. Zu welchen Ergebnissen die Abdosierung führen kann, wissen wir. Erfahrungen bei vorrübergehender Dosiserhöhung liegen nur wenige vor.
LG Federico
Montag 29. Oktober 2012, 03:34
Lieber Federico,
stimmt 100%! Deine Dosiserhöhung um mehr als das Doppelte der "Grundeinstellung" (bei Dir lange Zeit die 25mg) halte ich allerdings für zu rasch (auch aus sebstgemachter Erfahrung). Die schon einmal von Dir postulierte These scheint praktikabel: in Notfällen fraktioniert Dosiserhöhung als "Notfallrationen" pro Tag: nicht mehr als 50% der Normaldosis! Für mich wäre das auch der Rat für eine Dosissteigerung "über eine gewisse Zeit".
Ich empfehle allen Menschen, die ich berate, die Notfalldosis auch in Situationen wie aktuellem Stress, vorhersehbarer Belastung (Prüfung, Familienfeier, angekündigtes Konfliktgespräch..) sowie insbesondere auch akut auftretender Panikattacke (die kann, wie wir ja nun auch bei Dir gesehen haben, u.U. auch nach langer symptomfreier Zeit auftreten) eine Notfalldosis einzunehmen, bei mir i.d.R. 10 - max. 25 mg Baclofen.
Wichtig ist die vielzitierte Achtsamkeit und das Bewusstwerden, was gerade bei "mir" passiert um noch rechtzeitig adäquat reagieren zu können, bevor die Flasche geöffnet wird. In der Anfangszeit biete ich Patienten mit starker Angstproblematik an, mich in so einer Situation anzurufen....in kurzer Zeit kann meist gelernt werden mit der "Notfalldosis" umzugehen. Zusätzlich ist es immer gut, jemanden zu haben, mit dem man sich "kurzschliessen" kann, der aufmerksam zuhört und so die "Verzweiflungs-Spirale" mit Baclofen und Gespräch (Bewusstmachen des aktuellen Konfliktes, "talk down") gekappt werden kann.
Gerät die von Dir beschriebene "Grundruhe" aus dem Ruder, rate ich auch zu einer vorübergehenden Dosiserhöhung, aber auch hier langsam und kontinuierlich, wie immer, s. Moonriver!!! Gelegentlich erweist sich diese Dosismodifikation als auf Dauer die "Richtige", glegentlich kann wieder langsam abdosiert werden, Thema: Achtsamkeit!!! Bemerkt Mensch eine Art von "innerem Getriebensein" oder "Gedankenhektik, Ideenflucht", imperativem Bewegungsdrang o.Ähnliches, ist die Dosis zu hoch. Sorry, ich hatte nicht bemerkt, dass dieses Thema noch gar nicht so richtig im Forum "behandelt" wurde....
Beim Rückfall betone ich an dieser Stelle, nur zur Vervollständigung, nochmals: Baclofen weiter einnehmen, nicht panisch erhöhen, Kommunikation!
Im Rahmen des Baclofenkolloquiums in Paris vom 13.10. blieb dieser Punkt auch offen. Es wurde aber auch von einigen Vortragenden die Einnahme der Notfalldosis bei akutem "Stress" -jenseits von craving- empfohlen.
LG jivaro
Montag 29. Oktober 2012, 14:02
stimmt 100%! Deine Dosiserhöhung um mehr als das Doppelte der "Grundeinstellung" (bei Dir lange Zeit die 25mg) halte ich allerdings für zu rasch
@Jivaro,
möglicherweise ist auch ein Spiegelabfall beteiligt. Ich hatte heimlich still und leise vor 2 Wochen begonnen sehr langsam zwar, aber kontinuierlich die Dosis bis auf 10mg/d zu senken. Kann sein, muss nicht. Schlecht wenn dann noch einige zusätzliche Stressoren dazu kommen. Mach ich jedenfalls nie wieder. Dabei fällt mir noch ein, aufgefallen ist mir die verkürzte Schlafdauer auf 5 bis 6 Stunden, normal bei mir sind 7 bis 8 Stunden.
Wichtig ist die vielzitierte Achtsamkeit und das Bewusstwerden, was gerade bei "mir" passiert
Vielleicht das Wichtigste überhaupt, aber auch die schwierigste Übung. Warum? Es passiert nicht von heute auf morgen, es ist ein schleichender Prozess und nach längerer Einnahmezeit fühlt man sich auch sehr sicher. Hier noch ein Paket, da noch ein Päckchen usw., man sollte also immer gut aufpassen.
Zusätzlich ist es immer gut, jemanden zu haben, mit dem man sich "kurzschliessen" kann, der aufmerksam zuhört und so die "Verzweiflungs-Spirale" mit Baclofen und Gespräch (Bewusstmachen des aktuellen Konfliktes, "talk down") gekappt werden kann.
Na das kennen wir doch irgendwie. Funktioniert in solchen Fällen nur äusserst selten. Ist dieser „Jemand“ nicht erreichbar, wird die Spirale beschleunigt. Nach dem dritten vergeblichen Kontaktversuch dreht sie sich nur noch schneller. Das Gefühl keine Zeit mehr zu haben, wird dann leicht omnipräsent, führt dann womöglich wirklich zum „Kurzschluss“. Aber wenn es möglich ist, sollte man es auf jeden Fall versuchen.
Gelegentlich erweist sich diese Dosismodifikation als auf Dauer die "Richtige", glegentlich kann wieder langsam abdosiert werden,
Auf alle Fälle die beste mir bekannte Methode abgesehen von kurzfristiger Benzogabe. Abdosieren nach gefühlter Stimmungslage und langsam – spricht einiges dafür. Übrigens habe ich bei der höheren Dosierung keinerlei UAW verspürt (Hinweis auf Unterdosierung?). Zusammenfassend: die Dosierung ist und bleibt interindividuell sowohl bei der Aufdosierung als auch bei erfolgreichem Langzeitgebrauch. Ich bin auf Moonriver's und hoffentlich andere Erfahrungsberichte gespannt. Nachdem wir für die Zeit des Aufdosierens unsere vielfach unterschätzten *GGG* empfohlen haben, könnten wir für Langzeituser *AAA* formulieren. „Aufpassen – Aufdosieren – Achtsamkeit“, nur so eine Idee mal vorab.
Warum auch immer, anscheinend geraten wir mit und ohne Baclofen leichter aus dem Tritt bzw. sind schneller aus unserer Mitte gefallen, als die sogen. Normopathen. Für mich gilt, Baclofen ist das beste Hilfsmittel um Rückfällen vorzubeugen. Es ist natürlich nicht alles Chemie – wäre ja auch zu einfach – aber vielleicht ist es bei uns der überwiegende Anteil an der langfristigen Genese?
LG Federico
Sonntag 4. November 2012, 23:36
@jivaro
Thema: Achtsamkeit!!! Bemerkt Mensch eine Art von "innerem Getriebensein" oder "Gedankenhektik, Ideenflucht", imperativem Bewegungsdrang o.Ähnliches, ist die Dosis zu hoch. Sorry, ich hatte nicht bemerkt, dass dieses Thema noch gar nicht so richtig im Forum "behandelt" wurde....
Genau diese Symptome beobachte ich derzeit bei mir - insbesondere das "innere Getriebensein" (sehr treffende Beschreibung) und der starke Bewegungsdrang in der Ruhe - ich muss dann aus der Situation raus. Habe nach meinem Kirmesrückfall die Dosis schlagartig von 75 auf 125 - 150 mg/d erhöht. Fahre jetzt langsam zurück und hoffe, dass es mir wieder besser geht.
Man sollte hier Beobachtungen und Verfahrensweisen dokumentieren. Das könnte vielen Forenmitgliedern helfen.
LG Aspino
Montag 5. November 2012, 00:37
Ist ja krass - habe den gleichen Fehler auch mal begangen - um von der Dosis herunterzukommen, brauchst du erfahrungsgemäss etwa 3-6 Monate. Das was du getan hast, ist kontraproduktiv. Beachte bitte den
Königsweg. Dahinter stecken mehrere Jahre Erfahrungen mit Baclofen
Montag 5. November 2012, 09:11
@delle
eine Tat der Verzweiflung! Habe daraus viel gelernt, dass kannst du mir glauben!
Montag 5. November 2012, 12:13
Montag 5. November 2012, 19:10
Lachtherapie?
Lieber Aspino,
Königsweg ist sicher eine gute Idee...schreib sonst einfach, wie und wann Du Deine Dosis verteilt hast, das wird schon wieder!
LG jivaro
Montag 5. November 2012, 20:56
Liebe Jivaro,
ich hatte mich vor dem Rückfall gut auf 6 x 12,5 mg (Beginn ca. 6.oo Uhr, dann alle 3 Stunden) eingependelt. Ich habe nun einfach bei gleichem Rhythmus die Dosis verdoppelt. Ich will im nächsten Schritt zu den 6 x 12,5 mg zurück. Wenn das wieder stabil und angenehm läuft, will ich den Rhythmus auf die im Forum empfohlenen 4 Einnahmetermine umstellen. Mir schwebt vor gegen 9.00 Uhr mit 12,5 mg einzusetzen (macht sich am WE besser), 12.00 Uhr 12,5 mg, 15.00 Uhr oder 16.oo Uhr 25 mg, 20 Uhr 25 mg.
LG Aspino
Montag 5. November 2012, 22:11
Hi aspino,
denke gerade über Deine Dosis-Verteilung nach. Du steigerst zum Abend hin. Warum? -> Hast Du abends bzw. nachts die größten Probleme? Ich sehe das so: Über Nacht senkt sich der Bac-Pegel, deshalb beginne ich morgens mit höherer Dosis (auch um dem Stress des Tages besser gewappnet zu sein) und verringere im Laufe des Tages - am Abend besteht bei mir ohnehin keine Gefahr mehr, dass ich zur Disco strebe (liegt evtl. auch am Alter o. Überdruss?). Ich gebe zu, dass die Dosierung bei mir in jüngeren Jahren durchaus umkehrt hätte ausfallen können o. müssen. Aber jetzt: 25 / 12,5 / 6,25 / 6,25 mg scheint für mich momentan die optimale Lösung.
LG tom
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