Mittwoch 22. Dezember 2010, 17:10
Bevor es morgen mit Baclofen losgeht, möchte ich kurz meinen Status quo festhalten, dann lassen sich Veränderungen evtl. besser ausmachen/nachvollziehen ...
Aktuelle Medikation:
150 mg Seroquel prolong
900 mg Quilonum retard
Auf beide Medikamente bin ich gut eingestellt --> keine unerwünschten Nebenwirkungen
Alkohol:
Ich trinke bereits seit 15 Monaten nicht mehr, erlebe die Abstinenz aber als enormen Verzicht und kämpfe immer wieder mit heftigem Craving. Regelmäßige SHG-Besuche und eine ambulante Gruppentherapie ändern nichts daran, dass ich nach eigener, ehrlicher Einschätzung haarscharf davor stehe, wieder zur Flasche zu greifen ...
Andere problematische Verhaltensweisen:
Seitdem ich nicht mehr trinke, achte ich extrem auf mein Gewicht. Phasenweise zähle ich jede einzelne Kalorie, die ich den Tag über zu mir nehme und bin permanent am Planen und Rechnen, was ich wann, warum und in welcher Menge gegessen habe/essen kann. Während solcher Phasen rückt der Alkohol etwas in den Hintergrund. Sobald ich mich aber am Riemen reiße und mich zwinge, mich einigermaßen "normal" zu ernähren, boxt er sich mit Schmackes wieder in mein Bewusstsein ...
Mein Kaufverhalten ist ebenfalls aus dem Lot geraten, ich kaufe mehr Klamotten und Schmuck als ich brauche und mir leisten kann, weil ich ich dann kurzfristig besser fühle ...
Erwartungen an den Selbstversuch mit Baclofen:
versuche ich soweit es geht klein zu halten, um einer riesen Enttäuschung vorzubeugen ...
Dennoch hoffe ich natürlich insgeheim, dass es funktioniert.
Dass ich die für mich richtige Dosis finde.
Dass das Craving in Intensität und Häufigkeit abnimmt, vielleicht sogar ganz aufhört.
Dass es evtl. positive Nebeneffekte auf mein Ess- und Kaufverhalten gibt.
Dass sich die Depression, die ständig hinter meinem Rücken lauert, etwas weiter zurückzieht.
Dass ich das Leben ein bisschen mehr genießen kann. Unbeschwerter sein kann ...
Angst habe ich keine. Wirklich was zu verlieren auch nicht. Obwohl ich kein Optimist bin, ist morgen vielleicht ja der erste Tag vom Rest meines Lebens