Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
alkohol-und-baclofen-forum

 
Aktuelle Zeit: Freitag 23. Mai 2025, 22:48

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]



Schliessung des Forums: Das Forum wurde mangels Beteiligung zum 31.12.2019 eingefroren und dient künftig als Nachschlagewerk.
Für aktuelle Informationen besuchen Sie bitte unser Nachbarforum.

Das Forumsteam

P.S. In liebevoller Erinnerung an den verstorbenen Gründer des Forums Friedrich Kreuzeder (Federico), hier noch ein Video.





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1314 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88 ... 132  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Sonntag 18. Januar 2015, 17:41 
Offline

Registriert: Sonntag 2. November 2014, 21:44
Beiträge: 8
Lieber Dieter,

eigentlich darf/sollte ich hier gar nicht schreiben - als Angehörige. Dafür gibt es ja eine extra Rubrik. Ich habe aber deinen Post gelesen: das über die Weihnachtswanderung und die Dienstreisen und dass die Familie es nicht mitbekommt, wenn du dort doch mal das ein oder andere trinkst. Ich weiß nicht, ob das alles noch aktuell ist. Ich möchte dir als Angehörige trotzdem kurz darauf das antworten, weil es vielleicht generell wert ist, das zu sagen: Ich denke, dass deine Familie schon mitbekommt, wenn du auf Dienstreisen trinkst. Natürlich kenne ich euch nicht. Aber ich kenne solche Situationen. Jedoch: Der Alkohol (nicht nur der Rausch an sich) verändert den Partner so, dass man als Angehöriger schon sehr gut mitbekommt, ob der Partner gerade immer mal wieder trinkt - es muss nicht mal exzessiv sein. Selbst wenn er grad nüchtern vor einem steht, man merkt es trotzdem.

Vielleicht hilft das ja auch, dieses Schlupfloch zu schließen. Wie gesagt: Ich bitte um Entschuldigen, dass ich an einer Stelle schreibe, an der ich nicht sollte.

Liebe Grüße und alles, alles Gute!!!
arauka


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Sonntag 18. Januar 2015, 18:10 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56
Beiträge: 1015
Wohnort: Saarland
Lieber Dieter,

deine Offenheit ehrt dich ! Schon darauf allein darfst du stolz sein.
Noch mehr aber darauf, dass du "die Kurve wieder gekriegt hast" !
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein Zuammentreffen von Faktoren, wie sie in deinem Fall eingetreten sind, die Gefahr eines Rückfalles stark erhöhen :
a) Zusammensein mit guten Freunden in gelösterAtmosphäre (in der Trinken früher "normal" war und für deine Freunde sicherlich noch ist.
b) Wegfall "familiärer Überwachung"

Ich gebe Arauka Recht -die natürlich auch als Angehörige hier schreiben darf- :
Dein Umfeld / deine Famile wird wahrscheinlich etwas bemerkt haben... und wenn es nur dein schlechtes Gewissen war (stimmts ?).

Im Gespräch mit deiner Therapeutin am Dienstag solltest du ehrlich sein.
Ein Rückfall ist Teil unserer Krankheit. Wir alle stehen -auch nach längerer Abstinenz bzw. "Trinkpause" irgendwie immer auf der Kippe.
Die Therapeutin weiß das.
Ich vermute, dass sie dich nicht ausschimpfen wird sondern dir für deine Ehrlichkeit Respekt zollen wird.

LG, Werner

_________________
„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“.
Seneca


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Mittwoch 21. Januar 2015, 08:14 
Offline
Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Hi Dieter

Freu dich, weil
Nichts ist passiert, keine Filmrisse, du hast den Faden der Eggheadserie wieder schnell aufgenommen und bist wieder bestens im rauschfreien Rhythmus.
Freu dich, weil
Eben, sonst alles in deinem Leben rundläuft. Ein einzelnes Mal bist du halb abgerutscht in wieviel, 5 Monaten? Da darfst du dir selber nichts vorwerfen. Aber das machst du auch nicht, deine Selbstanalyse ist haarscharf, du bist motiviert, nicht mehr in alte Muster zu gleiten.
Und freu dich, weil
Wieviel gesunde, erfolgreiche, ehrgeizige Leute deines Alters gibt es überhaupt, die nie oder niemals mal etwas zuviel am einen oder anderen Festchen getrunken haben?

LG

Patrick


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Donnerstag 22. Januar 2015, 12:14 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31
Beiträge: 854
Wohnort: Schweiz
Lieber Dieter

Mit der wieder aufgetauchten Ambivalenz gut umzugehen, ohne zu problematischen Mustern zurückzukehren, ist anspruchsvoll. Und doch liegt darin eine Chance: Der willentlich und wissentlich gefällte Entscheid, eine Ausnahme zu machen, könnte als Versuch verstanden werden, berechtigten Bedürfnissen in dir Raum zu geben, die eventuell noch nicht genügend Raum erhalten.

Dass du eine enorme Fähigkeit zu Disziplin und Struktur hast, ist unbestritten; du hast und benutzt längst alle Ressourcen für ein abstinentes Leben. Was wünscht man sich mehr? Je mehr das Nutzen dieser Potenziale zum alleinigen "offiziellen" Ich werden, umso eher können berechtigte Strebungen, sich "einfach mal sein zu lassen", Spielerisches oder Regressives zuzulassen, in den Untergrund verdrängt werden - und müssen mit viel Aufwand kontrolliert und gedeckelt werden. Abgrenzung von den Bedürfnissen und Ansprüchen der Umwelt kann in das selbe Paket gehören: Ist sie nur ganz oder gar nicht möglich - wie das Trinken?

Die Variante "Hotel - ohne Familie - sich ein Glas gönnen", die jetzt auftaucht, misstrauisch als Alkoholiker-Betrügerei abzustempeln, wird dir nicht gerecht und ist nicht zielführend. Statt die kommenden Geschäftsreisen unter die Frage "Trink ich oder nicht" zu stellen und nutzlose Kämpfe mit der Mini-Bar auszufechten: Wäre es möglich, diese freien Autonomie-Stunden, die fernab von jeder Kontrolle und Fremdbestimmung nur dir gehören, zur Erkundung und/oder Erfüllung eventuell missachteter Wünsche zu nutzen? Sinnhafter/sinnlicher als das Computer-Schachspiel, das du dir (aus nachvollziehbarem, gutem Grund) kurz vor der Weihnachtswanderung ganz und gar verboten hast?

lg
Lisa

_________________
Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick

Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Samstag 28. Februar 2015, 21:11 
Offline

Registriert: Dienstag 20. März 2012, 16:13
Beiträge: 10
Hi Dieter, mag sein, dass dich dein bisheriges Leben gelehrt hat, einen 3. Weg würde es nicht geben... einmal Säufer, immer Säufer, lass dir diese Analogie blos nicht einreden! Den 3. Weg gibt es, ich geh ihn seit vielen Jahren - heimlich, mein kleines Geheimnis, meinem deinen familiären und sonstigen sozialem Umfeld ähnlichen Drumherum, samt beruflichen Hotelaufenthalten und keiner(!) merkt's... das ist die Wahrheit, ich schwör!


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Sonntag 8. März 2015, 22:35 
Offline
Moderator

Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56
Beiträge: 1154
Hallo klebefilm, hallo alle,

ja, vielleicht funktioniert das als Ventil, aber es ist eigentlich nutzlos, schon weil es keinen Spaß macht. Es isoliert, und es mag diese Isolation sein, die ich manchmal suche. Aber Isolation findet man auch ohne zu trinken. Die letzten Wochen war es so, dass ich besagte Dienstfahrten zu besagten Fluchten nutzte, um dann bei der letzten Flucht vor genau 17 Tagen festzustellen, dass "am Tag danach" einfach nicht weiterzutrinken, sondern nach Hause zu fahren, nicht funktioniert. Ich habe nach meinem Termin einfach weitergetrunken, bis zum nächsten Morgen, auch auf der Zugrückfahrt, um dann direkt im Büro aufzutauchen, und am Abend dann gegenüber der Familie den Schein zu wahren. Immerhin: Seit Ende Juli kennt mich meine Familie nur noch nüchtern.

Die Folge dieser Aktion war die Einsicht, dass das Suchtpotenzial eben doch hoch und somit gefährlich ist, was wiederum zu meiner reumütigen Rückkehr in meine zwischenzeitlich boykottierte bzw. verschleppte Gesprächstherapie und -gruppe geführt hat. In der Gruppe war die Wiederaufnahme sehr verständnisvoll und ermutigend. Meine Therapeutin freut sich auch, obwohl oder zumal sie von Baclofen nichts hält, im Gegensatz übrigens zum zur selben Institution gehörenden Vertrauensarzt, was immer wieder zu Diskussionen führt. Sie meint, nur der Weg ganz ohne Medikamente bedeute wahre souveräne Freiheit, was nach meiner Erfahrung so einfach nicht stimmt, und so gut die Dame auch ist, in diesem Punkt sind wir nachhaltig uneins. Ich werde mich jetzt wieder an meine Hausärztin wenden, und mir das seit Ende November abgesetzte Baclofen wieder verschreiben lassen. Gerade kleine Fluchten oder eben Tage danach wie der besagte, an dem der Trinkstopp nicht geklappt hat, vermag Baclofen zuverlässig einzuregulieren, wenn man nur will (und es eben auch zur Verfügung hat).

Es stimmt schon, liebe Lisa, alle Mechanismen stehen auf Abstinenz, und vieles hat sich schon verinnerlicht und schlägt tiefer werdende Furchen, aber so ganz ist der innere Kampf noch nicht ausgefochten. Als ob ein bestimmter Baustein noch fehlen würde, einer, der Alkoholgedanken endgültig vergessen macht.

Herzlich grüßt, mit 16 :-h

Dieter

_________________
Du brauchst keine Angst zu haben.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Montag 9. März 2015, 00:26 
Offline
Gründer †
Benutzeravatar

Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
Lieber Dieter,

auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole aber der Weg der Genesung (Recovery)
ist immer ein Prozess. Da wir Menschen sind und menschlich handeln, ist jeder Prozess
interindividuell. Uns allen gemeinsam ist der Wunsch, dieses Damoklesschwert das immer
über uns schwebt, zu entschärfen und nach Möglichkeit zu vergessen. Ohne Baclofen
wären wir nur ein weiteres Saufnixforum – aber wir haben es seit mehr als fünf Jahren und
unser Wissen über die Wirkung und die bestmögliche Anwendung wird immer umfangreicher.

Bis zum unerwarteten Herztod von Olivier Ameisen war ich mindestens so ungeduldig wie er.
Ich war der festen Überzeugung, dass Baclofen sich sehr schnell als wirksames Medikament
auf breiter Ebene durchsetzen würde. In Frankreich ist die Situation anders. Für den Rest der
Welt gilt der alte und wahre Satz von Max Planck: „Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt
sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt
erklären, sondern vielmehr dadurch, dass ihre Gegner allmählich aussterben und dass die
heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut geworden ist."


Der Bacofen-Prozess wird in Deutschland noch einige Jahre fortschreiten – es ändert aber
nichts daran, dass für viele von uns schon heute der Prozess des Untergangs nachhaltig
gestoppt werden konnte. Jeder Bericht wie dieser von Dieter, ist eine Bestätigung für die
Aussage: Recovery ist möglich!

Und jeder Bericht wie dieser hilft anderen Menschen die noch instabil sind und zweifeln.
Danke für's Teilen Dieter.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Montag 9. März 2015, 17:13 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Lieber Dieter

Es ist beruhigend, von Dir wieder zu lesen...!
Familyman hat geschrieben:
und mir das seit Ende November abgesetzte Baclofen wieder verschreiben lassen.
Ein weiser Entschluss. Gehört auch zu meiner Geschichte, denn irgend etwas in mir sagt: "Vorsicht!". Dies ist einer der Gründe, nebst den angenehmen "Nebenwirkungen", dass ich nunmehr seit 4 Jahren bei der Einnahme geblieben bin und jeden Ausschleichgedanke in die fernere Zukunft verweise...

LG
moonriver

_________________
„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Dienstag 10. März 2015, 22:57 
Offline
Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Lieber d'Artagnan, lieber Lauf- und Altersgenosse,

Wie sehr erkenne ich mich in deinen Geschichten wieder, immer wieder gibt es die unglaublichen Ähnlichkeiten zwischen uns, auch hier kreuzen sich unsere Wege: Zahllose Male habe ich eine Geschäftsreise genutzt als Alkohol-Fluchtreise; Tagelang im Voraus habe ich gewusst und geplant wie solche Trips ablaufen würden, manchmal konnte ich mich nicht beherrschen und war schon vorher deftig angetrunken, rein aus Vorfreude an den Besuch am Bahnhofkiosk, wo ich den ersten Drink für im Zug unterwegs zum Flughafen kaufen könnte, Vorfreude an den Business Lounge und Flügen, den Banketts usw... Diese Reisen sind auch wirklich mit Alkohol überflut, die Kunden animieren uns zu Alk-Wettbewerben, organisieren Karaokes organisieren, uws...
Und viel Male, Dieter, wollte ich auch am Schluss aufhören zu trinken, als ich nach Hause reisen musste. Oft ist es dann passiert, dass ich entweder betrunken oder verkatert zuhause ankam, oder sogar unter einem Vorwand noch eine Nacht in der Nähe von meinem Wohnort verbracht und weitertrank.
Oder ein paar Mal bin ich mit dem Wohnmobil ein paar Tage alleine losgefahren, umit der Ausrede, Biketouren zu machen, aber stattdessen habe ich ein Wochenende auf einem Aldi-Parkplatz geparkt, nur um zu trinken, lesen umd Musik zu hören. Für Alkohol-Nachschub musste ich wenigstens nicht weit laufen.

Daher gibt es niemanden, der besser als ich verstehen kann, was dich treibt und wie du dich dabei fühlst. Obwohl ich mich immer im Nachhinein Gedanken mache, ist es nichts wofür man sich schämen sollte, es gibt Hunderttausende, die sich entweder weit weg von der Familie besaufen, oder - schlimmer - ihr ganzes Vermögen im Casino verspielen, oder an Maîtressen verschwenden; jeder hat seine mehr oder weniger akzeptable Art, die Langeweile zu vertreiben. Wir aber machen es auf eine Art die zugleicherzeit spannend und abstumpfend ist, die Alkohol-Reisen vermitteln sowohl unheimlich schöne Glücksgefühle und grossartige Vorfreude als auch schwer verdauliche Kater. Eros und Thanatos.
Irgendwie ist mein Bedürfnis nach solchen Eskapaden geringer worden, trotzdem träume ich noch regelmässig davon. z.B. das nächste Flugzeug in die USA zu nehmen, um dort den Reiseleiter zu spielen, der von allen -oft trinkfreudigen - Touristen und vor allem Touristinnen beliebt war. Dieser Fernweh, besser gesagt Rauschweh, manifestiert sich immer weniger und immer latenter, kann aber gleichwohl ab und zu noch schmerzhaft sein.
Mit viel Arbeit und Geduld kann man sich einigermassen aus diesen Teufelskreisen losmachen; ganz habe ich mich noch nicht davon losgelöst, ein bis zweimal im Jahr dürfte ein solches Timeout noch vorkommen.

GLG und big hug!

Patrick


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Sonntag 15. März 2015, 01:11 
Offline
Moderator

Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56
Beiträge: 1154
Hallo Patrick,

weil wir irgendwo eben doch einsame Wölfe sind. Du auf dem Aldiparkplatz, ich seh Dich vor mir, mein Lieber, ich sehe Dich lesen, Musik hören und trinken. Ja, einsame Wölfe sind wir vielleicht, aber Wölfe auf dem Holzweg, wenn wir uns immer wieder auf den Rausch freuen. Ja, es ist viel Arbeit und bedarf großer Geduld, den Holzweg als solchen zu erkennen, es ist ein langer und manchmal schmerzhafter Prozess, aber dazu gehört eben so viel mehr als "nur" nicht mehr zur Flasche zu greifen. Manchmal habe ich den Eindruck, immer noch ganz am Anfang zu stehen, nur durch das viele Laufen den Überdruck einigermaßen abzubauen, das mag kein Holzweg sein, aber der Königsweg ist es auch nicht.

Ich bin müde, Patrick, es steckt noch so viel anderes in mir, aber ich komme nicht ran. Ich würde gern ein Buch schreiben, aber ich weiß nicht, worüber, würde gern mehr Zeit haben, aber ich weiß nicht, wofür, würde gern mit mir selbst ins Reine kommen, aber ich weiß nicht, wie das geht. Eine halb durchtrunkene Nacht mit allen üblen Folgen ist wenigstens bekanntes Terrain, da weiß man, was man hat. Es ist furchtbar, lieber Patrick, und manchmal noch erwischt mich ein harter linker Haken, wie am Donnerstag nach der Gruppentherapie, ich stand im Mittelpunkt und sollte in der Gruppenübung dahinter kommen, warum ich glaube, im Beruf vieles besser zu können als andere, und mich infolgedessen immer wieder überlaste. Das Ende vom Lied war, dass ich nach der Gruppensitzung in einer Kneipe Bier trank und anschließend auch auf dem Weg mit der Straßenbahm nachhause, und weiter, als zuhause alle im Bett waren, bis halb vier morgens. Dazu habe ich mich mit allem Möglichen abgelenkt, einer Quiz-App und einem neuen Schach-Account. Der nächste Tag war natürlich totales Elend, jedoch als unter vollem Funktionserhalt im Job. Kurz, das ist nicht das erhoffte Leben, das ist Elend, und ja, es geht mir doch gut hier im Frieden, mit Dach über dem Kopf, Familie und Job und kaum Existenzsorgen, und nein, mein Jammern geschieht doch auf Höchstniveau, und doch, ich jammere, klage, weil ich leide, weil ich das Leben so nicht will.

Patrick, vielleicht sind wir mehr Abgelenkte als Suchende, vielleicht hat uns auch jemand gelinkt an irgendeiner wichtigen Weichenstellung unseres Lebens, und wir haben es nicht bemerkt.

Am Donnerstag bin ich bei meiner Ärztin, das ist mein Weg zurück zu Baclofen, ob es hilft, mein Leben zu ordnen, mich besser kennenzulernen, ich weiß es nicht. Baclofen hat ohne Zweifel einige Qualitäten, aber die Befreiung, wovon auch immer, schon auch vom Suchtverhalten wie nach der Gruppensitzung, die steht noch aus.

Patrick, vielleicht sind wir auch Rock'n'Roller.

Dieter grüßt mit 2x :-h

_________________
Du brauchst keine Angst zu haben.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 1314 Beiträge ]  Gehe zu Seite Vorherige  1 ... 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88 ... 132  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  



YouTube facebook_button

Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
© 2009-2015 Alkohol und Baclofen Forum.de
Template made by DEVPPL - Deutsche Übersetzung durch phpBB.de

 StopForumSpam 



@MEMBER OF PROJECT HONEY POT
Spam Harvester Protection Network
provided by Unspam