Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Montag 6. Februar 2012, 23:32 
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Moderator

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...noch ein Nachtrag zur Dosierung: Wenn sichergestellt ist, dass ich mir um das nächste Rezept keine Sorgen machen muss, ist mir auch vor einer weiteren Aufdosierung nicht bang. Begleitet von einem Blutbild, zur Sicherheit...

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Februar 2012, 01:39 
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Zitat:
Was bleibt und leider auch bei 75 mg unverändert vorhanden ist, ist die alkoholische Perspektive im Hinblick auf Abende, die ich fern der Familie verlebe.

@Dieter,

Perspektiven können durch Standortwechsel verändert werden. Angefangen hast Du ja schon. Wo der jeweils beste für Dich sein kann, wirst Du ganz sicher herausfinden. Danke für's Lob.

LG Federico
PS Baclofen besitzt keinerlei Suchtpotenzial

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Februar 2012, 06:28 
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Moderator

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Beiträge: 1154
@Federico,
verstehe nicht ganz, was Du mit Standortwechsel meinst. Räumliche, gedankliche? Aus einer anderen Warte gewinnen Dinge einen anderen Eindruck, wirken anders oder sehen einfach anders aus. Soweit klar. Der heimliche, nein, der hier offen angesprochene Wunsch, Alkohol in Ausnahmefällen und dezenten Mengen eben doch irgendwie in mein Leben zu integrieren, kann nach einem Standortwechsel in einem anderen Licht erscheinen, idealerweise verschwinden. Aber, wie gesagt: Wie dieser Standortwechsel konkret aussehen soll, ist mir (noch) nicht ganz klar. Danke jedenfalls für die Anregung, ich muss vielleicht nur länger grübeln, wie ich sie umsetzen kann.

LG Dieter

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Dienstag 7. Februar 2012, 09:20 
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@Dieter,

das war tatsächlich etwas ungenau formuliert. Irgendwie war ich gedanklich im Renderingmodul einer 3D Software in der auf einer virtuellen Bühne das zu berechnende Model durch Standortveränderung, Lichteinfall, Hintergrund usw. ein jeweils anderes Aussehen, eine andere Anmutung erhält. Man stellt auch die Jahres- und Tageszeit ein. Ich glaube so ist es verständlicher, vor allem wenn man den Faktor Zeit in's Spiel bringt. Womit ich wieder mal bei „GGG“ angelangt wäre.

Die Entwöhnungsbehandlung mit oder ohne Baclofen könnte als Prozess betrachtet werden, der lebenslang andauert. Mit Baclofen lassen sich allerdings gewisse Zwangsläufigkeiten ausschalten, ein Prerendering (Vorausansicht) wie in 3D Software ist leider oder Gott sei Dank nicht möglich.

Die American Society of Addiction Medicine (ASAM) sieht es jedenfalls so, in ihrer Veröffentlichung vom August letzten Jahres.
Zitat:
„Addiction is a chronic brain disorder and not simply a behavior problem involving alcohol, drugs, gambling or sex, experts contend in a new definition of addiction, one that is not solely related to problematic substance abuse.

The American Society of Addiction Medicine (ASAM) just released this new definition of addiction after a four-year process involving more than 80 experts.

Two decades of advancements in neuroscience convinced ASAM officials that addiction should be redefined by what's going on in the brain. For instance, research has shown that addiction affects the brain's reward circuitry, such that memories of previous experiences with food, sex, alcohol and other drugs trigger cravings and more addictive behaviors. Brain circuitry that governs impulse control and judgment is also altered in the brains of addicts, resulting in the nonsensical pursuit of "rewards," such as alcohol and other drugs.“

Olivier Ameisen sieht es komplett anders, auf sein neues Buch darf man deshalb gespannt sein. Die zentrale Frage ob Sucht durch Baclofen heilbar ist, beschäftigt die Science Community erst seit 2008, dem Erscheinen von „Das Ende meiner Sucht“. Die Suchtforschung ist im Grunde noch in den Anfängen – wie übrigens auch die Hirnforschung – trotz bildgebender Verfahren.

Ich weiß, dass ich nichts weiß, ist deshalb mein vorläufiger Standpunkt. Aber auch, dass der Glaube Berge versetzen kann.

Das ist jetzt leider etwas länger geworden, auch wieder Teil eines Prozesses. #-o

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Donnerstag 9. Februar 2012, 01:34 
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Moderator

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Beiträge: 1154
@Federico,
danke, jetzt bin ich etwas schlauer. Der Faktor Zeit scheint mir bei dieser Betrachtung ebenso wichtig zu sein wie der Glaube, und auch kann baclofenunterstützt Berge versetzen.

@all,
heute (oder eigentlich gestern) war ein Tag, an dem ich mir ohne Baclofen mit Sicherheit gut einen eingheschenkt hätte. Stress im Job, sehr kontroverse, intensive Situationen, und dann auch noch einen langen, auswärtigen Abendtermin, von dem ich eben zurückkomme. Der Abend begann mit Craving, wie es so schön heißt, fast zu glatt und hip, dieser Begriff, ich nenne es lieber schiere, profane, pudelnackte Saufgier, die ich aber mit Baclofen grimmig zuballerte. "Zuballern" heißt, dass ich auf 87,5 mg gekommen bin, mein bisheriger Rekordwert. Aber es hat seinen Zweck erfüllt: Kein Alk, immer wenn die Gier überhand zu nehmen schien, taten weitere 12,5 mg ihre schnelle und zuverlässige Wirkung. Von daher ein sehr lehrreicher Abend. Es scheint so, als ob ich mich meiner notwendigen Dosierungsmenge nähere. Nee, es ist kein Wunder, aber es fühlt sich wirklich so an: Der nackten Saufgier nicht mehr wehrlos gegenüberzustehen, die Waffen zu strecken und loszusaufen, sondern gegenhalten zu können, das wirkt für mich wirklich wie ein Wunder...

Herzlich grüßt Dieter

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Freitag 10. Februar 2012, 00:10 
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Moderator

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Hallo an alle da draußen,

heute habe ich nicht mitgezählt, es dürften aber nicht mehr als 5 mal 12,5 mg = 62,5 mg gewesen sein.

Was mit heute aber ganz besonders bewusst wurde: Baclofen erweist sich auch als Konzentrationsförderer. Ich arbeite konzentriert bis zu 12 Stunden am Stück, ohne Pause. Und das auch noch gern...

Und: Typische Momente emotionaler Erschütterung erschüttern mich kaum noch, überhaupt wirkt all das, was man gemeinhin Gefühle oder Gefühlswelt nennt, wie gedämmt und leicht abstrakt. Ich empfinde diesen Zustand als überaus angenehm, auch weil er nicht so käseglockig daherkommt, sondern eher die Sinne klärt. Es fällt mir leicht, aus Situationen, die üblicherweise Angst, Ablehnung oder Aggression auslösen, einen Schritt herauszutreten und ohne emotionales Zutun schlicht zu beobachten. Also, ich beobachte weiter.

Mal sehen, ob diese, nennen wir es mal Gelassenheit, über den nächsten Dienstag um 17 Uhr hinaus anhält, dann Aug in Aug mit meiner Hausärztin, ich mit der Bitte um ein neues Rezept und dem Bericht, deutlich höherdosiert zu haben, sie mutmaßlich mit Stirnrunzeln.

Weicheiige Probleme vielleicht, aber die Tatsache, dass der Spanienshop die Packungen mit den 25 mg schon nicht mehr im Angebot hat, tragen nicht zur Beruhigung bei, auch nicht unter Baclofen. Gedanklich entsteht somit schon eine gewisse Abhängigkeit von einem Stoff, der unbestritten ein gewaltiger Heilsbringer ist.

Genug, allen eine gute Nacht!

Dieter

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Freitag 10. Februar 2012, 00:27 
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@Dieter,

könntest Du mit „innerer Grundruhe“ statt Gelassenheit leben? Ist zwar egal aber ersteres hat sich schon früher gut etabliert.
Für das Gespräch mit Deiner Hausärztin hoffe ich bis Montag noch Stoff vom Interviewpartner Hausarzt nachliefern zu können. Die durchschnittliche Dosis bei 15 Patienten dürfte bei etwas über 75 mg liegen. Stirnrunzeln wäre unangebracht, ein empathisches Lächeln würde gut passen.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Freitag 10. Februar 2012, 08:02 
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Moderator

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Beiträge: 1154
@Federico,

innere Grundruhe statt Gelassenheit - hm, ich suche gerade nach dem begrifflichen Unterschied. Innere Grundruhe trifft meinen durch Baclofen erreichten Grundzustand schon sehr gut. Oder sagen wir: Meinen deutlich stärker erreichten Grundzustand, als es bisher durch Lebenserfahrung (mit alle ihren Irrwegen), 1-5 homöopathischen Kügelchen Arsenicum Album (nehme ich ca. einmal im Jahr) und Johanniskraut (nach wie vor eine Kapsel am Tag) der Fall war. Aber worin besteht der Unterschied zu Gelassenheit? Auch Gelassenheit ist für mich ein sehr positiver Begriff, ich verwende ihn gern auch in meinen Beiträgen als Journalist. Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir den Unterschied im Zusammenhang mit Baclofen erklären könntest.

Und gleich noch mal Dankbarkeit: Lieber Federico, Stoff bis Montag vom Interviewpartner Hausarzt zur üblichen Dosierung wäre großartig!

Heute nehme ich zum ersten Mal schon um 7 Uhr 12,5 mg statt wie bisher immer um 9 Uhr. Mal schauen, wie sich das auswirkt.

Herzlich - Dieter

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Freitag 10. Februar 2012, 12:43 
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@Dieter,

ganz ehrlich, das dachte ich mir schon, das wirst du erklären müssen alter Schwede.

Nun denn, es bezieht sich vielleicht wirklich zu sehr auf meine innere Wahrnehmung, denn die Grundruhe hatte ich in vorbaclofenen Zeiten nie empfunden, nichtsdestotrotz aber immer gerne gehabt. Mein innerer Vulkan, besser mein gefühltes Magma war sozusagen immer knapp unterhalb der Lithosphäre und gelegentlich kam es dann zu unterschiedlich heftigen (gefühlten) Eruptionen. Das Magma brodelte dann gefährlich nahe an der Oberfläche, es kam aber dank erlernter Selbsthilfe-Techniken nie zu echten Katastrophen. Diese Technik erforderte je nach Magmatemperatur und Druckverhältnissen den Einsatz von unterschiedlichen Mengen an Kühlflüssigkeit in Form von Alkohol. Eruption gestoppt, Deckel zu.

Schon früh kamen dann neue Technologien hinzu wie Yoga, Karate, Tai Chi, Taek-Won-Do und später Tai-Ji-Quan, Kung Fu, Eisenhemd. Ich erlernte auch das Tao der Liebe und vertiefte mich in die tantrischen Lehren, suchte nach der Kundalini-Kraft die von C.G. Jung* empfohlen wurde. Die Lehren Buddhas die ich später entdeckte änderten erstmal nicht viel. Tempeljünger konnte und wollte ich nie werden.

Ruhelos, rastlos, umtriebig, suchend nach dem Sinn des Lebens, dem richtigen Platz im Leben. Tiefe innere Grundruhe für kurze Momente, habe ich erlebt wenn ich überwiegend im Urlaub, den nächtlichen Sternenhimmel absuchte, stundenlang die Meeresbrandung anstarrte, Sonnenauf- und Untergänge erlebte und natürlich unendliche Weiten. Dann und nur dann konnte ich Gelassenheit spüren. Gelassenheit war also immer eine Momentaufnahme, gültig für wenige ausgewählte Momente. Davor und danach war es immer die erlebte innere Grundunruhe.

Baclofen hat das seit den ersten Wochen komplett verändert und das System von Grundun- auf Grundruhe geswitched und zwar dauerhaft. Gelassenheit ist deshalb für mich lediglich ein kurzer Zwischenstopp. Innere Grundruhe dagegen der durchgehende Normalmodus. Der wahre „switch“ war für mich deshalb der endlich gefundene Schalter im inneren System. Mit Alkohol hatte es nur am Rande zu tun, war immer nur Symptom für ...? Schon klar, dass in bestimmten Zirkeln jetzt „nasses Denken“ auftauchen wird und muss, soll mich nicht weiter kümmern.

Die etwas ausschweifende Begründung für „innere Grundruhe“ bitte ich zu entschuldigen. Nachdem eine wirklich schlüssige Erklärung für die Wirkung von Baclofen nicht absehbar scheint, kann dem der eine oder andere vielleicht etwas abgewinnen. Vielleicht gilt die Erklärung auch nur für mich.

LG Federico
*das erklärt auch meine Vorliebe für Hermann Hesse der von C.G. Jung behandelt wurde. Demian, Siddharta, Steppenwolf, das Glasperlenspiel, wären ohne diese Inspiration vermutlich nie entstanden.

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 Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst
BeitragVerfasst: Freitag 10. Februar 2012, 19:15 
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Registriert: Dienstag 31. Januar 2012, 06:23
Beiträge: 394
Familyman hat geschrieben:
Hallo an alle da draußen,

Was mit heute aber ganz besonders bewusst wurde: Baclofen erweist sich auch als Konzentrationsförderer. Ich arbeite konzentriert bis zu 12 Stunden am Stück, ohne Pause. Und das auch noch gern...

Und: Typische Momente emotionaler Erschütterung erschüttern mich kaum noch, überhaupt wirkt all das, was man gemeinhin Gefühle oder Gefühlswelt nennt, wie gedämmt und leicht abstrakt. Ich empfinde diesen Zustand als überaus angenehm, auch weil er nicht so käseglockig daherkommt, sondern eher die Sinne klärt. Es fällt mir leicht, aus Situationen, die üblicherweise Angst, Ablehnung oder Aggression auslösen, einen Schritt herauszutreten und ohne emotionales Zutun schlicht zu beobachten. Also, ich beobachte weiter.
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Dieter


Ich will eure innengelassene Grundruhe nicht stoeren :-)

Aber die Konzentration bei der Arbeit und die etwas distanziertere Betrachtung von frueher Unruhe ausloesenden Ereignissen merk ich auch.
Und auch ich empfinde sie angenehm.
Z.B. war vor ca. 1 Woche, ganz am Anfang von Baclofen, ein Bericht von 9/11.
Ich hab losgeheult.
Dazu muss ich aber auch sagen, ich hab zum Zeitpunkt des 1. Einschlages mit jemand im spaeter getroffenen Tower telefoniert, und das ganze im Firmennetzwerk 1:1 gesehen, bevor es in D bekannt wurde. Er kam unverletzt davon.
So eine Heulsuse bin ich aber erst durch den Alkohol geworden. Und mit Baclofen ist das wieder verschwunden.
Es ist beinahe erschreckend fuer mich, worauf das Zeug alles Einfluss hat.
Denn mein Weltbild: "Es gibt keine Wundermittel", faengt an zu wackeln.

Rico


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