Samstag 25. August 2012, 00:42
baerli1962 hat geschrieben:...mir ist gerade aufgefallen dass ich heute abend im lidl nicht mal an alk gedacht habe...
Hallo Bärli!
Genau das soll Baclofen bewirken! Super! Es scheint Dir wirklich zu helfen.
Vielleicht wird Dir klarer, dass Baclofen keine "Ersatzdroge" ist, und warum Du es über den Tag verteilt in regelmäßigen Abständen einnehmen solltest, wenn Du Dir bewusst machst, wie das Medikament in Deinem Kopf eigentlich wirkt. Ich versuche mal, das in meinen (laienhaften) Worten zu erklären (und bitte jivaro schon jetzt um Nachsicht und ggf. um Richtigstellung - bin halt kein Mediziner):
Beim "Craving" finden neurobiologische Prozesse im Gehirn statt. Man vermutet, dass GABA-B-Rezeptoren dabei eine wichtige Rolle spielen. Diesen Rezeptoren "fehlt" der passende Neurotransmitter (die beiden gehören eigentlich wie Puzzle-Teile zusammen). Bildlich kann man sich das vielleicht so vorstellen, dass die Rezeptoren ständig versuchen, nach dem fehlenden Neurotransmitter zu "greifen" - aber der ist nicht da! Ihre "Hände" greifen also immer ins Leere. Das "Verlangen" nach dem Neurotransmitter kann nicht befriedigt werden.
Aus Erfahrung wissen wir als Abhängige, dass wir diese "verzweifelten" Rezeptoren mit Alkohol beruhigen können. Also trinken wir, um diese lästige, nervöse Unruhe in unserem Kopf abzustellen, weil wir sie irgendwann einfach nicht mehr aushalten (--> "Craving"). Das hilft kurzfristig, aber wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt, fangen auch die "Hände" der Rezeptoren wieder an zu "zappeln".
Baclofen hat nun die äußerst nützliche Eigenschaft, dass es wie der fehlende Neurotransmitter aufgebaut ist. Es ersetzt also genau das Puzzle-Teil, das die Rezeptoren die ganze Zeit verzweifelt gesucht haben. Und das ist echt klasse, denn wenn die Rezeptoren Ruhe geben, müssen wir sie nicht mehr mit Alkohol betäuben.
Es ist also wichtig, dass die Rezeptoren immer genügend Baclofen zur Verfügung haben. Wenn das sicher gestellt ist, brauchen wir den Alkohol nicht mehr.
baerli1962 hat geschrieben:...mir ist gerade aufgefallen dass ich heute abend im lidl nicht mal an alk gedacht habe...
Hat's "Klick" gemacht? Klar hast Du im Lidl nicht an Alkohol gedacht, weil die Rezeptoren in Deinem Kopf und das Baclofen sich zufrieden in den "Armen" lagen.
Wenn Du ständig darauf achtest, dass der "Baclofen-Spiegel" stimmt, spielt es keine Rolle mehr, zu welcher Tageszeit Du früher "Craving" hattest, weil Du mit Baclofen die Ursache dafür ("die zappelnden Hände der Rezeptoren") beseitigst.
Deinen Ausführungen (weiter oben) entnehme ich, dass Du zurzeit so zwischen 50 mg (4 x 12,5 mg) und 62,5 mg (5 x 12,5 mg) pro Tag dosierst. Du hast mich gebeten, Dir einen Vorschlag bezüglich der Einnahme zu machen.
jivaro hat geschrieben:die Pause zwischen der letzten Einnahme und der ersten am Folgetag ist eigentlich zu lang!
Auch wenn Du erst um halb elf frühstückst, ist es m. E. ratsam, die erste Dosis schon vorher einzunehmen. Mein Vorschlag wäre (da Du ja 25-mg-Tabletten hast):
09:00 Uhr - 18,75 mg
13:00 Uhr - 12,5 mg
17:00 Uhr - 12,5 mg
21:00 Uhr - 12,5 mg
Dann wärst Du bei 56,25 mg pro Tag und Dein "Baclofen-Spiegel" würde in etwa so aussehen:
Aber letztendlich musst Du wirklich für Dich entscheiden, wie Du am besten klarkommst.
baerli1962 hat geschrieben:...papfl vielleicht kannst du mir einen vorschlag machen wie ich mein baclofen verteilen sollte damit ich so gegen 20uhr den gipfel habe, denn das ist so (in der regel ab 19uhr) meine trinkzeit gewesen.
Wichtig ist, dass Du nach der obigen Erklärung hoffentlich verstanden hast, dass es auf die
gleichmäßige Einnahme ankommt und
nicht auf einen "Gipfel" zu einem bestimmten Zeitpunkt, nur weil Du da früher immer "Craving" hattest. Baclofen ist keine "Ersatzdroge", die betäubt - es beseitigt die Ursache !!!
Probier' Dich einfach weiter aus und halte uns auf dem Laufenden, wie's Dir geht.
Alles Gute,
Papfl
P.S.: Natürlich kann es Situationen geben, in denen das Bedürfnis der "Rezeptoren-Hände" nach Kontakt besonders groß ist...dafür gibt's dann die "Notfallpille"