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Re: bärli`s bäriger weg

Freitag 24. August 2012, 20:09

Lieber Papfl,

WOW, das Programm ist ja super...da wäre ich sehr daran interessiert, so kannst Du wirklich sehr schön veranschaulichen, was ich weiter oben schon geschrieben hatte: die Pause zwischen der letzten Einnahme und der ersten am Folgetag ist eigentlich zu lang!

Liebes bärli,

Du schaffst das schon....null craving...klingt doch alles schon deutlich besser. Baclofen-Einnahme-Verteilung: s. Papfl; wenn es für Dich ok so ist: gut.
Schwedenkräuter bitte weglassen, nicht nur wegen dem Schnaps (Alc-Gehalt ist schon hoch...viele Mediziner sagen, das sei die Substanz, die in den Schwedenkräutern wirkt...), sie wirken eben auch sehr stark "verdauungsfördernd".
Tropfen oder ähnl. mit Alkohol sind sonst unter Baclofen schon möglich.
Das vermehrte Trinkbedürfnis ist bekannt: die Trinkmenge sollte ca. 3 l pro Tag auf Dauer nicht überschreiten, sonst verlierst Du zuviele "Blutsalze", und es kommt da zu einer "Verschiebung" im "Salzhaushalt" des Blutes (Elektrolytverschiebung). 3l sind völlig ok; wie ist es denn mit einem schönen Ayurveda-Schlaftee? Oder Ingwer? Früchtetee könnte schon im Einzelfall zu "Diarrhoe" führen.
Nimmst Du vermehrt irgendwelche Zuckerersatzstoffe? Die begünstigen nachweislich auch so etwas.
Der Schlafrhythmus braucht fast immer eine gewisse Zeit um sich zu erholen, Schlaftablette gelegentlich - nach so langer Dauer- ist ok. GGG!

Ich möchte gar nichts "kritisieren", will Dir nur sagen, wie es dir besser gelingen könnte. Auch wenn Du es nicht glaubst: mir liegt sehr viel daran, dass Du hier eine echte Unterstützung erhältst und es Dir bald besser geht.
Eine Bitte: Finger weg von Distra! Ambulant erst recht... hohes Suchtpotential...gehört -wenn überhaupt- in ein stationäres Setting! Ich empfehle es eigentlich gar nicht.

LG jivaro

Re: bärli`s bäriger weg

Freitag 24. August 2012, 21:43

hallo ihr lieben helferlein,
erst mal danke wieder für eure tipps.
papfl vielleicht kannst du mir einen vorschlag machen wie ich mein baclofen verteilen sollte damit ich so gegen 20uhr den gipfel habe, denn das ist so (in der regel ab 19uhr) meine trinkzeit gewesen.und da ich immer sehr schnell getrunken habe,für die erste flasche weisswein höchstens 45min. für die 2. ca.60min. ,habe ich auch meinen alkoholpegel recht schnell nach oben schnellen lassen.
das hat mich auch sehr nachdenklich gemacht, die zeit in der ich das trank war doch verdammt kurz.wenn dann jemand über den ganzen abend (so ca.6std) verteilt die menge trinkt ist das zwar auch nicht okay aber ich finds nicht so schlimm als dieses schnell besaufen.
ich war aber auch nie genusstrinker, sondern ich habe getrunken um "betrunken" zu sein.
das warum ist glaub ich eine ziemlich lange und schwierige geschichte.
ich muss in meinen kopf noch reinbekommen dass es in ordnung ist bereits tagsüber baclofen zu nehmen.in meinem kopf schwirrt nämlich immer noch sowas wie ersatzdroge rum.
auch versuche ich langsam zu verstehen dass es eine richtige therapie ist für die ich mich da entschieden habe und das möchte ich ganz ernsthaft durchziehen.
jedenfalls hab ich schon mal erkannt dass es nichts ist wo ich sage heut mach ichs, morgen nicht....
da würdet ihr eure zeit mit mir total verschwenden ;) und ich bin sehr dankbar dass ich jemanden habe der sich ein bissl um mich kümmert.
heute war wieder ein sehr guter tag!!
mir ist gerade aufgefallen dass ich heute abend im lidl nicht mal an alk gedacht habe.
obwohl es zu einer für mich sehr schwierigen uhrzeit war und ich normalerweise niemals ohne weinflaschen da wieder raus wäre.egal was ich mir vorher vorgenommen hatte.
ach ja schlaftablette hatte ich heute nacht auch nicht und werde heut auch keine nehmen.
also bis jetzt erfolg auf ganzer linie!! :-bd
lg baerli

Re: bärli`s bäriger weg

Freitag 24. August 2012, 22:05

Hallo bärli,

auch von mir ein herzliches willkommen.

Ich zitiere dich:

"...ich war aber auch nie genusstrinker, sondern ich habe getrunken um "betrunken" zu sein."

PS: Kann mir bitte mal jemand erklären, wie man mit dem schönen blauen Rahmen zitiert? Das thema hatten wir schon mal - ich habs aber nicht begriffen.

Ich denke so ging es den meisten hier. keiner lässt sich ständig ohne "erweitertes Bedürfniss" volllaufen.

Aus meinen Erfahrungen heraus kann ich dir nur sagen, das baclofen keine ersatzdroge ist, sondern ein medikament, welches dein leben, bei konsequenter anwendung, stark, wenn nicht sogar grundlegend, zum positiven verändert.

Viel erfolg auf deinem weg

wünscht aspino
leben st

Re: bärli`s bäriger weg

Samstag 25. August 2012, 00:42

baerli1962 hat geschrieben:...mir ist gerade aufgefallen dass ich heute abend im lidl nicht mal an alk gedacht habe...

Hallo Bärli!

Genau das soll Baclofen bewirken! Super! Es scheint Dir wirklich zu helfen.

Vielleicht wird Dir klarer, dass Baclofen keine "Ersatzdroge" ist, und warum Du es über den Tag verteilt in regelmäßigen Abständen einnehmen solltest, wenn Du Dir bewusst machst, wie das Medikament in Deinem Kopf eigentlich wirkt. Ich versuche mal, das in meinen (laienhaften) Worten zu erklären (und bitte jivaro schon jetzt um Nachsicht und ggf. um Richtigstellung - bin halt kein Mediziner):

Beim "Craving" finden neurobiologische Prozesse im Gehirn statt. Man vermutet, dass GABA-B-Rezeptoren dabei eine wichtige Rolle spielen. Diesen Rezeptoren "fehlt" der passende Neurotransmitter (die beiden gehören eigentlich wie Puzzle-Teile zusammen). Bildlich kann man sich das vielleicht so vorstellen, dass die Rezeptoren ständig versuchen, nach dem fehlenden Neurotransmitter zu "greifen" - aber der ist nicht da! Ihre "Hände" greifen also immer ins Leere. Das "Verlangen" nach dem Neurotransmitter kann nicht befriedigt werden.

Aus Erfahrung wissen wir als Abhängige, dass wir diese "verzweifelten" Rezeptoren mit Alkohol beruhigen können. Also trinken wir, um diese lästige, nervöse Unruhe in unserem Kopf abzustellen, weil wir sie irgendwann einfach nicht mehr aushalten (--> "Craving"). Das hilft kurzfristig, aber wenn die Wirkung des Alkohols nachlässt, fangen auch die "Hände" der Rezeptoren wieder an zu "zappeln".

Baclofen hat nun die äußerst nützliche Eigenschaft, dass es wie der fehlende Neurotransmitter aufgebaut ist. Es ersetzt also genau das Puzzle-Teil, das die Rezeptoren die ganze Zeit verzweifelt gesucht haben. Und das ist echt klasse, denn wenn die Rezeptoren Ruhe geben, müssen wir sie nicht mehr mit Alkohol betäuben.

Es ist also wichtig, dass die Rezeptoren immer genügend Baclofen zur Verfügung haben. Wenn das sicher gestellt ist, brauchen wir den Alkohol nicht mehr.

baerli1962 hat geschrieben:...mir ist gerade aufgefallen dass ich heute abend im lidl nicht mal an alk gedacht habe...

Hat's "Klick" gemacht? Klar hast Du im Lidl nicht an Alkohol gedacht, weil die Rezeptoren in Deinem Kopf und das Baclofen sich zufrieden in den "Armen" lagen.

Wenn Du ständig darauf achtest, dass der "Baclofen-Spiegel" stimmt, spielt es keine Rolle mehr, zu welcher Tageszeit Du früher "Craving" hattest, weil Du mit Baclofen die Ursache dafür ("die zappelnden Hände der Rezeptoren") beseitigst.

Deinen Ausführungen (weiter oben) entnehme ich, dass Du zurzeit so zwischen 50 mg (4 x 12,5 mg) und 62,5 mg (5 x 12,5 mg) pro Tag dosierst. Du hast mich gebeten, Dir einen Vorschlag bezüglich der Einnahme zu machen.

jivaro hat geschrieben:die Pause zwischen der letzten Einnahme und der ersten am Folgetag ist eigentlich zu lang!

Auch wenn Du erst um halb elf frühstückst, ist es m. E. ratsam, die erste Dosis schon vorher einzunehmen. Mein Vorschlag wäre (da Du ja 25-mg-Tabletten hast):

09:00 Uhr - 18,75 mg
13:00 Uhr - 12,5 mg
17:00 Uhr - 12,5 mg
21:00 Uhr - 12,5 mg

Dann wärst Du bei 56,25 mg pro Tag und Dein "Baclofen-Spiegel" würde in etwa so aussehen:

Bild

Aber letztendlich musst Du wirklich für Dich entscheiden, wie Du am besten klarkommst.

baerli1962 hat geschrieben:...papfl vielleicht kannst du mir einen vorschlag machen wie ich mein baclofen verteilen sollte damit ich so gegen 20uhr den gipfel habe, denn das ist so (in der regel ab 19uhr) meine trinkzeit gewesen.

Wichtig ist, dass Du nach der obigen Erklärung hoffentlich verstanden hast, dass es auf die gleichmäßige Einnahme ankommt und nicht auf einen "Gipfel" zu einem bestimmten Zeitpunkt, nur weil Du da früher immer "Craving" hattest. Baclofen ist keine "Ersatzdroge", die betäubt - es beseitigt die Ursache !!!

Probier' Dich einfach weiter aus und halte uns auf dem Laufenden, wie's Dir geht.

Alles Gute,
Papfl

P.S.: Natürlich kann es Situationen geben, in denen das Bedürfnis der "Rezeptoren-Hände" nach Kontakt besonders groß ist...dafür gibt's dann die "Notfallpille" :)

Re: bärli`s bäriger weg

Samstag 25. August 2012, 04:02

@Papfl: Eine sehr schöne Erklärung und Dosisempfehlung, die sich bei mir (in ähnlicher Form) bestens bewährt hat.

Re: bärli`s bäriger weg

Samstag 25. August 2012, 08:39

Hallo Baerli

Du wirst das schaffen! Du hast Motivation und bist bei der "Sache". Alle nötigen Voraussetzungen, damit diese Therapie erfolgreich bleiben kann.
Mit der Super-Erklärung von Papfl (@Papfl: Vielen Dank, sehr einleuchtend dargestellt!) wirst Du für einen möglichst stabilen Bac-Spiegel sorgen können.

Zum Thema Abhängigkeit oder "Ersatzdroge" vielleicht noch folgende Erklärung:
1. Es kommt öfters vor, dass ich während dem Arbeiten die Einnahme "vergesse". Bei einem Stoff mit Suchtpotential würde sowas nie passieren. Wenn ich da so an Zigaretten denke...
2. Stoffe mit Abhängigkeitspotential verlangen für dieselbe Wirkung immer höhere Dosen.
3. Der Hinweis des "Ausschleichens" beim Absetzen allein ist kein Indiz von Suchtpotential. Da müsste ja schon ein Betablocker als Droge gelten...

Somit kannst Du auch diese Unsicherheit zu den Akten legen und musst Dir keine Gedanken mehr darüber machen.
Der Weg ist frei für Dich in ein neues Leben ohne Suchtdruck! Ich wünsche Dir viel Erfolg.

@aspino
PS: Kann mir bitte mal jemand erklären, wie man mit dem schönen blauen Rahmen zitiert? Das thema hatten wir schon mal - ich habs aber nicht begriffen.
Ein möglicher Weg: Den entsprechenden Text mit der Maus markieren. Rechte Maustaste "Kopieren" oder Tasten CTRL-c. Den Cursor dort plazieren, wo das Zitat erscheinen soll. In der Reihe über dem Editorfenster den Button "Quote" drücken. Mit rechter Maustaste "Einfügen" oder Tasten CTRL-v den Text kopieren. Nach der geschlossenen eckigen Klammer weiterschreiben. Kann mit "Vorschau" kontrolliert werden.

LG moonriver

Re: bärli`s bäriger weg

Samstag 25. August 2012, 08:53

@moonriver

Danke für die Erklärung!

LG Aspino

Re: bärli`s bäriger weg

Samstag 25. August 2012, 12:28

@bärli: na also!

@papfl: kann mit Deiner Erklärung gut leben, schön plastisch; alles weitere wäre ziemlich verwirrend.

Will nur noch ergänzen, dass Baclofen eben den "wichtigsten" beruhigenden Botenstoff im Zentralnervensystem ausschüttet, Baclofen bewirkt das an einer Stelle (GABAB-Rezeptor), bei der keine Abhängigkeit entsteht und auch kein "Rausch".
Alkohol und auch Benzodiazepine schütten den Botenstoff über eine andere Stelle aus (GABAA-Rezeptor), hier ist immer eine Dosissteigerung erforderlich, es kommt zur Abhängigkeit (gilt u.a.für Alkohol, Benzodiazepine....).
Wichtig ist auch zu wissen (und sei es nur damit Mitleser uns nicht für völlig engstirnig halten), dass es bei der Suchtentstehung/Suchtverhalten noch viel mehr Interaktionen im Gehirn gibt, und sich alle untereinander wieder beeinflussen. Für die Zukunft wäre evtl. sogar denkbar gewisse Stoffe in der Therapie zu kombinieren. Solange aber bei den "Etablierten" nicht einmal Baclofen als Wirkprinzip verstanden werden will, können wir einfach nur "dran" bleiben und versuchen so vielen Menschen zu helfen wie möglich, ganz einfach, basic, allgemeinverständlich und vor Allem "WIRKSAM".

Viele Menschen kommen leider mit der Einnahme 4 x täglich nicht klar, theoretisch ist das aber am Besten (s. auch die Dosierungsempfehlungen aus Frankreich im "Leitfaden").

LG jivaro

Re: bärli`s bäriger weg

Samstag 25. August 2012, 13:02

anschauliches Video zum Thema

Re: bärli`s bäriger weg

Montag 27. August 2012, 09:11

so, wieder ein we rum.
null alk, null schlaftabletten ,null craving \:D/
meiner psyche gehts so gut wie schon seit jahren nicht mehr.
aber die nebenwirkungen sind schon sehr heftig.
ich habe mich an die dosierempfehlung von papfl gehalten.tausend dank nochmal dafür.
musste aber später noch eine halbe nachschieben.
schlaf ist immer noch hundsmiserabel.
mit der gabe tagsüber hab ich probleme da ich u.a. extremen schwindel und die gangunsicherheit habe.
ich bin unter der woche aber oft bis ca. 18uhr unterwegs.auto stehen lassen geht auch nicht, da ich bei 39grad und hoher luftfeuchtigkeit nicht heimlaufen möchte.
zudem ich ja auch wie "besoffen" laufe. ich werde es heute trotzdem versuchen, hab ja nur eine kurze strecke.
oder hat jemand eine lösung hierfür?

und noch ne frage
wie wird baclofen eigentlich abgebaut?
und wieso muss man ab einer menge von 75mg eine blutuntersuchung machen lassen?
fragen über fragen mit mir habt ihrs nichtleicht! :D

vielen dank aber für eure ausführlichen informationen, sie sind mir sehr wichtig um zusammenhänge zu verstehen.
obwohl ich immer noch nicht verstehe wie ich von etwas süchtig werden konnte was mir nicht mal schmeckt! ~x(
bei meiner schokoladensuche hab ich es ja verstanden, die hat wenigstens geschmeckt! :))
einen guten start in die woche wünsch ich allen
lg baerli

hab noch was vergessen.
federico gibt es eigentlich euren stammtisch noch?
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