Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
alkohol-und-baclofen-forum

 
Aktuelle Zeit: Freitag 3. Mai 2024, 22:26

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]



Schliessung des Forums: Das Forum wurde mangels Beteiligung zum 31.12.2019 eingefroren und dient künftig als Nachschlagewerk.
Für aktuelle Informationen besuchen Sie bitte unser Nachbarforum.

Das Forumsteam

P.S. In liebevoller Erinnerung an den verstorbenen Gründer des Forums Friedrich Kreuzeder (Federico), hier noch ein Video.





Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 28 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Donnerstag 20. September 2012, 19:19 
Offline

Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27
Beiträge: 16
Hallo,

Vorgestellt habe ich mich bereits hier (klick)

Nun zu meiner persönlichen Suchtproblematik:



Auch schon vor dem Alkohol war ich süchtig. Süchtig nach dem Computer/Internet, süchtig nach Computerspielen (was ausnahmsweise sogar "belohnt" wurde: war einer der besten Pro-Gamer Deutschlands und unter den Top 100 weltweit), süchtig nach Koffein (Energiedrinks), süchtig nach Pornos. Diese Süchte habe ich weitgehend besiegt bzw. heruntergeschraubt.

Auch gibt es die "reale, normale" Sucht nach Geschwindigkeit: Ich habe nach wie vor einen hochgezüchteten Sportwagen, puristisch (Klimaanlage & Radio sind Luxus), spartanisch (jedes Kilo Gewicht ist zu viel), bis zum Limit auf Leistung optimiert, immer auf der Suche nach dem absoluten Grenzbereich. Diese Sucht ist noch vorhanden, nach einem schweren Unfall, den ich fast unbeschadet überstanden habe, lebe ich dies "absolute Sucht am Limmit" jetzt nur noch auf der Rennstrecke aus, auf öffentlichen Straßen fülle ich meinen Andrenalinpegel nur ab und zu unter Berücksichtigung von ausreichend Sicherheitsreserven "ein bisschen" auf.



Nach rund 10 Jahren (mein Alter: 30) als Alkoholiker habe ich, dadurch, dass ich auf euer Forum aufmerksam geworden bin, wieder Hoffnung, ohne diese Sucht leben zu können.

Vor nicht ganz 6 Jahren war ich zusätzlich stark Kokainabhängig (bis 5g/Tag), THC "abhängig" (1-2g / Tag, zum runterkommen) und zu der Zeit habe ich auch 1/2 - 1 Flasche Vodka pur / Tag getrunken. Auch andere Drogen wie Speed, Ecstasy und LSD habe ich ausprobiert, habe diese Drogen jedoch nur vereinzelt konsumiert.

Die Kokain-Sucht habe ich erfolgreich besiegt (bis auf 2 Rückfälle für 1 Tag & 2 Tage vor 3 Jahren und 3/4 Jahr, 110%ig das allerletzte Mal in diesem Leben). Gras habe ich in seitdem 3x auf Partys geraucht (nur am Joint mitgezogen).

Nur vom Alkohol bin ich nie los. Starker Trinker war ich zu Zeiten der Kokain-Sucht und bin ich kontinuierlich seit rund 3 Jahren. Seit einem Jahr komme ich mehrmals wöchentlich an meine Limits & trinke dann am nächsten Tag bereits Mittags meinen "Konter-"Whiskey Cola und seit 1/2 Jahr fast täglich schon ab Mittags meine "Bierchen" (ab Abends steige ich dann auf Cola-Whiskey um).

Echte Pausen gab es nur vor rund 9 Jahren, als ich noch kein starker Alkoholiker war und vor 3 Jahren über einen Zeitraum von 2 Monaten. Die letzte Abstinenz habe ich als eine Qual empfunden, ständig hatte ich Craving, hockte diese Zeit (außerhalb der Arbeit) fast nur Antriebslos in der Ecke rum, nahm rezeptfreie Schlafmittel und hätte mich diese Zeit über am liebsten ins künstliche Koma versetzen lassen. Ansonsten habe ich nur vereinzelt 1-5 Tage ohne Alkohol ausgehalten.



Schwierig ist mein familiäres Umfeld:

Ich lebe wieder bei meiner Mutter, aber in einem eigenen Haus. Das Haupthaus wird aber weiter gemeinsam benutzt. Meine Mutter ist seit ich mich erinnern kann "kontrollierte" Alkoholikerin. Heißt: Sie trinkt mind. ihren 1l Bier/Tag, in der Woche Abends, am Wochenende auch schon Mittags. Im Schnitt 4 Bier + 1/5 Flasche Weinbrand/Whiskey oder eine Flasche Wein. Das ist alle 2 Wochen auch mal wesentlich mehr, sie kann das aber ganz gut kontrollieren: Ist am nächsten Tag geschäftlich ein wichtiges Meeting, dann trinkt sie, in relativ kurzer Zeit, auch nur ihre 3 Bier und geht früh ins Bett.

Meine Schwester & ihr Freund haben meine Mutter & vor allem mich oft auf den Alkoholkonsum angesprochen, mittlerweile ist meine Schwester von absoluten Anti-Alkoholiker zum Gelegenheitstrinker mutiert und ihr Freund zum "Familien- Alkoholiker": Ist er hier oder bin ich bei meiner Schwester zu Besuch, dann trinkt er auch - aber nur Bier und in der Woche nur 1-2, am Wochenende auch schon mal 5 und er besäuft sich nur auf Partys. Die Kritik an meinem Alkoholkonsum ist bei den beiden komplett verschwunden.

Mein Vater, den ich recht selten zu Gesicht bekomme, ist ebenfalls Alkoholiker, seit seiner Krankheit jedoch auch kontrollierter: Jeden Tag 1/2 Flasche Wein und wenn ich zu Besuch bin, dann knallen wir uns auch schon mal 2-3 Flaschen Wein + Kurze rein.

Meine Großmutter mütterlicherseits war starke Alkoholikerin und ist dran sehr früh gestorben, bei meiner Großmutter väterlicherseits waren es wohl Alzheimer & Alkohol und sie ist relativ "normal spät" gestorben.

Insgesamt sind wir alle keine Fusel Trinker und materiell gesehen beruflich & privat erfolgreich. Wir trinken nur gutes Markenbier, Wein ab 8 € / Flasche, Whiskey/Rum/Weinbrand etc. ab 15 € / 0,7l. Das ist zum einen gut, weil man sich am nächsten Tag nicht "wie ausgekotzt" fühlt, zum anderen schlecht, das es einem ja nicht "sooo schlecht" geht am nächsten Tag.

Meine Mutter versucht mich in Abstinenten Phasen auch immer zum Trinken zu motivieren und ist auch der festen Überzeugung, dass sie nur durch den Alkohol so jung & fit geblieben ist, was auch wirklich der Fall ist, das dies jedoch am Alkohol liegt, ist natürlich absoluter Schwachsinn. Trotz mehrerer, gezwungener Abstinenzphasen durch (physische) Unfälle und dadurch Krankenhausaufenthalte, die bis zu 3 Wochen dauerten, wurde sie immer hochgradig aggressiv, wenn nach Ihrer Rückkehr kein Alkohol im Haus war und ist mit Krücken und unter Schmerzen mit dem Auto zur nächsten Tankstelle gefahren, um sich ihren Stoff zu besorgen. Sie hat sich dann immer 1-2 richtig voll laufen lassen. Ein hoffnungsloser Fall und dass ich sie überredet habe, mal einen Gesundheitscheck machen zu lassen, war falsch, denn (angeblich) sind Ihre Werte optimal.



Mein Freundeskreis besteht dadurch, dass ich seit 10 Jahren Alkoholiker bin, auch nur aus Alkoholikern oder Partytrinkern. Ich habe mein Leben komplett vom Alkohol abhängig gemacht. Es gibt keinen Abend, an dem ich nicht trinke und kann ich nicht trinken, dann tauche ich dort auch nicht auf. Einige wenige male war es mir nicht möglich, öffentlich zu trinken und so habe ich heimlich (vor)getrunken und bin sogar schon mal ziemlich besoffen Auto gefahren.



Damit ist jetzt Schluss! Ich habe vor 3 Stunden 5mg Baclofen eingenommen und gebe gleich meinen 1. Bericht ab.
Es würde mir sehr helfen, wenn hier einige einfach nur mitlesen und vielleicht sogar drauf eingehen könnten - das würde mich sehr motivieren und wäre ein schöner Kontrast zu meinem derzeitigen Umfeld. Ich sag schon mal: Danke!


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Donnerstag 20. September 2012, 20:29 
Offline

Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27
Beiträge: 16
1. Tag

Gestern habe ich "nur" wenig getrunken: Statt die übliche 1/3 - 2/3 Flasche Whiskey habe ich nur 1/4 Falsche getrunken. Das hat sich Nachts durch unruhigen Schlaf und leichtem Schwitzen geäußert, was aber bei weitem nicht so schlimm, wie bei einem kalten Entzug. Den morgen drauf war ich eher "fit", hatte jedoch schon Vormittags Craving und vor Einnahme um 16 Uhr schon sehr starkes Craving, was sich sonst erst um 20 Uhr so intensiv ist. Dem beuge ich sonst vor, indem ich zwischen 17-19 Uhr mit den harten Sachen (Cola-Whiskey) anfange.


1. Tages-Dosis / 16:00 / 5mg Baclofen:

Nach rund 10 Minuten spürte ich eine Art von Benommenheit bei gleichzeitiger Steigerung meiner Konzentration/Aufmerksamkeit.
Ich muss dazu sagen, dass ich als Kind ADHS hatte und auch noch mit 30 gelegentliche Schwierigkeiten habe, ruhig zu bleiben bzw. mich auf eine Sache für längere Zeit zu konzentrieren. Liegt das wirklich am Baclofen?

Daraufhin kam ein entspannter Zustand und ich war nicht motiviert, weiter zu arbeiten und hätte in dem Moment am liebsten meine Sauna angeschmissen, sauniert und danach in den Naturbadeteich davor gesprungen. Ich war nicht unbedingt müde, es machte sich ein Gefühl der Erschöpfung und das Verlangen nach Ruhe breit.

Mein Projektabschnitt @work ist momentan auch derjenige, der mir am meisten zuwider ist, daher habe ich den vor mir her geschoben und stehe jetzt unter Zeitdruck. Das ist mir zwar bewusst, aber in dem Moment merkte ich, dass ich jetzt Zeit für mich brauche und ich merkte auch, dass ich seit knapp einem Jahr ohne einen Tag Urlaub 50-110 Stunden/Woche arbeite, 24 Stunden am Tag erreichbar bin, teilweise bis spät in die Nacht arbeite oder Nachts aufstehe, um an Telefonkonferenzen in Fernost teilzunehmen.

So gegen 19 Uhr stellte sich wieder eine Unruhe ein und das Craving kam gegen 19:30 recht deutlich zurück.


2. Tages-Dosis / 20:00 / 5mg Baclofen:

Das Craving wurde nach etwa 10 Minuten schwächer, ist jedoch stärker, als um 16:00.

Es ist momentan eine ungewohnte Situation, so klar und wach im Kopf zu sein. Die entspannende, benebelnde und euphorisch machende Wirkung der Angetrunkenheit fehlt mir, ist jedoch beherrschbar.

Ich bin gespannt, wie sich die nächsten Stunden entwickeln werden. Normalerweise trinke ich dann kontinuierlich weiter, bis ich meinen "Pegel" erreicht habe - meistens so gegen 21-22 Uhr und halte den Pegel dann so lange, bis ich müde bin. Wenn ich dann richtig müde bin, mache ich mich Bettfertig, gebe mir durch 40ml-60ml Whiskey den "Gute Nacht Kick" und schlafe danach fast sofort ein und bis zum nächsten Morgen durch.

Was mir noch aufgefallen ist: Ich rauche momentan sehr viel, um die 4 Zigaretten / Stunde. Die Befriedigung ist dennoch nicht mehr so stark, wie sonst. Liegt das auch am Baclofen? Geraucht habe ich bis dato ca. 40 Zigaretten / Tag in der Woche, am Wochenende auch mehr.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Freitag 21. September 2012, 00:25 
Offline

Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27
Beiträge: 16
3. Tages-Dosis / 24:00 / 5mg Baclofen:

Ich konnte nicht einschlafen, wurde unruhig und das Craving fing wieder an. Bacelofen wirkt und ich bin guter Dinge, dass ich gleich einschlafen kann.

Körperliche Nebenwirkungen hatte ich bisher nicht.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Freitag 21. September 2012, 00:39 
Offline
Forumstechnik
Benutzeravatar

Registriert: Donnerstag 3. Dezember 2009, 13:49
Beiträge: 1725
Wohnort: Hannover
Das wird erfahrungsgemäß eine unruhige Nacht bleiben. Deswegen werden in der Entgiftung auch Beruhigungs-/Schlafmittel wie Diazepam, Oxazepam u.ä. verabreicht. Wichtig ist auch den Blutdruck zu beobachten. Dieser steigt während des Entzugs gerne an.

Bin kein Arzt, kenn mich aber lange genug damit aus.

Ach ja, viiieeelll Wasser trinken und evtl. etwas scharfes essen, Dich aber heute Nacht nicht mit Bac vollpumpen (das kommt nicht gut).

GGG

_________________
Aktuelle Baclofen-Dosis: 12,5, 12,5, 12,5 12,5 mg im Abstand von 4 Stunden = 50 mg/Tag,
"Der Tod steht zwar nicht vor der Tür, sucht sich aber schonmal einen Parkplatz" Jochen Busse
"Ihr habt mehr Angst als ich, weil Ihr mehr wisst." Meta Hiltebrand
Forum, Blog, Verein (i.G.), Portal, Facebook


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Freitag 21. September 2012, 01:34 
Offline

Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27
Beiträge: 16
Danke delle54 für deine Tipps. Ich bin, wie du vermutet hast, derzeit immer noch wach. Noch habe ich keine starken Entzugssymptome, kann einfach nur nicht einschlafen. Sollte ich nicht schlafen können und das Craving wieder einsetzen... kann ich dann noch mal 5mg nehmen oder ist das keine gute Idee?


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Freitag 21. September 2012, 01:51 
Offline
Forumstechnik
Benutzeravatar

Registriert: Donnerstag 3. Dezember 2009, 13:49
Beiträge: 1725
Wohnort: Hannover
Nicht wirklich. Bac ist kein Schlafmittel, auch wenn es teilweise Müdigkeit erzeugt. Das was Du erlebst sind Entzugserscheinungen. Siehe es positiv: Sei froh, dass Du sie erleben darfst. Und Bac bitte nicht am Anfang überdosieren. Die Folgen machen sich spätestens morgen Nacht bemerkbar.

Diese Nacht wird für Dich sehr kurz (Korrektur: lang). Versuche es mit beruhigender Musik oder anderer Entspannung.

Kleiner Tip: Ständig im Forum nachzuschauen erzeugt Spannung und wirkt Deiner Bestrebung nach Entspannung entgegen ;) Am besten Internet und TV ausschalten und wie gesagt, etwas ruhige Musik leise im Hintergrund und einfach durchhalten und ausschwitzen :D

_________________
Aktuelle Baclofen-Dosis: 12,5, 12,5, 12,5 12,5 mg im Abstand von 4 Stunden = 50 mg/Tag,
"Der Tod steht zwar nicht vor der Tür, sucht sich aber schonmal einen Parkplatz" Jochen Busse
"Ihr habt mehr Angst als ich, weil Ihr mehr wisst." Meta Hiltebrand
Forum, Blog, Verein (i.G.), Portal, Facebook


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Freitag 21. September 2012, 15:39 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08
Beiträge: 1949
Wohnort: Giessen
Hi Rothschild,

Deine Geschichte ist ja filmreif....
Zitat:
.....immer auf der Suche nach dem absoluten Grenzbereich. Diese Sucht ist noch vorhanden......

besser kann man es wohl nicht ausdrücken.
Weniger ist manchmal mehr....musst Du noch erfahren..wird nicht leicht.
Sei herzlich willkommen. Alles klingt recht normal und gut, was Baclofen und Dich betrifft.
Genau so wie Delle es beschreibt ist die Sachlage...klar kann man das jetzt auch wissenschaftlich ausdrücken... das glutamaterge System....brauchts aber grad nicht, finde ich.

Wie geht es Dir jetzt?
Einen ganz herzlichen Gruss
jivaro

Ps. ...schon in seinem Buch weist Ameisen darauf hin, dass Baclofen auch gegen nicht-stoffgebundene Süchte wirkt! Bei Alkohol 1-3 mg/kg KG, bei anderen Süchten 1-5 mg/kg KG. Bitte nicht gleich hochrechnen....will Dir nur Mut machen.

_________________
"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Freitag 21. September 2012, 22:03 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Guten Abend Rothschild

Auch von mir ein herzliches Willkommen!

Dein Tagebuch wird zu einem richtigen "Laborbericht"!

Baclofen ist ein spannendes und verblüffendes Medikament...
Ich hoffe, es wird Dir einen neuen, bisher noch nicht entdeckten Weg aufzeigen, den Weg zu Dir selber.

In diesem Sinne viel Erfolg und von Herzen alles Gute.

LG moonriver

_________________
„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Samstag 22. September 2012, 01:55 
Offline

Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27
Beiträge: 16
Vielen Dank für euer Feedback! Es gibt mir gerade unheimlich Kraft zu Wissen, dass ihr meinen Beitrag gelesen habt.

Die beschriebenen, nicht-stoffgebundenen Süchte, die ich mal hatte, waren primär Teil meiner Entwicklung vom Jugendlichen zum Erwachsenen.

Bis auf die Sucht nach dem Adrenalin- Kick… das gibt mir nach wie vor das Gefühl, lebendig zu sein. Früher bin ich viel an meine Grenzbereiche gegangen und dadurch in gefährliche Situationen geraten.

Dann kamen die Drogen, vor allem Kokain versetzt deinen Körper in höchste Alarmbereitschaft… du kannst 2 Tage nicht geschlafen und gegessen haben und 1 1/2 Flaschen Wodka intus haben… 1g Koks und alles ist wie weggeblasen - du fühlst dich wie ein junger Gott. Das hält jedoch nur wenige Stunden an und das runterkommen ist mit das schrecklichste, was ich kenne… das letzte mal, vor einem 3/4 Jahr habe ich es richtig krachen lassen… in 2 Tagen 3 Flaschen Whiskey + 4g Koks… musste danach auch noch 200km Auto fahren und bin unter permanenter Panikattacke gefahren mit einem zusätzlichen, klaustrophobischen Anfall mitten in einem Tunnel neben zig großen LKWs… ich bin kein gläubiger Mensch, aber habe während dieser Höllenfahrt zu Gott gebetet und ihm gedankt, als ich wieder zu Hause war. Ganze 3 Tage habe ich auch keinen Alkohol getrunken, immerhin 2 Tage keine Zigaretten geraucht & hatte 2 Wochen lang Depressionen. NIE WIEDER!

Ich kann meinem Schutzengel echt danken, dass ich das gut überstanden habe und auch durch meine nicht-stoffgebundenen Leichtsinnigen nicht drauf gegangen bin oder schwer verletzt wurde. Mittlerweile habe ich all diese Süchte gut im Griff, ich werde mich nie wieder in Lebensgefahr begeben. Meine Adrenalin- Kicks lebe ich - und lebte ich, wenn ich dann mal nicht grad besoffen war - nur noch auf der Rennstreckeund im Bett aus. In ein paar Wochen auch mit meinem ersten Fallschirm-Tandem- Sprung, auf den ich mich schon sehr freue, aus.

Momentan ist berufsbedingt kaum Zeit bei 60-110 Stunden / Woche… jedoch merke ich vor allem, seitdem ich nüchtern bin, dass ich zum einen dringend Urlaub benötige, zum anderen fehlt mir ein Ausgleich… Sport mache ich seit 4 Jahren so gut wie gar nicht mehr.

Ich bin derzeit am überlegen, wie ich mein verlangen nach Adrenalin gesund auslebe… bevor die Vorschläge kommen sollten: mit Meditation etc. habe ich es schon versucht, Yoga in allen Variationen (bewegungs- und atmungsaktiv oder beides),buddhistische Meditationen der Kagyü- und Nyingma- Linie) oder einfachere Dinge wie autogenes Training..

Mir schwebt da momentan eine Mischung aus Kung Fu (Wun Hop Ken Duo) und Tai Chi (Taijiquan) vor. In meiner Jugend war ich relativ erfolgreich im Judo und habe auch mehrere Wettkämpfe/Pokale gewonnen, habe es aber nur intensiv bis zum Halbmeister praktiziert und danach nur noch ab und zu und zum Spaß.

Bogenschießen (Compoundbogen) reizt mich auch sehr...

Ein absoluter Traum wäre Basejumpen mit einer Wingsuit. Das ist eine Art Feldermaus- Anzug mit der man sich Berge herunterstürzt und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 360 km/h, teilweise wenige Meter über den Boden / an Klippen vorbei rast. Wenn man das verantwortungsbewusst angeht, ist das Risiko gar nicht mal so hoch… ca. 1:2000 / Absprung, das man dabei draufgeht.

Vielleicht habt ihr noch ein paar Tipps und Ideen? Auch, wie ich mein Leben ohne Alkohol gestalten könnte.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch
BeitragVerfasst: Samstag 22. September 2012, 02:36 
Offline

Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27
Beiträge: 16
2. Tag

Eingeschlafen bin ich gestern erst gegen 3 Uhr und schlief ab 5 wieder sehr unruhig. Heute morgen war ich dann etwas gerädert, jedoch im Gegensatz zu vergangenen kalten Entzügen erstaunlich fit. Dennoch merkte den Tag über spürbar, dass ich auf Entzug bin und das war nicht angenehm, zumal der 2. Entzugstag bei mir immer der härteste ist.

Der Tag fing @work stressig an, so dass schon gegen 11:30 das Craving einsetzte. Auch stand heute ein wichtiges Akquisegespräch im Raum, das war das schwierigste überhaupt… denn da muss ich in guter Stimmung sein und hatte ich die grad nicht, habe ich mir die bisher immer mit 1-2 Cola Whiskey ersoffen. In solchen Situationen und wenn ich unter Druck stand, habe ich bisher schon gegen Vormittag-Mittag ein Bier getrunken, um locker zu werden und habe den Pegel des 1. Bieres dann aufrecht erhalten.


1. Tages-Dosis / 12:00 / 5mg

Das Craving ging zurück und ich war nicht mehr so angespannt. Jedoch kehrte das Verlangen nach einem Entspannungs-Bier bereits um 13:00 noch stärker als davor zurück.


2. Tages-Dosis / 13:30 / 2,5mg

Danach ging es wieder und ich konnte den Umständen relativ gut arbeiten. Bei Telefonaten merkte ich jedoch, dass ich auf einmal genervt war und das Gespräch am liebsten beendet hätte - da musste ich mich ordentlich zusammenreißen um mir nichts anmerken zu lassen. Auch wurde ich durch ein paar nervige Fliegen innerlich so aggressiv, dass meine Fliegenklatsche dran glauben musste. Kurz darauf musste aus spontaner und unbegründeter Aggression ein Feuerzeug dran glauben. Gegen 15 Uhr kehrte das Craving wieder zurück


3. Tages Dosis / 15:00 / 5 mg

Gegen 17:30 Uhr setze auf einmal wieder Craving und meine innere Stimme sagte zu mir: "Endlich Freitag! Fast alle deiner Kunden haben Feierabend… Cola mit 60ml Whiskey… den ersten auf Ex, den zweiten und dritten in einer 1/2 Stunde, dann hast du deinen Pegel und das Wochenende kann beginnen!" Da die letzte Dosis erst 2 Stunde her war, riss ich mich zusammen und schluckte die 4. Dosis kurz nur so runter.


4. Tages Dosis / 19:00 / 5 mg

Craving war weniger, aber immer noch spürbar. Eine längeres Telefonmeeting war extrem anstrengend und ich kompensierte das durch "rumhippeln" und verkrampfen meiner Beine. Dann kam der Feierabend, ich schaltete den PC aus und das Craving war wieder voll da.

5. Tages Dosis / 23:00 / 5mg


Craving nicht mehr so stark aber immer noch vorhanden. Habe zur Ablenkung gekocht und mich ordentlich voll gefressen und 1l Cranberry- Saft getrunken sowie mit meiner Schüssler Salz Entgiftungskur angefangen, um mich zu motivieren, dass es nun schneller vorbei ist.
Müde war ich überhaupt nicht, eher unruhig und gegen 1 Uhr nahm dann Craving dann deutlich ab.


6. Tages Dosis / 2:30 / 2,5mg

Craving ist erträglich aber vorhanden, ich werde jetzt noch eine Dosis nehmen und dann hoffentlich gut einschlafen können


Nebenwirkungen habe ich jenseits der Entzugssymptome noch gar keine wahrgenommen - im Gegenteil - der letzte Entzug ohne Baclofen und anderer Medikamente war sehr viel härter. Vor allem psychisch durch das permanente Craving und das hat sich dann auch auf den Körper ausgewirkt. Insofern bin ich sehr froh, dass es mir doch relativ gut geht!

Bis morgen!


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 28 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron



YouTube facebook_button

Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
© 2009-2015 Alkohol und Baclofen Forum.de
Template made by DEVPPL - Deutsche Übersetzung durch phpBB.de

 StopForumSpam 



@MEMBER OF PROJECT HONEY POT
Spam Harvester Protection Network
provided by Unspam