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Frodo01
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Betreff des Beitrags: Mein Weg (nach Ameisen) Verfasst: Freitag 30. Juli 2010, 20:19 |
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Registriert: Freitag 30. Juli 2010, 13:11 Beiträge: 381 Wohnort: Moers
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Hier also mein angekündigter Erfahrungsbericht…
Zu meiner Person:
Ich heiße Volker, bin 48 Jahre, verheiratet, 2 Kinder (22 und 23) und komme aus Moers. habe noch meinen Führerschein aber z.Z. keinen Job. Bin seit über 30 Jahren Spiegeltrinker. Psychisch würde ich mich als BI-Polaren-Typen einordnen (siehe Wikipedia). Habe Alk immer als medizinischen Ersatz für Psychopharmaka angesehen.
Meine Odyssee begann vor 5 Jahren. Mein Chef, (selber 15 jahre trockener Alki) stellt mir ein Ultimatum: Therapie oder Job weg. Habe es dann erstmal mit einer ambulanten Therapie (01.2006) versucht und mit meinem ersten Gang zu einer Selbsthilfegruppe (AA). Nach 3 Monaten fing ich erstmals wieder an zu trinken (unbemerkt von allen). Während der Fussball-WM 2006 dann heftig. Auf massiven Druck (Arbeitgeber, Familie) dann die erste stationäre Therapie in Daun (11.2006 – 03.2007).
2 Monate später, wieder die Flasche… Vertuschen, verheimlichen und Durchhalten bis August 2008. Meine erste Entgiftung. Wieder 3 Monate trocken, dann die 2. Entgiftung im November 2008. Es folgten viele Besuche in Selbsthilfegruppen (manchmal 4-mal die Woche) um mein Seelenheil zu retten. Mir ging es psychisch richtig Scheiße und habe es dann mal mit Psychopharmaka probiert. Doxepin hieß das Wundemittel und für eine gewisse Zeit war es o.k, obwohl ich merkte, dass ich so ein Wenig neben mir lief.
Im März 2009 dann eine Stelle als Lehrer angenommen (bin eigentlich Dipl. Ing. Maschinenbau) und nach kurzer Zeit bin ich völlig zusammengebrochen. Dann, wie so oft, selber trocken gelegt und weiter.
Im Sommer dann eine Eigentumswohnung gekauft – renoviert – alles Wichtige abgewickelt und wieder abgestürzt.. Im November dann die 2. Langzeit in Dormagen (bis 11.01.2010). Diese REHA habe ich dann für mich gemacht, um einfach abzuschalten.
Wie es der Zufall will, habe ich in dieser Zeit das Buch von Dr. Ameisen in die Hände bekommen und was soll ich Euch sagen: Neben dem Titel stand für mich: DIES IST DEINE LETZTE CHANCE!!!. Sofort nach der Therapie zu meinem Hausarzt, der sofort in der Charitee in Berlin anrief… (Aber der Prof. in Berlin war sehr reserviert…?!)
Trotzdem.. ich bekam Baclofen!!! (Mein Hausarzt hatte bereits das Buch gelesen). Soweit bis hierhin….
Meine Therapie mit Baclofen:
Als Einstieg: Meine Überzeugung für das Medikament Baclofen beruht auf drei Säulen.
1. Meine Vermutung, dass Sucht in einer gewissen Gehirnregion verankert ist, wurde durch A. bestätigt. Die Sache mit den GABA-Rezeptoren ist schlüssig und leuchtet mir ein. Mein Grundproblem war immer verstärktes Craving.
2. Der verzweifelte Weg von Ameisen ist mir absolut bekannt.
3. Den Mut aufbringen, einen neuen Weg zu gehen, ohne sich was vor zu machen.
Ich sollte noch erwähnen, dass ich seit 1 ½ Jahren abends 25-50 mg Seroquel nehme (davon schlafe ich wie ein junger Gott)
Da ich Naturwissenschaftler bin, habe ich mich natürlich streng an die Anweisungen von Ameisen gehalten.
Begonnen am 19.01.2010: mit 30 mg
morgens: 5mg, mittags 15 mg, abends 10 mg.
Steigerung bis auf 225 mg bis zum 31. Tag…
morgens: 75, mittags 100 mg, abends 50 mg.
Zwischenfazit: Habe Baclofen hervorragend vertragen… Bis auf eine äußerst hohe Sensibilität meiner Haut (fühlte sich an, als wenn ich immer einen leichte Windstoß auf der haut spüren würde) hatte ich kaum Nebenwirkungen. (naja sehen wir mal von 3kg Gewichtszunahme ab und morgens einen extrem trockenen Mund))
Danach.. alles wieder Retour… bis auf 100 mg. (56. Tag – 15.03.2010)
morgens: 25, mittags 50 mg, abends 25 mg.
Bevor ich weiter erzähle, hier meine Erfahrungen:
Physische Reaktion: Alles im grünen Bereich. Kein Craving!! Habe wieder mit Sport angefangen und war im März mit Lust und guter Kondition Ski-laufen
Psychische Reaktion: Obwohl Baclofen kein Antidepressiva ist ( oder vielleicht deshalb!!) ernorme Steigerung des Selbstwertgefühls!!! Keine Panikattacken, kein Einbruch in der Psyche.. solange hatte ich den Zustand nie!!!
Nächster Schritt: Baclofen und Alkohol.
Hier solltet ihr aufmerksam lesen, weil ich denke, dass einige von Euch gerne das Mittel zum weitersaufen einnehmen wollen…
Am 26.04.2010 kam für mich der nächst Schritt: ALKOHOL. Ich wollte Testen, wie weit Baclofen vor craving schützt. (meine Frau ist eine Woche weg)
2 Dosen Bier… keine Reaktion – Kein weiterer Craving
28.04.2010: 4 Dosen Bier, verteilt auf 12 Stunden… keine Reaktion.
01.05.2010: 0,3l Wodka, eine Dose Bier… bekomme Craving (und Angst) und nehme 20mg Bac extra… Mir gehr es nicht gut!!!
Unterbreche mein Experiment…( bin immer noch auf 100mg BAC)
01.06.2010: 4 Dosen Bier (verteilt auf 12 Stunden) keine nennenswerte Reaktion
05.06.2010: Gleiche Dosis + 0,2 Wodka.. leichtes craving… Nehme 20 mg Bac zusätzlich
06.06.2010: Morgens schon leichter Craving… Trinke 2 Dosen Bier und mir geht es besser bis Nachmittags – dann wieder 2 Dosen… Abends noch mal 2 Dosen…
Fahre mit meiner Frau für 2 Wochen in Urlaub… Jeden Tag, alle 4 Stunden Gedanken an Alk… besorge mir jeden Tag (heimlich) 2-3 Dosen Bier..
20.06.- 10.07.2010: Trinke regelmäßig 2-4 Dosen Bier, an manchen Tagen kommt noch 0,2 – 0,4l Wodka hinzu…
Einzige bemerkenswerte Erkenntnis: Keine Verzweifelung, kein Selbstmitleid, keine Depressionen!!!
12.07.2010: Merke, dass mein Gleichgewicht kippt… kann den Cravingzustand mit Bac nicht mehr stabilisieren… fange an, jeden Tag weniger zu trinken ( und dazu 20 mg Bac mehr)
20.07.2010: Kein Alk mehr und die Welt ist wieder in Ordnung. Hatte kaum Entzug und mir geht es gut. ABER 3 Erkenntnisse!!!
Baclofen schützt vor starkem craving!!! (ohne Alk)
Baclofen stärkt das Selbstbewusstsein und mildert psychische Auswirkungen!!!
Baclofen ist kein Ersatz zum Weitersaufen!!!
Die Wechselwirkung mit anderen Präparaten kenne ich nicht (wie gesagt, nehme zum Schlafen 25-50mg Seroquel)
In diesem Forum gibt es einen Beitrag, den ich unterstreichen möchte:
„.. Alkohol oder und Antidepressiva heben den Anti-Craving-Effekt auf…“
Zum Schluss: Habe meine Erkenntnisse nur meinem Doc und meinem Therapeuten anvertraut. In den Selbsthilfegruppen wäre ich zerfleischt worden!!!
Also, liebe Mitstreiter(innen), habe versucht so viel wie Möglich aus meinem Erfahrungsschatz da zu legen… Ich hoffe, Euch damit eine Anregung verschafft zu haben. Hoffe auch auf weitere Anregungen!!!
Für Fragen stehe ich immer bereit!
lg Volker[/u]
_________________ „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“ George Bernard Shaw
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Agenda
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 31. Juli 2010, 10:01 |
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Registriert: Sonntag 4. Juli 2010, 15:15 Beiträge: 18
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Interessanter und wichtiger Beitrag!
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mohara
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 31. Juli 2010, 11:10 |
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Registriert: Donnerstag 1. Juli 2010, 14:01 Beiträge: 88 Wohnort: Ruhrgebiet
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Hallo volker
ich freue mich ,dass du dich hier angemeldet hast und danke dir, dass du uns an deiner " geschichte " teilhaben läßt.
Ich hätte gerne gewußt ob du ab jetzt abstinent leben möchtest und ob du in deiner SHG etwas von bac erzählt hast.
LG Moni
_________________ Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten.
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Frodo01
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 31. Juli 2010, 12:02 |
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Registriert: Freitag 30. Juli 2010, 13:11 Beiträge: 381 Wohnort: Moers
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Liebe Moni,
ich muss es Sagen!! lese meine ganzen Text....steht alle drin... ich gebe zu, so lange Texte ließt keine Sau... aber da steht.... In SHG´s kann ich das Thema nicht ansprechen..... Deshalb... dieses Forum ist wichtig und hier kann man (frau) neue Wege gehen...,.
lg Volker
Hier mal eine Message von einem Profi.... Das Forum ist für viele , wenn sie antworten wollen zu kompliziert....lg Volker
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mohara
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Samstag 31. Juli 2010, 13:10 |
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Registriert: Donnerstag 1. Juli 2010, 14:01 Beiträge: 88 Wohnort: Ruhrgebiet
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Hallo volker,
Ich danke dir für deine antwort, aber sei dir sicher, dass ich den ganzen Text gelesen habe und nicht nur einmal. Es gibt nicht soo viel über bac im I-Net und wenn ich dann so ausführliche erfahrungen lesen darf, dann sauge ich das förmlich auf.
Es war für mich nicht eindeutig ob du das thema bac vollständig nicht angesprochen hast oder nur das trinken mit bac.
deine abstinenzabsichten lese ich dann aus " Mein Weg ( nach Ameisen)"
LG Moni
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Obelix
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Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg (nach Ameisen) Verfasst: Samstag 31. Juli 2010, 19:16 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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Hallo Volker,
ich war einige Tage ziemlich beschäftigt mit mir selber, daher erst jetzt meine herzliche Begrüßung bei uns.
Danke auch für Deinen ausführlichen Bericht. Ich entdecke da einiges an biografischen Gemeinsamkeiten. Sehr interessant für mich!
Wenn ich Dich richtig verstehe, bist Du zu der Überzeugung gelangt, daß Bac und Alk nicht zusammen geht!?
Was mich ganz persönlich auch interessiert, wo Du den Bericht gelesen hast, daß AD und Alk den Anticraving-Effect (von Baclofen nehme ich an) aufhebt.
Das wars erstmal, man liest sich!
LG
Obelix
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Frodo01
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Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg (nach Ameisen) Verfasst: Montag 2. August 2010, 14:57 |
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Registriert: Freitag 30. Juli 2010, 13:11 Beiträge: 381 Wohnort: Moers
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Hi Obelix,
danke für deine Antwort..
also.. Hier im Forum sind genug Warnhinweise... Alk und Bac...
Meine Erfahrungen sind eindeutig!!! Alk hebt die Wirkungsweise von Bac auf! Nicht sofort...aber nach kurzer Zeit. Versuche es auf den Punkt zu bringen: Auf einer Feier mal zwei Bier sind kein Problem... (sagt Ameisen auch)... aber dann bitte nicht weitersaufen!!!! Bac ist nicht für das kontrollierte Saufen geeignet!!!!!
lg Volker

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Obelix
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Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg (nach Ameisen) Verfasst: Montag 2. August 2010, 18:16 |
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Registriert: Sonntag 24. Januar 2010, 13:44 Beiträge: 351
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Hi Frodo,
dann hab ich Deine Einstellung ja richtig verstanden und teil sie auch.
Kannst Du mir noch darauf antworten:
Zitat: Was mich ganz persönlich auch interessiert, wo Du den Bericht gelesen hast, daß AD und Alk den Anticraving-Effect (von Baclofen nehme ich an) aufhebt.
LG
Obelix
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Archi
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 3. August 2010, 09:33 |
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Registriert: Sonntag 20. Dezember 2009, 15:42 Beiträge: 218 Wohnort: Auf der richtigen Seite ;-)
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Hallo Frodo,
erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Deinem persönlichen Erfolg! Dein durchaus sehr offener Bericht gibt uns allen sehr viel Hoffnung.
Fast zeitgleich haben wir Beide unsere Langzeiterfahrungen hier im Forum eingestellt.
Bemerkenswert finde ich:
Wir beide dosierten sehr hoch und reduzierten nach einer gewissen Zeit runter auf eine immer noch hohe Erhaltungsdosis.
Die NW fallen individuell unterschiedlich aus. Meine Vermutung: Mit Alk könnten stärker ausgeprägte NW die Bac.-Therapie begleiten.
Du hast Deine Bac-Therapie abstinent begonnen, ich nicht.
Fazit bei uns Beiden:
Baclofen reduziert bzw. läßt das Craving verschwinden.
Depressionen, irrationale Ängste und Panikattacken verschwinden.
Grundsätzlich berufen wir uns Beide auf O.Ameisens Weg. Mein Ziel der Abstinenz will ich durch meine Bac Therapie in Verbindung mit einer neu begonnenen tiefenpsychologischen Therapie & EMDR erreichen.
Du schreibst von Deinem Therapeuten. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Du ebenfalls eine begleitende Psychotherapie durchführst?
Deine Annahme, dass einige Forumsteilnehmer Bac nur zum Weitersaufen nutzen, kann ich nicht teilen. Dazu findest Du eine Menge sehr emotional geschriebene Beiträge, in denen über Erfolge berichtet wird, aber auch oft um Hilfe gebeten wird. Die Umfragen zeigen deutlich mehr abstinente, als MT Teilnehmer.
Freue mich auf weitere Bericht von Dir.
_________________ LG
Archi
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"Der Weg ist das Ziel" (Konfuzius)
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Archi
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Betreff des Beitrags: Verfasst: Dienstag 3. August 2010, 09:55 |
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Registriert: Sonntag 20. Dezember 2009, 15:42 Beiträge: 218 Wohnort: Auf der richtigen Seite ;-)
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@Frodo,
@Obelix,
Hatte eben was vergessen wg. Frodos Aussage:
1.
Zitat: In diesem Forum gibt es einen Beitrag, den ich unterstreichen möchte: „.. Alkohol oder und Antidepressiva heben den Anti-Craving-Effekt auf…“ Weiß auch nicht wo die Erkenntnis her kommt. Kann ich aus eigener Erfahrung nicht eindeutig bestätigen. Wenn es bei mir zu mehr als 2-3 Bier/d kommt, ging ein sehr emotionales Ereignis voran. Hier kann m.E. Bac auch nicht greifen/helfen, sondern nur eine Psychotherapie. 2. Frodo bist Du Raucher? Wenn Nein: Freue ich mich für Dich! Wenn ja, würde mich Deine Erfahrungen hinsichtlich Änderung Deines Suchtverhaltens interessieren. 3. Zur Aussage von Frodo: Zitat: Die Wechselwirkung mit anderen Präparaten kenne ich nicht (wie gesagt, nehme zum Schlafen 25-50mg Seroquel)
Diese Aussage verstehe ich nicht. Seoquel ist doch ein Medikament? Willst Du damit ausdrücken, dass Du keine Wechselwirkungen festgestellt hast?
Im übrigen ist Baclofen ein sehr gutes Einschlafmittel. Probier`s mal aus. 
_________________ LG
Archi
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"Der Weg ist das Ziel" (Konfuzius)
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