Baclofen Forum vs Alkoholismus

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BeitragVerfasst: Donnerstag 28. Oktober 2010, 20:40 
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Zitat:
Ob es einem nun ins Bild passt oder nicht: Baclofen kann körperlich abhängig machen und das Entzugssyndrom ist Realität


@Martin, Du hast recht und ich meine Ruhe. Das Thema ist mir einfach zu wichtig um es so stehenlassen zu können. Wir haben in letzter Zeit verstärkt neue Mitglieder mit Angststörungen. Da ich mich schon länger damit beschäftige, weiß ich dass Angstler gerne irrationale Ängste vor Medikamenten haben. Deine Aussage verunsichert Menschen mit Angststörungen und nicht nur diese. Aus diesem Grund habe ich heute Nachmittag einige Stunden mit Recherchen verbracht um mehr über das Entzugssyndrom bei plötzlichem Absetzen von Baclofen zu erfahren.

Das beschriebene Entzugssyndrom bezieht sich nahezu ausschließlich auf bekannte Probleme im Zusammenhang mit der Indikation MS und bei intrathekaler Medikation mittels implantiertem Pumpensystem. In einigen wenigen Fällen auch beobachtet bei oraler Gabe jedoch ohne Dosisangaben.

Die Pumpensysteme sind in der Literatur als teilweise sehr störungsanfällig beschrieben und führten in 2010 zu einem Wechsel der technologichen Konzeption durch einen neuen Hersteller. Die Probleme waren unbemerkte Totalausfälle der Baclofeneinspeisung, Überdosierungen und Spannungsprobleme der Batterie. Da es sich um ein Implantat in Kanäle des Rückenmarks handelt, war keine Kontrollmöglichkeit möglich. Hier eine neuere Problembeschreibung: http://books.google.de/books?id=bhnfTCi ... en&f=false

Es ist bekannt dass in der Anwendung bei MS Dauer-Dosierungen bis 400mg durchaus üblich sind. Leider habe ich in keiner Beschreibung Absetzprobleme im Zusammenhang mit der Dosierungshöhe finden können. http://books.google.de/books?id=iakVUlP ... &q&f=false

Fazit: alle Berichte über Entzugssyndrome bei Baclofen stammen aus der Anwendung bei MS/Spastiken vorwiegend über intrathekale Dosierungs-Systeme und entsprechen hoher Dosierung. Orale Gaben werden nur erwähnt nicht aber die Dosishöhe.

Hinweise auf körperliche Abhängigkeit konnte ich definitiv nicht finden. Das Entzugssyndrom in dokumentierten Fallbeispielen habe ich nicht gefunden. Einzelfallberichte aus Foren sind nicht relevant da Angaben über Zusammenhänge mit anderen Medikamenten oder Alkohol fehlen.

LG Federico

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Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Donnerstag 28. Oktober 2010, 21:10 
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Es steht dir selbstverständlich frei die User im Glauben zu lassen oral verabreichtes Baclofen könne nicht zu körperlicher Abhängkeit führen und zu schnelles Absetzen nach Langzeiteinnahme nicht zu einem Entzugssyndrom ähnlich dem anderer GABAerger Substanzen. Ob du ihnen damit einen Gefallen tust, ist eine andere Geschichte.

Hier noch etwas vom Beipackzettel der Lioresal 5mg Tabletten:

Zitat:
Nach mehrmonatiger, hochdosierter Baclofen-Behandlung kann es nach plötzlichem Absetzen der Therapie oder abrupter Dosisreduktion zu Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, körperlicher Unruhe (Agitiertheit) bis hin zu manischen Zuständen, zu visuellen und akustischen Halluzinationen und zum Auftreten lokaler oder generalisierter Krampfanfälle bis hin zum Status epilepticus sowie zu vermehrtem Wiederauftreten der Spastizität (Rebound-Spastizität) und Erhöhen der Körpertemperatur (Hyperthermie) kommen.


Federico hat geschrieben:
Einzelfallberichte aus Foren sind nicht relevant da Angaben über Zusammenhänge mit anderen Medikamenten oder Alkohol fehlen.

invorio hat geschrieben:
Ich musste im Krankenhaus innerhalb eines Tages von 100mg auf Null reduzieren. Ein mittelprächtiger Alkoholentzug ist ein peanut im Vergleich dazu.


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 Betreff des Beitrags: Re: Plötzliches Absetzen von Baclofen
BeitragVerfasst: Donnerstag 28. Oktober 2010, 23:42 
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anke hat geschrieben:
"Sorgt Baclofen dann nicht ähnlich wie Alkohol oder GBL für (körperliche) Entzugserscheinungen bei Daueranwendung? [...]

GBL wird rasch zu GHB metabolisiert welche dosisabhängig am GABA-B-Rezeptor wirkt (Baclofen agiert als Agonist an diesem).

Das potentiell tödliche GHB/GBL-Enzugssyndrom kann mit Baclofen zusätzlich zur Standardtherapie mit Benzos vom theoretischen Standpunkt her auf Grund der Kreuztoleranz und z.B. diesem Fallbericht hier effektiv(er) behandelt werden:

Zitat:
Baclofen and Gamma-Hydroxybutyrate (GHB) Withdrawal

Introduction:

Benzodiazepine treatment of life-threatening gamma-hydroxybutyrate (GHB) withdrawal is frequently unsatisfactory. Animal studies suggest strongly that treatment with GABAB agonists, such as baclofen, will be a more effective strategy.

Methods:

A case report from the medical intensive care unit (ICU) of the university tertiary care hospital.

Results:
A 61-year-old woman was admitted to the medical ICU for severe withdrawal symptoms from chronic GHB use. This manifested as delirium, tremor, and seizures despite only small decreases in GHB dose and treatment with benzodiazepines. The addition of baclofen allowed the rapid sequential decreases in the GHB dose without seizure or delirium and resulted in long-term improvement of her tremor.

Conclusions:
Baclofen, a GABAB agonist, may be a useful agent in the treatment of severe GHB withdrawal


http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2630388/

Man muss jedoch klar anmerken, dass GHB sehr viele Neurotransmittersysteme beeinflusst und ein relativ hohes Missbrauchspotential hat, Baclofen besitzt dieses nicht.


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BeitragVerfasst: Freitag 29. Oktober 2010, 15:50 
Hallo Willo,
ein Lob der ratio.
LG invorio


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BeitragVerfasst: Freitag 29. Oktober 2010, 16:01 
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invorio hat geschrieben:
ein Lob der ratio.

/sign


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BeitragVerfasst: Freitag 29. Oktober 2010, 20:16 
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@Willow,
in meinem Beipackzettel steht da:

Nach mehrmonatiger, hochdosierter Baclofen-Behandlung kann es nach plötzlichem Absetzen der Therapie oder abrupter Dosisreduktion zu Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, körperlicher Unruhe (Agitiertheit) bis hin zu manischen Zuständen, zu visuellen und akustischen Halluzinationen und zum Auftreten lokaler oder generalisierter Krampfanfälle bis hin zum Status epilepticus sowie zu vermehrtem Wiederauftreten der Spastizität (Rebound-Spastizität) und Erhöhen der Körpertemperatur (Hyperthermie) kommen.

Quelle und Bearbeitungsstand
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BeitragVerfasst: Samstag 30. Oktober 2010, 10:08 
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@Martin,

was macht Dich eigentlich so „schwankend in Deiner Meinung?“

Verfasst von Martin27 am: 20 Okt 2010 23:03  

Baclofen hat kein Missbrauchspotential und macht definitiv nicht süchtig im Sinne einer psychologischen Abhängigkeit. Nach längerer (vor allem hochdosierter) Einnahme darf es jedoch nicht abrupt abgesetzt werden, sondern muss langsam ausgeschlichen werden. Ansosten ist - u.a. auf Grund der kurzen HWZ - ein relativ heftiges Entzugsyndrom möglich.

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.d ... 76aa28fafe

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Oktober 2010, 10:18 
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Ich stehe nach wie vor zu dieser Aussage. :smt002 Insbesondere hochdosierte Langzeitanwendung von Baclofen macht bei abruptem Absetzen bzw. zu schneller Dosisreduktion ein vergleichsweise heftiges Entzugssyndrom / Absetzeffekte wahrscheinlich(er). Bei kürzerer Behandlung mit niedrigeren Dosen ist das Risiko gering(er). Irgendwie logisch. Das Baclofen kein Missbrauchspotential hat und nicht psychisch abhängig macht, ist ebenso korrekt wie die Tatsache, dass es eine kurze HWZ besitzt und Entzugs- bzw. Absetzeffekte darum verhältnismäßig schnell eintreten können.


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BeitragVerfasst: Samstag 30. Oktober 2010, 13:54 
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na endlich. Ratio praeteriti scire futura facit

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BeitragVerfasst: Samstag 30. Oktober 2010, 20:51 
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@Sebastian
ich bin MS-Patientin und habe mich auf entsprechenden Foren mit anderen Patienten schon über Lyrika ausgetauscht. Ich kann davon nur abraten. Fast alle, mich eingeschlossen, berichten von den selben Nebenwirkungen. Schwindel, Doppelbilder und leichtes Zittern. Ich habe es abgesetzt und mich geweigert dieses Medikament zu nehmen. Ich nehme jetzt baclofen und die Nebenwirkungen sind dagegen ein Lacher.

Ich nehme derzeit 130mg, werde aber auf 150mg erhöhen und habe, aber absichtlich, schon mal von einen auf den anderen Tag komplett auf 0mg runter gesetzt. Extreme Muskelkrämpfe waren die Folge und dadurch konnte ich kaum laufen, aber das war gewollt. Ich wollte das der Arzt sieht wie schlecht es mir ohne Medis geht. Näheres dazu habe ich unter der Rubrik "Essstörungen und Baclofen" geschrieben.


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