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Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 09:56

Liebes baclofen-Forum,

Ich möchte mich kurz vorstellen und meine Alkoholproblematik kurz umreißen.
Ich bin 36 Jahre alt, weiblich, stehe eigentlich sehr gut im leben, ausgenommen mein doch mittlerweile jahrelanger Konsum, der in den letzten Jahren zunehmend auch in seinen Auswirkungen auf mein Umfeld zum Problem wurde. Meine 9- jährige Tochter leidet sehr darunter, dass ihre Mutter gerade in Momenten, die ich eigentlich mit ihr ausgiebig verbringen könnte (Wochenende, Freizeit, etc.), lieber zur Flasche greift, als die Zeit mit ihr zu nutzen. Es hat sich sogar eine gewisse Entfremdung eingestellt, d.h. in berauschten zuständen hat sie Angst vor mir und es kam in den letzten Monaten mehrmals vor, dass sie sich regelrecht aus Angst und Unsicherheit abwendete und zu ihrem Vater ging. Ich habe das Glück mit dem Vater eine sehr gute Unterstützung zu haben, unsere Tochter wohnt 1 Woche bei ihm, 1 Woche bei mir und das (eigentlich) sehr gern. Mein Alkoholkonsum hat sich jedoch über die Jahre derart gesteigert, dass ich ihn nicht mehr im Griff habe, bzw. wenn dann nur unter großen Anstrengungen, die bisher leider immer wieder zu neuen Exzessen führten. Ein Teufelskreis. Aus dem will ich raus.
Ich konsumiere jeden Tag mindestens ein oder zwei Biere abends (aufgrund einer Arbeit, die mir unglaublich viel Spaß macht und mich davon abhält unter der Woche mehr zu trinken, was allerdings auch schon vorkam, aber eher selten ist), am WE steigert es sich aber dann, dann wird aus Bier schnell Wein und das in der gleichen Menge...ich trinke, weil ich eine gewisse Leere verspüre, seit Jahren keine Hobbys und in der Freizeit oft Langeweile. Dieses Wochenende war es wieder mal soweit, ich trank, meine Tochter fand mich wieder mal "komisch" und rief ihren Vater an. Der steht mittlerweile Gewehr bei Fuß, wenn so etwas vorkommt und holt sie dann auch gleich ab. Tochter also weg, der Frust groß, weil ich ja abgelehnt werde und rein in den Kopf... Es eskalierte. Nun gut, lange rede kurzer Sinn, nach diesem Wochenende, was sehr tränenreich war, beschloss ich, endlich mein Problem konkret anzugehen. Aufgrund körperlichen Unwohlseins recherchierte ich nach medis, die das in der entzugsphase abschwächen könnten. Und stieß auf baclofen und diverse Artikel über Ameisen. Nach weiterer Recherche fand ich auch eine Ärztin im Berliner Raum (Neurologin und Psychotherapeutin) bei der ich schnell einen Termin bekam. Nach langem Gespräch und meiner zögerlichen Frage nach baclofen hat sie mir das gestern verschrieben und seit gestern bin ich "baclofener".

Gestern 18.00 Uhr 6,25 mg - trotz noch einer Flasche Bier im Haus (der Notnagel) kein Verlangen dieses zu trinken. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten 1,5 Jahren ein Getränk nicht zu leeren, wenn es dann schonmal da war. 22.00 Uhr nochmals 6,25 mg aus Angst, dieses Nichtverlangen könnte verschwinden. Habe recht leicht geschlafen, bin oft aufgewacht und habe unheimlich geschwitzt, was aber bei mir in Nächten mit geringem Konsum durchaus normal ist. Heute 8.00 Uhr wieder 6,25 mg. Jetzt harre ich der Dinge und hoffe, dass das Bier auch heute unangetastet bleibt. Ich würde mir allerdings auch keine vorwürfe machen, wenn es nicht klappt, denn eine jahrelange Sucht kriegt man sicherlich nicht von einem Tag auf den anderen aus dem Kopf. Ich denke also mehr oder weniger von Stunde zu Stunde und freue mich über jeden Erfolg, den ich in den letzten Jahren nicht hatte, Selbstdisziplin hin oder her.

Ich bin sehr froh dass es diese Möglichkeit gibt, "anders" zu therapieren. Danke diesem Forum, dass mich unter anderem auf die Idee einer baclofen-Therapie gebracht hat. Und danke meiner unglaublich aufgeschlossenen Ärztin. Etwas entsetzt bin ich doch darüber, dass in Deutschland wirklich schwerstkranken Menschen diese Möglichkeit regelrecht (gewollt?) vorenthalten wird.

Ich schreibe vom iPad und bitte darum, die Fehler in der groß-/Kleinschreibung zu entschuldigen.

Bis bald, ich halte euch auf dem laufenden.

Julia.

Re: Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 11:57

Hallo Julka,

gratuliere, Du hast Baclofen gerade rechtzeitig entdeckt. Rechtzeitig, da es sich allmählich
herumgesprochen hat und rechtzeitig, da sich die Kollateralaschäden lt. Deiner Schilderung
noch nicht allzusehr bemerkbar gemacht haben.

Herzlich Willkommen im Forum! Der Job ist nicht in Gefahr, die Probleme mit Deiner Tochter
sind hausgemacht und können korrigiert werden. Dein Ex scheint die Situation auch nicht
auszunutzen und einen Anfangserfolg hast Du mit Baclofen erreicht. Richtig auch, Zeit geben,
Zeit lassen. Antrainierte Verhaltensweisen lassen sich nicht in ein paar Tagen aus der Welt
schaffen.

Noch hast Du keine Fragen, das kommt noch, also immer her damit. Fast hätte ich es vergessen,
Probleme mit Groß/Kleinschreibung kannst Du umgehen, wenn Du Frl. „SIRI“ in Deinem iPad
zum Diktat bittest. Diktieren statt vertippen ist zudem eine gute Konzentrationsübung.
Probier's aus, aber nur wenn keiner zuhören kann ... :-

LG Federico

Re: Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 16:00

Hallo Julka

Auch von mir ein herzliches Willkommen.

Meines Erachtens hast Du sehr gute Startbedingungen für die Baclofen-Therapie. Eine überaus erstaunliche Wirkung bereits am ersten Tag durfte ich seinerzeit auch feststellen...

Ich wünsche Dir, dass es wie bei vielen anderen, auch Dir zum Start in ein neues Leben verhelfen wird.

LG
moonriver

Re: Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 18:39

Danke Federico und moonriver fürs willkommen und die guten Worte.

Alles im Lot, das Bier steht nach wie vor (mit kronkorken!!!) obwohl ich aufgrund Krankschreibung seit Montag den ganzen Tag zu Hause war. Also das übertrifft ja nun alles. Wenn ich es unter der Woche auch immer gut geschafft habe mit wenig Alkohol, so habe ich doch sonst an solchen freien Tagen meist schon mittags den Kaisers aufgesucht...

Mein baclofen-Tag war so:
Wie gesagt 8.00uhr 6,25mg, ca. 12.00 Uhr wieder mal die Angst, dass die Lust aufs Bier mich doch packt, also nochmal 6,25 mg. Ging alles gut, habe sogar gearbeitet nebenbei. Nachmittags ganz kurz Schwindel, aber lange nach dem letzten bac. Hab dann was getrunken, das hatte ich völlig vergessen über den Tag, weil man greift ja aus Gewohnheit als Trinker nicht unbedingt zur Wasserflasche. War dann auch innerhalb kürzester der Zeit wieder weg.
18.00 Uhr dann wieder 6,25mg. Und da kommt schon meine erste Frage, lieber Federico: meint ihr ich dosiere fürs einschleichen zu hoch? Ich komme ja immerhin in 24 Stunden auf 25 mg. Es geht mir aber ausdrücklich gut damit, keine Müdigkeit, keine NW's oder so. Und das Hauptargument dafür bleibt ja eigentlich, ich trinke nicht. Sollte ich, wenn der Anfangseffekt schon so gut ist überhaupt zum Wochenende hochdosieren?

Dass das so leicht sein kann, hätte ich niemals vermutet. Aber ich stehe noch am Anfang und will nicht unken. Wer weiß, was morgen kommt.

@federico: das mit dem kollateralschaden steht noch nicht fest, Bluttest ist erst morgen. Und das mit Siri werde ich mal ausprobieren, wenn keiner zuhört, heute stand den ganzen Tag mein Fenster auf ;-)

LG Julka

Re: Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 19:02

Julka hat geschrieben:Sollte ich, wenn der Anfangseffekt schon so gut ist überhaupt zum Wochenende hochdosieren?

@Julka, JA !

Mit Kollateralschaden meinte ich den Verlust von Führerschein und/oder Arbeitsplatz.
Die Blutwerte sind ja meist unauffällig und oft Startschuss für weitere Ehrenrunden.:D

LG Federico

Re: Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 19:02

Willkommen auch von mir, Julka, und alles Gute für dein Baclofen-Abenteuer!

Ich denke also mehr oder weniger von Stunde zu Stunde und freue mich über jeden Erfolg, den ich in den letzten Jahren nicht hatte, Selbstdisziplin hin oder her.


Das ist im Grunde genau die richtige Einstellung:

Beobachten und wahrnehmen, was so kommt. Und alles, was an positiver Veränderung geschieht, festhalten: Freu dich darüber, türm es auf. Lass den wachsenden Turm stehen, egal was sonst geschieht: er darf unbeschadet weiterwachsen. Finger weg.

Du wirst deine lang trainierte Selbstdisziplin noch von einer ganz anderen Seite kennen lernen, wenn das jetzt schon so gut klappt! :-bd

LG
Lisa

Re: Auch ich bin neu!

Mittwoch 21. Mai 2014, 22:05

Liebe Julka,

herzlich willkommen im Forum !
Schmökere ruhig hier herum und mach' nicht denselben Anfängerfehler wie ich :
rasches Auf-und Abdosieren....

LG, Werner

Re: Auch ich bin neu!

Donnerstag 22. Mai 2014, 00:37

Hallo Julka,

Auch von mit ein herzliches Willkommen.

Disziplin hilft(Bsp. regelmäßige Einnahme von Baclofen), ist aber nur ein Teil des Prozesses. Beobachte, sei aber nicht zu streng mit Dir. Jede positive Veränderung bringt einen Fortschritt.

Ich gebe Dir keine Dosierungsempfehlung. Hier im Forum gibt es genug Anleitungen dazu. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass jede(r) seine eigene Dosierungsgeschwindigkeit herausfinden muss. Wie Werner schon sagte, vermeide große Sprünge. Lass Dir Zeit und achte auf die NW´s.

Als NW´s beim Alkoholentzug, wirst Du wahrscheinlich noch ein paar Nächte schwitzen, aber auch das geht vorbei.

Alles Gute für den Start

LG Volker

Re: Auch ich bin neu!

Donnerstag 22. Mai 2014, 06:38

Hallo Julka,
nach diesem Wochenende, was sehr tränenreich war, beschloss ich, endlich mein Problem konkret anzugehen.
Und genau DAS ist die Basis für alles...& Baclofen :daumen: kann Dir dabei eine große Hilfe sein.

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum & Alles Gute auf Deinem Weg! Meiner hat vor genau 100 Tagen begonnen und was sich alleine in der Zeit schon an positiven Entwicklungen ergeben hat, ist schier unglaublich. Dieses Erlebnis wünsche ich Dir auch! :-h

LG - Nordlicht

Re: Auch ich bin neu!

Donnerstag 22. Mai 2014, 12:38

hallo Julka ! :-h

auch von mir ein "Herzlich willkommen " , sowie viele , gute Erfahrungen auf Deinem neuen Weg ! :-bd

lieben Gruß, Ralf.
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