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Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 11:54

Hallo zusammen,

ich lese hier schon seit Jahren mit. Jetzt möchte ich mich vorstellen....

Ich bin 41 und habe ein schweres Alkoholproblem, Konsum zwischen 3 und 14 "Halben" Bier, wenn ich trinke, was nicht jeden Tag der Fall ist. Auf der Arbeit habe ich bis vor kurzem noch "funktioniert", privat ist schon lange nix mehr los... ziehe mich schon seit ner Weile sehr zurück, was ich aber ändern will.

Nachdem ich am Wochenende extrem abgestürzt bin, habe ich ehrlich mit meinem Chef gesprochen und jetzt erst mal ne Woche frei, um mich wieder zu stabilisieren.
Mittlerweile habe ich eingesehen, dass der Alkohol mein Leben extrem bestimmt.

Dabei hatte ich mich schonmal aus ner ganz ausweglosen Situation herausgekaempft : lange Zeit arbeitslos, kurze Zeit keine eigene Wohnung mehr...

War dann gut vier Monate ganz trocken, dann kamen drei "Ausrutscher", und dann bin ich im August in eine schlimme Geschichte hineingeraten und komme nicht mehr so richtig aus der Sucht raus: Konkret wurde ich Opfer von einem kriminellen AA-"Freund". Leider hat die Gruppe, aus der ich mittlerweile rausgeflogen bin, die Sache unter den Teppich gekehrt ( ganz sicher aus gruppendynamischen Gründen, die wollten sich da einfach nicht mit befassen, und wie es mir geht, war denen halt auch egal). Zudem ist die Mutter des Täters die sogenannte "Sponsorin" der Gruppensprecherin... Ich erzähle das auch deshalb in epischer Breite, da es sich um eine erhebliche Retraumatisierung handelt- bin anlässlich einer Gewalterfahrung schon in sehr jungen Jahren ( fing so mit 14, 15 an- damals noch sporadisch) in die Sucht geschlittert.

Und jetzt will ich da wieder raus, weil ich damit langsam jegliche Lebensqualität zerstöre.

Baclofen hatte ich in der Vergangenheit schonmal genommen, aber leider nicht immer die Geduld aufgebracht, dabeizubleiben wegen der teilweise unangenehmen Nebenwirkungen ( mal extreme Müdigkeits"attacken", dann wieder Agitiertheit). Da es aber so ab ca. 80mg das Craving tatsächlich erheblich reduziert hat, möchte ich wieder einen Versuch wagen, diesmal dabeibleiben, weil ich auch denke, dass es das einzige ist, was mir noch helfen kann.
Ich schäme mich ob meiner Sucht- auch deswegen, weil sie sich stark persoenlichkeitsveraendernd auswirkt und mich fast ganz dahinter zurückziehe. Möchte endlich leben.

Viele Grüße, Eleanor

P.S. Ist jetzt lang geworden- kuerzer ging aber nicht. ..

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 12:59

Hallo Eleanor,

herzlich Willkommen hier im Forum :-h

Eleanor hat geschrieben:Ich schäme mich ob meiner Sucht- auch deswegen, weil sie sich stark persoenlichkeitsveraendernd auswirkt und mich fast ganz dahinter zurückziehe. Möchte endlich leben.

Warum schämst Du Dich? Du bist in die Alkoholfalle hineingeschliddert, wie unzählige vor Dir. Es ist doch viel mehr so, dass Du das Problem erkannt hast und etwas dagegen unternimmst. Viel mehr ein Grund stolz zu sein, als sich zu schämen. :-bd

Du weisst ja bereits, dass Dir 80mg die Craving-Problematik solide nimmt. Ich selbst nehme kein Baclofen, kenne mich aber mit dem Prozess des Einschleichens bei anderen Medikamenten gut aus. Ich reagiere sehr empfindlich auf Medikamente im Allgemeinen und hab beste Erfahrungen mit nem langsamen Erhöhen der Dosis gemacht. Beim Absetzen genauso.

Hier findest Du ein entsprechendes Einschleichschema: http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?f=1&t=969

So könntest Du von vorne herein unerwünschte Nebenwirkungen minimal halten.

Viel Erfolg und LG
Mathias

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 13:14

Hallo Eleanor

Herzlich willkommen als "Mitschreibende" im Forum!

Danke für den Mut, uns hier Deine Geschichte zu erzählen. Sie berührt und damit hast Du den Anfang für ein "Weiter" gemacht.

Da Du bereits Erfahrung mit Baclofen und seinen NW hast, wirst Du Kenntnis von unseren Grundlagendokumenten haben und insbesondere die Dosierungstabelle kennen.

Mein Rat an Dich als Erfahrener: Habe Geduld mit dem Raufdosieren und versuche dabei abstinent zu sein. Alkohol kompensiert teilweise die Wirkung von Bac und kann auch zu zusätzlichen unerwarteten NW in Kombination führen.

Soeben sehe ich während dem Schreiben, dass Mathias Dir schon sehr Essenzielles kommuniziert hat. Ich werde diese Zeilen dennoch so belassen und sie ins Forum senden.

Und, ganz wichtig. Schäme Dich bitte nicht, dies ist kontrapunktiv. Der Zeitpfeil zeigt nur nach vorne und dieses alleine kannst Du verändern. Bac wird Dir dabei helfen...

Alles Gute für einen Neustart (den man jederzeit wieder machen kann)

LG
moonriver

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 13:39

Hallo Mathias, hallo moonriver,

herzlichen Dank für die freundlichen Antworten!

Beim nochmaligen Lesen ist mir aufgefallen, dass ich doch ganz schön larmoyant und verbittert klinge, so schlimm die beschriebenen Erfahrungen auch sind...

Gut klingt, jederzeit wieder einen Neuanfang machen zu können. Leider schaffe ich es heute wohl noch nicht, ganz auf Null zu gehen. Dazu war der Absturz zu heftig
( Entzugserscheinungen sind Unruhe, Schweißausbrueche und heute Nacht übelste Alpträume), gestern war ich ja noch auf 6 oder 7 Bier, versuche mich heute aber sehr zurückzuhalten und werde wahrscheinlich morgen auf Null sein. Werde dann wirklich mal gaaanz langsam mit der Dosierungssteigerung hinsichtlich Baclofen verfahren, immer mit dem Gedanken, dass es mit der Zeit immer besser werden wird ( der Dosierungsplan liesst sich gut).

Die Scham ( obwohl kontraproduktiv) ist halt immer präsent momentan, aber auch das wird vorbeigehen, sobald ich etwas Abstand zum Alkohol habe. Ich will komplett aufhören, denn alle Versuche, die Sucht zu "kontrollieren", scheiterten bislang früher oder später immer. Möchte wieder in den Spiegel schauen können...

Vielleicht gibt es auch das "Gute im Schlechten", soll heißen: Vielleicht war der "Totalabsturz" einfach notwendig, um wirklich ungeschoent zu erfahren, wo ich hinsichtlich meiner Sucht stehe und es somit keinen "point of return" gibt, soll heißen, dass nur Abstinenz weiterhilft.

Viele Grüße, Eleanor

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 13:52

Hallo Eleanor
Eleanor hat geschrieben:Entzugserscheinungen sind Unruhe, Schweißausbrueche und heute Nacht übelste Alpträume
Hast Du Erfahrung mit Entzugserscheinungen und wie damit umzugehen? Kannst Du es alleine schaffen oder hast Du eine Ansprechperson in Deiner Nähe?

Alternativ wäre die Möglichkeit bei kleinen (!) Mengen, den Alk auszuschleichen und Bac "einzuschleichen". Aber nur kurzfristig.

Alles Gute!

LG
moonriver

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 14:04

Hallo moonriver,

vielen Dank für deine Antwort. Ich hatte in der Vergangenheit zahlreiche Erfahrungen mit Entzugserscheinungen gemacht und diversen Entgiftungen... Damals hatte ich aber wochenlang durchgesoffen, diesmal ja nur ein paar Tage. Ich habe leider momentan niemand, der mir beistehen könnte, glaube aber, dass es höchstens unangenehm wird, aber nicht gefährlich. Hatte bislang weder Delir noch Krampfanfall. An kleine Mengen Baclofen hatte ich auch schon gedacht... Ist nicht der orthodoxe Weg, deswegen würde ich da auch sehr aufpassen, aber die Erfahrung, dass es die Entzugserscheinungen dämpft, habe ich in der Vergangenheit schon gemacht. Und aus Erfahrung weiß ich, dass nach 4,5 Tagen Konsum das meiste an Entzugserscheinungen bereits nach 1,2 Tagen abgeklungen ist... Ein bißchen Angst hab ich trotzdem...

Viele Grüße, Eleanor

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 14:48

Hallo Eleanor

Da bin ich soweit beruhigt. Ich wollte einfach aus "Sicherheitsgründen" nachfragen und darauf aufmerksam machen, da in diesem Forum von vielen mitgelesen wird...

LG
moonriver

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 15:14

Hallo moonriver,

wollte nur kurz nachfragen, um sicherzugehen, dich richtig verstanden zu haben. Zielte dein Beitrag darauf ab, dass du befürchtetest, dass ich einen kalten Entzug eventuell verharmlosen würde und ich dich nun dahingehend beruhigt habe, indem ich die genauen Umstände geschildert habe?
Zwar habe ich gegenwärtig knapp zwei Bier intus, glaube aber trotzdem nicht, dass noch was Schlimmes nachkommt. Vielmehr werde ich heute und in den nächsten Tagen die Sachen angehen, die in letzter Zeit liegen geblieben sind.

Viele Grüße, Eleanor

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 15:16

Um auf Nummer Sicher zu gehen hinsichtlich Krampfanfällen könnte man in den ersten 2 Wochen auch hochdosiert mit Passionsblume (Passiflora Incarnata) dagegengehen. Ist ein Gaba-B-Modulator und Gaba-Wiederaufnahmehemmer - in Kombination zumindest eine drastische Reduktion der Krampfanfallsgefahr, wenn man Bedenken dahingehend hat. Bei Bedarf hab ich auch ein paar Studien dazu.

Einziger Nachteil ist, dass Baclofen und Passionsblume sich gegenseitig verstärken, d.h. es ist gut möglich, dass Du 30mg Baclofen wie 50mg empfindest und so nach Absetzen der Passionsblume eine verminderte Gesamtwirkung spürst.

LG
Mathias

Re: Eleanor stellt sich vor

Dienstag 17. März 2015, 15:35

@Mathias: Gibt es Passionsblume rezeptfrei in der Apotheke? Wobei ich nicht glaube, dass in puncto Krampfanfall noch was kommt. Meine, mal gelesen zu haben, dass man dafür ne Veranlagung haben müsse, und die hab ich vermutlich nicht.

LG Eleanor
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