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betina014
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Freitag 4. April 2014, 18:35 |
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Registriert: Samstag 25. Januar 2014, 11:40 Beiträge: 116
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4.april 2014
heute wurde mein bruder vom notarzt abgeholt, den sein mitbewohner gerufen hatte.
vorletzte woche - während sein mitbewohner im entzug war - habe ich meinen bruder das letzte mal gesehen, und das auch nur, weil er mich bat, dass ich vorbeikommen möge, weil er probleme hätte. ich fuhr hin und fragte ihn nach den problemen. er sagte dann, er wollte mich gern einfach nur sehen…
letztendlich hatte ich einblick in eine wohnung, die aussah, als hätte dort sprichwörtlich "eine bombe eingeschlagen"…und er bettelte mich um geld an. ich gab ihm nichts. abends rief er an und sagte, er bräuchte geld, weil er keinen tabak mehr hätte. ich wollte nicht, dass er vorbeikommt, um sich etwas zu holen und sagte ihm, dass ich am nächsten morgen tabak bringen würde. an diesem tag habe ich ihm zum dritten mal mitgeteilt, dass er sich bei mir erst wieder melden könne, wenn er das buch gelesen hat. ich möchte ihn nicht mehr um mich haben mit "nur einem kleinen bier", was er getrunken hat. NEIN DANKE! keine märchen mehr. gestern suchte sein mitbewohner mich auf, um mir mitzuteilen, dass mein bruder nur noch am leben ist, weil er mit einem kumpel wieder nach hause kam, der ihn davon abgehalten hat, dass er ihn vom balkon schmeißt. laut beschreibung war die wohnung noch im gleichen zustand, wie ich sie gesehen hatte, als er aus der entgiftung wieder nach hause kam. zudem hat mein bruder wiederholt behauptet, er hätte nur ein paar bier getrunken - sein mitbewohner schilderte mir, er wäre strunzbesoffen gewesen. und er lacht einen dann noch aus. er hat mir gesagt, dass er ihn abholen lassen würde, wenn er bis heute nicht nüchtern ist. diverse neue verletzungen an seinen beinen lassen darauf schliessen, dass er mehrfach gestürzt ist - vielleicht am wochenende? vielleicht war das die meldung der polizei über einen mann, den sie betrunken aufgegriffen haben, weil er permanent mit dem rad gestürzt ist auf der strasse? sie durften mir über namen leider keine auskunft geben… laut mitbewohner ist das fahrrad, was er meinem bruder geliehen hatte, nachdem er das von mir schon vor wochen kaputtgefahren hat, verschwunden… nun, mein bruder ist mal wieder im krankenhaus - ich sehe mittlerweile nicht mehr, dass er nicht kann, ich sehe, er will einfach nicht, er will nicht mitarbeiten für sich. er versteht nicht, dass er es für sich tun muss. sein mitbewohner sagt, niemand möchte mehr etwas mit ihm zu tun haben, auch die leute nicht, die er vor monaten mal in der entgiftung kennengelernt hatte und ihn anfänglich nett fanden…immer das gleiche spiel. es ist nicht, dass ich auf eine situation einfach sauer bin und mich deshalb ausklinke. es ist die tatsache, dass er wirklich allein verstehen muss, was er gerade für oder gegen sich (nicht andere) tut. möglich, dass die behandlung, die er jetzt im krankenhaus bekommt mit einer hoffentlich folgenden einweisung zur entgiftung das ruder rumreissen kann. wir werden sehen…ich frage mich nur, wie die klinik mit der baclofen-einnahme umgeht…(die tabletten hat er - lt. mitbewohner - dabei)
ein gutes wochenende Euch allen betina
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Freitag 4. April 2014, 19:56 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Liebe Betina, Du kannst derzeit nichts tun. Niemand kennt die "dunkle Nacht der Seele", die Dein Bruder gerade durchleben muss, was die nächste "Zwangsentgiftung" bewirkt weiss niemand. Du kannst nicht für Deinen Bruder "wollen", Du hast alles erdenkliche getan...... Baclofen kann hier aktuell nichts verändern. Sei ganz herzlich gegrüsst jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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neckenek
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Freitag 4. April 2014, 22:24 |
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Registriert: Dienstag 17. Dezember 2013, 23:36 Beiträge: 102
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 meine liebe betina, ich verstehe dich sehr gut, aber lass dir einfach mal sagen, du hast alles was dir möglich war getan, alkis ticken manchmal anders und können es nichtmal beschreiben wie. ich hätte gern jemanden an meiner seite der mich so unterstützt, wie du das für deinen bruder getan hast, ich glaube ja er will deine hilfe, aber kann sie nicht annehmen, für dich stellt sich das natürlich als verarschung dar, du willst helfen, erstmal läuft alles gut und dann wieder alles von anfang an, na wenns mal von anfang wäre. auch wenn es im ersten anlauf nicht funktioniert hat, stecke bitte nicht den kopf in den sand, wie du schon allein an der anzeil deiner seiten sehen kannst, du hast hier viele leute, teilweise alte suchthasen (zitat lisa), die sehr mit dir fühlen, ach was solls, ich möchte nicht, dass du uns verloren gehst. du wirst hier immer wieder den einen oder anderen tip finden und ganz ehrlich, mir würden deine Beiträge fehlen. mit ganz lieben grüßen neckenek
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Freitag 4. April 2014, 22:56 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Bettina hat geschrieben: die tatsache, dass er wirklich allein verstehen muss, was er gerade für oder gegen sich (nicht andere) tut. Liebe Bettina, mit diesem Satz ist alles gesagt. Das geht nicht von Aussen rein, das muss von Innen kommen. Ich hoffe für ihn, dass er sich selbst bald mehr Wertschätzung entgegenbringt. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Werner1503
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Freitag 4. April 2014, 23:12 |
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
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Liebe Betina,
ich kann mir vorstellen, wie du dich jetzt fühlst. jivaro hat schon Recht : Du kannst jetzt nichts für deinen Bruder tun. Der nächste Schritt muss jetzt von ihm kommen. Ich wünsche ihm sehr, dass sein Gehirn noch nicht irreparabel geschädigt ist. Dann besteht immer noch die Hoffnung, dass es irgendwann den berühmten "Klick" macht.
Trotz allem : Kopf hoch und schönes Wochenende ! Gönne dir etwas !!!
GLG, Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Samstag 5. April 2014, 08:54 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Liebe Betina
Ich versuche seit Deinem bewegenden Bericht die richtigen Worte zu finden... ich glaube, sie haben mich nun erreicht...
Ich hatte in meinem Leben einst, aus einer anderen Ursache begründet, eine vergleichbare Situation. Psychisch und physisch erschöpft schoss es mir plötzlich durch den Kopf: Loslassen! Und zwar in dem Sinne, dass ich mir selber auch unbewusst kein unnötiges "schlechtes Gewissen" mehr mache. Spät, aber umso intensiver kam ein instinktiver Selbstschutz zum tragen. Es war wie der Sprung über den eigenen Schatten. Ein Gefühl der Befreiung machte sich bemerkbar und ich konnte wieder neue Kräfte schöpfen. Kräfte, die ich dringend brauchte. Und es brachte den anderen Mensch in eine Lage, die er sich insgeheim sogar gewünscht hatte...
Warum ich bis fast zur Selbstaufgabe gegangen bin? Es ist eine uralte Sache, die mir damals mit aller Vehemenz vor Augen geführt wurde: Verlustangst... eine Komponente, an der ich selbst heute noch in gewissen Situationen zu arbeiten habe. Geht heute einfacher, da ich sie als solche erkennen konnte.
Liebe Betina, schlussendlich möchte ich Dir mit diesen Zeilen einfach ans Herz legen loszulassen und zu Dir zu schauen. Dies scheint mir momentan auch der einzige Weg zu sein. Zu viel Energie und Seelenkraft von Deiner Seite gehen sonst verloren! Aber sei Dir sicher: Du hast alles richtig gemacht!
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine Ruhepause in diesem Geschehen und ein gutes Wochenende. Und Deinem Bruder den Klick der Bewusstwerdung, dass nur er selber sein Schicksal in die Hand nehmen kann.
Liebe Grüsse moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Samstag 5. April 2014, 13:01 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Liebe Betina
Als ich mit 19 für zwei Monate mein Elternhaus verlassen hatte und danach wieder zurück kam in dieselbe alkoholgeschwängerte, miefige, sich ewig und unaufhaltsam im Kreise um Alkohol drehende kaputte Atmosphäre - da war's genug. Ich hatte innert zehn Tagen ein WG-Zimmer und zog von heute auf morgen aus, mit einem Verdienst, der kaum zum Überleben reichte, mit einer Matratze, meiner Musikanlage und zwei Apfelkisten. Den Traum vom Studium auf Eis gelegt, weil da finanziell keine Möglichkeit von Unterstützung seitens der Eltern mehr möglich war unter diesen Umständen. Ich hatte nach 12 Schuljahren keinerlei lebenspraktische Fähigkeiten, wusste nicht einmal, wie man eine Einzahlung macht oder eine Krankenversicherung abschliessen muss.
Aber ich konnte den TERROR hinter mir lassen und FRIEDEN erleben.
Ich hätte nichts tun können, das besser für mich gewesen wäre. Heute wünschte ich mir, ich hätte nicht jahrelang unter meinem schlechten Gewissen gelitten, dass ich meine süchtige Mutter und meinen gefangenen Vater im Stich gelassen hatte. Verstrickt bis in die Zehenspitzen, in der Beziehung zu meiner Mutter die Erwachsene statt das Kind. Mich immer noch schämend, sogar über meine selten aufscheinende Wut. Sie ist erwachsen, sie entscheidet - stand gar nie im Raum. Aber ich war jung. Du bestehst darauf und das ist richtig.
Aus dieser Erfahrung heraus schicke ich dir und euch alle guten Wünsche und friedvolle Momente.
lg Lisa
_________________ Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick
Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster
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Frodo01
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Samstag 5. April 2014, 14:35 |
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Registriert: Freitag 30. Juli 2010, 13:11 Beiträge: 381 Wohnort: Moers
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Es ist die dunkele Seite der Macht.. Star Wars- Darth Vader..
_________________ „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“ George Bernard Shaw
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ralf
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Mittwoch 9. April 2014, 22:55 |
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Moderator |
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Registriert: Dienstag 22. Februar 2011, 16:17 Beiträge: 417 Wohnort: Münsterland/Tecklenburger Land
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liebe Betina ! es ist leider sehr bitter ... ... eine Phase der völligen Selbst - Verachtung , anstatt Selbst -Achtung ... ist einer derer Prozesse ...  ... die manch ein Mensch mit sich selbst veranstaltet ... häng´dich nicht all zu sehr rein ..., lieben Gruß, Ralf.
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betina014
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Betreff des Beitrags: Re: Baclofen für meinen Bruder Verfasst: Donnerstag 10. April 2014, 07:25 |
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Registriert: Samstag 25. Januar 2014, 11:40 Beiträge: 116
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bei dem, was wir all' die jahre nicht tun konnten, um zu helfen, hat der zufall einen rettungsanker ins boot geworfen: baclofen… es hat der selbstvernichtung die stirn geboten, das ist unumstösslich. der weg nach vorne findet ohne unser zutun statt. die signale sind klar angekommen. nun heißts aufwachen und losgehen. ich danke Euch allen für Eure lieben Worte! leider wird - denke ich - Euer aller rettungsanker verunglimpft. der mitbewohner meines bruders, dem ich auch schon baclofen und die informationen darüber nahegelegt hatte - hat einen großen respekt vor der "abhängigkeit" von diesem medikament, da mein bruder es alle drei stunden nehmen "muss", weil es ihm sonst schlecht geht. sicher wird das auch in seiner selbsthilfegruppe negativ aufgenommen. sehr, sehr schade. dachte ich doch, ich hätte dort zumindest einen keim der hoffnung gepflanzt, als ich es als hilfe gegen alkoholsucht mal erwähnte… einen schönen blick aufs bevorstehende wochenende wünscht betina 
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