Hallo, auch ich bin neu hier

Hallo,

heute nacht bin ich gegen 24:00 h mit Kopfschmerzen aufgewacht, die dann zwar mit Aspirin besser wurden, dennoch lag ich bis etwa 3:00 h wach herum. Heute gegen 7:00 mit leichten Kopfschmerzen und den oben schon beschriebenen seltsam trockenen Hals (fühlt sich an wie ein Stück Papier im Rachen) aufgewacht. Bisher finde ich dies als NW erträglich, zumals ich dies bei meinem 1. Versuch vor 6 Wochen schlimmer hatte und es nach etwa 3 Tagen zurück ging.

Möchte hier aber trotzdem etwas berichten, was ich bisher verschwiegen habe, weil es mir unangenehm ist: Am Donnerstag vor Karfreitag, nach 2 Tagen Abstinenz, hatte ich nach einem schrecklichen Termin über mittag massives craving. Ich habe dann über den Nachmittag mehrere (mindestens 5) 10 mg Tabletten Baclofen eingenommen, die aber (wie auch eigentlich wohl nicht anders zu erwarten, ich habe ja ca. 3 Wochen mit einer Ausnahme vor ca. 10 d nichts mehr genommen) kaum Linderung brachten. Habe mich dann mit Aufräumen abgelenkt, dazu gehörten auch leere Flaschen, die ich zum Container brachte. Dummerweise habe ich dabei eine Flasche gefunden, in der ca. noch 200 ml Weißwein waren, die "konnte" ich nicht wegschmeißen.
Am Abend habe ich sie dann konsumiert. Danach war mir wie als hätte ich 2 Flaschen getrunken, mit meinen üblichen Verhaltensweisen (verbale Aggressivität, "Die-Welt-nicht-mehr-Verstehen, unendliche Traurigkeit und Einsamkeit), für den späteren Abend habe ich einen "Filmriss" (zumindest kann ich mich an Sachen, die ich angeblich gesagt habe nicht mehr erinnern). Etwas Ähnliches hatte ich vor 10 d, als ich in meiner Verzweiflung und in der Hoffnung, es möge mir doch helfen, nach wenig Alkoholkonsum (1 Glas Weißwein) ebenfalls Baclofen, allerdings nur 20 mg, eingenommen hatte. Da war es nur nicht ganz so schlimm.
Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht? Ich meine, die Erinnerung daran hilft mir schon, mit Baclofen keinen Alkohol zu konsumieren, aber es beunruhigt mich auch.

LG
Fallad

Ich habe dann über den Nachmittag mehrere (mindestens 5) 10 mg Tabletten Baclofen eingenommen,

@Fallada,

von Mitgliedern die in einer intakten Beziehung leben, weiß ich um diese Probleme,
es häuft sich in letzter Zeit. Ich nenne es mal das „Smartie-Problem“.
Es werden seltsame Zustände geschildert so ähnlich wie bei Dir, bis hin zu psychoseähnlichen Beschreibungen. In allen Fällen wurden in kurzer Zeit ungewöhnliche Mengen Baclofen eingenommen und genaue Angaben zur Menge fehlen, Filmriss? Bei anschließenden Gesprächen mit den Partnern stellte sich dann heraus, es war an diesen Tagen die doppelte bis dreifache Menge Baclofen – wahllos eingeworfen wie Smarties.

Nicht ungewöhnlich das Problem und als mangelnde Compliance bekannt. In manchen Fällen wurde zwei Tage kein Baclofen und dann 100mg/d an drei aufeinanderfolgenden Tagen (vom Partner) berichtet. Selbstverständlich war auch Alkohol in unterschiedlichen Mengen im Spiel. Diese Auf- und Abdosier-Achterbahnfahrten sollte man auf alle Fälle unterlassen, mit jedem Medikament, mit Baclofen sowieso.

Gut zu wissen, dass diese Symptome keine unerwünschten Wirkungen von Baclofen darstellen, sondern auf schwankende Compliance zurückzuführen sind. Ebenfalls gut zu wissen, dieses Problem hat ungefähr die Hälfte aller von „chronischen Erkrankungen“ betroffenen Menschen. Mit einem Partner an der Seite ist das Problem schnell erkannt und zu lösen, was aber wenn man alleine lebt?

Drei Tässchen, Schächtelchen oder gleich eine Pillenbox aus der Apotheke können helfen. Am besten morgens einsortieren 3 x täglich und eine angepasste Notfalldosis, angepasst bedeutet höchstens 50% der Tagesdosis und keinesfalls mehr. Noch ein Hinweis: es ist sinnvoller vor dem Eintritt des Stressereignisses die Notfallration zu nehmen – also wie von Dir beschrieben, vor einem schrecklichen Termin. Stress führt zu Craving so viel ist sicher – Stress ist oft nicht zu vermeiden, Craving schon.

Noch eines zeigt Dein ehrliches Bekenntnis: Baclofen wird auch unter schwierigen Bedingungen gut vertragen und Wahrheit schafft Klarheit. Danke dir für deine Offenheit.

LG Federico

... und bitte leere Flaschen konsequent entsorgen, sei einfach großzügiger zu Deinem Ausguss

Hallo,

das heutige Tagebuch: Baclofen 10-10-10, bisher keine Nottablette gebraucht. Am frühen Nachmittag Anspannung, aber kein Craving. Anspannung mit Sport reduziert. Kein Alkohol heute. Tag 3, denke ich, geschafft.

Gute Nacht
Fallada

Hallo alle miteinander,

hier (vorerst) mein heutiger Bericht: schlaflose Nacht gehabt, war sehr angespannt, Herzklopfen und so weiter, und als ich morgens endlich einschlief, klingelte mein Handy-Wecker, der nur wochentags um 6:00 h klingelt, ich hatte vergessen ihn auszustellen...Aber: kein Verlangen nach Alkohol. Ich kenne dieses Gefühl, angespannt zu sein bis zum Äußersten und es war auch mit ein Grund, Alkohol zunehmend als "Medizin" gegen Anspannungszustände zu benutzen, lange bevor ich Craving verspürte, also bin ich sehr vorsichtig. Außerdem wäre ich schon sehr überrascht, wenn Baclofen schon nach so kurzer Einnahme komplett wirksam gegen Craving wäre, das dauerte das letzte Mal länger.
Habe glücklicherweise noch den Rest der Woche Urlaub und fahre heute zu lieben Freunden. Erwähne dies, da ich die letzten Tage doch sehr fleißig geschrieben habe und jetzt nicht weiß, wann ich wieder ins Internet komme (oder möchte). Wenn es also die nächsten Tage etwas weniger wird: Das muß kein Anlaß zur Sorge sein.
Heute bisher 2 x 10 mg Baclofen, leichte Kopfschmerzen, sonst keine NW.

LG
Fallada

Hallo,

nun kann ich hier auch mein Tagebuch weiterschreiben. Bin gestern und heute dann doch bei 3 x 10 mg Baclofen geblieben, weil ich beide Nächte so schlecht geschlafen habe. Gestern nach wie vor das Gefühl, was ich als Anspannung benenne. Damit meine ich ein Gefühl starker Enge in der Brust. Aber kein Verlangen nach Alkohol. Heute weniger NW (keine Kopfschmerzen mehr, Rachen nicht so trocken, dafür aber leichte Akommodationsstörungen, kenne ich alles auch vom letzten Mal). Heute einmal leichtes Verlangen, mehr Lust auf ein Bier, als mein guter Freund sich ein Bier öffnete (er und seine Lebensgefährtin sind über meine Alkoholsucht informiert und unterstützen mich sehr, aber ich habe sie gebeten, sich deswegen nicht anders zu verhalten als sonst). War aber auszuhalten. Bisher kein Alkohol. Tag 5 geschafft. Morgen erhöhe ich trotz der Schlafschwierigkeiten, die ja vielleicht eher auf meine private Situation als auf die Einnahme von Baclofen zurückzuführen sind (ich grübele die ganze Nacht) auf 40 mg /d (20-10-10).

Gute Nacht und LG
Fallada

geht doch
Lamo

Morgen erhöhe ich trotz der Schlafschwierigkeiten, die ja vielleicht eher auf meine private Situation als auf die Einnahme von Baclofen zurückzuführen sind (ich grübele die ganze Nacht)

Die privaten Probleme sind natürlich mit Baclofen nicht zu eleminieren, lediglich die Möglichkeit sie endlich zu klären sind jetzt gegeben. Eine gute Idee mit Freunden darüber zu sprechen. Schön, dass die NW's sich abschwächen.

LG Federico

Hallo,

hier mein heutiges Baclofen-Tagebuch: Einnahme 20-20-0-0 mg. Ich glaube, daß es mir besser bekommt, wenn ich die Tagesdosis auf die erste Hälfte des Tages verteile (und möchte dies heute ausprobieren). Letzte Nacht etwa 6 h Stunden zwar nicht tief, aber deutlich besser geschlafen. Außer leichten Akkomodationsstörungen keine NW mehr. Habe einen guten Tag gehabt. Kein Craving, deutlich weniger Anspannung, bin gelassener. Kein Alkohol. Tag 6 nicht nur geschafft, sondern sogar das Gefühl gehabt, ins Leben zurückzukehren.

Gute Nacht alle miteinander
Fallada

Hallo Fallada,

na wenn sich das nicht gut anhört... !!!
Halte durch !

LG
FF

Liebe Fallada,

wie du in meiner Vorstellung gelesen hast, habe ich auch vor kurzem mit Baclofen angefangen. Ich sehe in unseren Geschichten einige Gemeinsamkeiten. Ich bin ungefähr so lange wie du - fast 20 Jahre - von Alkohol abhängig, hatte auch immer wieder längere Trinkpausen, die Menge ist aber immer weiter gestiegen und lag zum Schluss bei mir auch bei ca. zwei Flaschen Wein täglich. Da ging - bei mir zumindest -vieles kaputt in meinem Leben. Vielleicht können wir uns auf unserem Weg weg von der Abhängigkeit gegenseitig unterstützen?

Mit Interesse habe ich gelesen, dass du schon bei 30 mg kein craving mehr gespürt hast. Das ist bei mir leider noch nicht so.
Großen Respekt habe ich dafür, dass du nach einem Rückfall schnell wieder mit Baclofen angefangen hast. Ich spüre bei dir viel Kraft und Entschlossenheit und ich drücke dir die Daumen und wünsche dir, dass alles weiter so gut klappt.

Alles Liebe und Gute
Betty