Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo!

Sorry, ich war im Urlaub und bin erst jetzt wieder "online": Nun ja, der Arzt, bei dem ich war und der schon ein paar Jahre mit Baclofen arbeitet, hat mir gesagt, dass ich on 5mg Schritten/Tag "einschleichen" soll und dass die Dosis von 75mg/Tag bei meinem Gewicht und meiner Sucherscheinung seiner Meinung nach ein guter Anfang sind. Ich habe das nicht hinterfragt, und jetzt bin ich bei 70mg/Tag und vertrage es gut.

Das heißt, ich fühle mich ein bisschen komisch. Wie unter Drogen (ich habe außer Alkohol nie Drogen genommen, aber so stelle ich es mir in etwas vor). Irgendwie bin ich in einer Art "Parallelwelt". Ich hoffe, dass sich das noch legt, denn so fällt es mir schwer, vernünftig zu arbeiten. Bisher war ich ja im Urlaub, da hat das nicht weiter gestört, dass ich ein wenig debil bin ;-) Aber ab Montag muss ich wieder "ran", bin mal gespannt, wie das denn geht!

Liebe Grüße,
Sunni

Ach so, noch eine Frage: Mir fällt jetzt öfter mal was aus den Hand, z. B. beim Lesen im Bett das Buch oder mein Handy, als hätte ich eine kurze Muskelzuckung, die dazu führt, dass mir die Kraft fehlt, Buch oder eben Handy festzuhalten. Auch kurzes Wegnicken wie in einen Sekundenschlaf passiert mir - ist normal und geht das vorüber?

Und dann habe ich manchmal so komische Gedanken, wie eine Art "Todesangst", dass ich unter Bac meinem Kopf etwas antue, was zu einem Hirnschlag o. ä. führen könnten. Mein Freund und ich trennen uns gerade (auch aufgrund meine Alkoholsucht, aber in erster Linie, weil wir schlicht nicht zusammenpassen), und mir kommt der Gedanken, dass, wenn ich mit meiner kleinen Tochter allein bin, mir niemand hilft, wenn ich halb tot im Bett liegen sollte. Und dass das für meine Tochter natürlich auch extrem schlimme wäre, in meinen Rückfallphasen hat sie schon ein bisschen mitbekommen, dass es Mama manchmal nicht so gut geht - und das hat sie schon extrem verwirrt. Mein Demnächst-Ex-Freund hat mal zu ihr gesagt, dass Mama keinen Alkohol trinken darf, weil sie dann krank wird. Wenig hilfreich von ihm, ehrlich gesagt, denn sie redet jetzt öfter davon und das setzt mich zusätzlich unter Druck.

Habe schon darüber nachgedacht, meiner Tochter zu sagen, dass sie, wenn es Mama mal nicht gut geht, ins Treppenhaus laufen und bei einem Nachbarn klingeln soll. Bin mir aber nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, denn die Kleine ist gerade mal 4 Jahre alt und würde mit Sicherheit Angst um Mama bekommen.

Vielen Dank für Antworten!

Liebe Grüße,
Sunni

Liebe SunniSchön, dass du wieder da bist.
Diesen Effekt habe ich auch gekannt, und wird auch sporadisch beschrieben als "Euphorie"-Gefühl. Nach ein paar Wochen normalisiert sich das.

Auch kurzes Wegnicken in einen Sekundenschlaf passiert oft.

Wenn sich diese Gefühle nicht einpendeln, solltest du vielleicht eine Zeit lang nicht weiter hochdosieren, oder eventuell eine kleinere Dosis nehmen. Es könnte sein, dass du eine längere Anpassungszeit brauchst, dich an Baclofen zu gewöhnen. Wenn die NWs (Nebenwirkungen) nachlassen, langsam wieder hochdosieren.

Ja, mit 4 Jahren bekommt ein Mädchen schon einiges mit. Aber schlimmer ist's wenn sie dich ab 7-8 Jahren noch so erlebt. Das war leider bei mir der Fall (meine ist jetzt 13) und das hat für viel Scham, Trauer, und Ärger gesorgt... Das ist zum Glück Vergangenheit.

Alles Gute gewünscht, Sunni!

LG

Patrick

Guten Morgen liebe Sunni,



und



und



Das sind UAW (Unerwünschte ArzneimittelWirkungen), die Du m.E. hast, weil Du zu schnell aufdosierst. Wenn ich richtig verstanden habe, hast Du am Freitag, den 5.3. angefangen BAC zu nehmen, das ist nun 10 Tage her. Nach der Dosierungstabelle hättest Du mit 10 mg pro Tag anfangen sollen und alle 5 Tage um 10 mg pro Tag steigern sollen. Dann wärst Du jetzt bei 20 mg am Tag und nicht bei 70. Bei 70 mg wärst nach Dosierungstabelle frühestens am 31. Tag.

Wenn Dein Arzt erfahren ist mit Baclofen gegen Alkohol, vermute ich, daß Du ihn mißverstanden hast. Bitte suche ihn auf und berichte ihm.

Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich jetzt langsam reduzieren, bis die UAW nicht mehr auftreten und dann nach Tabelle vorgehen.

Herzliche Grüße
Fallada

PS: Die Dosierungstabelle und andere Hilfen findest Du hier: All you need

Liebe Sunni,

ich kann Fallada nur voll zustimmen!

Herzlicher Gruß
jivaro

Liebe Sunni,

ich arbeite nun auch schon seit 2010/11 mit Baclofen und versuche mich immer "nach Frankreich zu orientieren". Es gibt bei Baclofen keine Dosis/Wirkungsrealtion, was viele Medizinerhier in D zur Verzweiflung bringt, unnötigerweise.
Fakt ist, dass die benötigte Baclofendosis (kein/minimales craving und keine/minimale UAW) nicht wirklich planbar ist. Prof. Jaury hat das im letzten September anlässlich eines Kongresses in Paris nochmals betont: die Dosis muss für jeden Patienten individuell gefunden werden.
Es besteht keine Korrelation zu Alter, Geschlecht, Körpergewicht oder Trinkgewohnheit. Sämtliche Deiner UAWs lassen deutlich vermuten, dass die Aufdosierung zu rasch erfolgt ist.

Will nur noch einmal Fallada bestätigen. Dir viel Kraft und möglichst bald die "optimale Dosierung" zum weiteren Heilungsprozess.

LG jivaro

Vielen Dank für Eure hilfreichen Beiträge! Ich regele jetzt tatsächlich erst mal langsam runter und gehe dann nach Tabelle vor, kann ja nicht so gemeint sein, dass ich mich zwischendurch wie ein Zombie fühle.

Überhaupt geht es mir gerade nicht so richtig gülden: Hab eine Grippe, dazu ein Gerstenkorn am Auge und einen Herpes. Ich tippe mal darauf, dass das zum Teil auch an der Situation hier zu Hause liegt, denn mein Freund ist ja noch da und zieht erst Ende des Monats aus. Da sind noch viel zu viele Bälle in der Luft, viel zu viele Dinge ungeklärt, und ich muss immer mal wieder die Faust in der Tasche machen. Aber, immerhin: Egal, wieviel Furor und Trauer ich spüre - die Idee, da mal einen draufzukippen, ist mir fern wie nur was

Liebe Grüße,
Sunni

und das bei den Belastungen.

Gute Besserung und bleib so positiv und stark!

Liebe SunniGenau, eben, besser runterdosieren, bis die NWs abmildern oder verschwunden sind; danach evt. wieder hochdosieren.
Vor allem in amerikanischen (und auch in franz.) Baclofen-Foren wird sehr schnell sehr hoch dosiert. Die "euphorischen" Gefühle werden dabei in Kauf genommen. Oder schlimmer: Oft wird Baclofen missbraucht, um die von herkömmlichen Drogen hervorgerufenen ähnlichen 'High'-Gefühle zu erleben.
Achtung: Wenn dann aber zu schnell runterdosiert wird, gibt es schwerwiegende Depressionsgefühle, die tagelang andauern können und sehr schlimme Folgen haben können.

Nun, sobald der (Ex-)Freund ausgezogen ist, wirst du dich bestimmt auch besser erholen können.
Hauptsache, die Flasche bleibt zu. Und das hast du geschrieben. Gut so!

Gute Besserung und LG

Patrick