Federico hat geschrieben:
Hi Millionär,
sehr sportlich und als Experiment, quasi als Qualifying super geeignet. In den letzten Runden, immer noch klar im Kopf, kannst Du dann erleben welchen Stuss die Typen quatschen, die sich an diesen am nächsten Tag nicht mehr erinnern werden. Wenn dann die beste Freundin deiner Frau Dir merkwürdige Blicke zuwerfen sollte, wird es richtig spannend.
LG Federico
Federico,
das war ein super 'Mission Statement' für den Samstag abend. Und es war eine sehr wertvolle Erfahrung - Tatsache!. Mich zu beobachtem, die anderen zu beobachten. Hier ein paar m.E. wichtige Feststellungen:
Vor der Party zu Hause:
Tja, da saß ich um 18 Uhr auf der Couch mit einem Buch und sprach meine Frau nochmal an: wie ist denn nun der Plan für heute Abend? Sie: "Ja wie, um 20 Uhr geht's da los." "Ich: Nee, ich meine, ob ich nun doch wagen soll, mitzukommen?" Sie: "Hatte ich doch gesagt, dass ich mich freuen würde, aber Du meintest, dass wäre wohl bisschen viel so früh in der enthaltsamen Phase." Ich: "Ich hab's mir aber überlegt, ich komme mit!" Sie: "Fein, ich freu' mich ... bin aber auch irgendwie gespannt, wie das wird."
Hintergrund: Sie kennt mich ja auch nur als einen, der ganz vorne mit dabei ist.
Sie dann Schminki-Schminki im bad, ich sitz da und merke etwas, was ich seit Jahrzehnten nicht mehr hatte. Eine Art Lampenfieber vor geselligen Runden. Ich hatte es schon vergessen, dass ich immer, wenn es nicht etwa um Leistung, sondern um entspanntes Miteinander bei Freunden ging, eine Nervosität aufbaute, eine Art Angst. Meine Wangen wurden heiß, meine Hände immer kälter, eine Beklemmung irgendwie. Aber das positive war: ich war ja auch Selbstentdeckung. Ich hatte ein Puzzlestück gefunden: ich habe als Teenager so darunter gelitten, mit roter Birne in einer total fröhliche Runde zu sitzen und am liebsten rausrennen zu wollen. Da war es wieder.
Als wir zur Lokal fuhren, nahm meine Frau meine Hand und sagte: "Du hast ja eiskalte Hände - hast Du so Hunger?" Ich nahm mir ein Herz und erzählte ihr davon, dass ich so ein Hasenfuß im Bezug auf Party-Situationen bin (und das ohne Alk eben wieder hochkäme). Ich bin 40 Jahre alt und kam mir vor wie ein kleiner Junge. Sie lächelte mich an und sagte: "Ganz neue Facetten, die ich an Dir entdecke." Sie meinte es positiv, sie ist nämlich auch keine 'coole Sau', aber sie arbeitet an sich, anstatt sich zuzulöten...
Im Lokal/auf der Feier:
Wir kommen in das Lokal und eine lange Tafel ist schon komplett besetzt, gerade noch zwei Plätze (Stirnseite und daneben). N. (ein alter Kampftrinker) begrüßt mich mit: "Und, gut vorbereitet - haste Deinen Anschnallgurt dabei, damit Du nicht vom Stuhl rutscht?" Ich schaue ihn an: "Du, ich muss Dich enttäuschen: ich trink heut' nichts". Da ruckten gleich noch ein paar mehr Köpfe rum. sie glotzten mich ungläubig an? "Wie, was - Du verarscht uns?" "Nee, ich mein's ernst". "Soso... dann setz Dich mal da drüben an den Katzentisch. Deine Frau setzt sich hier zu uns, aber Du sitzt dann da drüben". Ich hab' abgewunken und mich selbstverständlich an die Sirnseite gesetzt und (ich war von der Situation so überzeugt und es hat mir so gut getan, ich hatte es mir schon bewiesen und meine Nervosität war fast weggeblasen) fing an, in meiner originalen Lilalaune-Art die Leute vollzutexten.
Zusammengefasst: Ich war unterhaltsam!!! Es war Stimmung an unserem Ende des Tischen, es gab sogar Abwanderungen von anderen Abschnitten des Tisches zu uns, weil's da halt am besten war. Ab und zu meinte N. wenn jemand neues kam, darauf hinweisen zu müssen, dass ich ja nichts trinken würde. Die dann auch so ""Echt?? ...find ich gut. Müsste ich auch mal machen." Hier und da sogar mal ein Gespräch über 'schlecht schlafen' (einer hat 'nen Burnout, Selbständiger IT-ler) und solche Sachen. Es war ein runder Abend. Und ab 23 Uhr kam dann noch: Karaoke. Ja leck mich
Karaoke und danach Absturz für die Alkis:
Jetzt wurd's richtig interessant. Von den knapp 20 Leutchen war doch vom Karaoke-Dj keiner zu überreden, mal ein Liedchen zu trällern. Und was passierte? ICH (!!!), die nüchterne Wurst, schnappte mir das Mikro und sang mal ein paar Liedchen. Und es hat Spaß gemacht, meine Frau sang mal ein Duett mit mir, und ein sehr lieber Freund, der sich allerdings konsequent die Kante gab, sang auch begeistert mit mir zusammen in ein Mikro (aber er sang gut, er grölte nicht oderso). Es gab viel zu lachen, und ich konnte trotz der anfänglichen Anfeindungen von den zwei Alk-Faschisten nicht sagen, dass einer keinen Bock auf mich hatte oder so. Im Gegenteil!
Dann kam der komische große Steingut-Topf mit so ekliger rosa Plörre (hochprozent) mit langen Strohhalmen. N. versuchte es wieder bei mir. Ich lachte ihn nur aus: "Glaubst Du, ich sauf hier Fruchtpunsch den ganzen Abend um mir dann die Plörre reinzuschlauchen, vergiss es!" Nach einem kurzen Versuch, mir den Strohhalm in's Auge zu pieksen, gab er auf. Aber danach kam das, was als Nüchterner so schön zu beobachten ist: die Ausfallerscheinungen. Das Karaoke-Mikro kreiste, es wurde reingegrunzt, gegrölt. Alle trauten sich endlich... sich zum Depp zu machen. Ich will mich nicht darüber erheben, ich fand es auch nicht ärmlich oder so. So war es, und so brauchten es die Leute. Dafür hatten sie konsequent auch drei Stunden lang Cocktails und Longdrinks reingeschlaucht. Jetzt waren sie am Ziel. Sie fühlten sich geborgen, als eine Familie im Rausch. Ich konnte mich mit ihnen freuen, war dann ab 1 Uhr nachts nur ein bisschen mehr auf "Nach Hause fahren" als die anderen. Meine Frau war mit drei Caipis für ihre Verhältnisse gur dabei, aber nicht weggeschossen. Ich bekam auch Küsschen von ihr, drückte sie mal hier und da. Sie strahlte mich an und an an und sagte "Ich bin stolz auf Dich". Und ich freute mich für sie. Sie hatte immer so einen Abturn, mich ab einem gewissen Stadium 'sitten' zu müssen, damit ich nicht total ausschere. Und heute Abend konnte sie ausgelassen sein, ohne dass ich sie irgendwann anmachte wegen eines Hinweises, doch mal langsamer zu machen.
So, nu reichts mal mit dem Text, kann ich ja keinem zumuten.
Es war ein super Ereignis. Ich bin total glücklich darüber. Das einzige,w as ich mir dann, nachdem ich uns um 3 Uhr sicher nach Hause gefahren hatte, gönnte, war eine Kippe auf der Terasse (ich rauche eigentlich nicht bis auf eine Absacker-Kippe nach Parties).
Fazit: So kann's erst mal weitergehen. Bin mal gespannt, ob ich - wenn nächste Woche das Bac kommt - überhaupt gleich anfange, oder die ohne-alles-Nummer erst mal weitergenieße.