Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo und guten Abend,

der heutige Tagebucheintrag: Baclofen 20-20-0-0 mg. Heute einen teilweise anstrengenden Tag gehabt. Bin (quasi auf dem Heimweg) noch kurz bei meinen Eltern zu Besuch, die ich noch nicht über meine Alkoholsucht und was ich jetzt dagegen tue informiert hatte. Das habe ich gerade getan, es war nicht so ganz einfach, aber sie hatten sich ohnehin schon große Sorgen gemacht. Am frühen Abend, als ich allein war (meine Eltern hatten noch einen Termin), Craving, konnte mich aber ablenken. Das Craving trat auf, als ich mich gedanklich schon auf das Gespräch, was ich mit meinen Eltern führen wollte, einstellte. Ich hatte schon den Gedanken, zum Laden um die Ecke zu gehen und mir wenigstens einen Piccolo zu "gönnen", um zu entspannen. Habe ich aber nicht gemacht. Jetzt bin ich erleichtert, mit meinen Eltern gesprochen zu haben.
An NW heute nachmittag, etwa 2 h nach der Einnahme der zweiten 20 mg Baclofen massive, pulsierende, geradezu vernichtende Kopfschmerzen, wie ich sie noch nie in meinem Leben hatte, im Stirnbereich. Diese klangen nach etwa einer halben Stunde wieder völlig ab. Werde jetzt erst einmal nicht weiter erhöhen und beobachten, wie das mit den Kopfschmerzen weiter geht. Sonst keine NW.
Morgen geht es nach Hause und mein Alltag hat mich wieder, hoffe das ich dem allen dann gut stand halten kann.
Keinen Alkohol, Tag 7 geschafft.

@Bettyblue ich schreibe Dir etwas in Deinem Beitrag.

Gute Nacht alle miteinander
Fallada

Dosisaufteilung könnte helfen, evtl. auf 4 malige Einnahame, keine Steigerung bis der Kopfschmerz weg ist; Notfallration (hier nicht mehr als 5 mg zerkauen) nicht vergessen - wenn das keine stressige Situation war!

Alles, alles Liebe
jivaro

Hallo alle miteinander,

hier mein heutiger Eintrag:

@ jivaro
Vielen Dank für den Rat, die 40 mg auf mehr Dosen zu verteilen. Ich habe heute 10(8:00h)-10(11:00h)-10(14-.00h)-10(17:00h) genommen (mit Erinnerung per Handywecker, und ich bin nicht so zwanghaft, wie das jetzt aussieht) und habe den Tag kopfschmerzfrei (wirklich, ganz ohne, nicht mal leichte) überstanden, NW nur noch trockener Rachen, was aber auch langsam abklingt.

@FlipFlop
Vielen Dank für Deine motivierenden Worte, es hilft einfach.

@Federico
Zitat: Die privaten Probleme sind natürlich mit Baclofen nicht zu eleminieren, lediglich die Möglichkeit sie endlich zu klären sind jetzt gegeben.
Wie macht man das eigentlich mit den Zitaten?
Du hast so sehr recht, genau das habe ich heute ein bischen erfahren dürfen.

@Lamotrigin
Auch Dir vielen Dank.

Heute war ein guter Tag, meine innere Gelassenheit ist immmer häufiger wieder da. Ich kenne diese Ruhe von früher, habe sie lange nicht mehr verspürt. Sogar ein schwieriges Telefongespräch am Abend konnte ich leidlich vertragen. Am Spätnachmittag, kurz vor der letzten Baclofeneinnahme, als ich nach Hause kam, Craving, hab es aber überstanden. Hab dann den Crosstrainer "bemüht". Auch meine körperliche Fitness nimmt zu. Und das Leben ohne Alkohol bringt wirklich Freiheit...Morgen wird ein schwieriger Tag, meine Tochter (das ist nicht schwierig) und ihr Vater, mein Nochmann kommen aus dem ursprünglich noch im Januar für uns alle gemeinsam geplanten Urlaub zurück. Also hoffe ich, daß ich gut schlafen kann und morgen ausgeruht bin.
Kein Alkohol, Tag 8 nicht nur geschafft, sondern ihn zeitenweise genossen.

Eine gute und geruhsame Nacht Euch allen
LG Fallada

Guten Morgen,

Heute Nacht habe ich gut geschlafen!!! - wow - das erste Mal seit Jahren 6 Stunden (mindestens) erholsame Nachtruhe.

Einen schönen Tag alle miteinander
LG Fallada

Hallo und guten Abend,

Für heute mein Tagebuch:
Baclofen 10-10-10-10, zu den (fast) gleichen Zeiten wie gestern. Geht auch ohne Handywecker. Keine Kopfschmerzen, kaum noch trockener Rachen. Kein Alkohol. Craving nur kurz beim Einkaufen. Habe eher ein wenig wehmütig zum Weinregal geschaut und dann zwei Flaschen Schweppes Bitter Lemon gekauft.
Der Abend verlief dann doch nicht ganz so schwierig wie befürchtet. Ich bin erstaunlich gelassen, und was mich noch vor einer Woche auf die Palme gebracht hätte, hat mich nicht provozieren können. Dadurch ist die miese Interaktion zwischen meinem Nochmann und mir komplett gestört, was sehr gut ist. Habe auch Wichtiges gut ansprechen können (z.B. daß er endlich auszieht, nachdem er ja ohnehin schon eine Wohnung hat). Und - oh Wunder (fühlt sich so an), auch als er sich ein Bier einschenkte und als er nochmal loszog, um sich einen Wein zu kaufen und als er auch diese Flasche begann zu konsumieren - kein Craving. Ich blieb gelassen. Ganz anders als in den Zeiten vor Baclofen, wo ich in solchen Situationen spätestens mit meine abendlichen Trinkerei begann.
Ostersamstag und -sonntag war sehr schwer, auch was das Abstinentbleiben anbetrifft. Mein Nochmann hatte nämlich noch drei Flaschen Rotwein (ziemlich teuren für besondere Gelegenheiten) "gebunkert" und ich wußte das. Und heute habe ich beim Flaschen-in-den-Keller-bringen noch zwei Flaschen dunkles Bier entdeckt. Ich habe alles nicht angerührt (obwohl ich am Ostersonntag doch ziemlich oft an den Wein denken mußte). Ich habe hier nicht früher davon berichtet, weil ich mir nicht sicher war, ob ich das schaffe.
Daß ich diese Woche geschafft habe, abstinent zu bleiben, daran hat das Forum einen großen Anteil. Das Gefühl, nicht allein zu sein mit meiner Sucht, daß andere das gleiche Leid der Suchtkrankheit teilen, hat mir sehr geholfen. Das und die große Wertschätzung, auf die man hier trifft. Und die vielen guten und hilfreichen Ratschläge. Und die Möglichkeit, hier Tagebuch zu schreiben. Es ist gar nicht so selten gewesen, daß ich bei Craving gedacht habe, "nein, heute Abend schreibst Du das Tagebuch und da soll nicht drinstehen, daß Du wieder Alkohol konsumiert hast." Es tut einfach gut, zu wissen, da ist jemand, der mich hört.
Eine Woche - das ist nicht viel. Das letzte Mal kam nach drei Wochen der Rückfall. Ich bin durchaus vorsichtig und kritisch. Doch ich ich habe jetzt neuen Mut.
Schlimm ist, daß ich traurig bin, weil ich vor den Trümmern einer fast 20 Jahre dauernden Beziehung stehe. Aber ich muß den Schmerz derzeit nicht "wegtrinken", nicht mit Alkohol betäuben wie die letzten Jahre, und ich hoffe sehr, daß dies auch so bleibt.
Wunderbar ist unsere Tochter, ich glaube, sie ist einfach nur froh, mich so zu erleben.

Gute Nacht und bis morgen.

LG Fallada

nur für dich

lamo

@fallada,

Unter derartig verschärften Bedingungen so stark und klar zu bleiben verdient Bewunderung. Baclofen hat an Deiner Stärke sicher einen Anteil - den weitaus größeren Anteil hat ganz offensichtlich der Glaube an ein besseres Leben ohne die Sucht.

Beeindruckend zu lesen
LG Federico

Hallo Fallada,

ich habe meine Dosis bis 50mg mit 10 er Tabletten über den Tag verteilt gesteigert und bin gut damit klar gekommen. Seit 2 Tagen habe ich die Dosis umgestellt auf 3x20mg was recht gut funktioniert hat. Ich hatte mir vorher Sorgen gemacht, dass mich das vielleicht umhauen könnte. Bis auf eine tiefe Müdigkeit hatte ich fast keine Auffälligkeiten.

Ich hatte auch gestern Abend so ein Erlebnis, wo ich mit anderen Menschen gemeinsam saß und die Frage nach einem Glas Rotwein aufkam. Davor hatte ich vorher schon Angst, habe aber festgesellt, dass ich nach vorheriger innerer Prüfung die Situation super gelassen ablehnen konnte. Ohne innerlichen Kampf und Widerstreit. Ich habe den Abend sehr genossen.

Leider löst Baclofen nicht die äußeren Spannungsfelder auf, auch wenn es einen großen Beitrag leistet, die innere Spannung zu erleichtern. Manchen Dingne fühle ich mich hilflos ausgeliefert, bei anderen gelingen mir aber auch neue Denkansätze und Veränderungen. Ich denke, dass liegt daran, dass ich eben darüber nachdenken kann und mir nicht schon vorher die Zweifelhafte "Erleichterung" mit dem "Besten Freund" verschafft habe. Da spielt glaube ich das lang praktizierte Verhalten eine größer Rolle, als die körperlichen Komponenten.

Ich wünsche Dir ganz viel Geduld, Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden....

LG
missfit

@Fallada
@miss fit
@to whom it may concern

Es stimmt: Baclofen hilft gegen "Craving", aber es löst nicht die anliegenden Probleme; stimmt auch.
Mit der Zeit gelangt Mensch aber in eine, hier immer wieder zitierte "Grundruhe", die ihr schon in sehr extremen Situationen teilweise erlebt und beschreibt. Wundervoll!!!

Die Einnahme von Baclofen ermöglicht das langsame Angehen der einzelnen Problemfelder, meist in einer nie gekannten oder auch neu entdeckten Klarheit, die gelegentlich recht "brutal" und sehr, sehr schnell daherkommt. Oft wird beschrieben, dass ein grosser Verlust betrauert wird: so viel verlorene Zeit, so viele Fehler gemacht....Schuld, ohne Ende Schuld; manchmal folgt eine echt schwere depressive Phase im Erkennen der vielen Fehlentwicklungen.....alles sehr kontraproduktiv..... auch das "Hätte ich doch" solltet ihr ersatzlos streichen, wenn Hätte kommt, ist Habe weg, bedauerlich, aber eben Vergangenheit und somit wenig verbesserungsfähig.

Immerhin hat diese Leben, genau dieses euch zu dem gemacht was ihr seid! Doch gar nicht so schlecht, alles in allem, oder? Glas mindestens halb voll!

Es gilt viel mehr die Chance auf ein neues Leben zu begrüssen, auch hier werden wir wieder falsche Entscheidungen treffen, Fehler machen, einfach Mensch bleiben...aber mit der riesig schönen Aussicht auf Selbstbestimmung. Und bitte mit mehr Achtsamkeit sich selbst gegenüber.

Wichtig ist es jemanden zu haben der Mut macht und die positiven Teilaspekte immer wieder -gebetsmühlenartig- wiederholt und spiegelt, versuchen wir hier auch zu vermitteln.
Für die kommende Zeit wünsche ich jedem von uns mindestens Eine(n), der genau das tut.

Alles Liebe
jivaro

Hallo alle hier,

Das heutige Tagebuch. 10-10-10(viel zu spät)-10 mg. Keine NW. Kein Alkohol. Vielen Dank für die wertschätzenden und unterstützenden Worte.

@federico
Das Baclofen ist die Grundlage.

Dies habe ich heute erfahren. Ich habe nämlich die 3. Tabletteneinnahme "vergessen". Ich kann mir das nicht erklären, ich war fest überzeugt, sie eingenommen zu haben. Am Nachmittag habe ich dann doch angefangen, mich über Einiges aus dem gestrigen Gespräch mit meinem Nochmann zu ärgern (eben genau das, was mich in den Zeiten meines massiven Alkoholkonsums auch auf die Palme gebracht hätte). Ich wunderte mich erst über mein zunehmendes Gefühl innerer Angespanntheit und den zunehmenden Ärger und fragte mich, wo meine Gelassenheit, die ich als so wohltuend empfunden hatte, geblieben ist. Dann kam strarkes Craving und da sind eben immer noch die 3 Flaschen teurer Rotwein und heute noch eine Flasche Bier im Keller (das andere Bier und die Flasche Rotwein, die er sich gestern gekauft hatte, hatte mein Nochmann gestern ausgetrunken). Ich quälte mich eine Weile, telefonierte mit meinem Vater, der mich ein wenig beruhigen konnte und beschloß dann, die letzte Dosis vorzuziehen. Dabei stellte ich fest, daß ich die Nachmittagsdosis nicht eingenommen hatte! Ich habe beides dann im Abstand von 2 Stunden genommen ( die Nachmittagsdosis mit 2 h Verspätung) und als mein Nochmann nach Hause kam war ich wieder ruhig und gelassen. War dann mit meiner Tochter noch griechisch essen und hatte kein Verlangen nach Alkohol, den zum Schluß wie üblich angebotenen Schnaps konnte ich freundlich ablehnen und zum Essen gab es Schweppes Ginger Ale (in dem kein Alkohol drin ist, ich habe es extra überprüft, nachdem ich mir wegen des "Ale" deutsch "Bier" im Namen plötzlich unsicher war). Und die Flasche Bier und die drei Flaschen Rotwein habe ich auch nicht angerührt.
Also: Baclofen schafft erst einmal die Voraussetzung (Gelassenheit), die Dinge anders anzugehen. Und welcher Anteil in mir mir so schaden möchte, daß ich etwas so Wichtiges wie die Einnahme von Baclofen vegesse - ich glaube, sich darüber Gedanken zu machen ist jetzt nicht die richtige Zeit. Aber ich werde diesem mit Sruktur begegnen - mittels Handywecker (scheine ich zu brauchen).
Ich war früher ein eher gelassener Mensch und hoffte, daß das Medikament mir hilft, wieder zu mir zu finden und ich es irgendwann wieder ausschleichen kann. Naja, diesen Gedanken schiebe ich mal ganz weit weg.

Tag 9 geschafft - und wieder Erfahrung gesammelt.

Gute Nacht und LG Fallada