Baclofen Forum vs Alkoholismus

Lieber Andy,

in Anbetracht meiner Erfahrung mit schneller Aufdosierung (lies mal meinen Thread ca. kurz vor Pfingsten bis Pfingstmontag) würde ich nur sehr langsam aufdosieren, also maximal so wie in den Empfehlungen der französischen Ärzte: max. 10 mg pro Woche. Laß Dich nicht von dem schnellen Erfolg durch Baclofen verführen, zu schnell aufzudosieren. Baclofen kann bei zu schneller Aufdosierung NW haben, die sind oh lá lá (Paranoia, lies meinen Thread). Jivaro rät immer: GGG (Geduld, Geduld, Geduld). Wegen Paranoia bin ich von 125 mg auf 75 mg runter (trotz der Erfahrung völliger Abwesenheit des Verlangens) und dosiere nun sehr langsam um 5 mg pro Woche wieder auf.
Noch einen Tip: Aufdosierung lieber vor dem Wochenende bzw. freien Tagen, als am Montag bzw. vor der Arbeit.

Also: GGG und weiterhin viel Erfolg
Fallada

@moonriver @fallada

Danke für eure Ratschläge, ich werde sie berücksichtigen und mich in GGG üben.

LG
Andy

Guten Morgen liebe Freunde,

so mal wieder eine Meldung von mir nach 14 Tagen Bac-Therapie.
Heute Steigerung von 56,25mg auf 62,50mg (ja fallada ich übe mich in GGG .
Gestern Abend hatte ich zum aller ersten mal seit Start Craving, ich denke wegen Problemen in der Firma, bin dann direkt ins Bett gegangen was auch geholfen hat.
Meine Frau hat nun vor einigen Tagen beschlossen das auch sie kein Bier mehr trinken will (sie ist nicht so wie ich abhängig sie geht mit alk normal um). Ich habe ihr zwar gesagt das sie es nicht meiner wegen machen muss aber ist auch nicht verkehrt so.

So mal schauen was der Tag heute so bringt.

Bis die Tage dann

euer Andy

@moonriver

Zu meiner Gewichtszunahme: 4kg in 14 Tagen aber leider nur am Bauch , ich sage nur Kugel ich Grüsse dich ;-)

Andy

Hallo Andy

Als erstes Gratulation zu Deinem bisherigen Erfolg!

Du bist meines Erachtens auf gutem Wege. Der Weg ins Bett anstatt zur Flasche ist natürlich die beste Entscheidung... denke daran, was ohne Bac passiert wäre und Du jetzt noch in Begleitung eines Katers wärest...

Zum Gewicht: eine Gewichtszunahme, welche direkt auf Bac zurückführt erscheint mir nicht möglich. Eher sind es Veränderungen im Essverhalten.

Dazu von meiner Seite folgende Überlegungen:
- "Suchtverlagerung" auf Schokolade?
- wie viele Kalorien hat der von Dir geliebte Malztrunk und welche Menge nimmst Du zu Dir?
- allgemein gesteigerter Appetit infolge Alkoholverzicht?
- Gefühl innerer Leere?
- Bewegungsmangel?

Ich kann mir vorstellen, dass die allgemein gutgemeinten Ratschläge für eine Ernährungsumstellung nicht viel bringen. Meist liegen die Probleme tiefer, welche zur Gewichtszunahme führen. Ein sicherer Weg zur Gewichtsreduzierung führt auch nur über die seelischen Aspekte zum Ziel...

Nun, in Anbetracht, dass Du auf dem Wege bist die Abhängigkeit zu besiegen ist eine leichte Gewichtszunahme verschmerzbar.

Alles Gute
LG moonriver

Nachtrag:

uuups...
Habe es erst jetzt gesehen...
Damit hast Du Dir ja die Antwort schon selber gegeben...

LG moonriver

Hallo Andy-Fox,

schön, dass Du da bist. Das langsame Aufdosieren klingt auch schon gut; wie gesagt: GGG. In der letzten Woche berichtete jemand nach 5 Wochen Abstinenz, dass er nun auf seine alkoholfreie Limo verzichten muss, Gewichtszunahme um 4 kg.
"Normalerweise" verzeichnen die Menschen unter Baclofen eher eine leichte Gewichtsabnahme. Nur so zur Info.
In Deinem Fall finde ich die Gewichtszunahme eher gut!

Bei akutem craving: Notfalldosis (5 - 10 mg zerkauen, 20-30 min warten) nicht vergessen.
Weiterhin viel Erfolg
jivaro

Guten Morgen liebe Freunde,

mal wieder eine Rückmeldung von mir.
Dosierung 75mg/Tag, ab morgen Aufdosierung auf 81,25mg.
NW wie immer, nichts Neues.
Mein Befinden ist eigentlich recht gut im Moment, kein richtiges Craving nur ab und zu kommt mal so der spontane Gedanke ach jetzt ein kühles Bier das hätte was, ist aber nicht so schlimm das ich dadurch jetzt einen Rückfall erleiden könnte es ist halt nur ein kurzer Gedanke so für 1 bis 2 Minuten.

Beruflich gibt es leider schlechte Nachrichten, meine eigene Firma steht wohl kurz vor dem Aus. Gründe hierfür sind die Wirtschaftslage, der Alk bei mir und die Faulheit meines Geschäftspartners.

Nach dem Federico mir klar gemacht hat durch seine Aussagen hier im Forum das einer Sucht eine Angst/Depression vorausgeht habe ich angefangen nachzuforschen welcher Teufel es bei mir war der mich zu dem gemacht habe was ich bin und ich bin zu der Erkenntnis gekommen das ich unter extremer Versagensangst leide.
Ich habe mit 23 Jahren meine erste Firma gegründet und stehe seit dem immer in der Verantwortung alles am Laufen zu halten und zu Versagen ist für mich das schlimmste was es gibt.

Nach dem ich das nun erkannt habe fange ich an mein Leben neu zu ordnen und die ganze Verantwortung die so schwer auf meinen Schultern lastet abzulegen.
Da ich jetzt wieder klar denken kann und mein Hirn nicht mehr im Nebel liegt habe ich beschlossen in Zukunft als „Einzelkämpfer“ weiter zu machen so dass keine Personalverantwortung und der ganze andere „erdrückende Scheissdreck“ mehr auf mir lastet. Es ist zwar nicht leicht alles das was ich mühsam in vielen Jahren aufgebaut habe hinter mir zu lassen aber ich denke das es das Beste für mich ist.

So mir war heute einfach danach mir das mal von der Seele zu schreiben da ich bisher immer alles in mich reingefressen habe weil ich es als Schwäche angesehen habe so etwas mit anderen zu teilen. Ich habe viel zu lange versucht viel zu stark zu sein und das auf Kosten meiner eigenen Gesundheit.

LG
euer Andy

Lieber Andy,

Ich danke dir sehr, sehr herzlich für die offene und ehrliche Schilderung deiner Situation, deiner Erkenntnisse und deiner Schlüsse, die du daraus ziehst. Ich bin tief beindruckt!!
Wow! Sehr mutig von dir! Denn das darf man ja niemals zugeben, immer schön so tun, als ob man alles im Griff hat. Dabei hat man oft gar nichts mehr im Griff, und dieses Wissen zerreisst einen innerlich förmlich. Und man sucht die Schuld immer bei sich selbst und denkt, ja die anderen, die schaffen es doch auch. Ich glaube, dass es zu den gegenwärtigen Wirtschaftsbedingungen kaum noch möglich ist, ein Geschäft profitabel zu betreiben, schon gar nicht, wenn du viele Personalkosten hast. Die meisten, die ich kenne, stehen mit dem Rücken zu Wand und brauchen gerade ihre Rücklagen auf, sofern sie welche haben. Da kann es eine sehr kluge Entscheidung sein, sich zu verkleinern.

Ich bin beeindruckt, in welch kurzer Zeit du dein Leben umkrempelst. Das kann jedem, der gerade mit Baclofen anfängt nur Mut machen. Baclofen kann wirklich viel mehr als 'nur' craving nach Alkohol unterdrücken - was schon viel wäre - sondern setzt an den Grundproblemen, an den Ängsten an, die hinter der Alkoholsucht stehen. Ich glaube übrigens, dass gerade Versagensangst, Existenzangst, wirtschaftliche Angst ganz häufig Ursache des Alkoholkonsums ist. Es ist für mich unglaublich zu sehen, wie man schon nach kurzer Zeit aus der Angstschleife rauskommt und wieder die Kraft hat, sein Leben zu meistern. Man sieht plötzlich viel klarer und es tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. Ich muss in meiner kleinen Ein-Frau-Firma in der nächsten Zeit auch einiges umschmeissen und neu aufbauen, was ich mit Alkohol nie geschafft hätte, aber jetzt habe ich den Mut dazu.

Ich habe großen Respekt vor der Klarheit deiner Erkenntnisse und vor deinem Mut und ich wünsche dir für die Neu-Strukturierung deiner Firma alles Gute und ganz viel Erfolg.

Herzliche Grüße
Betty

P.S. Wir können nur voneinander lernen, wenn wir aufhören, uns gegenseitig etwas vorzumachen und offen und ehrlich uns mitteilen. In diesem Sinne noch einmal, vielen Dank.

@Betty

Vielen lieben Dank für deinen Zuspruch, es tut gut so etwas zu hören.



Du hast Recht das wir offen und Ehrlich sein müssen und aus diesem Grund habe ich nun auch mein Bild eingestellt da ich mich nicht länger verstecken will, ich bin halt krank aber ich stehe nun auch dazu.

LG
Andy