Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Mittwoch 16. August 2017, 14:41 
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Moderator

Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35
Beiträge: 1386
Liebe Akito,

ich glaube nicht, dass du gerade auf dem Highway in den Narzissmus bist. Wenn wir uns lange selber überrannt haben, was wir ja letztlich tun, wenn wir trinken, finde ich gibt es durchaus einen Nachholbedarf an Gedanken um sich selber. In der Genesungpshase steht man halt mal im Mittelpunkt. Scheint mir ganz gesund.

Die schmerzhaften Erinnerungen an früher kennen auch viele. Ich nenne das mal eine Art Trauerphase. Irgendwie gehört sie denke ich dazu, da will so viel verarbeitet werden, was im wahrsten Sinne des Wortes zu geschüttet wurde. Ich bin sicher, dass du da im Rahmen der Therapie viel Hilfe erfahren kannst. Der Druck hinter dem Brustbein löst sich dann auch wieder.

Weiterhin viel Vertrauen und Kraft!

_________________
VG

Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2017, 00:57 
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Moderator

Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56
Beiträge: 1154
Liebe Akito,

wenn wir dem Alkohol das Sagen entziehen, ihn einfach mal zum Schweigen bringen, gestatten wir uns plötzlich eine Selbst-Wertschätzung zu, die erst mal verunsichern kann. Ich bin es mir wert, mir über mich selbst und mein Leben Gedanken zu machen - diese Erkenntnis muss man erst mal annehmen, wenn sie plötzlich nicht mehr permanent vom Alkohol zugeschüttet und somit möglich wird.

Der Alkohol bringt uns wunderbar bei, Gleichgültigkeit nach außen und Demütigung nach innen zu entwickeln. Er bestraft uns für irgendwas, vielleicht für ein Kindheitstrauma, und wir nehmen die Strafe an, weil das leichter erscheint als dem Trauma auf den Grund zu gehen. Natürlich muss nicht immer ein Trauma eine Ursache unseres Suchtverhaltens sein. Aber Ursachen gibt es, und nüchtern sind wir auf einmal in der Lage, sie zu finden, oder, wenn wir sie schon kennen, zu beseitigen.

Dafür brauchen wir Zeit und Geduld, aber wir müssen keine Angst davor haben. Die Angst befindet sich ausschließlich in unserem Kopf, und Alkohol macht sie groß. Weg mit dem Alkohol, weg mit der Angst, her mit dem Leben mit allen Höhen und Tiefen: Das Leben ohne Alkohol ist ein authentisches Leben voller neuer Chancen. Raus aus der Käseglocke und dem Elend, rein ins Leben. Jetzt ist die Zeit gekommen, liebe Akito.

Herzlich grüßt
Dieter

_________________
Du brauchst keine Angst zu haben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2017, 19:09 
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Moderator
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Liebe Akito
Akito hat geschrieben:
Jetzt (so ständig nüchtern) drängen sich mir ständig Erinnerungen von früher auf. Schmerzhafte Erinnerungen die ich schon längst vergessen glaubte. Ich habe heute Nacht deswegen kaum schlafen können. Obwohl mich das Bac ja so müde macht. Diese negativen oder traumatischen Erinnerungen strömen alle jetzt plötzlich so ungefiltert in mich ein, sammeln sich zu einem schweren schmerzhaften Klumpen hinter meinem Brustbein.
Es ist die Wirkung von Bac. Ich habe sie vor Jahren mal als "Wahrheitspille" bezeichnet. Aber Du musst keine Angst haben. Bac gibt Dir die Chance die Vergangenheit aufzuarbeiten und Dir auch einen Weg zu zeigen, aus einem Dilemma herauszufinden. Habe Vertrauen in Dich!

LG
moon

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2017, 20:53 
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Registriert: Donnerstag 27. Juli 2017, 14:23
Beiträge: 66
Liebe Juli, lieber Dieter, lieber Moonriver, vielen Dank für Eure Antworten.

Ich versuche das mal mit dem Zitieren. Bin gespannt, obs klappt.
Juli hat geschrieben:
Ich nenne das mal eine Art Trauerphase. Irgendwie gehört sie denke ich dazu, da will so viel verarbeitet werden, was im wahrsten Sinne des Wortes zu geschüttet wurde.


Hey cool :-bd Dass mich meine Kinder "Evolutionsbremse" nennen ist ja wohl total unbegründet.

Ja Juli, ich habe tatsächlich das Gefühl von Trauer in mir. Ich kann sie noch nicht wirklich einordnen. Weil auf der anderen Seite bin ich ja total glücklich über meine jetzige Situation. An so was hab ich ja gar nicht mehr geglaubt. Aber es stimmt schon, mir wird jetzt erst bewusst, was da die letzten 10 Jahre an Gefühl einfach zugeschüttet wurde mit dem Alkohol.

Bisher war ich der Ansicht, ich möchte nix mehr aufarbeiten. Mit 50 muss mal gut sein mit aufarbeiten. Man kann und soll mit 50 nicht mehr Gedanken an die Vergangenheit verschwenden. Lieber nach vorne gucken. Was bisher nicht aufgearbeitet ist muss einfach runter vom Tisch. Schluss aus. Ich dachte auch, ich habe das nicht mehr nötig. Kann gut so leben im hier und jetzt. Meine Vergangenheit kann mich mal. Ich steh da drüber. Und das mit der "Achtsamkeit" sich selbst gegenüber wird auch total übertrieben. Die Menschen sollen lieber mal achtsam mit ihren Mitmenschen sein und nicht immer an sich denken.

Hm ... ok, war vielleicht doch ein bisschen Schubladendenken. Ich muss das noch auf mich wirken lassen.

Familyman hat geschrieben:
wenn wir dem Alkohol das Sagen entziehen, ihn einfach mal zum Schweigen bringen, gestatten wir uns plötzlich eine Selbst-Wertschätzung zu, die erst mal verunsichern kann. Ich bin es mir wert, mir über mich selbst und mein Leben Gedanken zu machen - diese Erkenntnis muss man erst mal annehmen, wenn sie plötzlich nicht mehr permanent vom Alkohol zugeschüttet und somit möglich wird.

Ja diese Erkenntnis muss ich jetzt erstmal annehmen. Das stimmt lieber Dieter. Und sie kam einfach ungefragt. Ist plötzlich aufgetaucht aus dem sinkenden Alkoholsee. Jetzt liegt es an mir, aus dieser Erkenntnis etwas zu machen.

moonriver hat geschrieben:
Es ist die Wirkung von Bac. Ich habe sie vor Jahren mal als "Wahrheitspille" bezeichnet


Wie meinst du das genauer Moonriver? Ist es nicht einfach die Wirkung des "Nüchternseins"?

Liebe Grüße, Akito


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2017, 21:56 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Liebe Akito
Akito hat geschrieben:
Wie meinst du das genauer Moonriver? Ist es nicht einfach die Wirkung des "Nüchternseins"?
Es ist mehr, jedenfalls erlebte ich es zu Beginn der Therapie so. Als wäre Bac eine Psychotherapie in Form von Tabletten... anders kann ich es nicht beschreiben. Es kann den Weg freimachen in ein neues Land, welches für einem schon lange bestimmt war. Folge dem Weg, der sich Dir nun öffnet...

LG
moon

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(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2017, 04:29 
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Registriert: Mittwoch 13. Juli 2016, 14:49
Beiträge: 682
Hi Akito,
mir ging es auch so am Anfang, man wird nüchtern......
...... und sieht vieles anders.
........ und es kommen viele Sachen wieder hoch die man sehr lange ertränkt hat.
Lass es durch dich durch gehen und schlieẞe mit der Vergangenheit ab, sie ist vergangen.
Die Gegenwart ist doch schon gut und,
schau in die Zukunft, die liegt vor dir, und daran kannst du schrauben und machen.....
die kannst du ändern... mit viel Zuversicht und Geduld :-bd
Gruss Bine


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2017, 09:44 
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Registriert: Donnerstag 27. Juli 2017, 14:23
Beiträge: 66
moonriver hat geschrieben:
Als wäre Bac eine Psychotherapie in Form von Tabletten... anders kann ich es nicht beschreiben.

Lieber moon,

das hört sich spannend an, ungewöhnlich. Aber ... du hast Recht. So ein Gefühl habe ich gerade. Anders als "nur" nüchtern sein.

Ich habe ja schon beschrieben, dass ich mir seit Baclofen viele Gedanken mache. Ich habe mich zurückgezogen, lebe wie in meiner eigenen Welt. Zumindest beschreibt es mein Partner so. Ich beobachte gerade, dass mir diese Welt "draußen" nicht ausreicht. Dass ich gerade nichts mit ihr anfangen kann. Dieses tägliche oberflächliche, alkoholgeschwängerte Dasein mit seinen täglichen Fragen: Wo gehen wir heute unser Feierabendbier trinken? Wer hat den Kater gefüttert? Ist schon der Garten gegossen worden? Haben wir noch genügend Wein im Haus übers Wochenende? Wer wäscht wann welche Wäsche? ... Ich kann im Moment nicht damit umgehen. Sie kommt mir so fremd und komisch vor.

Dann stelle ich mir auch die Frage: Was macht das Bac genau mit meinem Hirn? Ist mir auch etwas unheimlich.

Bine hat geschrieben:
schau in die Zukunft, die liegt vor dir, und daran kannst du schrauben und machen.....
die kannst du ändern... mit viel Zuversicht und Geduld :-bd

Vielen Dank liebe Bine! Die Zuversicht habe ich seitdem ich hier im Forum bin. Und hier lerne ich auch Geduld.

Liebe Grüße, Akito


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2017, 10:46 
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Registriert: Samstag 21. November 2015, 20:05
Beiträge: 510
Wohnort: Weserbergland
Akito hat geschrieben:

das hört sich spannend an, ungewöhnlich. Aber ... du hast Recht. So ein Gefühl habe ich gerade. Anders als "nur" nüchtern sein.

Ich beobachte gerade, dass mir diese Welt "draußen" nicht ausreicht. Dass ich gerade nichts mit ihr anfangen kann. Dieses tägliche oberflächliche, alkoholgeschwängerte Dasein ... Ich kann im Moment nicht damit umgehen. Sie kommt mir so fremd und komisch vor.

Dann stelle ich mir auch die Frage: Was macht das Bac genau mit meinem Hirn? Ist mir auch etwas unheimlich.



Tcha, Du nimmst Dich und Deine Umwelt jetzt OHNE den Alkoholfilter war, das kann verwirrend sein.
Kennst Du per Anhalter duch die Galaxis?
Da wird der Totale Durchblicksstrudel erwaeht, das ist so was aehnliches... ~O)

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Alkohol ist und bleibt ein hochgefährliches Nervengift, das dich als Freund empfängt und früher oder später wie einen Depp aussehen lässt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2017, 11:02 
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01
Beiträge: 1457
Liebe Akito,

habe Dir schon bei Spirit geantwortet, schreibe es hier aber noch einmal: Du machst alles - und das unter erschwerten Bedingungen - sehr gut, Respekt!

LG Fallada

_________________
Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Noch ein neues Mitglied
BeitragVerfasst: Freitag 18. August 2017, 11:46 
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Registriert: Donnerstag 27. Juli 2017, 14:23
Beiträge: 66
kunor hat geschrieben:
Kennst Du per Anhalter duch die Galaxis?

Hab ich mal vor seeehr langer Zeit gelesen. 30 Jahre? Da stand das Leben noch vor mir auf alle Fälle. Du hast Recht, ich sollte es vielleicht wieder lesen. Aus einem anderen Blickwinkel heraus.

Liebe Fallada, vielen Dank nochmal! Ich weiß ich werde jetzt heute Abend wieder Alkohol trinken. Ich hab die ganze Woche gekämpft. Aber ich weiß auch dass ich es nicht übertreiben werde. Und dass ich ab Sonntag wieder durchstarte für die neue Woche. Mit den gleiche Vorsätze für die Zukunft. Ich werde es schaffen alkoholfrei zu leben irgendwann. Rückfälle sind drin, auch wie ich hier im Forum gelernt habe nach Jahren noch. Aber danach kann immer wieder weitergemacht werden. :Mad:

Liebe Grüße, Akito


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