Hallo zusammen,
liebe Juli,
kürzlich hast Du mir sehr wohlwollend geschrieben:
Juli hat geschrieben:
kannst du dich denn nicht krank schreiben lassen? Musst doch erst mal wieder auf die Beine kommen, auch wenn du es bewundernswerter Weise schaffst in die Arbeit zu gehen. Die Batterien wollen dringend aufgeladen werden.
Auszeit für dich gewünscht und LG
Seit gestern geht nichts mehr. Habe mich erst für einen Tag und dann für den Rest der Woche abgemeldet. Muss nachher zu meiner Hausärztin die AUB abholen.
Das Schlimme ist, dass mir ja auch die vorangegangen 2 Wochen Urlaub nicht geholfen haben. Es ging mir in den letzten Urlaubstagen zwar besser.
Nur die Kräfte kamen und kommen nicht zurück. Ich konnte es dann lediglich besser akzeptieren und entsprechend meine Ansprüche loslassen.
Es gibt diese körperlichen Erkrankungen, die natürlich auf Dauer an den Kräften zehren. Aber ich glaube nicht, dass sie Grund für die Erschöpfung sind. Ich versuche, meinem Körper zu geben was er braucht. Bemühe mich wieder mehr um gute Ernährung. Schlafe ohnehin viel zur Zeit. Nehme Vitamine zusätzlich ein und schraube meinen Konsum so gut es geht herunter.
Aber ich erziele damit keine Wirkung.
Wie die Psyche beeinflussen? Wie diese bleierne Erkenntnis bewältigen,
dass in meinem Leben nichts mehr übrig ist, wofür ich einst so gekämpft habe? Wie fertig werden damit, dass Arbeit das einzige ist, was mich zum Aufstehen zwingt? Dass es nichts gibt, worauf ich mich freuen oder worauf ich hoffen könnte?
Ich genieße kleine Dinge. Natürlich. Schaffe es zum Beispiel immer mal wieder ein bisschen zu lesen. Oder dann habe ich hier einige große Ausdrucke von Henri Cartier-Bresson Fotos hängen, die ich für mich neu entdeckt habe. Diese Bilder zu betrachten, beruhigt mich.
Sie erzählen Geschichten, die nie langweilig werden, weil sie ohne Worte und ohne Anfang oder Ende erzählen.
Oder die Musik von Roger Stein, die zufällig entdeckt habe.
Besonders die CD "Lieder ohne mich" aber auch die Veröffentlichung von Wortfront "Postmodernes Arschloch".
Daneben meine Pflanzen, wie sie gedeihen, wie nie zuvor. Habe keinen grünen Daumen. Aber auf einmal gedeihen sie so schön.
Das gegen den Berg von Anstrengungen und Schmerzen?
Es ist wie mit Papierkügelchen gegen Drachen kämpfen zu wollen.
Für heute und morgen habe ich den Hauptdrachen also ausgesperrt.
Nur woher soll ich noch Hoffnung auf Rückkehr der Kraft nehmen?
Liebe Grüße
Wild