Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo,

bin neu hier, gerade 48 Jahre alt geworden und Alkoholiker. Kurz chronologisch, wie der Weg dahin ausgesehen hat:

Habe mich vom heftigen Gesellschaftstrinker während Lehre und Studium allmählich zu einem „einsamen“, zuletzt heimlichen Trinker entwickelt. Als Jugendlicher habe ich eine Zeit lang gekifft und während meines Studiums gelegentlich gekokst. Das waren zwar nur Phasen, es zeigt aber, dass ich auf die euphorisierende Wirkung von Suchtmitteln anspringe. Was mir erhalten blieb, war der Alkohol.

Das wurde für mich – insbesondere aber für meine Umwelt – so unerträglich, dass ich in 1996 nach einwöchiger Entgiftung eine stationäre, viermonatige Therapie gemacht habe. Danach war ich 13 Jahre lang zufrieden trocken. Bis sich Anfang 2009 meine Frau sich von uns (mir und unserem Sohn) trennte. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt – als jetzt alleinerziehender Vater – begann ich wieder mit der Sauferei. Diesmal allerdings hat sich das, was beim ersten Mal eine allmählich ansteigende Entwicklung von 15 Jahren war, in wenigen Monaten abgespielt.

Anfang bis Mitte 2010 dann: Auffälligkeiten bei der Arbeit, Führerscheinverlust, vier Entgiftungen (zwei davon „qualifiziert“), eine erfolglose, ambulante Psychotherapie und dann von Oktober 2010 bis Februar 2011 stationäre Therapie, während der ich auch dreimal rückfällig wurde.

Das erste Wochenende nach Therapieende habe ich mir auch gleich wieder einen gegönnt. Seit einer Woche arbeite ich wieder und bin trocken.

Ich bin als Trinkertyp schlecht in ein Schema zu pressen. Mal halte ich über Tage einen Spiegel, mit dem ich noch einigermassen funktionsfähig bin, dann verliere ich auch einmal oder über mehrere Tage die Kontrolle (zuletzt vor der stat. Therapie gehäuft). Ich bleibe aber auch mal wieder tage- oder gar wochenlang trocken, ohne dabei großen Suchtdruck zu haben. Meist fange ich dann eher aus einer Hochstimmung wieder an und bleibe hängen. Bei mir spielen Angst und depressive Stimmungen (von Depressionen kann ich – glaube ich – nicht reden) aber sicher auch eine Rolle.

Alkoholmissbrauch-typische, organische Schäden habe ich dankenswerterweise noch nicht davongetragen.

Ironie des Schicksals oder nicht: Vor gut einer Woche bin ich durch eine Gesundheitssendung im TV auf Dr. Ameisen und seine Baclofen – Story aufmerksam geworden. In der Folge stiess ich auf Euer Forum (und andere) und habe auch das Buch gelesen, welches mich – ganz abgesehen von der erstaunlichen Selbsttherapie – sehr beeindruckt hat. Habe es gleich an Familienmitglieder weitergegeben mit der Bemerkung: „Falls Ihr mir das noch nicht geglaubt habt oder ich nicht die richtigen Worte gefunden habe, hier könnt Ihr nachlesen, was in vielen Trinkern und auch mir vorgeht!“

Da ich mich (s.o.) noch auf relativ unsicheren Füssen befinde und klassische Therapie bei mir offenbar ihre Grenzen hat, verfolge ich also gern jede Spur, die auch mich sicherer machen kann. Dies ist so eine, deswegen melde ich mich an.

Denn, ich will nicht mehr saufen!
(… und verzichte auch liebend gern auf’s kontrollierte Trinken)


Gruß

cheers!

@ cheers !
hallo erstmal ! habe Deine Vorstellung gelesen ;
Es ist sicher ´ne harte Nummer, das Deine Frau Dich/Euch verlassen hat...

ich bin eigentlich kein "Forums-Mensch"...
ich bin auch noch sehr neu hier und kann sagen : ist schon ein gutes, lebendiges Forum ; sicher wirst Du auch schon einiges gelesen haben ...

und am meisten bewundere ich Dein (...und verzichte auch liebend gern auf´s kontrollierte Trinken )
Da bist Du doch auf einem "Guten Weg" , wie ich finde !

alles Gute für Dich !!!

l.g. Ralf.

Ja Ralf, danke für die nette Begrüßung! Ich war halt 13 Jahre trocken und gut drauf dabei. Ich weiss, wie es ist. Deswegen kotzt es mich um so mehr an, dass ich in die Nummer wieder 'reingerutscht bin.

Gruß
cheers! (kann man auch bei 'ner Coke sagen)

Hallo Willo,

auch Dir Danke für die Begrüßung!

OK, die Familie, das sind in diesem Fall mein Sohn (13) und meine Eltern. Meine Frau mit ihren beiden Kinden aus ihrer ersten Ehe sind ja nun weg. Die Einbeziehung meines Sohnes versteht sich von selber. Er ist mein Ein und Alles und hat unter meiner Sauferei natürlich gelitten. Auf meine Eltern (i.Ü. die perfekten Co-Alkos) sind wir angewiesen. Sie kümmern sich tagsüber (ich arbeite) sehr liebevoll um meinen Sohn und haben das bei meinen Abstürzen auch bei mir getan.

Gruß

cheers!