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HansD
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Betreff des Beitrags: Meine "Kurzvorstellung" Verfasst: Dienstag 10. Januar 2012, 16:15 |
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Registriert: Freitag 25. November 2011, 07:57 Beiträge: 1
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Hallo,
nachdem ich jetzt über einem Monat im Forum angemeldet bin und eifrig gelesen habe, möchte ich mich nun endlich vorstellen. Ich heiße Steffen, bin 46 Jahre alt und seit vielen Jahren Alkoholabhängig. Wie bei den Meisten hat die Einsicht lange auf sich warten lassen. Im Nachhinein betrachtet hat meine "Laufbehn" vor 30 Jahren mit Beginn der Lehre angefangen. Nichts späktakuläres wie Komasaufen oder so, nein. Montags mit den Kumpels auf ein paar Bier in die Kneipe, am Wochenend zur Disko, nie bis zum umfallen in gesaellschaftlich gerade noch akzeptierten Mengen. Dann der Wehrdienst (NVA), ohne Worte. Danach in der neuen Firma gab's dann öfter mal schon gegen drei ein Feierabendbier oder auch zwei, drei... Später dann, als ich im neuen Job Schichten arbeitete, habe ich dann Rotwein gezielt als Schlafmittel eingesetzt. Ich habe mir immer wieder trockene Phasen gegönnt, die ich problemlos durchhielt. Abhängig - ich doch nicht. Ich kann doch jeder Zeit aufhören! Viele kennen das bestimmt. Bis, ja bis es dann ohne Stoff eben nur noch schlecht, oder gar nicht mehr ging. 2002 dann meine erste Entgiftung, ambulant, Distras bekam ich damals noch auf Rezept. Ein paar Wochen trocken und mal ein Bier probiert - na also es geht doch, ist gar nicht so schlimm. Mehr brauche ich hier bestimmt nicht schreiben... Meine erste Therapie(amulant) hatte ich 2004, danach etwa drei Monate trocken, zwei Wochen saufen, eine Woche zur Entgiftung. In dem Rythmus ging es weiter. Alles in allem ja doch ein regelmäßiges Leben... 2004 die erste, 2009 dann die zweite Langzeittherapie. Jedesmal war ich überzeugt es endlich geschafft zu haben, 100 prozentig! Trotz Selbsthilfegruppen, regelmäßig Suchtberatungstelle, Psychologen, Antidepresiva usw. alle viertel Jahr ein Rückfall. 2010 bin ich zu Hause ausgezogen, Scheidung läuft und meine neue Partnerin war jetzt im September auch deswegen weg. Suizidversuch und wieder Entgiftung im Krankenhaus! Dort habe ich endlich "das Buch" gelesen. Hatte es von meiner Freundin bekommen und schon lange liegen gehabt. Habe es in nur zwei Tagen verschlungen und dieses Forum entdeckt und durchforstet. Plan aufgestellt, Bac in Spanien bestellt und am 01.12.10 mit dem Königsweg begonnen. Bin mit der Dosierung bis 125mg gegangen und fahre jetzt seit dem Wochenende wieder runter, angestrebt habe ich zunächst 75mg. Habe bei der ganzen Sache nur ein Problem und gleich die erste Frage in die Runde: ich hatte nie in meinen trockenen Phasen Craving. Wie soll ich da den "Switch" erkennen? Die Feiertage und Silvester habe ich ohne Probleme überstanden, im Kühlschrank stand über Weihnachten die Sektflasche für meine Freundin - alles easy... In der vorigen Woche gab es heftigen Beziehungsstreß und ich habe mir gedacht, dies ist doch eigentlich ein Grund um sich richtig "abzuschießen". Das war nur eine rein hypothetische Betrachtung der Situation, und - es wäregar nichtgegangen! Kein Apetitt, keine Lust - nichts! Ich fand es Spitze! Nur habe ich auch noch ein paar Tage bis zum Ablauf meines "Quartals" vor mir.
An der Stelle breche ich meine "Kurzvorstellung" ab - ist mindestens 10 mal soviel geworden, wie ich eigentlich vorhatte.
Danke an alle, die dieses Forum zu dem machen was es ist und mir auf meinem Weg helfen
Steffen
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ralf
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Betreff des Beitrags: Re: Meine "Kurzvorstellung" Verfasst: Donnerstag 12. Januar 2012, 16:09 |
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Moderator |
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Registriert: Dienstag 22. Februar 2011, 16:17 Beiträge: 417 Wohnort: Münsterland/Tecklenburger Land
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Hallo Steffen ! zunächst ein herzliches " Hallo " hier .
Unsere Karriere weist ja doch einige Parallelen auf ....
Freut mich für Dich, das Du so gut aufgestellt bist .
Ich hoffe für Dich, das dein " Quartal " sich noch lange nach hinten schieben Lässt !!!
Lieben Gruß , und weiter alles Gute für Dich ! , Ralf.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Meine "Kurzvorstellung" Verfasst: Freitag 13. Januar 2012, 02:34 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Jedesmal war ich überzeugt es endlich geschafft zu haben, 100 prozentig! Lieber Steffen, ich glaube mit diesem Satz sprichst Du etwas an mit dem sehr viele Menschen, speziell Mitglieder dieses Forums, zu kämpfen haben. Insbesondere Menschen die ähnliche Erfahrungen mit „Drehtüren“ gemacht haben, Menschen wie ich z.B. Dann: Zitat: ich hatte nie in meinen trockenen Phasen Craving. Wie soll ich da den "Switch" erkennen? Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, wer mich kennt weiß, 2 Tage sind eine lange Zeit, normalerweise begrüße ich Neumitglieder nach wenigen Stunden. Es endlich geschafft zu haben, habe ich nie wirklich geglaubt. Im Gegenteil. Nach jedem „selbstverschuldeten“ Aufenthalt hinter der Drehtür beschlich mich die Ahnung, schon bald wieder die Klingel vor der Drehtür zu betätigen. „Einmal Alki, immer Alki“ gehörte als fester Bestandteil zum Abschiedsritual, Aufwiedersehen war wörtlich gemeint. Erst die Erkenntnis der Zusammenhänge zwischen Angststörung und Depressionen und die Behandlung mit Baclofen brachten die Wende. Zum ersten mal nach den dunklen Jahren sah ich Licht am Ende des Tunnels – ohne dass ich dachte, das Licht könnte zum entgegenkommenden Zug gehören. Inzwischen sind mehr als 2 Jahre vergangen und alle Zweifel sind Vergangenheit. Meine Erfahrung und das ist die wichtigste Erfahrung, haben inzwischen tausende Menschen gemacht – ein paar davon kenne ich persönlich. Es ist niemand dabei der von Anfang an überzeugt war, es diesmal 100%ig sicher geschafft zu haben. Wie groß die Zweifel sind kannst Du ermessen wenn ich Dir sage, es gibt immer mehr Menschen die lange Zeit das Forum als „nur lesendes Mitglied“ verfolgen und erst nach Monaten erklären: ich nehme Baclofen seit X Monaten und lebe seitdem abstinent und ohne Angst vor einem Rückfall. Daneben kenne ich noch viele andere Menschen die nicht im Forum präsent sind und die seit langer Zeit ein erfülltes Leben mit Baclofen führen. Ich hatte in meinen trockenen Phasen immer Craving, bewusst war mir das allerdings nie. Ich muss ganz einfach Craving gehabt haben, nur so ist zu erklären, dass die trockenen Phasen immer wieder aprupt endeten. Persönlich kann ich zum „switch“ nicht viel sagen, ob es ihn gibt oder nicht ist auch nicht wichtig. Ich wünsche Dir aber dass auch Du bald sagen kannst: „die Unentbehrlichkeit des Alkohols die mich ein Leben lang begleitet hat, hat mich plötzlich verlassen“ oder ganz kurz: „die Gier schweigt“. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Meine "Kurzvorstellung" Verfasst: Freitag 13. Januar 2012, 20:22 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Am letzten Dienstag war ich von den Mitarbeitern des Internationalen Bundes (IB) in Offenbach ("Suchtnachsorge") eingeladen um nochmals Baclofen bei Mitarbeitern und Patienten bekannter zu machen. Wir waren ca. 15 Personen, ich habe "unser Poster" gezeigt, ein sehr kurzes "Intro" veranstaltet und dann die Fragen der Patienten und später der Mitarbeiter beantwortet. Unsere Arbeit, Baclofen einzusetzen wird von den Mitarbeitern des IB und auch des SHZs in Offenbach sehr verantwortungsbewusst und liebevoll unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Die Mitarbeiter des IB beweisen in ihrer täglichen Arbeit, dass die Pille allein nicht genügt, aber die Grundlage liefert, auf der weiter gearbeitet werden kann.
Soweit etwas "off-topic"; unter den Teilnehmern waren 2 Patienten, die Baclofen seit 5 bzw. 3 Monaten einnehmen, die Berichte haben mich sehr bewegt, sie passen zur "Kurzvorstellung".
Einer Frau mit "Anfang 40", ist es geglückt innerhalb kurzer Zeit fast vollständig abstinent zu werden, obwohl ihr Umfeld alle Gründe dafür liefert, die so etwas völlig unmöglich erscheinen lassen, ohne "Gier schweigt" undenkbar.
Zum Thema Drehtür: Ein Mann im "gleichen Alter" mit ausgeprägter Angststörung und Depression als Grunderkrankung und einem Lebenslauf der selbst hier im Forum an Verletzungen und Katastrophen schwer zu überbieten sein dürfte war 5 Monate unter Baclofen vollständig abstinent, hatte sogar Silvester cravingfrei überstanden, als am Neujahrstag ein "alter Kumpel" mit einer sehr leckeren Flasche vor der Tür stand..... Rückfall, scheinbar bodenlos....Entgiftung, stationär. In der Entgiftung fiel zunächst auf, dass der Patient, der sonst monatlich dort aufgenommen wurde....ziemlich lange nicht da war.....und dass er sich nach dem "Absturz" in einem noch recht akzeptablen Zustand befand.... Eine verantwortliche Ärztin hielt es nicht für ausgeschlossen, dass es mit Bac zu tun haben könnte und der Patient erhielt ab Tag 2 sein Medikament von der Klinik!!! Nach bereits 3 Tagen war er wieder "fit", nimmt seine alte Dosis und ist abstinent, cravingfrei. Er beschrieb in grosser Offenheit seine Scham über den Rückfall aber als Wichtigstes sein "Baclofen-Wunder"; das "Wunder" nach unzähligen Therapieversuchen ein Medikament gefunden zu haben, dass Angst und Depression quasi "auflöste", nachdem er so leidvolle Erfahrung mit Therapien, Entgiftungen und Antidepressiva (die konnten sehr rasch ausgeschlichen werden) gemacht hatte. Er beschrieb seine anfängliche Skepsis sehr genau und auch die Tatsache, dass er vor Baclofen zwar auch "trockene" Phasen hatte, ihn aber der Gedanke an Alkohol nie richtig losgelassen hatte; er erkennt diesen Zustand erst "rückwirkend" als craving und geniesst die jetzt erstmalig vorhandene "Grundruhe".
LG jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Meine "Kurzvorstellung" Verfasst: Samstag 14. Januar 2012, 22:03 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo Steffen,
auch von mir ein herzliches Willkommen und danke für Deine sehr anschauliche Selbstvorstellung. Deine positiven Erfahrungen mit Baclofen decken sich fast mit meinen, und Federico und jivaro haben Deine Worte sehr eindrücklich ergänzt, wie ich finde.
Zum Thema "Craving erkennen" möchte ich kurz meine eigenen Erfahrungen ergänzen: Bei mir hat sich jeweils gegen Ende mehr oder weniger langer Abstinenzphasen (zwischen 2 Wochen und 2 Monaten) eine gewisse Unruhe bemerkbar gemacht, die dann irgendwann und ganz plötzlich in die "von außen" getroffene Entscheidung umschlug, wieder zu trinken. War diese Entscheidung getroffen, die wie gesagt "von außen", also von irgendeiner fernen Stimme verkündet wurde, war sie unumstößlich und jeder Widerstand war zwecklos. Jedem dann noch vorgebrachten rationalen Gegenargument saß die Hülle, aus der ich dann nur noch bestand, schulterzuckend und willenlos gegenüber, wohlwissend, dass es eh wieder losgeht. Nach dieser kurzen Phase der Selbstzerknirschtheit folgte die Vorfreude aufs Wiedertrinken und kurz danach das Trinken selbst.
Jetzt "im Nachhinein", und ich hoffe, dass dieses "Nachhinein" für immer gültig bleiben wird, fällt mir diese Analyse recht leicht, in der Vor-Baclofen-Zeit wäre mir das nicht so ohne weiteres klar gewesen.
So, das ist jetzt doch länger geworden als geplant. Lieber Steffen, ich drücke Dir die Daumen, Du bist auf dem richtigen Weg, geh ihn weiter.
Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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