Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo Forums Mitglieder, ein Freund von mir nimmt seit Juni Baclofen allerdings unregelmässig. Die Dosis hat er gesteigert und nimmt nun seit 3 Wochen 3x täglich 1,5 Tabletten regelmässig. Er hat nach wie vor den Drang Alkohol zu trinken. Da die Dosis täglich nun schon 112 mg beträgt (und 120 mg maximal täglich empfohlen sind) weiss ich nicht was er machen kann. Wird es noch wirken? Würde mich freuen auf Antwort.

Hallo Bettina

Herzlich willkommen im Forum.

Zu der Therapie Deines Freundes kommt mir spontan in den Sinn:

- Die nun regelmässige Einnahme ist eine der wichtigsten Voraussetzungen
- Dosissprünge vermeiden
- Stets eine Notfalldosis bei sich haben
- Bedingung für gutes Gelingen ist der Verzicht auf Alkohol. Dieser kann die Wirkung von Baclofen aufheben. Abgesehen davon, dass es sich schlecht verträgt und zu weiteren Nebenwirkungen Anlass gibt. Kann den "Frustfaktor" fördern...
- Wie hoch ist die Motivation?
- Verspürt er sonst Nebenwirkungen?
- Kommt das Baclofen vom Arzt/aus der Apotheke?
- Sind nebst dem Alkohol noch andere Probleme vorhanden?

Hast Du noch weitere Informationen, welche zur Beurteilung wichtig wären? Z.B. wie lange besteht die Abhängigkeit bereits. Vorgeschichte? Genuss- oder Wirkungstrinkverhalten?

Hoffnung ist immer angebracht...

LG moonriver

Hallo bettina,
herzlich willkommen im forum. Moonrivers ausführungen sind voll umfänglich. Für einen vernünftigen Start mit Baclofen ist der Wille zum verzicht, zumindest zur drastischen Reduktion unabdingbar.

LG aspino

Hallo ich habe mich sehr über die schnelle Antwort gefreut.

Da es mit meinem Freund kompliziert ist, schreibe ich vorab etwas über ihn, betreffs der Vorgeschichte, der anderen Probleme und die Dauer der Abhängigkeit.
Ich möchte vorab kurz über die Vorgeschichte meines Freundes berichten: Mein Freund (41 Jahre) trank stark und regelmässig 4-5 Jahre bis zum Sommer 2010 dann hat er relativ leicht, so seine Aussage, mit dem Trinken aufgehört. Eine psychische Erkrankung erfolgte ungefähr in dem Zeitraum. Ab März 2011 nahm er Psychopharmaka ein. Das ganze Jahr 2011 war er arbeitsunfähig wegen schweren Depressionen. Seit er ab Juni 2012 Baclofen einnimmt, lässt er die Psychopharmaka weg und braucht sie auch nicht bei Stimmungsschwankungen. Laut ihm ist dies ein Erfolg von Baclofen. (er wurde letztens auch ganz nervös, als sich die Packung von Baclofen zu Ende neigte, wollte er ganz schnell das ich neues Baclofen bestelle, weil er Angst hatte, dass es ihm psychisch wieder schlecht geht, wenn er kein Baclofen hat) Dadurch aber, dass er ein sehr labiler und nervöser Mensch ist, hilft ihm der Alkohol, sich besser zu fühlen und damit geht die Sucht weiter. Vor kurzem war ich 10 Tage 24 Stunden um ihn herum und er hat keinen Tropfen trinken können. Aber leider ging es dann wieder von vorn los. Die 10 Tage waren zu wenig für das Baclofen, anscheinend, um den Appetit auf den Alkohol einzudämmen.
- Die Motivation ist manchmal hoch wenn er ruhig ist und wieder schlechte Erfahrung mit dem Alkohol gemacht hat, aber kommt eine kleine kritische Situation trinkt er aufs Neue. Also ist es ein Wirkungstrinkverhalten.
- Nebenwirkungen sind: Muskelschmerzen, Schmerzen beim Urin lassen /in der Prostata
- Das Baclofen haben wir im Internet bestellt
Ich hatte gehofft, auch wenn er trinkt, dass das Baclofen trotzdem seine Wirkung zeigt. Es war und ist unsere letzte Hoffnung, das Baclofen. Und wie gesagt, 10 Tage ging es gut aber dann ging es von vorn los, der Zeitraum war wohl zu knapp für das Baclofen um voll wirken zu können. Sollte er vi. 1 Monat 24 h unter Beobachtung sein würde das helfen, von der Zeit her, dass das Baclofen wirken kann? Vielen Dank für Antworten!!!

Hallo Bettina

Danke für Deinen Bericht.
Ich gehöre hier nicht zu den medizinischen Fachpersonen, möchte dennoch auf folgendes hinweisen:
Dies wird offenbar durch eine (eher seltene aber schwerwiegende) Nebenwirkung von Baclofen ausgelöst. Es wird in der Packungsbeilage beschrieben und kann durch nicht vollständiges Entleeren der Blase zu Problemen führen. Insbesondere bei schon bestehenden Prostataproblemen! Vorsicht: Im Extremfall kann es zu einer plötzlichen Harnsperre kommen.

Der zweite für mich fragliche Punkt ist das Absetzen der Psychopharmaka zugunsten Baclofen. Insbesondere in einem Fall mit schweren Depressionen. Ich würde sagen, dass Dein Freund in die Hände eines Arztes gehört und es in seinem Falle gefährlich wird auf eigene Faust eine solche Therapie durchzuziehen.

Somit der Rat von meiner Seite: Wenn Dein Freund bereits bei einem Arzt in Therapie ist soll er ihm die ganze Geschichte darlegen um gemeinsam und mit der nötigen medizinischen Überwachung ein Programm zu entwerfen.

Vorsichtsmassnahme: Nach einer Einnahmedauer von 3 Monaten soll Baclofen nicht schlagartig abgesetzt werden.

Ergänzend noch der Link zur Doku im Forum "Königsweg", dort sind Vorsichtsmassnahmen und weitere wichtige Informationen in konzentrierter Form enthalten.

"Königsweg"

LG moonriver

Hallo Bettina123,

herzlich Willkommen im Forum. Wenn Baclofen ihm gegen die Depression hilft, ist das ein toller Erfolg. Vielleicht wäre es gut, wenn er sich in dem Forum anmeldet und austauscht oder die Erfahrungsberichte selbst liest. Es ist wichtig sich zu fragen, was für Ziele man hat und diese klar zu formulieren. Ein Tagebuch über Trinkmengen und -anlässe ist m.E. sinnvoll. Vielleicht kann Dein Freund ärztliche und therapeutische Begleitung einholen. Wenn er sich engagiert, kannst Du vielleicht etwas loslassen. 24 h Beobachtung kommt mir nicht so schlüssig vor. Weil: Wenn jemand trinken will, dann ist es nach dem Monat immer noch riskant.

Viele Grüße

Meta

Der plötzliche Harnverhalt kann tatsächlich sehr unangenehm und schmerzhaft sein. Ich hatte es vor Jahren als ein unbemühter Psychiater diverse Antidepressiva bei mir testen wollte und ich auf sein Anraten hin den Beipackzettel nicht gelesen habe. Nie wieder werde ich derartige Ratschläge beherzigen.

Hier ist eine Liste von Medikamenten bei denen diese UAW beschrieben wurde.

Der Hinweis von Meta, „Vielleicht wäre es gut, wenn er sich in dem Forum anmeldet und austauscht oder die Erfahrungsberichte selbst liest.“ ist sicher kein schlechter Tipp. Die gutgemeinte Warnung von Moonriver, „Der zweite für mich fragliche Punkt ist das Absetzen der Psychopharmaka zugunsten Baclofen. Insbesondere in einem Fall mit schweren Depressionen. Ich würde sagen, dass Dein Freund in die Hände eines Arztes gehört und es in seinem Falle gefährlich wird auf eigene Faust eine solche Therapie durchzuziehen.“ solltest Du m.E. sehr ernst nehmen.

LG Federico