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luzifer
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Betreff des Beitrags: Verspätete Vorstellung Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 13:26 |
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Liebe Forumsmitglieder,
ich lese hier schon seit einiger Zeit mit und habe auch schon ein Paar Kommentare abgegeben, aber meinen Baclofen vs. Alkohol- Weg noch nicht vorgestellt. Das möchte ich hiermit nachholen und meinen Beitrag zu diesem einzigartigen Forum leisten.
Möchte meine Alkohol- Baclofen- Geschichte hier in aller Kürze darstellen:
Bin 58 Jahre alt, männlich, berufstätig und habe Familie. Seit 30 Jahren trank ich Alkohol in gesundheitsgefährdenden Mengen. Täglich 5- 7 Flaschen Bier, selten mehr noch seltener weniger. Seit etwa 10 Jahren weiß ich, daß ich daran etwas ändern muß.
Ich besorgte mir Diazepam und hatte einige trockene Phasen von etwa 3- 6 Wochen. Das Diazepam dosierte ich zu Anfang bis zu 3 x 10 mg und schlich dann recht schnell wieder aus. Es kam wie es kommen mußte, auch das Diazepam nahm ich dann über etwa 5 Jahre regelmäßig, meist 5 mg/ Tag.
Ich litt auch unter Depressionen und zeitweisen Angststörungen.
Ich suchte Anfang letzten Jahres nach Möglichkeiten ambulant trocken zu werden und stieß zufällig auf das Thema Baclofen vs. Alkohol und schnell auf dieses Forum. Mitte letzten Jahres entschloß ich mich auch diesen Weg zu gehen und besorgte mir Baclofen.
Entgegen den Empfehlungen hier, dosierte ich innerhalb von 10 Tagen auf 3 x 20 mg und kurz darauf auf 3 x 25 mg Baclofen. Die Nebenwirkungen die dann eintraten waren teils ganz heftig. Um nur einige hier zu nennen : starke Akkomodationsstörungen, Nackensteifigkeit-schmerzen, Kopfschmerzen, zu Anfang Euphorie, dann Depressionen, starker Harndrang, unwillkürliches Nervenzucken an Extremitäten, Tagesmüdigkeit und das ständige Gefühl mich in einem Wattekokon zu befinden, Gewichtszunahme, übermäßiges kritisches Verhalten gegenüber Mitmenschen.
Ich gewann allerdings: Durchschlafvermögen, Ausgeschlafenheit, Energie mehrere Sachen auf einmal zu erledigen, kein Schwitzen und Zittern mehr, keinen Craving mehr (Trinkwunsch ist etwas anderes), morgens nüchtern zu sein, bessere Leberwerte und dadurch natürlich viel besseres Wohlbefinden, innere Ruhe.
Am Anfang meiner Baclofeneinnahme nahm ich für etwa 5 Tage noch ca. 10 mg Diazepam um Entzugserscheinungen zu mildern. Ich trank von Anfang an keinen Alkohol mehr. Das Diazepam setzte ich dann ab und hatte keinerlei Bedürfniss mehr danach und habe seitdem auch nie wieder etwas davon eingenommen. Schier unglaublich für mich! Während der ganzen Zeit hatte ich nur zu Anfang etwas Craving und kompensierte das mit einer geringen zusätzlichen Menge Baclofen als “Notration“.
Das Baclofen nahm ich etwa 8 Wochen auf dem Niveau von 75 mg/ Tag. Danach schlich ich ganz langsam aus, so daß die gesamte Therapie etwa 5 Monate gedauert hat.
Das ging dann etwa 2 Monate gut, ich trank keinen Alkohol und nahm kein Baclofen mehr. Ich hatte kein Craving aber dann wurde ich übermütig und gab meinem Trinkwunsch nach, ich wollte einfach die Probe aufs Exempel machen. Ich trank einige Bier und viele Tage darauf nichts. Ich dachte mir, das klappt ja gut und wiederholte das einige Male ohne Probleme. Dann ergab es sich, daß aber mehrere Feierlichkeiten aufeinander folgten und ich auch mehrere Tage etwas trank, so ca. 4-5 Bier/ Tag. Danach wollte ich selbstverständlich wie schon fast gewohnt aufhören und merkte, daß ich mit einem Schlag wieder richtige Entzugserscheinungen wie Schwitzen, leichtes Zittern und Kopfschmerzen bekam, meine Laune war desolat. Ich dachte mir, das darf nicht wahr sein und begann sofort wieder mit Baclofen 3x 5 mg. Diese Dosierung behielt etwa 4 Monate bei und konsumierte in dieser Zeit ganz selten Bier. Die Erfahrung Baclofen und Alkohol war mir nicht bekannt und ich wunderte mich, daß ich Alkohol viel besser vertrug und tags drauf völlig ohne alkoholische Nachwirkungen war. Das machte mich dann doch sehr stutzig und las mich nochmal intensiv durch das Forum und stellte fest, daß es wohl eine Wirkung des Baclofens sein konnte. Ich wollte aber auf keinen Fall meinen Alkoholkonsum mit Baclofen verharmlosen und trank wieder über einen längeren Zeitraum gar nichts. Diese geringe Baclofendosierung bewirkte bei mir aber immer noch eine gewisse Tagesmüdigkeit, heftige Akkomodationsstörungen,Harndrang und dieses Kokongefühl. Je länger ich das Baclofen einnahm, um so heftiger wurde es und um so mehr störte es mich. Ich setzte es vor 3 Monaten wieder ab und fühlte mich blendend.
Seitdem trinke ich absolut selten mal 2 Bier und lass es auch dabei ohne damit irgendwelche Probleme zu haben. Ich bin der festen Überzeugung, mit den Erfahrungen die ich in den letzten 15 Monaten gemacht habe, dies auch weiterhin so zu schaffen. Alkohol spielt in meiner täglichen Denke überhaupt keine Rolle mehr, der Beschaffungsdruck ist seit langer Zeit einfach weg. Vor etwa einer Woche kaufte ich mir 2 Bier um sie dann abends zu trinken. Am Morgen drauf standen sie immer noch im Kühlschrank, ich habe sie einfach vergessen und fand es toll.
Bin jetzt seit so langer Zeit ohne Craving, das war vor 15 Monaten für mich unvorstellbar, es fühlt sich an wie neu geboren.
Für mich ist die Baclofen vs. Alkoholismus Therapie eine einzige Erfolgsstory und ich bin Oliver Ameisen und diesem Forum unendlich dankbar.
Ich wünsche allen hier den gleichen Erfolg !
L.G. luzifer
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Verspätete Vorstellung Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 13:48 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Luzifer, beeindruckende Vorstellung muss ich sagen. Hättest Du etwas dagegen, wenn ich sie als ersten Erfahrungsbericht in die Whitebox 3 aufnehme? Gratuliere sehr herzlich zu Deinem Erfolg. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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luzifer
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Betreff des Beitrags: Re: Verspätete Vorstellung Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 13:51 |
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@federico,
genau deshalb habe ich den Beitrag zum jetzigen Zeitpunkt eingestellt.
Gruß, luzifer
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Verspätete Vorstellung Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 19:03 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo luzifer Es ist nie zu spät... Danke für diesen überzeugenden Bericht! Vielen wird damit neue Hoffnung gegeben. Ein Detail ist mir besonders aufgefallen: Zitat: Am Morgen drauf standen sie immer noch im Kühlschrank, ich habe sie einfach vergessen und fand es toll.
Solche Feststellungen sind des öfteren zu hören. Dies zeigt doch, dass Baclofen an den "richtigen Rezeptoren" andockt. Nun, ich gratuliere zu Deinem Erfolg und wünsche Dir weiterhin alles Gute auf Deinem Weg. LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Verspätete Vorstellung Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 21:28 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Lieber Luzifer,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem guten Weg. Ich freue mich sehr für Dich.
Ich möchte Dir gerne eine Frage stellen. Du beschreibst u.a. als Nebenwirkungen zunächst Euphorie und dann Depressionen. Genau dies habe ich auch, wobei die leichte Euphorie am Anfang der Einnahme ziemlich hilfreich war. Jetzt habe ich sehr mit einer starken Antriebsminderung zu kämpfen, die ich bisher von mir nicht kannte und die mich sehr quält. Meine Frage: Bei welcher Dosierung ging Deine Depression wieder weg? Ich werde derzeit Baclofen nicht reduzieren, leider muß ich wohl eher noch etwas höher gehen. Andere Symptome einer Depression habe ich auch nicht. Aber ich möchte möchte schon gerne diese Antriebsminderung loswerden.
LG Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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luzifer
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Betreff des Beitrags: Re: Verspätete Vorstellung Verfasst: Samstag 13. Oktober 2012, 23:35 |
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Hallo Fallada,
meine Depressionen verschwinden und verschwanden immer, wenn ich Sport mache oder mit angenehmen Dingen beschäftigt bin. Durch die Tagesmüdigkeit, bzw. wie Du es beschreibst, Antriebsschwäche, fällt es einem natürlich schwer sich zum Sport zu bewegen. Ich habe mich dazu gezwungen bzw. zwinge mich immer noch dazu und merke, daß mir Sport wirklich gut tut. Nicht nur meinem Körper, sonder vor allem auch meiner Psyche. Vor 15 Monaten war mein einziger Antrieb nach Feierabend genügend Bier im Haus zu haben und es dann auch zu trinken. Heute habe ich andere Ziele, z.B. am Haus und im Garten zu arbeiten oder eben Sport zu treiben und ganz wichtig, Kontakte zu pflegen, die ich teils mühsam wieder herstellen mußte.
Wünsche Dir viel Erfolg auf Deinem Weg !
LG luzifer
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Verspätete Vorstellung Verfasst: Sonntag 14. Oktober 2012, 08:01 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Lieber Luzifer,
noch bis vor kurzem habe ich viel Sport getrieben, bis zu einer Stunde Laufen am Tag. Baclofenbedingt, denke ich, habe ich aber 16 Kiilo abgenommen und befinde mich derzeit bei einem BMI von 20. Essen tue ich eigentlich wie immer. Durch das Laufen, das mir immer sehr gut getan hat, habe ich noch mehr abgenommen und es deswegen reduziert. Ich überlege mir nun Yoga oder Pilates.
Einen schönen Tag Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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