Hallo Bine
Da mache ich doch mal mit meiner Geschichte den Anfang, so unter dem Begriff "Wie alles begann..."
Lange Zeit meines Lebens war Alkohol absolut kein Thema. Mal mit einem Glas anstossen bei einem Fest, um es dann halbvoll stehen zu lassen. Mal ein Bier mit Freunden, vielleicht 1x pro Monat. Man kann sagen, ich lebte sozusagen ohne Alkohol und war damit zufrieden, vermisste nichts in meinem Leben.
Im Jahre 1995 erkrankte ich an Nierensteinen, welche ich seit der damaligen OP zum Glück los wurde. Mein Hausarzt empfahl mir damals: "Trinken sie doch jeden Tag ein Bierchen, dies hat eine vorbeugende Wirkung in Sachen Nierensteinen". Also, wenn ein Arzt dies sagt, dann versuchen wir es doch mal. Mit einigem Widerwillen begann ich diese "Therapie"... aber in einem Rahmen, welcher von einer Abhängigkeit meilenweit entfernt ist. Was kann bei einem 3dl Feierabendbierchen schon passieren...
2007 begann es mit Herzrhythmusstörungen, medizinisch gesehen nicht gefährlicher Art aber äusserst unangenehm. Mein damaliger Kardiologe riet mir zu einem täglichen Glas Wein (sie sind ja nicht suchtgefährdet). Dummerweise funktionierte dies auch innert 10-15min und stellte mir wieder einen normalen Sinusrhythmus her! Nun war es schon Bier und Wein... dazu gesellte sich ein schmerzhaftes Bandscheibenproblem, welches ich dann in Eigenregie mit Aspirin und Whisky (zusammen!) anging. Hat ebenfalls bestens funktioniert... mit gegenseitiger Wirkungsverstärkung!
Anfangs reichte eine Flasche noch 2 Wochen, immer in Verbindung mit dem täglichen Bierchen und dem Glas Wein.
Ohne es bewusst wahrzunehmen begann hier meine "Alkoholkarriere". Aus einem eigentlich moderaten und einem gesellschaftlich absolut üblichen Konsum heraus rutschte ich ganz langsam aber sicher in die Abhängigkeit. Ich wurde nervös, wenn kein Vorrat mehr im Hause war, begann den Alkohol ausser Reichweite meiner Frau aufzubewahren, das Ganze wurde immer mehr zu einem Versteckspiel, die Konsumation erfolgte immer früher im Laufe des Tages, etc... !
2011 war es dann soweit. Ich wurde auf der Arbeit auffällig und mein Chef richtete sich an meine Frau mit den Worten: "Hat ihr Mann ein Alkoholproblem?", was sie dann bejahte...
Nun hatte ich das Messer am Halse und ich bekam vom Arbeitgeber "die letzte Chance". Damals war mein Konsum auf ca. 2dl Vodka pro Tag gestiegen. Übrigens eine Menge, welche ich nie überschritten habe.
Dank der Entdeckung dieses Forums, dem Buch von O. Ameisen und einem verständigen Arzt, welcher mir Bac verschrieb, konnte ich der beginnenden Suchtspirale, diesem Vakuum, vergleichbar mit einem schwarzen Loch, welches alles in sich einsaugt ohne Wiederkehr, entkommen!
Ich begann 2011 mit der Bac-Therapie, gestützt auf die Dosisanweisung des Forums, ging bis auf 120mg/d (absolutes Ende der Stange

) und fahre seither mit 60-70mg/d. Manchmal braucht es auch heute noch eine "Notfalldosis".
Vor Krisen wurde ich jedoch nicht verschont. Bac ist keine "Wunderpille" und diese wird es wohl gegen Alkoholabhängigkeit niemals geben. Jedoch befreit sie von dem echten, zermürbenden Craving und man hat es in der Hand zu trinken oder es zu lassen. Anders gesagt, sie weckt den Verstand, welcher einem wieder den freien Willen lässt, zur Flasche zu greifen... aber hier muss der Wunsch und vor allem der Wille nach Abstinenz vorhanden sein, sonst funktioniert es nicht!
Pille rein und Friede, Freude, Eierkuchen ist eine Illusion! Ohne Geduld und das entscheidende Wollen ist es hart. Ebenfalls sollte das persönliche Umfeld stimmen, ganz allein ist es schwierig zu schaffen. Sei es die Begleitung durch einen verständigen Arzt oder Therapeuten, sei es das familiäre Umfeld etc.
Bac hat jedoch eine (selbst erlebte) mächtige Eigenschaft: Es deckt Wahrheiten auf und lässt einem klarer die eigene Position im Zusammenhang mit dem Umfeld erkennen! Anders gesagt, es kann einem den Mut machen zu Veränderungen, welche aus dem Alkoholdilemma herausführen. Ist manchmal hart, führt zu persönlichen Verlusten im Umfeld, kann jedoch auch zu neuen und wundervollen Bekanntschaften hinführen...
Auch Tiefschläge im privaten oder beruflichen Umfeld haben eine "andere Qualität". Bac gibt der Seele einen ruhenden Mittelpunkt, zu dem man immer wieder zurückkehren kann. Hat im übertragenen Sinne eine fast meditative Wirkung...
Auch ich hatte trotz Bac eine massive Krise und musste ein dunkles Tal durchschreiten, aber es kam nicht wieder zum alten Schema! Ich konnte das vorherige erlebte Glücksgefühl durch Alkohol nicht wieder erleben! "Es" funktionierte nicht mehr...
Bac abzusetzen war auch mal eine Alternative. Ich liess es sein, eine Reduktion hat mir nicht gut getan! Ich schiebe dieses Unternehmen nun mal vor mich hin, obschon es meinem Arzt nun nach 5 Jahren nicht mehr so wohl ist beim Verschreiben. Ich habe noch ein Dauerrezept bis August 2017...
Jedenfalls hat es auch nach 5 Jahren noch keine schädigenden Auswirkungen auf den Organismus ausgeübt!
Ein langer Beitrag, aber die Gelegenheit, über die verschiedenen Wege, welche in die Sucht führen können, zu sprechen. Ich will hier nicht dem Arzt die Schuld geben, welcher mir gutgemeinte Tipps gab! Es ist auch keine Entschuldigung. Schlussendlich lag die Verantwortung bei mir selber. Ich will damit nur aufzeigen, wie perfid der Weg in die Alkoholabhängigkeit manchmal sein kann. Es begann alles so harmlos und kann verheerende Konsequenzen nach sich ziehen!
Offenbar hat Bac meine Gesundheit, den Beruf und den sozialen Status gerettet! Heute bin ich 63, lebe noch und bin seit 6 Jahren glücklicher Grossvater... und immer noch mit derselben, zum grossen Glück, verständigen Frau verheiratet!
LG
moonriver