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 Betreff des Beitrags: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 11:12 
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Registriert: Montag 12. Dezember 2016, 13:00
Beiträge: 402
Hallo Ihr Lieben! :-h

seid längerer Zeit schreibe ich ehrenamlich für eine Suchtzeitung die "TrokkenPresse" Artikel. Diese Zeitung hatte mich gebeten, über meine Erfahrungen mit BAclofen zu berichten. Dem habe ich zugestimmt. Mein erster Teil darüber erschien im Januar und der 2. Teil erscheint jetzt im April.

Da ich nicht all zu viel über mich geschrieben habe bis jetzt, füge ich diese zwei Artikel mal zum Lesen für Euch bei. :ymsmug:

LG Kornblume :-h

Ein Erfahrungsbericht:
Mein Weg mit Baclofen (Teil 1)
Das Verlangen eines Süchtigen nach seinem Suchtmittel ist wie der Hunger eines Verhungernden, schreibt der suchtkranke französische Arzt Olivier Ameisen. Dieselben Hormone werden freigesetzt, dieselben Gehirnregionen aktiviert. Das Gehirn stuft Alkohol als lebensnotwendig ein. „Der Gedanke an das Suchtmittel kann sich in den ruhigsten Momenten in das Bewusstsein des Süchtigen einschleichen und schnell das ganze Denken ausfüllen“, so Ameisen. Vernunft, Scham und Selbsthass konnten ihn nicht aufhalten. Als würde ein anderer seinen Körper kontrollieren, zog er los und kaufte Schnaps.
Olivier Ameisen hat es auf den Punkt gebracht. Obwohl ich vielleicht an diesen oder jenen Tagen überhaupt nicht trinken wollte, zog ich los und kaufte mir dennoch etwas.
In meiner Jugend spielte Alkohol überhaupt keine Rolle für mich. Alkohol schmeckte mir einfach nicht. Auch in meiner Familie wurde, wenn überhaupt, nur bei Feierlichkeiten Alkohol getrunken. Meine erste Bekanntschaft mit Alkohol machte ich, als ich einen neuen Job bei einer Kommunalversicherung antrat. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits 30 Jahre alt. In besagter Firma gab es immer irgendeinen Anlass zum Feiern, seien es Geburtstage, Jubiläen oder Hoffeste. Und, da ich auf keinen Fall als Außenseiter dastehen wollte, probierte ich bei einer solchen Feierlichkeit auch mal ein alkoholisches Getränk. Von Natur aus bin ich ein eher zurückhaltender Mensch, was sich aber nach ein paar Gläsern Sekt oder Wein änderte. Mein Selbstbewusstsein stieg, ich wurde gesprächiger und war einfach gut drauf. Dies war eine Erfahrung, die mir gefiel. Auch fiel es mir mit der Zeit auf, dass meine Ängste, damals litt ich unter Platzängsten (Agoraphobie), verschwanden, sobald ich ein paar Gläser Alkohol trank. In dieser Firma schloss ich Freundschaft mit einer Kollegin, mit der ich dann öfters durch Bars und Clubs zog. Zu diesem Zeitpunkt wurde Alkohol mein ständiger Begleiter. Anfangs trank ich nur alle paar Wochenenden, später dann jedes Wochenende. Ich wurde eine sogenannte Quartalstrinkerin. Doch mit der Zeit wurden die Quartale immer kürzer und im Jahre 2008 fand ich mich zum ersten Mal auf einer Entgiftungsstation im Berliner St. Joseph-Krankenhaus wieder. Danach folgten viele weitere Entgiftungen in immer kürzeren Abständen. Im Jahre 2010 ging ich auf Anraten meiner Suchttherapeutin zur Entwöhnungstherapie ins St.-Joseph-Krankenhaus. Doch leider führte diese nicht zum gewünschten Erfolg und ich wurde wieder rückfällig. Mit dem Trinken wurde es immer schlimmer und im Jahre 2011 folgte eine weitere Langzeittherapie im St.-Joseph-Krankenhaus. Jedoch war meine Trockenheit nach dieser zweiten Langzeittherapie auch nicht von Dauer. Ich besuchte zwar einige Gruppen und ging auch zu den Anonymen Alkoholikern (eine Zeit lang sogar täglich), doch mein mitunter extremer Suchtdruck bescherte mir immer nur kurze Trockenphasen. Es brauchte auch schon lange keine Auslöser mehr, wie Stress, Ängste, Traurigkeit o. ä., um bei mir Suchtdruck auszulösen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Alkohol seine positive Wirkung, die er früher noch hatte, längst verloren. Nur noch die Euphorie vor dem Trinken war geblieben. Es war ein ständiger Kampf um die Abstinenz und irgendwie kein angenehmes Leben mehr.
Bei einem meiner regelmäßigen Arztbesuche meiner Psychiaterin schlug mir diese vor, es doch mal mit Campral zu versuchen. Campral soll das Verlangen nach Alkohol lindern. Erfreulicherweise funktionierte dies auch erst mal. Doch leider ließ die Wirkung dieser Tabletten mit der Zeit wieder nach und ich stürzte wieder ab. Im Jahre 2015 dann ein neuer Versuch mit dem Medikament Naltrexon. Dies ist auch ein Mittel, welches Rückfälle und das Verlangen nach dem Stoff mindern soll. Aber Naltrexon vertrug ich überhaupt nicht und musste es wieder absetzen. Doch wie sollte es nun weitergehen? Mir ging es sehr schlecht und das ständige Craving zwang mich zum Trinken. Mein Alkoholkonsum hatte sich mittlerweile auf zwei Liter Wein an bis zu vier bis fünf Tagen der Woche gesteigert. Meine Blutwerte waren auch nicht so berauschend.
Doch dann schöpfte ich neue Hoffnung. Meine langjährige Suchttherapeutin empfahl mir, mich doch mal an die Suchtambulanz der Charité zu wenden. Forscher der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité hatten dort vor einiger Zeit das Medikament Baclofen an Probanden in einer Studienreihe getestet. Vielleicht hatte ich Glück und es lief gerade wieder eine Studie. Baclofen war mir aus den Medien ein Begriff. Der französische Kardiologe Olivier Ameisen, selbst schwer alkoholabhängig, hatte Baclofen im Selbstversuch vor einigen Jahren erfolgreich getestet. Er schrieb darüber das Buch „Das Ende meiner Sucht“. In Frankreich ist dieses Medikament seit März vergangenen Jahres für die Suchttherapie zugelassen. In Deutschland leider noch nicht. Also vereinbarte ich einen Termin bei der Suchtambulanz der Charité. Mitte August 2016 fuhr ich dann voller Hoffnung in die Charité. Ein sympathischer, gut gelaunter Arzt empfing mich in seinem Sprechzimmer. Zuerst machte er sich ein Bild von meinem Suchtverlauf. Auch waren noch ein EKG und ein Blutbild vor der Behandlung mit Baclofen nötig. Die Frage nach einer aktuellen Studienreihe musste er leider verneinen, da die Studien erst mal abgeschlossen seien. Jedoch sehe er kein Problem darin, mir Baclofen Off-Label* zu verschreiben, da ich ja mittlerweile so einiges versucht hatte, um trocken zu werden. Ich war positiv überrascht, denn ich hatte nicht erwartet, dass es doch relativ unkompliziert war, dieses Medikament zu bekommen.
Er erklärte mir sehr ausführlich die Wirkungsweise des Medikaments. Weiterhin machte er mir klar, dass die wirksame Dosis, bei der sich eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Alkohol einstellt, bei jedem Menschen unterschiedlich ist. Sie kann zwischen 50 mg und 270 mg pro Tag liegen. Es erfordert schon ein wenig Geduld, bis man seine Dosis gefunden hat. Baclofen wird sehr langsam aufdosiert, um unerwünschte Nebenwirkungen weitestgehend auszuschließen, die sich in Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit oder Abgeschlagenheit äußern können. Auch riet mir der Arzt, genau in mich hineinzuhorchen, wie hoch ist mein Craving, sind die Nebenwirkungen noch erträglich usw. Man wird sozusagen auf das Medikament eingestellt, ähnlich wie bei einem Blutdruckmittel. Werden die Nebenwirkungen zu stark, wird Baclofen wieder etwas runterdosiert. Man verweilt dann ein paar Tage auf dieser Dosis und geht danach wieder auf die Dosis zurück, welche die Nebenwirkungen ausgelöst hat.
Auch betonte er, dass Baclofen keine Wunderpille sei, die man einwirft und alles ist gut. Es heißt, auch weiterhin an sich zu arbeiten und Selbsthilfegruppen nicht zu vernachlässigen. Baclofen dämpft den Suchtdruck und im Idealfall erreicht man eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Alkohol. Der Alkohol ist dann nur noch ein Gedanke wie jeder andere auch. Das hörte sich doch alles sehr vielversprechend an. Endlich nicht mehr jeden Tag dieser Kampf, trocken zu bleiben, und dieser Wahnsinn im Kopf hätte vielleicht bald ein Ende! Die Nebenwirkungen von Baclofen erschienen mir im Gegensatz zum Alkohol doch relativ harmlos und meine unzähligen Versuche, trocken zu werden, scheiterten immer wieder am extremen Suchtdruck. Ich hatte nichts zu verlieren, also warum sollte ich es nicht versuchen?
Es war der 4. September 2016, der Beginn meiner Baclofen-Therapie. Wie mit dem Arzt abgesprochen, begann ich mit 15 mg dreimal über den Tag verteilt. Meine Stimmung war sehr gut, ja sogar etwas euphorisch. Noch verspürte ich keinerlei Nebenwirkungen. Nach ein paar Tagen erhöhte ich die Dosis auf 30 mg pro Tag. Am späten Abend warf mich dann eine plötzlich auftretende extreme Müdigkeit fast um. Diese sollte mich leider auch noch eine ganze Weile begleiten. Mein Suchtdruck lag auf einer Skala von 1-5 so etwa bei 3,5 bis 4. Mein Resümee nach 15 Tagen – ich war in dieser Zeit dreimal rückfällig, aber hatte nicht mehr jeden Tag Suchtdruck, was immerhin schon ein kleiner Fortschritt war. Am 16. Tag wurde meine Dosis auf 45 mg gesteigert. Stimmungsmäßig war ich gut drauf, jedoch stellten sich Kopfschmerzen und ein leichtes Schwindelgefühl ein. Zwischendurch hatte ich regelmäßig Gesprächstermine bei meinem Arzt in der Charité.
Mittlerweile sind seit der Behandlung mit Baclofen drei Monate vergangen. Derzeit bin ich bei einer Dosis von 100 mg pro Tag. Ich habe in der Zeit Höhen und Tiefen erlebt. Die Anfangseuphorie hat sich mittlerweile gelegt. Es beunruhigt mich ein wenig, dass ich in letzter Zeit so antriebslos und vergesslich bin. Auch diese Müdigkeit lässt mich nicht mehr los. Das extreme Craving, unter dem ich vor der Behandlung mit Baclofen gelitten hatte, ist zum Glück nicht mehr da. Dies ist eine große Erleichterung! Es ist so schön, nicht mehr tagtäglich an Alkohol denken zu müssen, und dank Baclofen war ich zwischendurch sogar 24 Tage am Stück trocken. Natürlich beschleichen mich öfters auch Zweifel. Was ist, wenn dieses neue Medikament bei mir wieder nicht anschlägt!? Auch die Aussage einer Gruppenfreundin: „Ich will es ohne irgendwelche Pillen schaffen!“ verunsicherte mich ein wenig. Denn, wenn ich mich so in meiner Gruppe umschaue, bin ich die einzige die Tabletten einnimmt, um trocken zu werden. Der Begriff „kontrollierte Abstinenz“ schoss mir durch den Kopf! Kontrolliert durch Tabletten, wollte ich das? Aber andererseits, was ist so verwerflich daran, eine „Krücke“ auf dem Weg zur Abstinenz zu benutzen? Hatte ich nicht schon alles versucht!? Doch dann erfüllte mich mein Denken wieder mit Hoffnung und Zuversicht, besonders, wenn ich an die Weihnachtsfeier im Dezember zurückdenke … An den Tischen wurde reichlich Bier getrunken, denn wir feierten in einem Brauhaus! Ich saß mitten unter meinen Bier trinkenden Kollegen und hatte überhaupt kein Verlangen nach Alkohol! Welch ein Erfolg!
Meine Dosis habe ich noch nicht ganz gefunden, jedoch bin ich sehr zuversichtlich, mit Hilfe von Baclofen dauerhaft trocken zu werden.
Wie es mir weiterhin ergangen ist, werde ich in einer nächsten Ausgabe berichten, denn mein Weg ist noch nicht zu Ende.
Manuela K.

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Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht. Christian Morgenstern


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 11:15 
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Registriert: Montag 12. Dezember 2016, 13:00
Beiträge: 402
Hier folgt der 2. Teil :-h

Mein Weg mit Baclofen Teil 2

„Es gibt Zeiten beim Trinken, da macht der Alkohol euphorisch. Man glaubt, man könnte alles tun, aber das ist natürlich eine Illusion. Ich hörte mir Aufnahmen von mir an, als ich betrunken Klavier gespielt hatte, nicht nur mit ein paar Drinks, und es war nichts, worauf ich hätte stolz sein können. Aber die Euphorie war eine große Erleichterung, solange sie anhielt“, meint Olivier Ameisen.

Noch gut kann ich mich an diese Zeit erinnern, als Alkohol mir das Gefühl gab einfach alles im Leben meistern zu können. Ich war süchtig nach dieser Euphorie, die der Alkohol in mir auslöste. Dieses Gefühl, dass alles gut ist und alle Sorgen und Ängste sich in weiter Ferne befinden war damals einfach überwältigend. Welch eine Illusion! Denn irgendwann löst der Alkohol keinerlei positive Emotionen mehr aus. Mit der Zeit verliert er seine Wirkung und auch höhere Dosen können dies nicht mehr kompensieren.

Seid Beginn meiner Baclofen-Therapie sind mittlerweile 6 Monate vergangen und meine Dosis liegt derzeit bei 120 mg. Der Suchtdruck meldet sich nur noch ab und zu. Zwischendurch hatte ich mehrere trockene Phasen. Es ist sehr erleichternd nicht mehr jeden Tag diese zwanghaften Gedanken an Alkohol zu haben.

Doch die Sucht findet immer neue Wege um sich in Erinnerung zu rufen. Es war so um die Zeit zum Jahreswechsel, als es mit meiner Stimmung bergab ging. Ich kann nicht genau sagen, ob es der dunklen Jahreszeit geschuldet war oder ob es doch am Medikament lag. Depressiv und traurig schleppte ich mich durch jeden Tag und irgendwie begann ich diese Euphorie von früher zu vermissen. Vom Verstand her wusste und weiß ich, dass Alkohol mir diese Gefühle nie wieder geben wird. Doch hinkten meine Gefühle wohl noch dem Verstand hinterher. Wie lockende Sirenen hörte ich die hinterlistigen Stimmen der Sucht: „Trink doch, vielleicht funktionierts ja doch und du wirst fröhlich sein...!“ ... „Trink, du bist doch so traurig, Alkohol wird dich wieder glücklich machen...!“ Und obwohl ich fast kein Craving mehr verspürte ließ ich mich von den Sirenen locken und holte mir eines Tages eine Flasche Wein. Natürlich stellte sich keine Fröhlichkeit ein und nach einer dreiviertel Flasche kippte ich den Rest weg. Ich verstand das alles nicht. Müsste ich nicht froh sein, dass mein Craving weitestgehend verschwunden war? Hatte ich doch die letzten zwei, drei Jahre nur wegen des extremen Cravings getrunken ohne irgendwelche Auslöser und Anlässe. Mir kamen Zweifel, ob der Wirksamkeit des Medikaments. Aber andererseits gelang es mir immer öfters mit Geld in der Tasche keinen Alkohol zu kaufen, was ohne Baclofen vorher nie möglich gewesen wäre. Doch dann fiel mir die Aussage meines Arztes wieder ein, dass Baclofen keine Wunderpille ist, die man einwirft und alles ist gut. Ich sollte doch achtsamer sein und nicht nur auf die Tabletten vertrauen! Diese, in meinen Augen, völlig sinnlosen Rückfälle, wiederholten sich noch ein paar Mal. Sie endeten jedoch jedes Mal mit dem Wegkippen der halben Flasche durch plötzlich auftretenden Ekel. Ohne Baclofen wäre dies undenkbar gewesen, denn hatte ich einmal mit dem Trinken angefangen, gab es kein Ende.

Baclofen dämpft ja bekanntlich das Craving, jedoch konnte ich im Verlauf meiner Baclofen-Therapie noch eine weitere positive Eigenschaft dieser Tabletten fesstellen. Seit ich denken kann, zogen sich wie ein roter Faden gewisse Ängste durch mein Leben. Seien es sozialen Ängste, Platzängste (Agoraphobie) oder Verlustängste. Anfangs gelang es mir noch diese Ängste durch Alkohol zu unterdrücken. Doch irgendwann verlor der Alkohol auch in dieser Hinsicht seine Wirkung. Jetzt, da ich Baclofen einnehme, sind diese Ängste sehr gedämpft und nur noch als leises Hintergrundrauschen spürbar. Ein sehr erleichternes Gefühl.

Mit dem Geschriebenen möchte ich aber auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass Tabletten das Nonplusultra gegen die Sucht sind. Ich habe den höchsten Respekt vor Alkoholkranken, die es ohne chemische Hilfsmittel schaffen trocken zu werden. Sehr gern hätte ich dies auch geschafft. Eine zeitlang war ich sehr zuversichtlich es mit Hilfe von den Anonymen Alkoholikern zu schaffen, aber leider holte mich der Suchtdruck immer wieder ein. Ein wenig schade finde ich, dass ich nicht mehr zu den Meetings der Anonymen Alkoholiker gehen kann, denn es würde sich für mich falsch anfühlen zu einer Höheren Macht zu beten und gleichzeitig meine Tabletten einzuwerfen. Die Anonymen Alkoholiker glauben an eine Höhere Macht die einen, wenn man sich an die 12 Schritte (spirituelles Programm der AA) hält, vom Alkohol befreit. Auch deshalb lehnen die AA's jeglichen Tablettenkonsum ab. Bei einigen geht es sogar so weit, dass auf Zucker und Kaffee verzichtet wird. Natürlich kam mir auch der Gedanke, dennoch zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen und niemanden von Baclofen zu erzählen, doch dies konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

„Wenn ich nicht gerade betrunken war, absorbierte die Anstrengung, nicht zu trinken, meine ganze Zeit und Energie“, so Olivier Ameisen.

Dem kann ich nur zustimmen und ich bin froh, dass ich mich jetzt auch wieder den schöneren Dingen des Lebens zuwenden kann. Besonders freue ich mich, dass ich von diesem sogenannten Zwangs-Craving, bei dem ich stundenlang an nichts anderes mehr denken konnte als an Alkohol, befreit bin. Was mir leider öfters noch zu schaffen macht, ist diese an manchen Tagen extreme Schläfrigkeit. Aber ich sage mir, besser müde als betrunken...!

Nach ca. 6 Monaten meiner Baclofen-Therapie kann ich mich über mehrere trockene Phasen freuen. Ganz cravingfrei bin ich noch nicht. Besonders in Stress-Situationen macht sich der Suchtdruck dann doch wieder bemerkbar. Die Dosis werde ich noch weiter erhöhen müssen.

Vor ein paar Wochen hatte ich mich im Baclofen Forum vs Alkoholismus angemeldet. Die vielen positiven Erfahrungsberichte in diesem Forum stimmen mich sehr zuversichtlich, denn sie zeigen mir, dass es wirklich möglich ist mit Hilfe von Baclofen ein abstinentes Leben zu führen.

Ich werde weiter berichten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 11:20 
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Liebe Kornblume

Vielen herzlichen Dank, dass du deine bewegende Geschichte mit uns teilst.
Eine Bereicherung für das Forum! :daumen:

LG :-h

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 11:30 
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Ganz herzlichen Dank!

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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 13:43 
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rog hat geschrieben:
Liebe Kornblume

Eine Bereicherung für das Forum! :daumen:

LG :-h

Patrick


Absolut! Herzlichen Dank! :YMAPPLAUSE:

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VG

Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 14:16 
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Registriert: Mittwoch 13. Juli 2016, 14:49
Beiträge: 682
Hallo Kornblume,
erstmal danke für deinen tollen Bericht, der ist so echt, klasse geschrieben :hutab:

Du hast bei Time geschrieben :

"Gestern war ich bei meiner Montagsgruppe (Dialoggruppe) gewesen und hatte darüber gesprochen. naja, aber es kamen nur die üblichen Antworten wie .. "geh raus in die Sonne!" ... "mach Sport..."! usw.... hatte es dann bereut, das thema überhaupt angesprochen zu haben...
Auch hatte ich darüber gesprochen, dass meine Verlustängste wieder präsenter sind und ich doch angst habe, wenn meine Eltern nicht mehr sind.. ganz alleine zu sein...
Naja... hat irgendwie auch niemand verstanden.... "der tod gehört zum Leben!".... "Such dir jemanden, der dich dann auffängt..." usw.... super!!!!
Viele in der Gruppe sagen auch beim "Blitzlicht" ... mir gehts gut... mir gehts gut.... usw... Aber ich denke, dass es vielen gar nicht gut geht... Sie wollen nur nicht darüber reden und ihre Ruhe haben....
ABer das mache ich nicht. Wenn es mir schlecht geht, dann sage ich es auch...."


Ja das mit dem Tod is so eine Sache und von anderen leicht gesagt, die sich wahrscheinlich noch nie damit auseinander setzen muẞten. Aber auch sie werden irgendwann damit konfrontiert. Manch einer steckt es vielleicht leichter weg, wir nicht.

Und das sagen: "Mir geht's gut" darüber habe ich schon oft nachgedacht und neulich auch darüber geschrieben, was passiert wenn man mal nicht mit "mir geht's gut" antwortet.
Das Gegenüber will auch seine Ruhe haben und fragt nicht weiter.
Kommt selten ein, oh was ist passiert, was is denn los ? Warum geht´s dir nicht gut ? Komisch, aber ich hab´s mehrfach ausprobiert.
Und wenn "ICH" meine Ruhe will, sage ich eben "mir geht's gut" auch wenn das gelogen ist. Da fragt dann ja auch keiner weiter nach, warum es mir gut geht. Alle sind beruhigt und ich hab meine Ruhe.
Und ich finde, so wie du geschrieben hast, man darf sagen wenn es einem nicht gut geht ! Auch wenn das gegenüber verwirrt ist.
Es ist nur ein Satz ! Der manchen aus dem Ruder wirft.
Und ich hoffe das "mancher" sich dann wenigstens mal Gedanken macht über solche Floskeln, die wir immer wieder so oft raus hauen.
Was ist so schlimm dran, wenn wir sagen das es uns nicht gut geht ?
Die Welt ist dann nicht mehr in Ordnung, so wie wir sie, oder andere, gerne hätten, aber immer nur "Schlechtes ignorieren" geht auch nicht. Sieht man ja was dabei raus kommt, weg Trinken........ habe ich jahrelang gemacht.
Gruss Bine


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 11. April 2017, 15:19 
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Registriert: Mittwoch 10. Februar 2016, 15:10
Beiträge: 369
Liebe Kornblume,

vielen Dank für die zwei Artikel :-bd

LG
Nadine

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Ich muss nicht sein was Du willst, dass ich es bin.
Ich bin frei zu sein was ich will...und glaub mir, ich bin frei!


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Mittwoch 12. April 2017, 04:49 
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Registriert: Samstag 21. November 2015, 20:05
Beiträge: 510
Wohnort: Weserbergland
Prima geschrieben!

_________________
Alkohol ist und bleibt ein hochgefährliches Nervengift, das dich als Freund empfängt und früher oder später wie einen Depp aussehen lässt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Mittwoch 12. April 2017, 11:18 
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Registriert: Montag 12. Dezember 2016, 13:00
Beiträge: 402
Vielen lieben Dank für das super Feedback!!! :) ... hatte gar nicht damit gerechnet.. :-s

Meistens ist es ja so, dass einem die Lust zum Lesen vergeht, wenn Artikel sehr lang sind... Aber dies scheint ja hier doch nicht der Fall zu sein.!!!! Freue mich!!! :ymsmug:

Ja, mir macht es Freude Artikel für die TrokkenPresse zu schreiben. Die Zeitung gibts aber nicht am Kiosk, sondern sie wird in verschiedenen Suchtambulanzen, Kliniken und Trocken-Cafes usw.. ausgelegt.

Wem es interessiert, kann ja mal unter www.trokkenpresse.de einen Blick in die Zeitung werfen! :ymsmug:

Liebe Grüße
Kornblume :-h

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Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht. Christian Morgenstern


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 Betreff des Beitrags: Re: Mein Weg mit Baclofen
BeitragVerfasst: Mittwoch 12. April 2017, 12:12 
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Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35
Beiträge: 1386
Danke Kornblume,
da lese ich gerne mal rein...
und noch mal: dein Artikel ist 1. Sahne, finde ich. :hutab:

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VG

Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende


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