Hallo Juli,
erst einmal Danke für die Antwort; ich bin Mitte vierzig und Alkohol ist schon lange mein Begleiter. Es ist wohl etwa 13 Jahre her, dass ich in meinem Alkoholkonsum ein Problem erkannt habe. Ich war mir damals sicher, dass ich damit alleine klarkommen könnte — zeitweise klappte das auch ganz gut. 2006/2007 hatte ich meine erste handfeste Depression – auf den konkreten Auslöser will ich jetzt nicht tiefer eingehen – deren Ursache in einem stark verwurzelten "Unzulänglichkeitsgefühl" lag. Nach etwa einem halben Jahr mit Cymbalta und kaum Alkohol hielt ich die Sache für erledigt…
Nun, die Unzulänglichkeit blieb und die 'Medikation' mit Alkohol wurde immer stärker. Ende 2015 brachte mich meine Frau nach einem weiteren Exzess zur Entgiftung, im Anschluß machte ich für ca. 12 Wochen eine ambulante Therapie (DBT) und trotzdem – es fiel mir unglaublich leicht, in dieser Zeit trocken zu bleiben – habe ich mich kurze Zeit danach richtig schön abgeschossen. In diesen 12 Wochen begann auch meine zweite Depression, die ich mittlerweile mit Venlazapin, Lamotrigin und Bupoprion in Schach halte.
Um meine Familie (vor allem meinen Sohn) vor dem widerlichen Anblick zu schützen, bin ich in der Folge für ein paar Monate in meine Elternhaus gezogen — auch dort gab es Abstürze…
Seit ungefähr drei Monaten bin ich wieder zurück und es gelang mit tatsächlich, trocken zu bleiben; zumindest bis Anfang dieser Woche. Scham, schlechtes Gewissen, Aporie — jeder, der hier mitliest, kennt diesen Gefühlscocktail aus eigener Erfahrung oder aus Patientengesprächen. Ich glaube, wenn ich mich in dieser Thematik verliere, könnte ich lange weiterschreiben.
Vor ein paar Wochen stolperte meine Frau über die Möglichkeit, die Entwöhnung mit Medikamenten zu unterstützen und vor kurzem gab es wohl auch einen Bericht im Fernsehen, den meine Mutter gesehen hat. Von beiden Seiten wurde ich auf diese alternative Form der Therapie aufmerksam gemacht. Den gestrigen Tag verbrachte ich dann mehr oder weniger ganz in diesem Forum und irgendwann habe ich mich dann registriert...
Auf der Soll-Seite steht mein Unzulänglichkeitsgefühl.
Auf der Haben-Seite steht:
• Ich sehe nicht ein, dass ich mit 45 Jahren aufgeben sollte
• Ich habe Verantwortung für und Rückhalt in meiner Familie
Ich habe für mich beschlossen, eine Therapie mit Buclofen zu versuchen und das möglichst in dem Zeitraum, in dem ich noch die Energie und Motivation aus dem letzten Rückfall nutzen kann.
Danke, dass es Foren wie dieses als Anlaufstellen gibt.
Viele Grüße an alle --- JFM