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Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 11:32

Hallo lieber Forum.
Ich lese schon lange im Forum mit und möchte mich gerne auch aktiv austauschen.

Hier also einige Zeilen zu mir.
Ich bin 36 Jahre alt, lebe seit 18 Jahren mit meinem Partner zusammen, wir haben keine Kinder und sind beide selbstständig. Ich im Gastgewerbe.
Ich habe eigentlich seit 10 Jahren fast täglich getrunken. Durchschnittlich 4 Dosen Bier, es konnten aber auch gerne mal 6 werden. Das hat sich über die Jahre eingeschlichen und verhärtet.
Nur Bier und immer nur abends.
Alleine abends zum runterkommen und wenn mein Freund zu Hause war auch heimlich in der Küche.

Ich habe über das Problem zum ersten Mal (außer mit meinem Freund) mit meiner Hausäztin gesprochen, die von der Baclofen Methode wusste und mich zu Dr Henriette Walter in der Ambulanz im AKH überwiesen.

Die hat per Fragebogen einen Verhaltenscheck zum Alkoholkonsum gemacht und mir vorgeschlagen es mit Baclofen zu versuchen. Was ich dankbar annahm.

Ich habe 1 Packung Baclofen und eine Liste bekommen mit Hochdosierungsvorschlag und einem Trinktagebuch.
Ich habe gleich am ersten Tag aufgehört zu trinken. Wahrscheinlich aber eher, weil mir jetzt auf die Finger geschaut wurde ;)

Als die Packung leer war, habe ich mich einfach nicht um einen neuen Termin gekümmert, aber noch einen Monat nichts getrunken.
Ich habe in der Zeit mein neues Restaurant eröffnet und mir zunächst zu Feiern 1-2 Bier gegönnt, was dann aber schleichend wieder zu 4-5 Bier am Abend wurde.

Im letzten Jahr habe ich eine kleine Wampe entwickelt (vorher war ich richtig schlank) und ich möchte einfach wieder die Kontrolle über mich selbst gewinnen.

Also habe ich mit beim Hausarzt wieder eine Packung Bac geholt (es war ein Urlaubsvertretender Arzt, aber ich habe das Rezept fraglos bekommen) und möchte es diesmal langfristig durchziehen.

Die ersten 3 Tage habe ich abends noch 3 Bier getrunken und dann garnicht mehr. Seit einem Monat glücklich trocken. Craving in Form von "Oh Mann, ich geh jetzt sofort los und kauf mir ein Bier" und Nervosität hatte ich nur in der ersten Woche.
Ich gehe auch mit Freunden aus und trinke mein Alkoholfreies während sie Bier trinken. Bin dabei recht entspannt, auch wenn ich weiß das es ihnen besser schmeckt ;)

Soviel zu mir. Heute hole ich mir mein neues Rezept. Ich Pendel gerade zwischen 75mg und 100mg, wobei mir folgende Nebenwirkungen auf den Geist gehen:

- Starke Müdigkeit ab dem Nachmittag
- Einschlafprobleme (ich sehe Blitze und Bilder wie Fehrnsehbilder vor meinem inneren Auge)
- Ich Wache für mich ungewöhnlich früh auf und kann dann kaum mehr einschlafen
- An einigen Tagen hatte ich immer wieder mal einen hohen Fiepston im Gehirn, dauert ca 10 Sekunden (Tinitus?).
- In letzter Zeit ein komisches Innerliches Nervenzucken in meiner linken Hand (das Handgelenk wurde vor 9 Jahren nach einem Fahrradunfall mehrmals operiert!?)

Aber alles in allem bin ich froh, das es mir relativ leicht fällt nichts zu trinken. Mein größter Wunsch wäre es irgendwann in der Zukunft kontrolliert, in Maßen und nur in Gesellschaft trinken zu können.

Soviel zu mir.
Liebe Grüße Jess

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 12:04

Liebe Nika,

Herzlich Willkommen hier im Forum!!!

Finde ich super, dass es Dir so leicht fällt, nichts zu trinken.

Hast du denn langsam aufdosiert? Ich hatte mit dreimal 5mg pro Tag angefangen.

Nika hat geschrieben: Einschlafprobleme (ich sehe Blitze und Bilder wie Fehrnsehbilder vor meinem inneren Auge)
- Ich Wache für mich ungewöhnlich früh auf und kann dann kaum mehr einschlafen


Genau diese UAW habe ich auch!!! Du bist jetzt die erste, die diese Blitze und "Erscheinungen" hier im forum beschreibt. Kurz vor dem Einschlafen, wenn ich die Augen schließe, sehe ich helle Blitze und eigenartige Erscheinungen... verschwommene Blumen, Bäume oder auch Gestalten (neulich sah ich eine Frau vor meinem Bett stehen)... sobald ich die Augen dann wieder schließe und aufmache... ist alles weg... Kommt aber dann wieder... Das ist ja ein Ding! Hatte meinem Arzt davon mal erzählt, aber er meinte, dass das nicht von Baclofen kommen kann!!! Jetzt ist es ja klar!! Frage mich nur warum. meine Dosis liegt bei 135 mg.... Es passiert auch nur abends, wenn ich schlafen gehe....
Hatte nämlich schon Befürchtungen, dass etwas mit meinen Augen nicht stimmt -- Netzhautablösung...

Aber gut. Schön, dass du da bist und danke für Deine Geschichte!!!

Liebe Grüße
Manuela

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 12:17

Liebe Maniela,
Mir geht es genauso, immer in der Einschlafphase. Und ich bin mir sicher, das es vom Bac ist, denn so st nehme ich nichts.
Ich habe mit 12/12mg angefangen und alle 5 Tage hochdosiert. Bin dann dazu übergegangen auf 3 Tagesdosen zu verteilen.
Werde jetzt wohl bei 25/25/25 bleiben und schauen, ob sich das mit den Nebenwirkungen legt.

Alles Gute dir!

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 13:01

Liebe Nika,

schön, von Dir nun auch zu hören und Danke für's teilen.
Nika hat geschrieben:Starke Müdigkeit ab dem Nachmittag
Darunter litt ich auch sehr. Mir hat geholfen, die Tagesdosis so umzuverteilen, daß ich den Großteil in den Abendstunden nehme. Heißt: 10 mg um 11 Uhr, 15 mg um 14 Uhr, 25 mg um 17 Uhr und 25 mg um 21 Uhr. Wenn Du Dich entschließt, umzuverteilen, dann nicht alles auf einmal, sondern über mehrere Tage. Ich habe lange rumprobiert, um die für mich optimale Dosis und Verteilung zu finden, und habe mir zu Umverteilen immer eine Woche Zeit genommen.
Nika hat geschrieben: Einschlafprobleme (ich sehe Blitze und Bilder wie Fehrnsehbilder vor meinem inneren Auge)
Das hatte ich am Anfang auch, ich glaube, sogar ein paar Monate. Ging dann wieder vollkommen zurück. Jivaro hat einmal geschrieben, daß es bei Ein- und Durchschlafstörungen hilft, die letzte Dosis nicht nach 18 Uhr zu nehmen. Vielleicht hilft das da ja auch.
Nika hat geschrieben: Ich wache für mich ungewöhnlich früh auf und kann dann kaum mehr einschlafen
Ist das für Dich unangenehm? Wenn dadurch kein Leiden entsteht, kann das doch sehr von Vorteil sein...
Nika hat geschrieben:An einigen Tagen hatte ich immer wieder mal einen hohen Fiepston im Gehirn
Das ist eine bekannte UAW von Baclofen, steht, glaube ich, sogar im Beipackzettel. Bei mir hat Baclofen ein vorbestehendes niederfrequentes Ohrgeräusch, ein tiefes Brummen, zeitenweise verstärkt, ist jetzt aber schon Jahre her, hat sich also auch wieder zurückgebildet.
Nika hat geschrieben:In letzter Zeit ein komisches Innerliches Nervenzucken
Davon habe ich schon öfter hier im Forum gelesen, und das es eigentlich immer in den Händen ist. Leider kann ich dazu nichts sagen...

LG Fallada

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 13:10

Liebe Fallada,
Vielen Dank für dein Feedback!
Ich werde das mal ausprobieren morgens eine niedrigere Dosis zu nehmen. Auch weil ich tagsüber noch nie List auf Alk hatte, könnte das Sinn machen.
Danke für den Vorschlag.

Habe ich das richtig verstanden, dass du Baclofen schon seit vielen Jahren nimmst?
Hast du keine Angst vor Langzeitschäden?
Meine Hoffnung ist, es nach vielleicht einem stabilen Jahr wieder auszuschleichen. Aber ist natürlich viel zu früh um mir tatsächlich darüber Gedanken zu machen.
LG

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 13:16

Ich nehme Baclofen seit 5 Jahren und Nein, ich habe keine Angst vor Langzeitschäden. Baclofen wird als Muskelrelaxans seit sehr, sehr vielen Jahren (ich meine fast, seit ca. 50 Jahren) bei Multiple Sclerose verschrieben. Da wäre bekannt, wenn es Langzeitschäden machen würde.

Es gibt hier viele, die mit einem Ausschleichen nach einem Jahr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Empfohlen wird, es mindestens 3 Jahre zu nehmen.

LG

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 13:26

Liebe Nika,

auch von mir ein Willkommen :-h

So wie Du die Nebenwirkungen beschreibst klingt das für mich nach zu schnellem Aufdosieren.
Ich denke Dein Plan, erstmal bei 25-25-25 zu bleiben ist ganz gut, vor allem, da Du ja geschrieben hast, daß Du seit einem Monat ohne Bier bist.
Wenn Du kein Craving verspürst brauchst Du ja auch nicht weiter aufdosieren, lieber bei dieser Dosis bleiben und warten bis die NW verschwunden sind.
Hilfreich ist es sicher, so wie Fallada Dir auch schrieb, die Dosen etwas anders zu verteilen.
Wenn das Craving Abends kam, dann eher gegen Spätnachmittag etwas mehr nehmen.
Das Nervenzucken in Händen und Füßen hatte ich auch, ebenso das Blitzen in den AUgen beim Einschlafen.
Das gibt sich aber mit der Zeit.

Wir sind übrigens fast Nachbarn ;) ich wohne 40km nördlich von Wien.

Viele liebe Grüße
Nadine

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 14:50

Hallo liebe Nadiene.
Ich habe auch das Gefühl, dass ich mit dem Aufdosieren etwas übereifrig war.
Und das macht mir Hoffnung, dass die NW verschwinden werden.

Danke!

Re: Neu hier. 36, w, aus Wien

Donnerstag 24. August 2017, 20:03

Liebe Nika,

wunderbar, dass Du das Baclofen so "einfach" verschrieben bekommst. Ich denke auch, dass Du etwas rasch hochdosiert hast. "Blitzlichter", Schemen sehen, Ohrgeräusche und das "Nervenzucken" innerlich sind meist Hinweise auf eine etwas zu hohe Dosierung.

Weiterhin viel Erfolg! Ich bin sicher, dass die Langzeitschäden Alkohol schlimmer sind als die Einnahme von Baclofen - bei Dir ja fast noch im Bereich der Beipackzettelempfehlung. Soweit ich weiss gibt es bei Einnahme von Baclofen als Tablette keine unerwünschte Wirkung, die nicht bei Absetzen reversibel ist.

LG jivaro
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