Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Mittwoch 5. April 2017, 18:46 
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Registriert: Dienstag 17. Januar 2017, 21:41
Beiträge: 387
Ich, w., Mitte 40. Polytoxikomanie, ADHS, Borderline, DIS, rez. Depressionen...
Alles in allem also nix Gutes.
Aber ich gehe arbeiten und lebe vollkommen selbstständig, von gelegentlichen Klinikaufenthalten mal abgesehen.
Im Frühjahr 2012 trat Alkohol nach ca vierjähriger Abstinenz wieder in mein Leben,
Gründe sind jetzt hier mal egal.
Aber erst ab Herbst 2014 wurde es dann wieder zum "Problem".
Viele Monate war mir das egal, fast schon mutwillig egal....
aber dann begann die Zeit, wo ich wieder aufhören wollte - und nicht mehr konnte.
Ich fing zwar an, dagegen anzukämpfen, aber je mehr ich kämpfte, umso stärker wurde der Suchtdruck. Reaktanz. Das ist leider heute noch so.
Trotzdem begann ich meinen Konsum konsequent aufzuschreiben, um mir nichts vormachen zu können. Mir nicht und anderen auch nicht. Wenigstens ehrlich will ich sein.
Jan. 2015 ließ ich meine Organe schallen und ein großes Blutbild nehmen.... und erklärte meiner Hausärztin auch warum. Da war aber alles ziemlich ok. Nur die Leber hatte geringe Anzeichen von Ablagerungen, aber nichts Dramatisches.
Seit Mitte 2016 versuche ich es nun zu lassen. Versuche meinen Lebensstil zu ändern, mir - wenn es irgend geht - gesunde Lebensmittel zuzuführen, ausreichend Schlaf zu bekommen und im Job nicht mehr über meine Grenzen zu gehen. Selbstfürsorge halt.
Dann kam ich per Zufall auf die Baclofen Therapie.
Ich habe bisher wirklich nichts von Medikamenten gegen Sucht gehalten.
Ich hielt das für Schwachsinn, der es nicht wert ist, sich damit zu beschäftigen.
Aber die Schilderungen von Olivier Ameisen in "Das Ende meiner Sucht" haben mich umdenken lassen: Dass Alkoholsucht etwas mit dem "Belohnungszentrum" im Gehirn zu tun hat, kann ich ja selbst ganz direkt nachempfinden. Täglich.
Irgendwie schaffe ich den Job - da bringe ich viel Selbstkontrolle für auf, halte durch und ertrage Ängste, Überforderungen und Demütigungen.
Aber wenn ich heimkomme möchte ich dafür dann "Belohnung" ( Entlastung, Entspannung, Ruhe).
Ich bin (noch) nicht körperlich abhängig, aber psychisch. Ich kann nur selten einen Tag ohne. Im Schnitt trinke ich 1,8 Liter Bier am Tag.

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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Mittwoch 5. April 2017, 23:43 
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Moderator
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Hallo Wild Child

Herzlich willkommen im Forum!

Danke für Deine Offenheit im Vorstellungsbeitrag! Deine Geschichte berührt...

Hast Du bereits einen Arzt, welcher Dir Bac verschreibt und Dich auch begleiten kann?
Ich gebe Dir hier den Link zu unseren Grundlagendokumenten, das Buch von O.Ameisen kennst Du ja bereits.

All you need

Zudem hat es im Forum eine interne Suchfunktion ganz oben in der Menüleiste "Suche". Dort kannst Du nach Stichworten das Forum erkunden, welches in den Jahren zu einem Lexikon zu diesem Thema gewachsen ist.

Melde Dich bitte mit Deinen Fragen, Du bist hier nicht allein!

LG
moon

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„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Donnerstag 6. April 2017, 20:25 
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Registriert: Dienstag 17. Januar 2017, 21:41
Beiträge: 387
Hi Forum und hi Moonriver,
:-h
vielen Dank für Deine freundliche Antwort. Die Blackbox kenne ich gut. Sie ist überzeugend.
Glücklicherweise habe ich tatsächlich eine sehr gute und verantwortungsvolle Ärztin,
die mir Baclofen verschreibt und mich dabei begleitet.
Meine Geschichte ist ziemlich speziell.
Das schreckt sie nicht.
Und ich bin froh, diese Chance zu haben. Ich hoffe, dass ich es auch schaffe sie zu nutzen!

Liebe Grüße
Wild Child

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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Donnerstag 6. April 2017, 21:48 
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Moderator

Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56
Beiträge: 1154
Hallo Wild Child,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Schön, dass du zu uns gefunden hast.

Wunderbar, dass du eine gute und in Sachen Baclofen offenbar aufgeklärte Ärztin an deiner Seite hast.

Baclofen dockt an das Belohnungszentrum im Gehirn an, wie es auch bei Alkohol der Fall ist. In Gänze wirkt Baclofen nach meiner Erfahrung allerdings erst dann, wenn es nicht mit Alkohol konkurrieren muss. Von daher sind deine 1,8 Liter Bier am Tag - das sind knapp 100 ml reiner Alkohol - sicherlich keine optimale Voraussetzung für eine erfolgreiche Bac-Therapie. Solange du dich bei deinem Belohnungsschema auch auf Alkohol verlässt, bleibt Baclofen ein eher stumpfes Schwert.

Wie viel Baclofen nimmst du denn zur Zeit, und wie sehen deine weiteren Ziele aus?

Bitte berichte weiter, wir sind gespannt und wollen unser Möglichstes tun, dich zu unterstützen und zu begleiten.

Herzliche Grüße :-h
Dieter

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Du brauchst keine Angst zu haben.


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Donnerstag 6. April 2017, 22:15 
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Registriert: Dienstag 17. Januar 2017, 21:41
Beiträge: 387
Hi Forum,
und hi Dieter.
:-h
Danke für Deine Antwort.
Ich bin jetzt bei 25-20-25-20, also 90 mg insgesamt.
Mein Ziel? Ohne Alkohol klar zu kommen. Was sonst?

Bier blockiert die Wirkung von Baclofen. Weiß ich.
Das sagt meine Ärztin auch.
Und wir passen da auch auf mit Aufdosieren. Das geht jetzt so nicht ewig weiter...
Ich muss mit dem Konsum runter.

Ich probiere gerade mein Leben irgendwie erträglicher zu machen.
Ich kann auf Alkohol noch nicht verzichten, weil er viele Funktionen übernimmt,
die ich anders nicht abdecken kann.
So blöd das vielleicht klingen mag, aber ich weiß da im Moment auch nicht weiter.
Aber ich bleibe trotzdem dran und gebe nicht auf.

Liebe Grüße
Wild Child

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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Donnerstag 6. April 2017, 22:20 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Liebe Wild Child

Auch von mir ein ganz herzliches Willkommen.

Wild Child hat geschrieben:
Seit Mitte 2016 versuche ich es nun zu lassen. Versuche meinen Lebensstil zu ändern, mir - wenn es irgend geht - gesunde Lebensmittel zuzuführen, ausreichend Schlaf zu bekommen und im Job nicht mehr über meine Grenzen zu gehen. Selbstfürsorge halt.

Das sieht schon mal nicht schlecht aus.
Aberr..
Wild Child hat geschrieben:
Ich bin (noch) nicht körperlich abhängig, aber psychisch. Ich kann nur selten einen Tag ohne. Im Schnitt trinke ich 1,8 Liter Bier am Tag.

Die Menge dürfte tatsächlich zu gering sein, um von körperlicher Abhängigkeit zu sprechen. Sehr viel mehr braucht es aber nicht.
In diesem Zusammenhang wär's interessant zu wissen welche Dosis Baclofen du nimmst und seit wann...

Viel Erfolg gewünscht, Wild Child.
Bleib dran und bestimmt gelingt dir der Wandel von Wild Child zu Moderate Adult. :D

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Donnerstag 6. April 2017, 22:27 
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Registriert: Dienstag 17. Januar 2017, 21:41
Beiträge: 387
Hi Patrick,

siehe oben... 25-20-25-20 mg
Gestartet habe ich Mitte Januar.

Was um Himmels Willen ist ein "moderate Adult" ???? Beispiele?

lg
Wild Child

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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Donnerstag 6. April 2017, 22:43 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Liebe Wild Child

Du sagst es: Du musst mit dem Konsum runter.
Das ist leider unabdingbar. Die Kombination von 1,8L Bier und 90mg baclofen geht auf Dauer gar nicht gut und ist cru gesagt zwecklos.
Das heisst 'spielen mit Feuer'.
Wild Child hat geschrieben:
Ich kann auf Alkohol noch nicht verzichten, weil er viele Funktionen übernimmt,
die ich anders nicht abdecken kann.
Welche Funktionen, wenn ich fragen darf? Muss nicht detailliert sein.

LG und weiterhin alles Gute gewünscht

Patrick

PS Vergiss bitte Moderate Adult, flaue Wortspielerei. Sorry.


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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Freitag 7. April 2017, 18:24 
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Registriert: Dienstag 17. Januar 2017, 21:41
Beiträge: 387
Hallo Patrick, hallo Forum.
:-h

danke für Deine klaren Worte. Ich weiß es zwar selbst, aber es schadet auch nicht,
es ab und an zu hören.

Funktionen: Tröster, Zuhörer, Beruhiger, Ablenker, Frustkiller, Spaßmacher, Anreger, Motivator, Gedankenlöscher....

Am schlimmsten ist es im Job. Der war die letzten Monate extrem hart.
Aber jetzt wird es zumindest etwas ruhiger. Ich habe mit heute drei Tage frei.
Nächste Woche muss ich auch nur zwei Tage arbeiten und habe dann sechs Tage frei.
Diese drei Tage jetzt will ich vom Alkohol weg bleiben. Ich habe alles andere von meiner ToDo Liste gestrichen und setze meine Kraft dafür ein,
es irgendwie ohne zu schaffen.
Wenn ich es nicht an den freien Tagen schaffe, dann erst recht nicht an Arbeitstagen.
Tag eins läuft gut. Ich bin eh komplett platt. Bis hierher einfach. Heißt aber nix. Hatte ich schon öfter so. Trotzdem fühlt es sich gut an, diese Entscheidung getroffen zu haben. Wenigstens für diese drei Tage.

"Moderate Adult" war doch sehr witzig.
Ich habe selbst ein Beispiel gefunden: Mein Partner.
Das komplette Gegenteil von mir. Das mag ich so an ihm! Gibt es also schon. Dann muss ich wohl doch Wild Child bleiben.
:D

Liebe Grüße
Wild Child

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 Betreff des Beitrags: Re: Vorstellung Wild Child
BeitragVerfasst: Freitag 7. April 2017, 19:55 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Liebe Wild Child

Ich finde es wirklich sehr gut, dass du dich mit einer derartigen Motivation zurückmeldest. Es zeigt, dass du auf jeden Fall alles dran setzen möchtest, erfolgreich zu sein.

Die ersten Infos und Erfahrung mit Baclofen hast du schon, moonriver hat dir bereits den Weg gezeigt, ok. Aber jetzt müssen wir einen Schritt zurück. Oder eigentlich schon einen Schritt vorwärts. Du weisst ohne Zweifel, dass ich damit die Abstinenz meine... Erst dann können sich die Vorteile dieses wunderbaren Medikamentes richtig entfalten. Alles andere macht wirklich leider nicht viel Sinn.

Die wirkliche Herausforderung liegt jetzt drin, die ersten Tage trocken zu überstehen.
Wild Child hat geschrieben:
Tröster, Zuhörer, Beruhiger, Ablenker, Frustkiller, Spaßmacher, Anreger, Motivator
Keine körperliche Abhängigkeit, das ist gut, alles spielt sich also in den Gedanken ab.
Es ist sehr wichtig während der ersten Tage, dass du für dich die nötige Ablenkung findest..., ich meine, dich zu organisieren, dass du immer etwas umhanden hast und dass deine Situation stabil ist. Vermeide Stress-Situationen und auch Langeweile.
Versuch, bevor die Cravings entstehen, dich schon im Voraus zu 'wappnen', indem du ständig versuchst, dich vorzustellen, dass das Craving vorbei geht. Sag zu dir selber "jetzt nicht". Diese drei freie Tage, wie du sagst, sind sehr wichtig um eine Basis zu schaffen und dich vorzubereiten auf die Tage danach, die dich 'triggern' würden.
Wild Child hat geschrieben:
Wenn ich es nicht an den freien Tagen schaffe, dann erst recht nicht an Arbeitstagen.
Sehr gut! Du weisst es gánz genau, das ist ein grosser Vorteil. Nicht alle Trigger-Faktoren, d.h. Umstände, die Craving verursachen, wirst du vermeiden können, z.B. an Arbeitstagen kannst du wirklich nicht zuhause bleiben... Daran müsstest du jetzt... genau, arbeiten: Nämlich, wie bewältigst du die nicht zu vermeidenden Risikofaktoren?

Ich möchte dir schon ein paar Ideen mit auf dem Weg geben:
Im Forum hier wird nicht nur über Baclofen geschrieben, sondern auch über begleitende psychotherapeutische Hilfe. Es gibt eine gute Suchfunktion oben auf der Webseite, da kannst du wirklich sehr viel Nützliches finden.
Und für den Anfang will ich gerne ein paar Motivationsberichte mit dir teilen, hoffentlich kannst du schon etwas damit anfangen.

Das kleine und das grosse Monstrum

Aufhören mit Reden und Anfangen mit Aufhören

Aufhören mit Alkohol: Werfe negative Gedanken über Bord

Über Alkohol und Langeweile

Nochmals, liebe Wild Child, dein letzter Bericht hat mich überzeugt: das schaffst du.
Denn gute, felsenfeste Motivation ist der beste Anfang! :daumen:

LG

Patrick


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