Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo zusammen,

ich habe in einem anderen Forum den weiter unten stehenden Text geschrieben, leider bisher noch kein Feedback erhalten, da bin ich dann bei meiner Suche auf dieses Forum hier gestoßen. Jetzt poste ich hier mal mein Anliegen.

Kurzform (langform siehe weiter unten ):

Ich habe am Wochenende 4.11. auf 2 x 75 mg erhöht und trinke seit Montag 5.11. nichts mehr.

Nebenwirkungen:

schon länger und heute am 17.11. immer noch:
- überfallsartige Müdigkeit ab 1 Stunde nach Einnahme

- leichte Desorientierung, eigentlich den ganzen Tag über, äußert sich so dass ich z.b. mit der Absicht mir einen Kaffee zu holen vom ersten Stockwerk ins EG in die Küche gehe und dort erstmal überlegen muss was ich denn eigentlich wollte, oder mir fällt es manchmal generell schwer klare Gedanke zu fassen.. ich habe neulich eine Mehrfachsteckdose gesucht und wusste dass ich ganz sicher war im Haus "irgendwo" meine ganze Sammlung an Mehrfachsteckdosen deponiert zu haben, konnte mich aber nicht erinnern wo und habe dann am Ende daran gezweifelt dass ich das überhaupt getan habe.. also Dinge in der Art. Ich arbeite von Zuhause und habe am Tag mehrere Telefonkonferenzen, da habe ich manchmal Schwierigkeiten am Ball zu bleiben und komplexen Sachverhalten zu folgen

verstärkt seit dem Wochenende 4.11.
- Gleichgewichtsstörungen, so wie wenn man betrunken ist und mal an der Tischkante aneckt oder das Gleichgewicht verliert und ein zwei Korrekturschritte machen muss um nicht umzukippen ( ich denke ihr wisst was ich meine ). Ich hatte das auch vorher schon, wohl eine der Folgen von über 30 Jahren Alkoholkonsum, aber jetzt kommt es mit verstärkt vor. Bin mal gespannt wie das Skifahren klappt diesen Winter ;-)

- "Zuckungen" den ganzen Tag über, verstärkt bemerkbar wenn ich zur Ruhe komme und z.b. abends dann im Bett ein Buch lese, da merke ich dann wie ab und zu meine Hände kurz "zucken" und das ganze Buch wackelt

neu seit 4.11.
- ich schwitze nachts wie ein Schwein, so sehr dass ich immer wieder total durchnässt aufwache, mein Bettlaken nass ist, meine Bettdecke nass ist und ich auch klatschnass bin wie nach einer Dusche. Neulich hat sich meine Frau beim einschlafen an mich gekuschelt und nach einer halben Stunde ist sie aufgewacht weil sie auch total durchnässt war von mir ( ich schlafe textilfrei ). Ich weiß zwar von früheren Abstinenzzeiten dass ich auch damals in den ersten 2 bis 3 Tagen zum schwitzen neigte, aber das war dann schnell vorbei und ich habe dann geschlafen wie ein Baby, wenn mich niemand geweckt hat am Wochenende auch mal 8 bis 9 Stunden, mit Alk undenkbar

Jetzt treibt mich um ob ihr ähnliche Erfahrungen macht / gemacht habt, ob das weggeht und ich noch etwas warten soll oder ob ich eventuell 5mg-Weise runterdosieren soll bis sich die Symptome von selbst geben oder ich wieder ans trinken denke.

Viele Grüße
Freddy

Hier nun der o.a. Beitrag vom 8.11.


Hallo zusammen.

kurzes feedback... ich war über die Herbstferien in Holland, deshalb etwas spätere Antwort.

Kurz und gut.... ich bin HAPPY !!!!!!!! Habe Anfang der Woche auf 2 x 75mg erhöht, also einmal um die Mittagszeit +- 1 Stunde ( so wie ich dazu komme ) und 1 mal zwischen 16 und 18 Uhr, also ca. 4h nach der ersten Dosis.

Das wirklich unerwartete und angezweifelte ist eingetreten.. ich trinke jetzt seit Montag nichts mehr und ich vermisse NICHTS [biggrin] [biggrin] [biggrin]

Ich habe zu passender Zeit, also wenn ich mein abendliches Trinkritual normalerweise beginnen würde versucht mich in Stimmung zu bringen und zu ergründen wie es wäre schnell meinen Einstieg in den Abend, also meine Dose Wodka Lemon an der Tanke zu holen auf dem weiteren Weg in den Supermarkt zu fahren um meine abendliche Flasche Wein und ein paar Bockbier zu holen..... es passierte.... NICHTS !!! Kein Suchtdruck, kein Wunsch zu trinken.. kein bedauern... einfach NICHTS beim Gedanken an Alkohol ... hätte ich nie für möglich gehalten !!! Ich bin soooo froh und kann es kaum glauben... ein Leben OHNE Verzicht.. ein normales Leben... ich mache sogar wieder Sport ;-)

Die einzigen verbliebenen kleinen Nebenwirkungen sind eine ganz leichte Desorientierung beginnend nach ca. 1 Stunde, jedoch im akzeptablen Rahmen für das was ich dafür bekomme sowie ein schlagartiges überfallsmässiges Müdigkeitsgefühl so ca. eine Stunde nach Einnahme, das hatte ich aber schon immer. Seit gestern ein leichtes Schwindelgefühl.. ist aber nach ca. 15 Minuten wieder weg.

Würdet ihr, nur um auf der sicheren Seite zu sein nochmals etwas erhöhen oder lieber bei 2 x 75mg bleiben ?

Ging es euch auch so dass nach dem Erreichen der scheinbar optimalen Dosis das Verlangen von jetzt auf nachher weg war ? Ist das so ?

Grandios.. ich bin so froh dass ich dieses Forum und dank DonQuixote's Hilfe einen Arzt gefunden habe der mir vertraut hat !!! Vielen vielen Dank... ich möchte fast behaupten ihr habt mir das Leben gerettet... in mehrerer Hinsicht.

Ich hoffe ganz fest dass es so bleibt....

ganz liebe Grüße an alle
Freddy

Guten Morgen Freddy,

Herzlich willkommen im gelben Forum und schön, dass du frei von Craving und seit 2 Wochen abstinent bist.

Dass deine aktuell sehr heftigen UAW von Baclofen in so kurzer Zeit derart zugenommen haben, finde ich bedenklich. Um wieviel hast du denn zuletzt erhöht? Bzw. Wie hoch waren die einzelnen Erhöhungen?

Die Dosis auf 2 x 75 mg zu verteilen, ist aus meiner Sicht die UAW betreffend ungünstig und reichlich viel auf einmal. Ich an deiner Stelle würde auf mehrere kleinere Dosen verteilen. Ich selbst war auch recht mit UAW geschlagen und hatte alles, was du beschreibst, auch. Allerdings langsam zunehmened und nicht in so kurzer Zeit stark ansteigend. Ich war frei von Craving bei 105 mg, verteilt auf 8 Einzeldosen, ohne Handywecker natürlich nicht realisierbar, aber dies hat die UAW erheblich auf ein erträgliches Maß reduziert.

Weiterhin alles Gute
Fallada

Guten Morgen Freddy -

auf keinen Fall erhöhen! Alles klare Zeichen der Überdosierung. Du schreibst leider nicht wie rasch Du erhöht hast (von 75mg auf 2 x 75mg?), ich hoffe nicht an einem Tag!
Hat Dir das Dein Arzt empfohlen?

Das wäre als erstes wichtig zu wissen; jetzt empfehle ich Dir aber dringend abzudosieren, zunächst aber mal die Dosierungen aufzuteilen - in 3 -4 Dosierungen. Reduktion um insgesamt 20mg heute dann alle 2-3 Tage an 2 Einnahmedosen insgesamt 10mg (je 5mg); und Du schreibst: ..so Du dazu kommst... geht hier gar nicht. Stell Dir den Handywecker und versuche es; 8.00, 12.00, 16.00, 20.00 Uhr (Dosis muss besser verteilt werden um einen gleichmässigen Spiegel zu erhalten). Falls Du nur 25mg-Tbl. hast rechne eben mit 6,25mg statt 5mg.

Es ist in Frankreich oft üblich hohe Dosen nur zu den Cravingzeitpunkten einzunehmen, ist aber bei Dir noch zu früh.

Das GUTE: Du wirst sehr wahrscheinlich später mit Baclofen Erfolg haben. Bitte schreibe uns wie es weitergeht.

LG, viel Kraft,
jivaro

PS. Verzeih dem "anderen Forum", es kann auch hier passieren dass Menschen "überlesen" werden; DonQ leistet großartiges, Papfl, und und und - es gibt viele engagierte user, die sich gut auskennen. Ich bin sicher dass Du noch Antworten erhältst.

Danke Fallda!

Guten Morgen und danke euch für die schnelle Antwort !!!!

Mein Arzt sagte mir ich solle einfach mal morgens mit 10 mg anfangen und alle 3-4 Tage um zehn Medikament erhöhen. Ich habe dann eigenmächtig und nach dem Lesen verschiedene Beiträge im anderen Forum auf zwei Gabeln mittags und spät nachmittags umgestellt und diese in 5-10 mg Schritten nach und nach bis auf die 75 mg bei den ich jetzt bin. Ich verstehe einfach nicht so ganz weshalb ich zu Zeiten an denen ich kein Craving verspüre mich mit dem Medikament belasten soll. Meine sucht beginnt ist Richtung Feierabend, deshalb dachte ich eine Gabe mittags zum vorladen und eine spät nachmittags zum behalten wäre o. k.

Du meinst also ich soll die 150 mg auf vier gaben verteilten? Ich habe einfach Angst dass dann das Craving wiederkommt.

Meinst du nicht es würde eventuell schon helfen die Gabe zweimal am Tag in Fünferschritten zu reduzieren bis die UAW Abklingen?

Viele Grüße
Freddy

P.S.: auch meine Libido ist leider gedämpft (

Rechtschreibfehler sind der Spracheingabe auf dem iPhone geschuldet und somit nicht mein Fehler )

Schön, dass Du bereit bist soviel UAWs prinzipiell auszuhalten.

Zu Beginn der Therapie ist es sinnvoll die Dosierungen zu verteilen um einen gleichmässigen Spiegel zu erreichen, Dein Körper/Neurobiologie muss sich erst an das Medikament gewöhnen (Dein Arzt sagte was mit morgens beginnen?)- wie ich oben schreibe ist das bei Dir mit der alleinigen Gabe zu Cravingzeitpunkten zu früh gewesen, Baclofen ist ein potenter Neuromodulator.

Du "belastest" Deinen Körper nicht, sonder Du würdest ihm die Chance geben sich an diese, nicht ganz niedrige Dosierung zu gewöhnen - oder Du hättest wesentlich langsamer aufdosieren müssen. Irgendwie hast Du wahrscheinlich auch wenig zum Thema gelesen - lies mal -oder nochmal- im .com Forum "erste Schritte"

Wenn alle UAWs ein erträgliches Maß erreicht haben kannst Du Schritt für Schritt wieder zur gewünschten Aufteilung zurückkehren.

Viele Menschen machen es wie Du, im Glauben dass INDIVIDUELL bedeutet, dass ich machen kann was ich so denke -landen dann in der Klinik und die Ärzte machen sofort die Substanz Baclofen für viele vermeidbare UAWs verantwortlich - mit dem Ergebnis dass Baclofen so wenig Eingang in die Therapie der Alkoholstörung findet.

Vielleicht sprichst Du mal mit Deinem Arzt, ansonsten steht es Dir natürlich frei zu machen was Du denkst - beste Wünsche

j.

Würdest du denn jetzt die Dosierung von 150 mg am Tag auf einen Schlag auf vier Gabeln zu je zum Beispiel 40 g umstellen? Oder meinst du das sei ein zu großer Schritt für die gewohnten nachmittags und abends gaben ?

Zunächst: ich schreibe hier über eigene Erfahrungen um zu helfen, einen guten Weg zu finden, spreche aber keinesfalls Empfehlungen aus, sondern schreibe nur, wie ich es machen würde. Ich hatte auch nahezu ausschließlich abends Craving, ein Beginn der Einnahme um 8 Uhr morgens und Verteilung auf 8 Einzeldosen hat aber was die Wirkung gegen Craving anbetrifft keinen Unterschied gemacht, wohl aber was die UAW anbetrifft. Und: mir ist anfangs passiert, dass ich zu schnell aufdosiert habe und quasi "meine" Dosierung verpasst hatte, letztendlich bei 250 mg am Tag gelandet bin und das Craving so ab 150 mg wieder zunahm (kann in seltenen Fällen passieren), quasi als wenn ich gegen die massiven UAW der Überdosierung antrinken müsste...hierzu:undheisst für mich: heute 130 mg z.B. 30-30-30-40 mg, kannst du auch heute nachmittag noch machen, morgen 110 mg z.B. 20-30-20-40 mg und dann erst mal so lassen. Kommt das Craving wieder FRÜHESTENS nach drei, besser 5 Tagen um höchstens 10 mg am Tag erhöhen, z.B. 20-30-30-40 mg. Ich habe zum Schluss nur noch um 2,5 mg am Tag nach drei Tagen erhöht. Letztendlich entscheiden musst du. Und: Das beantwortet deine Fragen. Zur Info: Jivaro ist Ärztin, Suchmedizinerin und begleitet unser Forum als solche.

LG

Hm, Jivaro meinte wohl erst Reduktion um 20 mg, dann nach 2 bis drei Tagen wieder um 10 mg am Tag erhöhen, also z.B 35-30-35-40 mg etc. Hatte es erst anders verstanden.