Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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P.S. In liebevoller Erinnerung an den verstorbenen Gründer des Forums Friedrich Kreuzeder (Federico), hier noch ein Video.
Kimberly A. Young, Teresa R. Franklin, David C.S. Roberts, Kanchana Jagannathan, Jesse J. Suh, Reagan R. Wetherill, Ze Wang, Kyle M. Kampman, Charles P. O'Brien, and Anna Rose Childress
Diese Ergebnisse legen nahe, dass Baclofen die hinweisinduzierte Motivationsverarbeitung ausserhalb des Bewusstseins hemmen kann, die auftritt, bevor es sich zu einem weniger handhabbaren Rückfall entwickelt.
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“Richard David Precht
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Baclofen verhindert limbische Aktivierung ...
Verfasst: Dienstag 8. April 2014, 20:49
Registriert: Sonntag 19. Januar 2014, 11:21 Beiträge: 256
Danke für das Fundstück, Federico.
Es geht bei dieser Studie um Kokainsüchtige, aber das lässt sich bestimmt auch sehr gut auf Alkoholabhängige übertragen. Das Team der University of Pennsylvania, Philadelphia, bleibt also an der Sache dran. Sie verbreiteten bereits das Video „Baclofen dramatically reduces cocaine craving“ (2:28 Min). Noch aussagekräftiger ist jedoch das Original: „The Science of Relapse“ (10:54 Min). Leider sind beide Beiträge nicht datiert, eingestellt wurde das Youtube-Video jedenfalls im Juli 2009. Das oben genannte Team startete übrigens 2013 auch eine Phase II Studie (randomisiert und placebokontrolliert, 80 mg Baclofen, 100 Teilnehmer, Beobachtungszeitraum 8 Wochen, Gesamtdauer fünf Jahre) mit Baclofen zur Raucherentwöhnung: Baclofen Effects in Cigarette Smokers (BAC).
DonQ
_________________ „Die Gerichtshöfe der Moral kennen keine Strafprozessordnung“ (Hermann Lübbe) Erklärung …
Betreff des Beitrags: Re: 2014 Baclofen verhindert limbische Aktivierung ...
Verfasst: Dienstag 8. April 2014, 21:13
Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
Das sind gute Nachrichten! Eine ganz neu publizierte Untersuchung also, die belegt, dass die Wahrnehmung der Unterdrückung des Cravings, die für uns ja bereits Alltag ist, die uns aber einfach nicht abgenommen wird , Hand und Fuss hat. Ist mir eine schnelle Übersetzung wert:
Rückfall ist ein breit anerkanntes und schwer zu behandelndes Merkmal von Abhängigkeiten. Es ist klar erwiesen, dass die Aktivierung des mesolimbischen Dopamin-System durch Schlüsselreize ein wesentlicher dazu beitragender Faktor ist. Sogar Drogen-Reize unterhalb der Bewusstseinsschwelle produzieren eine kräftige Aktivierung innerhalb dieses Schaltsystems und zeigen die Empfänglichkeit und Verletzlichkeit des Hirns gegenüber potentiell problematischen Belohnungssignalen. Weil pharmakologische Wirkstoffe, die solche frühen Schlüsselreiz-Antworten verhindern könnten, eine wichtige Rolle in der Prävention von Rückfällen spielen könnten, haben wir untersucht, ob Baclofen – ein Agonist am GABAB Rezeptor, der mesolimbische Dopamin-Ausschüttung und konditionierte Suchtreaktionen bei Labortieren reduziert – die durch unterschwellige Kokain-Schlüsselreize hervorgerufene mesolimbische Aktivierung bei kokainabhängigen Menschen hemmen könnte. Zwanzig kokainabhängige Teilnehmer wurden randomisiert und erhielten Baclofen (60 mg/d; 20 mg 3 x täglich) oder Placebo. Ereignis-bezogenes funktionelles FMRT und ein backward-masking paradigm wurden verwendet, um den Effekt von Baclofen auf unterschwellige Kokain- versus neutrale Reize zu untersuchen. Sexuelle und aversive Reize wurden eingeschlossen, um die spezifische Wirksamkeit zu überprüfen. Wir beobachteten, dass Baclofen-behandelte Teilnehmer signifikant weniger Aktivierung bezüglich unterschwelliger Kokain- (versus neutrale) Reize als Placebo-behandelte Teilnehmer zeigten, hingegen nicht gegenüber sexuellen oder aversiven Reizen. Dies innerhalb eines grossen ineinandergreifenden bilateralen Hirnbereichs, das ventrales Striatum, Pallidum ventrale, Amygdala, Mittelhirn und orbitofrontalen Cortex umfasst (voxel threshold p < 0.005; cluster corrected at p < 0.05). Diese Resultate weisen darauf hin, dass Baclofen den frühesten Typus der durch Drogen-Schlüsselreize induzierten motivationalen Verarbeitung – welche unterhalb der Bewusstseinschschwelle abläuft – hemmen könnte, bevor sich ein schwer kontrollierbarer Zustand entwickelt.
lg Lis
bei kursivem musste ich passen - und jetzt ab zur Championsleague-Rückrunde! (Mist, soeben 1. Tor verpasst!)
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Betreff des Beitrags: Re: 2014 Baclofen verhindert limbische Aktivierung ...
Verfasst: Dienstag 8. April 2014, 23:49
Gründer †
Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
Ich denke es ist ein Stück weit Grundlagenforschung. Die ungelösten Fragen, was ist Craving, wie wird es ausgelöst, wie kann man es unterdrücken, versucht man mit dieser Arbeit zu beantworten.
Typisch ist die Vorgehensweise von Anna Rose Childress, die übrigens Olivier Ameisen zu seinem Versuch inspirierte.
LG Federico
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Betreff des Beitrags: Re: 2014 Baclofen verhindert limbische Aktivierung ...
Verfasst: Mittwoch 9. April 2014, 05:23
Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
@Lisa, DonQ, Federico,
ich bin euch sehr dankbar für eure Beiträge und die interessanten Zusatzinformationen. Lisa, deine Übersetzung scheint mir sehr gelungen, so weit mir meine Englischkenntnisse ein solches Urteil erlauben. Es wird immer klarer: Ein Rückfall ensteht nicht erst dann, wenn man etwas zu sich nimmt. Das Unheil nimmt viel früher seinen Lauf. Wenn ich mal 2-3 Jahre zurückdenke : Ich habe die Rotwein- und Wodka-Flaschen meist nicht besorgt, weil ich unbedingt in dem Moment etwas trinken wollte oder musste. Ich war in gewisser Weise "ferngesteuert". Der Beitrag liefert eine Erklärung, wie eine solche Fernsteuerung möglicherweise ablaufen kann.
GLG, Werner
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