Baclofen Forum vs Alkoholismus

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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 01:03 
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Registriert: Dienstag 1. Dezember 2009, 01:29
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@praxx

klar hab ich einen Tunnelblick auf die eigene Problematik, das wirkt auf Dritte möglicherweise etwas penetrant. Aber eine schlichte Frage hab ich trotzdem noch zum Thema GGT: bedeutet ein Wert von 316 zügigen Handlungsbedarf? In Form von was auch immer? Ich bin praktisch 44 Jahre alt, habe einen BMI von 26 und fühle mich allgemein wohl.
Ich trinke zu viel (ca. 1,5 l Wein/Tag), habe aber subjektiv den Eindruck, kein Alkoholiker im klassischen Sinne zu sein. In welchem klassischen Sinne überhaupt? Ich meine damit, ich bin wohl physiologisch gesehen nicht abhängig davon. Ich krampfe nicht beim Absetzen, ich schlafe bloß scheiße und empfinde es als eine verdammte Zumutung von Komfort-Einbuße. Es ist nichts im Vergleich zu allein der Vorstellung, meine Frau würde mich verlassen. Es gibt einiges, das ich mir vorstellen und wirklich passieren wird (Tod meiner Eltern), das so viel schlimmer ist, als ein blöder Verzicht auf etwas, auf das ich nicht wirklich angewiesen bin.

In der Kurzfassung: was kann denn so schnell meine Leber nicht ab, was der ganze Rest von mir bereit und imstande ist, auf sich zu nehmen und auszuhalten?

Das ist doch hier die Lage.


J

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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 02:54 
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Registriert: Dienstag 1. Dezember 2009, 01:29
Beiträge: 210
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Vielleicht ist ja der Literaturskandal des Jahres (Helene Hegemann schrieb bei einem Blogger ab) nicht an allen von Euch vorbei gegangen.

Ich interessierte mich jedenfalls dann sehr für den "Blogger". Airen. Wahrscheinlich ein absichtlich unkomplettes Akronym von "Rainer" Aber ist ja auch egal.
Er schreibt über selbsterfahrene Alkohol- und Drogenexzesse.


Ich mache mir die Mühe, ein Exzerpt fürs Forum abzutippen. Das ist, @Federico & invorio, nicht simpel "pro Rausch". Iich denke, letztlich ist es viel wichtiger, so etwas zur Kenntnis zu nehmen, als es ausblenden zu wollen.


Here we go: (aus: Airen, "I Am Airen Man", Blumenbar, Berlin 2010, S. 145)


SLIDE

Aber weißt du, diese Momente auf dem Rücksitz, wenn sich die Palmen fast nicht mehr abzeichnen vor dem tiefblauen Abendhimmel, wenn Funk läuft und Harttalk, Stimmung, Pegel, Level, Dope, wenn die Wahrnehmung "hallo" sagt, "lang nicht mehr gehabt", wenn unter Wimpernschlägen die Sicht verschwimmt, dann denkst du dir: Wenn all das, was wir auf Parties erlebt haben, nichts als jugendlicher Leichtsinn war, wenn das alles nur Scheiße wäre, was wir da gebaut haben, wenn all die Küsse und Umarmungen nicht zählten, dieses verschwitzte Lächeln nicht echt wäre, wenn das alles nur eine Dummheit war, eine Sünde am Wegesrand, dann sage ich Ja zur Dummheit, Ja zum Leichtsinn, denn nur diese Küsse zählten, nur dieses Lächeln war echt, nur dann und dort habe ich gelebt.

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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 07:28 
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Beiträge: 119
Hallo Jan,

mich hatte damals folgende Zusammenfassung aus dem weiter oben geschickten Link beunruhigt.

"Die GGT hilft, Alkoholismus zu erkennen...Besonders verdächtig ist eine isoliert erhöhte GGT bei normalen oder fast normalen anderen Leber-Laborwerten.
Es muss noch kein Leberschaden vorliegen, die GGT kann auch ohne Leberschaden erhöht sein. Wenn aber AST und ALT auch erhöht sind, liegt bereits ein Leberschaden vor...

GGT/ALT-Quotienten über 1 findet man z.B. bei Leberzirrhose, Fettleber (Fettsucht, Zuckerkrankheit, Alkoholismus, Medikament...

Je nach Höhe der GGT kann es 2 bis 3 Monate oder länger dauern, bis die GGT wieder normal wird. Grobe Abschätzung: Ungefähr nach 3 Wochen sinkt die GGT auf die Hälfte ihres Ausgangswertes. Aber natürlich nur, wenn man keinen Alkohol mehr zu sich nimmt. Sinkt die GGT trotzdem nicht, besteht der Verdacht auf eine schwerere, ev. bleibende Schädigung (Alkohol-Hepatitis, Leberzirrhose)."

Ich hatte damals zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung ein großes Blutbild anfertigen lassen und bin dann genau auf diese Werte gestoßen. Taschenrechner raus und dann erst einmal gestaunt. Habe dann gleich gedacht, Mensch, kein Problem, trinkst Du jetzt halt mal ein halbes bis ein ganzes Jahr gar nichts, dann hat die Leber sich wieder regeneriert, ist ja kein Problem. Tja, und dann war das mit dem Aufhören halt doch eins.

Insofern, wenn Deine Leber noch ok ist und Du keine Probleme mit dem Alkoholabsetzen hast, habe ich das so verstanden, dass man tatsächlich mit einer Alkoholpause von mindestens 3 Monaten, besser 12 (so man sich sonst gesund ernährt) wieder eine quasi neue Leber hat und auch der Bauchspeicheldrüse gleich mit was Gutes tut...

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LG
Anima

Wer vom Ziel nichts weiß, wird den Weg nicht finden. (Christian Morgenstern)


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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 20:05 
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Registriert: Montag 22. März 2010, 14:32
Beiträge: 485
Wohnort: Oberhausen
@ Jan

es gibt einen alten Internistenspruch: wenn die leber weh täte, wäre alkohol unverkäuflich...

1,5l wein, das sind bei 12% alkoholgehalt 144g alkohol. die sicher unschädliche höchstmenge alkohol liegt für männer bei 30g pro tag (früher waren es mal 70g, aber das ist lange her!)

deine erhöhte GGT zeigt eines sicher an: dass deine tägliche trinkmenge schädlich ist!

jede verminderung der trinkmenge vermindert auch das ausmass der schädigung.

ich würde dir als vorläufiges ziel eine trinkmenge von 0.7l wein pro tag und zwei abstinente tage pro woche empfehlen - da bildet sich zwar kein schaden zurück, aber er wird zumindest nicht dramatisch größer

gruß

praxx


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 Betreff des Beitrags: Häng Dir einen Amethysten um den Hals,…
BeitragVerfasst: Donnerstag 15. April 2010, 23:17 
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Registriert: Samstag 6. Februar 2010, 11:01
Beiträge: 10
@Jan:

Ich bin mir sicher Deiner Leber würde es völlig genügen wenn Du Dich vernünftig ernährst, ab und an ein Glas Karotten- oder Maracujasaft trinkst und Deinen wachen Geist nicht mit so unnötigen Dingen wie GGT und „Gramm Alkohol pro Tag“ belastest. Ironiemodus – AUS!

Gibt es für Dich einen Grund – neben der, fast unbedenklichen Erhöhung des GGT’s – das Trinken drastisch zu reduzieren oder gar aufzuhören?

Kennst Du das Schon:

http://www.bilandia.de/multimedia/dtv/Roehr-Heinz-Peter%20-9783423341660-Leseprobe.html

](*,)

Hat mir geholfen und kann Dir nicht schaden.

Mit Frühlingsgruß
dieser


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BeitragVerfasst: Freitag 16. April 2010, 00:25 
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@praxx
Danke für diese Maßgabe. Ehrlich. Noch nie hat mir ein Mediziner eine Menge genannt, die ich allenfalls trinken könnte, wenn ich es denn will. Das Groteske daran: für die schablonenhaften Allgemeinplätze meiner Ärzte "im richtigen Leben" kam immer meine Krankenkasse auf. Der überhaupt erste sachdienliche und meine individuelle Persönlichkeit einbeziehende Rat kommt von Dir – und ist vollkommen umsonst.

@dieser
Vielleicht ist ja genau der wache Geist der Grund, warum ich trinken... möchte. In meiner letzten Langabstinenz (8 Wochen) litt ich einzig unter dieser fortgesetzten lückenlosen Klarheit des Geistes. Ich empfand das gewissermaßen als unhygienische Zumutung. Als ob man sich nicht mehr waschen könnte. Ich bekam nach einer Weile Kopfschmerzen davon, und das nicht im übertragenen Sinne.

Und von meiner narzisstischen Störung zahl ich die Miete. Würde die erfolgreich behandelt, müsste ich mir nen neuen Job suchen.

LG

Jan

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BeitragVerfasst: Freitag 16. April 2010, 00:50 
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Noch kurz zum Thema "vernünftige Ernährung", Karottensaft usw., @dieser:

Ich war fast zehn Jahre Mitbetreiber eines gehobenen Restaurants. Minderwertige Nahrung krieg ich praktisch nicht runter. Da ist der Hund also nicht begraben.

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BeitragVerfasst: Freitag 16. April 2010, 01:24 
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Wir hatten mal 14 Mützen (Kochmützen) im Gault Millau.

Und, um falsche Verdächtigungen zu zerstreuen: ich trank schon vorher.
Nicht, weil ich dort die Theke machte. Nicht die Gastronomie ist schuld.
Ich war Waldorfschüler und hatte mit Alkohol bis etwa 22 keinen Kontakt. Als ein bestimmtes Mädchen mich dann verließ, kapierte ich aber dafür ziemlich schnell, was es mit der Substanz so auf sich hat. Ganz allein, ohne die Hilfe von "Bobadilla 103" hätte ich mich dem Schmerz damals wohl nicht entgegenstemmen können.

Bobadilla ist mittlerweile von Osborne übernommen worden, der wunderbar seifig und billig schmeckende Braune heißt jetzt Osborne 103. Köstlich zum Illy-Espresso oder direkt aus der Flasche. Jedenfalls wünschte ich mir, wenn ich einer Sorte schon so lange die Treue halte, dass man nach meinem viel zu frühen Ableben die Edition "Osborne 316" auflegte. Meiner Leidenschaft und meinem GGT gewidmet.

Gute Nacht, Euer Gamma-GTI

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 Betreff des Beitrags: Hoffnungslos?
BeitragVerfasst: Freitag 16. April 2010, 08:19 
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Wenn alles so stimmt, wie Du es schreibst, bist Du der erste hoffnungslose Fall der mir in der Sucht-Selbsthilfe begegnet.

Hast Du, außer der Waldorfschule, mit Anthroposophie oder Rudolf Steiner was am Hut?
Ich lebe auf einem Demeter Hof, ernähre mich entsprechend und beschäftige mich gerne mit den Geisteswissenschaften. Steiners Weltbild lässt, im Gegensatz des meisten andren Philosophen, doch hoffen.

Mit Ringelblume im Knopfloch
dieser


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BeitragVerfasst: Samstag 17. April 2010, 03:48 
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Beiträge: 210
Wohnort: Ruhrgebiet
@dieser

Unter den Erwachsenen wirst Du zwei Sorten von Ex-Waldorfschülern vorfinden. Diejenigen, die durch ihre Schulzeit für immer skeptisch blicken, auf alles, was nur entfernt nach Ideologie riecht. Und die, die es nicht geschafft haben, unter der anthroposophischen Käseglocke hervorzukriechen. Beide Existenzformen sind klar deformiert. Insofern kann man eigentlich gar nicht vom "Ex-Waldorfschüler" sprechen. Man ist gewissermaßen Waldorfschüler auf Lebenszeit. Ich gehöre wenigstens zu ersterer Gruppe.

LG Jan

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