Samstag 8. Oktober 2011, 17:41
http://www.medizin-medien.at/dynasite.c ... aid=914338Hallo Karin,
Du bist offenbar die Einzige, die sich für ADHS und Komorbidität Sucht interessiert.
Hier also meine Kurzvorstellung (alles Weitere im Forum Neuvorstellung Nexe).
Ich wurde zweimal auf ADHS diagnostiziert.
Beim ersten Mal im Uniklinikum Essen, 2004. Die Untersuchung mit wöchentlichen Treffen und Aufgabenerfüllung bis zur Diagnose dauerte drei Monate. AD(H)S + Hochbegabung.
Beim zweiten Mal in der Reha im stationären Setting 2007.
Diagnose:
ADS + Hochbegabung.
Davon hab´ ich nix
ADHS ist (k)eine Krankheit. Das versuche ich allen Interessierten, nicht nur Eltern, in meiner Gruppe zu verdeutlichen. ADHS wird zu einer Erkrankung, wenn die Folgeerscheinungen die Umwelt _und_ den Betroffenen so sehr belasten, daß sich daraus Komorbiditäten entwickeln. Damit ist ADHS die Ursache, nicht die Krankheit- etwas, das viele Betroffene und auch Mediziner bis heute mißverstehen.
ADHS ist eine evolutionäre Notwendigkeit und wird es bleiben.
Um es kurz zu machen:
Ein Mensch mit der Veranlagung ADHS braucht ständig neue Reize, um voll konzentriert zu sein. Das ist eine sehr gute genetische Anlage in der Geschichte der Evolution.
Nur wer a) flexibel, b) ständig auf der Hut, c) innovativ und d) ausdauernd genug (hyperfokussieren konnte) war, hatte die Chance, a) Beute nach Hause zu bringen und b) dem Wachstum der Flora und Fauna so lange zuzusehen, bis sich ein Muster ergab, was es zu nutzen galt.
Was wäre eine Katze ohne Hyperfokussierung auf ein Objekt und dazu noch Impulskontrolle, wenn das Objekt der Begierde endlich auftaucht?
Eine Katze, die eine Weile wartet, ohne daß die Maus kommt und sich dann einem anderen Objekt zuwendet, oder zu schnell vorprescht, bevor die Maus aus dem Loch ist, bleibt hungrig, gibt keine Milch für die Jungen und... stirbt.
Ebenso ist es für die Katz´ wichtig, stets und ständig auf der Hut zu sein und ständig einsatzbereit sein zur nächsten Jagd. Wenn nicht auf Mäuse (in der Not frisst ein Felide auch Käfer, wie ein Canide Mäuse), dann auf Ratten (ungern) oder kleine Kaninchen (auch ungern, da zu groß zum Transport)
Genetisch betrachtet ist ADHS, die schnelle Reaktion, aber auch die Hyperfokussion, überlebenswichtig.
Bis in die Gegenwart haben ADHS´ler Hochkonjunktur:
Diktatoren, Kriegsherren, Bandenführer, findige Börsenprofis, deren Produkte nur sie verstehen, Politiker, exhibitionistische Künstler und viele andere.
Diese hatten jedoch in ihrer Kindheit und Jugend Untestüztung, egal welcher Art. Sie fanden ihre "Nischen", und in diesen Nischen waren oder sind sie solange großartig, bis das "System" bzw. ihre Umwelt sie stürzt.
Oder auch nicht- dann sind sie versorgt für den Rest ihres Lebens und können ungehindert ihren wahren Bedürfnissen nachgehen, die häufig Entspannungsmethodes des Buddhismus gleichen..? Sic!
Der ganz normale ADHSler befindet sich in zumindest in der westlichen Welt in einer Lage, die katastrophal in Anbetracht der heutigen Lebensbedingungen ist.
Er soll "funktionieren" nach den Vorgaben Anderer, soll aktiv sein auf Kommando, seine Freizeit, die er genauso benötigt wie andere, nur sieht sie anders aus *g*, nach den Prämissen anderer gestalten, so daß er und seine Bedürfnisse dabei ins Hintertreffen geraten.
Das erzeugt Druck.
Im schlimmsten Falle passiert das bereits im Kindergarten.
Ein Kind, das selbstvergessen mit sich oder anderen spielt, wird einem, das ständig "Langeweile" ruft oder von anderen Kindern aus meist trivialen äußerlichen Gründen (Kleidung) ausgegrenzt wird, bevorzugt.
Damit beginnt ein unendlicher Leidenskreislauf, der nicht zuletzt im Schulversagen bzw. in einer Sucht enden kann.
Soviel für dieses Posting.
Sorry, wenn es lang wurde.
Links folgen später.
lg
Nexe