Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2013, 09:31 
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Alkoholkrankheit

Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) definiert Alkoholismus 1952 offiziell als Krankheit.

1968 erkennt das Bundessozialgericht Alkoholismus, für die Sozialversicherungssysteme bindend, als Krankheit an.


Einigen Journalisten scheint dies nicht bekannt zu sein, sie schreiben:

Die öffentliche Alkoholbeichte der Jenny Elvers-Elbertzhagen ...
„Die Alkoholbeichte! – Jenny Elvers – die ungeschminkte Wahrheit“ ...
Jenny stoppt vorübergehend den Selbstbetrug ...
Die öffentliche Buße der Jenny Elvers-Elbertzhagen ...


„Beichte“ und „Buße“ sind Rituale für strenggläubige Katholiken. Das Beichtgeheimnis ist sakrosant. Anamnese ist das Ergebnis einer Erhebung im Rahmen der ärztlichen Tätigkeit. Sie unterliegt der ärztlichen Verschwiegenheitspflicht.


In dem Moment, als sie vor unserer Kamera darüber sprach, was sie ihrem Mann und ihrem Sohn zugemutet hat, begann sie zu weinen ...
Sie ist eine öffentliche Person, die öffentlich abgestürzt ist ...
Jenny schämt sich. Sie hat sich, ihren Sohn Paul (11) und ihren Mann lange belogen. 34 Flaschen hatte Goetz bei ihrer Einlieferung in die Entzugsklinik im Haus gefunden ...

Schuldzuweisungen sind in der Behandlung von Krankheiten unangebracht und kontraproduktiv. Öffentliche Schuldzuweisungen dienen der Stigmatisierung suchtkranker Menschen. Schuld und Scham sind Teil des Krankheitsbildes und führen zu Depressionen.


Sich selbst erfüllende Prophezeihungen (self fulfilling prophecy):

„Ich habe Angst vor einem Rückfall. Viel Angst.“ ...
Wie leidet diese Ehe? Wie sehr zerstört der Alkohol die Liebe? ...
Wenn du einmal betrogen wurdest – und da ähneln sich Suff und Fremdgehen – verlierst du dein Vertrauen ...


Jede chronische Krankheit erfordert vom Partner ein hohes Maß an Toleranz und Verständnis. Angst ist häufig Ursache der Krankheit. Im Fall der Alkoholkrankheit kommt erschwerend ein achtfach erhöhtes Suizidrisiko erschwerend hinzu. Und zwar besonders in den ersten Monaten nach der Entwöhnung !!!


Liebe Journalisten,

bitte denkt bei eurer Arbeit an die vielen kranken Menschen und ihre Angehörigen. Nehmt die Kommentare auf euren Online-Seiten ernst und lest was ihr anrichtet. Ihr fördert ein dumpfes Stammtischverständnis vom willensschwachen Trinker, moralisch verkommen, ausgestoßene Randerscheinung unserer Gesellschaft.

Werdet euch der Verantwortung als Meinungsbildner bewusst und akzeptiert endlich, dass Alkoholismus eine Krankheit ist und dass N I E M A N D sich seiner Krankheit schämen muss – wir schreiben das Jahr 2013 – mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Festschreibung der WHO:

Alkoholismus ist eine Krankheit.

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2013, 11:07 
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@Federico

Das mußte so gesagt werden! Daß muß (leider) immer wieder so gesagt werden und, es ist mehr als skandalös, daß es immer noch und immer wieder gesagt werden muß!

Ich glaube, nur als Betroffener kann man erfassen, was es heißt dieser Stigmatisierung lebenslang ausgesetzt zu sein. Wer kennt nicht das anerkennende Schulterklopfen, wenn die Abstinenz funktioniert.
Und, wer kennt nicht die vernichtenden Urteile seiner Umwelt, wenn Rück-/Vorfälle passieren!
Ich glaube, nicht selten führt das dazu, daß Betroffene das Handtuch schmeissen und sich dem Stigma des Alkoholikers ergeben und weitertrinken.

Danke Federico für Deine wichtigen Worte!

LG Dieter

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Du kannst einen Menschen nichts lehren; du kannst ihm nur helfen, es in sich zu finden.
-Galileo Galilei-


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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2013, 11:50 
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@Dieter,

Willo und ich arbeiten mal wieder gemeinsam an einer „knackigeren“ Version dieses Textes. Die Idee dahinter: jeder der es möchte, kann den Text (oder Teile davon) immer dann kopieren und als Kommentar in einem beliebigen Presseerzeugnis verwenden, wenn er es für angebracht hält.

Zwei Fliegen mit einer Klappe (win-win-situation) Erstens gibt man seiner berechtigten Empörung (im Sinne einer Selbstbefreiung) damit Ausdruck und zweitens kann es am anderen Ende der Leitung bei manchem Empfänger zu einem „Aha-Effekt“ führen.

Lobend muss man an dieser Stelle die gute Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung und mit Einschränkung die des Spiegels erwähnen. Die FAZ kann ich leider nicht beurteilen, die wollen jetzt leider für jeden Archiv-Artikel 2,– Euro. Falls jemand kostenlosen Zugriff darauf haben sollte, bitte gerne.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Donnerstag 7. Februar 2013, 12:29 
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@Federico, Willo

Das mit der "knackigeren" Version halte ich für eine gute und hilfreiche Idee.
Ich hatte mir vorgenommen in Focus-online einen Kommentar (trotz dem damit verbundenen Outing) abzugeben.
Jetzt warte ich mal ab, was Eurer gemeinsamen Feder entspringt und es in meinen Kommentar mit einbauen.

LG Dieter

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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2013, 18:35 
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Version „knackig“ ist fertig, ich stell' sie zum download als Word.doc ein.
Falls jemand noch eine Anregung haben sollte, bitte gerne.

Es wäre wünschenswert wenn möglichst viele Mitglieder davon Gebrauch machen würden.
Irgendwo steht immer irgendetwas online, das wir jetzt nicht mehr kommentarlos stehenlassen müssen. Wer auch immer Gebrauch davon macht, sollte in einem Link darüber in diesem Faden informieren.

LG Federico


Dateianhänge:
PresseForum.doc [26.5 KiB]
161-mal heruntergeladen

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Richard David Precht
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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2013, 19:45 
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Registriert: Dienstag 31. Januar 2012, 06:23
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Zitat:
Liebe Journalisten, 
bitte denkt bei Eurer Arbeit an die vielen kranken Menschen und ihre Angehörigen. Nehmt die Kommentare auf Euren Online-Seiten ernst und lest was Ihr anrichtet. Ihr fördert ein dumpfes Stammtischverständnis vom willensschwachen Trinker, moralisch verkommen, ausgestoßene Randerscheinung unserer Gesellschaft.


Was bitte anderes als Stammtischgebrabbel kommt denn in den auflagenstaerksten Printmedien noch?

Und die Stigmatisierung geht doch in Entzugskliniken weiter.

"Sie muessen Struktur in ihr Leben bringen", egal ob Penner oder selbstaendiger.
Dieser Satz kommt eigentlich immer, wenn man bloedsinnige Regeln infrage stellt.

Rico


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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2013, 20:20 
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Beiträge: 86
Zitat:
Sie muessen Struktur in ihr Leben bringen", egal ob Penner oder selbstaendiger.
Dieser Satz kommt eigentlich immer, wenn man bloedsinnige Regeln infrage stellt.


Das kenne ich gut und vieles mehr.
In zwei Langzeit-Therapien ist mir da so einiges untergekommen. Da war subtiles dabei, aber auch ernstgemeinte Drohungen wie: "Wenn Sie das "drausen" genau so handhaben, dann garantiere ich Ihnen, daß Sie in Kürze wieder an der Flasche hängen!"
Komischerweise habe ich damals alles als Gottgegeben so hingenommen.
Was denn sonst? Du bist nun mal der arme kranke Alkoholiker, basta.
Aber seien wir mal ehrlich. Die gute Absicht ist ja da, bei allen Entwöhnungsbehandlungen.
Nur jetzt nach 15 Jahren seit meiner ersten Lz-Therapie und nun mit Baclofen, erscheint mir das Ganze in einem anderen Licht. Ich würde mich in keinem Fall mehr so entmündigen lassen, was mir fehlender Demut nichts zu tun hat.

LG Dieter

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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2013, 20:29 
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@Rico,

bitte nicht alles über einen Kamm scheren! Die Süddeutsche Zeitung zählt z.B. zu den auflagenstärksten Zeitungen Deutschlands und berichtet sehr ausgewogen. FAZ und Spiegel sind okay. Es geht also vorwiegend um tendenziell an der Auflage interessierte Zeitungen und Wochenmagazine mit weniger Anspruch an Qualität. Letztendlich schreiben aber auch da nur Journalisten.

Es ist sicher besser diese zu überzeugen als sie zu beschimpfen.
Die Situation in den Entgiftungsstationen muss man sicher langfristig sehen, leider.
Umso wichtiger ist es Aufenthalte dort so weit wie möglich zu vermeiden :D

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2013, 20:38 
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Zitat:
Ich würde mich in keinem Fall mehr so entmündigen lassen, was mit fehlender Demut nichts zu tun hat.
@Dieter,

Demut wem gegenüber?

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Stigmatisierung alkoholkranker Menschen in den Medien
BeitragVerfasst: Sonntag 10. Februar 2013, 20:58 
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Registriert: Dienstag 11. September 2012, 10:53
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@Federico

Sicherlich nicht gegenüber den Therapeuten und sicherlich nicht gegenüber dem ganzen Entzugsspektakel.
Ich meine die Demut dem Leben gegenüber, den Wundern, die manchmal geschehen, der Natur gegenüber, den Urgewalten.....!
:-? , vielleicht sollte ich über das Thema "Demut" nochmal etwas intensiver
nachdenken ?

Danke für die Anregung, Federico!

Schönen Sonntagabend wünscht Dir

Dieter

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