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2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Montag 14. Oktober 2013, 18:13

Funct Neurol. 2007 Apr-Jun;22(2):81-8.

Hallucinations after abrupt withdrawal of oral and intrathecal baclofen
D'Aleo G, Cammaroto S, Rifici C, Marra G, Sessa E, Bramanti P, Di Bella P.

IRCCS Centro Neurolesi Bonino-Pulejo, Messina, Italy

Die Publikation ist auf der Pubmed-Seite oben rechts als Free Fulltext-Version im PDF-Format downloadbar.

Auszug aus dem Abstract: Wir vermuten, dass diese Symptome auf biochemische und molekulare Veränderungen, vor allem in glutamatergen N-Methyl-D-Aspartat, GABA-A und GABA-B-Rezeptor-Reaktionen, über eine erhöhte Erregbarkeit und spontane Aktivität als Folge der chronischen Verwendung von Baclofen zurückzuführen sein könnten.

Edit: vor diesem Hintergrund bekommt die von vielen Foremitgliedern berichtete, erhöhte Traumaktivität mit teilweise hyperrealistischen Träumen eine neue Bedeutung, die fernab einer lediglich cravingunterdückenden Wirkung von Baclofen zu sein scheint.

LG Federico

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Montag 14. Oktober 2013, 19:41

@all

Ich glaube mich hat so etwas schon einmal erwischt. Ich bin dann im Krankenhaus mit Verdacht auf Schlaganfall gelandet, da ich nach einem schlimmen Albtraum enorme halbseitige Kopfschmerzen hatte. Es hat sich bei den Untersuchungen im Krankenhaus nichts finden lassen, was auf einen Schlaganfall hindeutete.

LG Aspino

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Montag 14. Oktober 2013, 20:13

@Aspino,

hattest Du Baclofen abrupt abgesetzt und hattest Du Halluzinationen?
Wenn ja, kannst Du darüber evtl. etwas ausführlicher berichten.
Und wenn wir schon einmal dabei sind, war Alkohol mit im Setting?

LG Federico

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Montag 14. Oktober 2013, 20:49

@Federico,

nein, ich glaube nicht - ich hatte damals enormen Stress - Hochwasser in Mitteldeutschland im Frühsommer. Ich hatte dich damals aus dem Krankenhaus telefonisch kontaktiert, vieleicht kannst du dich erinnern. Es kann natürlich sein, dass die Einnahme sehr unregelmäßig und sprunghaft war. Alkohol war an einigen Tagen vorher im Spiel, jedoch nicht absturzrelevant. An den zwei Tagen vor dem Ereignbis hatte ich nichts getrunken.

Ich fühlte an dem Tag des Ereignisses bereits nicht gut. Es war heiß, ich hatte Kreislaufprobleme. Ich weiß noch, dass ich ich gegen 23.00 Uhr erschöpft ins Bett ging und sofort einschlief. Dann begann dieser Albtraum. Ich lag mit offenen Augen da und konnte mich nicht bewegen. Ich träumte: ich kam nachts in meine Wohnung, die Wohnungstür stand offen. Ich schlich in die Wohnung, duchsuchte die Räume. Als ich in Wohnzimmer kam, stand hinter der Tür ein Clown und schlug mir mit einem Baseballschläger mit voller Wucht auf den Kopf. Ich fühlte real den entsetzlichen Schmerz und fühlte das warme, klebrige Blut laufen. Ich versuchte nicht in Ohnmacht zu fallen, da mir völlig klar war, dass der Clown mich dann töten würde. Ich schlug nach dem Clown, konnte ihn aber nicht treffen, da er nicht körperlich war. Dann erkannte ich ihn, es war der Clown aus „ES“, den Thriller hatte ich vor 20 Jahren gelesen. Ich versuchte weiter der Ohnmacht auszuweichen, realisierte unbewusst, dass ich träume – lag mit offenen Augen da und versuchte mich zu bewegen – konnte nicht – war gelähmt. Meine Wohnung liegt direkt am Fluss – der Fluss war durch Feuer überall rot erleuchtet – überall fuhren Gondeln mit gesichtlosen schwarzen Gestalten – es war wieder Hochwasser. Ich floh in den Innenhof – dort feierten Menschen. Die Nachbarn trugen ihre Betten hinaus – wir schlafen heute draußen war das Motto keiner wollte mir helfen. Ich ging zu einem Tisch, dort saßen Menschen mit Visagen. Einer missbrauchte ein Mädchen. Als ich dagegen angehen wollte, ging die Meute auf mich los – das wäre hier so üblich, schrien alle – ich wäre abartig. Man bewarf mich mit leeren Flaschen.
Dann endete plötzlich alles, ich war wach konnte mich wieder bewegen und schlich völlig erschöpft und verängstigt durch meine Wohnung und schaute ob jemand darin wäre. Ich hatte unsägliche halbseitige Kopfschmerzen. Halbseitig spürte ein Taubheitsgefühl auf der Haut. Am nächsten Tag waren die Kopfschmerzen geringer, das Taubheitsgefühl hielt noch ca. 24 h an. Ich war jedoch völlig erschöpft und bin dann ins Krankenhaus gegangen. Während der Untersuchungen meinte ein Neurologe, er gehe nicht von einem Schlaganfall sondern von einer Halluzination aus.
Als von dort zurück war, konnte ich tagelang nicht schlafen, weil ich Angst vor einer Wiederholung des Traumes hatte.

Ich hatte in Folgetagen auch noch einige schwere Träume, nicht so schlimm wie der geschilderte. Alkoholeinfluß spielte zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Rolle.

Ich glaube, ich kann das nicht wieder vergessen.

LG Aspino

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Montag 14. Oktober 2013, 22:09

@Aspino,

ich erinnere mich, Du warst damals in einer Ausnahmesituation, psychisch und physisch erschöpft. Unregelmäßige Einnahme gepaart mit Erschöpfungszuständen, könnte die Ursache für diese starke Reaktion gewesen sein. Ich erinnere mich an Halluzinationen während einer 32-stündigen Autofahrt ohne Schlaf, nur mit Tankstopps von München nach Istanbul. Da lagen plötzlich Gegenstände auf der Fahrbahn und Menschen überquerten ganz langsam die Straße. Das war extrem realistisch und ich legte mehrere grundlose Vollbremsungen hin, bis mir meine Begleiterin endlich klarmachen konnte, dass da niemand auf der Straße war.

Ich habe das bis heute nicht vergessen, ich war grade 20 und Alkohol spielte keine Rolle. Erst viel später habe ich erfahren, dass derartige Halluzinationen durch Erschöpfungszustände ausgelöst werden können und durchaus bekannt sind.

LG Federico

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Dienstag 15. Oktober 2013, 19:45

@all
Edit: vor diesem Hintergrund bekommt die von vielen Foremitgliedern berichtete, erhöhte Traumaktivität mit teilweise hyperrealistischen Träumen eine neue Bedeutung, die fernab einer lediglich cravingunterdückenden Wirkung von Baclofen zu sein scheint

ich hatte ja schon mehrfach von einer erhöhten (mittlerweile auch lästigen Traumaktivität) berichtet. Habe aus diesem Grund meine Bac-Dosis auf ca. 6,25 mg/d runtergefahren -> die Träume sind damit erträglich, haben einen einigermaßen realen Bezug und sind nicht mehr ganz so utopisch. Die Bac-Konzentration in meinem Körper scheint mit dieser extrem niedrigen Konzentration anscheinend auszukommen, keine Alk-Wünsche aufkommen zu lassen???? Ist es ein Placebo-Effekt oder einfach die Gewohnheit an ein Leben ohne Alk?? Pharmazeutisch ist es ja fragwürdig, ob solch eine geringe Dosis noch wirksam ist? Aber das 6,25 mg bei mir wirken ist für mich bewiesen: Ohne Bac kaum Träume, mit 6,25 mg erträgliche Träume, ab 12,5 mg extreme Träume - aber sicherlich bin ich da ein Ausnahme.
Diese Erfahrungen betreffen nur Traumaktivitäten -> keine Wirkungen zum Craving, was gerade nicht mein Thema ist.

LG tom

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Dienstag 15. Oktober 2013, 21:44

Hallo Tom
tom hat geschrieben:Aber das 6,25 mg bei mir wirken ist für mich bewiesen: Ohne Bac kaum Träume, mit 6,25 mg erträgliche Träume, ab 12,5 mg extreme Träume - aber sicherlich bin ich da ein Ausnahme.
Es ist ja von der Craving-Seite her betrachtet wunderbar, dass Du mit dieser kleinen Dosis auskommst! Ich habe nun seit ein paar Wochen meine Erhaltungsdosis auf 50mg/d runtergeschraubt und denke nur in der Ferne an eine weitere Reduktion. Es bleibt jedoch ein Thema für die Zukunft. Aktuell ist für mich die NW als Schlafhilfe überaus willkommen. Die Cravingunterdrückung hat sich auch bei 50mg/d nicht verändert. Hier besteht also Hoffnung auf eine weitere Reduktion!
Aber über extreme Träume kann ich nicht berichten. Sie haben jedoch immer noch einen eigenartigen "touch", den ich selber schätze und für mich als interessant einstufe. Auch hier besteht wohl eine Individualität in den Wirkungen.
Du stellst da auch aus meiner Sicht eine Ausnahme dar.

Weiterhin alles Gute und Erfolg
LG moonriver

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Dienstag 26. November 2013, 20:52

@all

Zur Zeit plagen mich wieder diese schlimmen, vollkommen konfusen Träume, die in keiner Beziehung zum Erlebten stehen. Dabei kommt es wieder zu dem schlimmen Gefühl, vollständig gelähmt zu sein. Es ist in der Situation dann sehr, sehr beängstigend. Derzeit bin ich wieder sehr überarbeitet - es scheint als wäre hier ein Zusammenhang zur Baclofenwirkung zu existieren.

LG Aspino

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Dienstag 26. November 2013, 23:19

Lieber Aspino,

ich träume, dank Baclofen, jede, wirklich jede Nacht. Teils surreal, teils nett. Wenn ich Tage habe, wo ich hoch angespannt bin, sind diese Träume echt krass. Personen und Begebenheiten passen nicht. Trotzdem möchte ich sie nicht missen, weil irgendwo immer ein Zusammenhang da ist. Oft schreibe ich morgens ein paar Stichpunkte auf, um mir klar zu werden, was mein Hirn da so "spinnt". Letztendlich ist es gar nicht so konfus (aber nur, wenn ich die Details mal anders werte..)

Liebe Grüße Volker

Re: 2007 Hallucinations after abrupt withdrawal ...

Mittwoch 27. November 2013, 21:59

Frodo01 hat geschrieben: Teils surreal, teils nett. Wenn ich Tage habe, wo ich hoch angespannt bin, sind diese Träume echt krass. Personen und Begebenheiten passen nicht. Trotzdem möchte ich sie nicht missen, weil irgendwo immer ein Zusammenhang da ist. Oft schreibe ich morgens ein paar Stichpunkte auf, um mir klar zu werden, was mein Hirn da so "spinnt". Letztendlich ist es gar nicht so konfus (aber nur, wenn ich die Details mal anders werte..)


Der Herr Jung hätte da so seine Einwände: es ist nicht das Hirn, das spinnt, es ist unser Unterbewusstes, das sich äussert. Ich glaube - da ich seit Baclofen am 1. Tag auch intensiv träume - dass wir enorm schöpfen könnten aus diesem Traumgeschehen. Voraussetzung ist, dass die Bilder nicht wunder-super-esoterisch-oder-wissenschaftlich überinterpretiert werden. Die Traumbilder von uns selbst und anderen Personen, von Objekten, sind immer Aussagen unseres Unbewussten ÜBER UNS SELBST und äussern sich in Bildern. Es ist keine Wissenschaft, die man jahrelang in C.G.Jung-Traumdeutungskursen lernen müsste. Manchmal, wenn sie so hart kommen wie bei dir, Aspino, mag die Feststellung schlicht sein: Zu intensiv, zu beängstigend, zu abgründig, too much - wo spielt sich die Analogie im realen Leben ab;womit ist mein Innerstes Wesen so intensiv beschäftigt, dass es sich in Traum-Ängsten äussert? Zusätzlich bringt Licht in die Angelegenheit: Wird die Angst/Furcht als "Ich im Heute" erlebt oder spielt sich der Traum in der Vergangenheit ab?

Das eher assoziativ und bildhaft zu verfolgen, finde ich für mich sehr wertvoll - eine Möglichkeit für mich ist malen, eine andere Brainstorming mit zugewandten Menschen/Therapeutin. Angstbesetzte Träume sind aber wirklich schwierig "locker" zu bearbeiten. Auch ich träume unter Baclofen intensiver - teilweise mit dem Gefühl, ich "wache" über meine Träume, sammle sie, damit ich sie am Morgen noch weiss. Das Gefühl, dann nicht wirklich geschlafen zu haben, kommt auf.

Und manchmal kann es wie bei mir gerade jetzt "nur" eine Hollywoodfilmaufnahme von einem wunderschönen, ganzkörperbehaarten, goldigen, relaxten Bild von einem Mann sein, der auftaucht, weil in der letzten Therapiestunde mein Animus-Anteil Thema war. Und da das Bild so direkt wirkt, ohne Worte, ohne Erklärung (aber ganz schön umfassend-tiefgründig libidinös), kann ich es in meiner Seele mittragen und wirken lassen. Ganz ohne Absicht und Ziel.

@aspino: Dein Innerstes könnte sehr in Not zu sein, wenn solche Träume dich drangsalieren. Keine Möglichkeit, etwas zu ändern? MUSST du da durch? Kannst du noch?

herzlich
lisa
Zuletzt geändert von lisa64 am Mittwoch 27. November 2013, 22:32, insgesamt 2-mal geändert.
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