Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: 2018 Neue Studie aus Amsterdam
BeitragVerfasst: Dienstag 27. Februar 2018, 13:37 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
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https://dare.uva.nl/search?identifier=a ... 1a73074725

Abstract
In this PhD project the efficacy and the working mechanism of high-dose baclofen for the treatment of alcohol use disorder (AUD) were examined. We conducted a randomized controlled trial (RCT) with a high-dose baclofen group (150 mg/day), a low-dose baclofen group (30 mg/day) and a placebo group. After 16 weeks, no superior effect of low or high doses of baclofen compared to placebo was found on abstinence measures or craving. Two studies were conducted in order to examine the working mechanism of baclofen. In the first study, the effect of baclofen on alcohol-related cognitive biases was investigated. After four weeks, baclofen did not lead to a differential change in cognitive biases compared to placebo. In a second fMRI-study, we concentrated on the working mechanims of high doses of baclofen on a neural level. We found reduced alcohol-cue induced activity in the orbito-frontal cortex in the high-dose baclofen group compared to placebo, but not in the nucleus accumbens, the amygdala, or the insula. Unexpectedly, brain acitivity in the amygdala was increased in the high-dose baclofen. Finally, in a case study, we describe an unexpected positive effect of high-doses of baclofen on stuttering. Although we did not find positive effects of high doses of baclofen for the treatment of AUD, baclofen might still be effective in a specific group of AUD patients. This finding, together with a better knowledge of its precise working mechanism, will help to prescribe baclofen in a more directed manner in order to achieve its maximal benefit.

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: 2018 Neue Studie aus Amsterdam
BeitragVerfasst: Dienstag 27. Februar 2018, 16:23 
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Registriert: Mittwoch 10. Februar 2016, 15:10
Beiträge: 369
Hallo Federico,

danke für den abstract. Wieder eine Studie, die uns eine ins Kreuz haut :-s
Nach dieser PhD-Arbeit bin ich also eine Simulantin, die den positiven Effekt von Baclofen nur spielt...
Vergleiche ich jedoch den zeitlichen Umfang der Studie mit meiner eigenen "Studie", sieht man große Unterschiede.
Diese Doktorarbeit lief über 16 Wochen, vergleichende Studien der er im "Introduction" anführt liefen lediglich über 12 Wochen (Müller et al.).
Auch sein angegebenes Titrationsschema ist relativ "heftig". Er startet mit 30mg/d und bereits ab Tag 36 (!) dosiert er die high-dose participants schon auf 150mg/d.
Ich weiß Studienfinanzierungen sind so eine Sache und für eine PhD-Studie wird in der Regel noch sehr viel weniger Geld locker gemacht. Aber all diese Studien sind doch bullshit (sorry) im Vergleich zum wahren Leben.
Auch wenn man sich tabellarische Auswertung ansieht, in der die Zeit des Alkoholmissbrauches angegeben ist (im Schnitt 19-20 Jahre) muss doch selbst einem Blinden mit Krückstock klar sein, daß diese lange Zeit der Alkoholsucht nicht innerhalb von 16 Wochen einfach so "heilbar" sein kann.
Wir alle hier kennen das. Stolpern, hinfallen, aufrichten, Krönchen richten....
Bei mir hat es eineinhalb Jahre gedauert bis ich dauerhaft abstinent leben konnte (vielleicht bin ich ja ein Spätzünder, aber wenn ich mir die Geschichten hier im Forum durchlese, ist dieser Zeitrahmen wohl durchaus die Norm).
Ach ja, mein Stottern hat sich übrigens auch gebessert... ich habe nie gestottert ;)

Zitat aus der Abschlussdiskussion dieser PhD-Arbeit:
Our largely negative findings concerning the efficacy of high-dose baclofen in the treatment of AD are in clear contrast with the recent positive findings of Müller et al. (2015). Although there is the possibility that baclofen does not work and that the existing literature suffers from small study or publication bias, possible other reasons for this discrepancy are differences in (1) baclofen doses, (2) treatment setting and the amount and frequency of psychosocial support, and (3) the treated patient population.

Bleibt nur zu hoffen das diese Doktorarbeit nicht allzu viel Aufmerksamkeit bekommt.

Wirklich traurig, das ein potentes Medikament gegen die Alkoholsucht so derart abgewertet wird.

LG
Nadine

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 Betreff des Beitrags: Re: 2018 Neue Studie aus Amsterdam
BeitragVerfasst: Dienstag 27. Februar 2018, 21:24 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Der Teufel scheint los zu sein, denn die franz. Presse (levif.be) verbreitet jetzt auch Skepzis:

Baclofen, das gegen Alkoholismus verwendet wird, kann die Abstinenzchancen am
Ende der Behandlung erhöhen, jedoch zeigt es keinen Vorteil gegenüber einem
Placebo, wenn es darum geht, die Zahl von Tagen des übermäßigen Verbrauches
oder Verlangens nach Alkohol zu verringern, gemäß eine am Montag veröffentlichte
Analyse.

Drs. Abi Rose und Andy Jones von der University of Liverpool haben die Ergebnisse
von zwölf randomisierten klinischen Studien zusammengestellt, in denen Baclofen
mit Placebo verglichen wurde bei mindestens einem der folgenden Effekte: Angst,
Craving, Depression oder Verringerung der Anzahl der Tage ohne Alkohol.

Die Studien wurden doppelblind durchgeführt, d.h. weder der behandlungsbedürftige
Patient noch der behandelnde Patient wusste, ob ihm Baclofen verabreicht wurde.

Insgesamt hat Baclofen nicht die Tage der Abstinenz erhöht und auch nicht die
Anzahl der Tage des übermäßigen Trinkens während der Behandlung verringert.
Baclofen konnte auch nicht das Verlangen nach Alkohol, Angst oder Depression
reduzieren, laut dieser Studie.



Abwarten; Gerechtigkeit wird herrschen.
GGG!

LG

Patrick


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 Betreff des Beitrags: Re: 2018 Neue Studie aus Amsterdam
BeitragVerfasst: Dienstag 27. Februar 2018, 22:17 
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Registriert: Mittwoch 10. Februar 2016, 15:10
Beiträge: 369
Diese Meta-Analyse ist nun schon in mehreren wissenschaftlichen Journalen erschienen:

https://www.empr.com/news/baclofen-alcohol-use-disorder-aud-off-label-uses/article/746574/
https://www.eurekalert.org/pub_releases/2018-02/uol-nrh022318.php
https://www.techexplorist.com/scientists-discovered-wonder-drug-alcohol-use-disorder-ineffective/12103/



LG
Nadine

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 Betreff des Beitrags: Re: 2018 Neue Studie aus Amsterdam
BeitragVerfasst: Mittwoch 28. Februar 2018, 19:45 
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Registriert: Sonntag 12. August 2012, 12:00
Beiträge: 89
Hallo @rog & Co.!

Die Kritik an der Meta-Analyse von Rose & Jones ist m. E. vollkommen gerechtfertigt. Ich habe das Werk bisher nur überflogen, aber wenn man aus 2.199 gefundenen Artikeln letztlich 12 Studien auswählt, von denen in 7 die maximale Tagesdosis ≤ 60 mg war, wundert mich die Schlussfolgerung "ineffektiv" nicht.

Komisch ist: Die Odds Ratio Tabelle auf S. 22 des vorläufigen Manuskripts scheint eine entgegen gesetzte Aussage zu treffen. Da ist m. E. sehr viel Interpretation der Autoren im Spiel. Ich muss mir das Ding mal genauer anschauen, dafür fehlt mir aber im Moment echt die Zeit. Am Montag habe ich eine längere Zugfahrt vor mir, vielleicht komme ich dann dazu.

Falls ja, werde ich in beiden Foren darüber berichten.

Papfl

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Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)


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 Betreff des Beitrags: Re: 2018 Neue Studie aus Amsterdam
BeitragVerfasst: Mittwoch 28. Februar 2018, 21:06 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
Nadine & Papfl, vielen Dank für Euer geschätztes Engagement

LG

Patrick


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