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Suchtforschung – die unendliche Geschichte DSM-5 Neuheiten

Donnerstag 12. Juli 2012, 11:31

Von ADHS bis Zwangsstörung: Der Katalog für psychische Störungen, das DSM ("Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders"), wird derzeit von Hunderten Experten aus aller Welt auf den neuesten Forschungsstand gebracht. Neue Diagnosen kommen hinzu, andere werden gestrichen, Formulierungen verändert.
Die Änderungen in dem Handbuch bestimmen auch in Deutschland, welche psychischen Erkrankungen es überhaupt gibt - und für welche die Krankenkassen eine Therapie bezahlen. Das Buch ist umstritten. Manche Experten fürchten einen Anstieg der Diagnosen.

Doch was wird sich nun vermutlich ändern? Welche Diagnosen fallen weg, wo wurde geschliffen und welche neuen Störungen ziehen in das Standardwerk ein? SPIEGEL ONLINE gibt eine Zusammenfassung der wichtigsten Neuerungen.


Für unser Forum die wichtigste Neuerung:

Mild, mittel, schwer - Diagnosen in Dimensionen – Sucht ist mehrdimensional.
Psychische Erkrankungen und ihre einzelnen Symptome werden mit dem DSM-5 nun zusätzlich in "mild", "mittel" oder "schwer" eingestuft. Ziel ist es, Symptome gezielter zu behandeln und objektiv festhalten zu können, wenn diese schwächer oder stärker werden. Das könnte neue Behandlungsformen ermöglichen, wie etwa Kurztherapien. Wer beispielsweise milde Alkoholprobleme hat, könnte an einem kurzen, wenig aufwendigen Training teilnehmen. Dort lernt er, seinen Umgang mit der Droge wieder zu normalisieren - bevor er vielleicht später in eine schwerwiegende Suchterkrankung hineinrutscht.

Prof. Körkel lässt grüßen ... 25 Jahre kontinuierliche Arbeit tragen endlich Früchte, den Ruhm schreiben sich andere auf die Fahnen.

LG Federico

Re: Suchtforschung – die unendliche Geschichte DSM-5 Neuheit

Donnerstag 12. Juli 2012, 15:09

Alles eine Frage des Willens – hatten wir das nicht schon mal?

Alkoholsucht ist eine Krankheit. Wirklich?
Evolutionsforscher meinen, der Hang zur Flasche sei uns in die Wiege gelegt.
Ein US-Psychologe dagegen behauptet, Sucht sei eine Folge von Willensschwäche.
Der Ansatz sorgt in der Therapeutenszene für Unruhe.

Wieder einmal mehr in SPIEGEL-ONLINE zu lesen. Wenn Sucht tatsächlich durch Willensschwäche entstehen sollte, frage ich Gene Heymanden US-Psychologen von der Harvard Medical School: wie entsteht eigentlich Willensschwäche?

LG Federico

Re: Suchtforschung – die unendliche Geschichte DSM-5 Neuheit

Donnerstag 12. Juli 2012, 17:23

:-o Ha!!

Ha,ha,ha, da fall ich ja vom Stuhl!! Willensschwäche!!! Ich bin eine der willensstärksten Personen, die ich selber kenne, da kannst du jeden fragen. Selbst gute Freunde nennen mich einen harten Knochen. Ich gehe mit dem Kopf durch die Wand, wenn es sein muss. Tue ich natürlich nicht, ich bin ja nicht doof und suche mir lieber andere Wege. Aber mir graut vor gar nichts. Irgendwo in dem Artikel steht was von mangelnder Lebensperspektive. Die fehlt dem Forscher in seinem langweiligen Kämmerlein vielleicht, aber mir bestimmt nicht. Mein Leben ist bunt und interessant, weil ich mich immer was getraut hab.

Willensschwäche???!!! Der Mann kennt die falschen Leute, er kann mich gerne mal kennelernen, falls er Eier in der Hose hat. (Sorry, musste jetzt mal sein.)

LG,Betty

P.S. So, jetzt reg ich mich wieder ab. Ich hab zu tun. Morgen beginnt eine dreitägige kulturelle Veranstaltung, auf der ich durchgängig präsent sein muss. Nix für Schwächlinge!!

Re: Suchtforschung – die unendliche Geschichte DSM-5 Neuheit

Donnerstag 12. Juli 2012, 17:59

@Betty,

eine Frage der Betrachtung vielleicht. Nietzsche meinte dazu: „wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

So kann aus jahrelanger Beobachtung leicht der Eindruck entstehen, alkoholabhängige Patienten sind einfach nur Willensschwach. Z.B. wenn man Chef einer Entgiftungsklinik ist. Schließlich ist der Blickwinkel aus dieser Position immer von oben nach unten, niemals auf Augenhöhe.

Immerhin stimme ich erstmals dem Kiefer F in einem Punkt zu. Es ist sicher sinnvoll, Sucht mehrdimensional zu sehen.

LG Federico

Re: Suchtforschung – die unendliche Geschichte DSM-5 Neuheit

Freitag 13. Juli 2012, 00:38

Vielleicht passt hierzu ja das nachfolgende gedicht von erich mühsam (treffender name bezgl. baclofen :) in der alk.-behandlung ), wenn man den herrn dr. aus merika als den lampenputzer sieht und oliver als revoluzzer.

lg
lamo


Der Revoluzzer

Gewidmet der deutschen Sozialdemokratie

War ein mal ein Revoluzzer
im Zivilstand Lampenputzer;
ging im Revoluzzerschritt
mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: "Ich revolüzze!"
Und die Revoluzzermütze
schob er auf das linke ohr,
kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
mitten in der Straßen Mitten,
wo er sonsten unverdrutzt
alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
rupfte man die Gaslaternen
aus dem Straßenpflaster aus.
zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer
schrie: "Ich bin der Lampenputzer
dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn' das Licht ausdrehn,
kann kein Bürger nichts mehr sehen.
Laßt die Lampen stehn, ich bitt! -
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!"

Doch die Revoluzzer lachten,
und die Gaslaternen krachten,
und der Lampenputzer schlich
fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
und hat dort ein Buch geschrieben:
nämlich, wie man revoluzzt
und dabei doch Lampen putzt.

Erich Mühsam
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