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Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Montag 24. Februar 2014, 13:39

Dieser Artikel erschien heute in der Ärztezeitung.
Ist nun auch Baclofen erstattungsfähig ? (praxx, jivaro : wisst ihr das?)
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"Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

BERLIN. Ärzte können alkoholabhängigen Patienten künftig zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung Medikamente verordnen, die eine Verringerung des Alkoholkonsums auslösen können. Einen entsprechenden Beschluss hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) am Donnerstag gefasst.

Die Entscheidung muss noch vom Bundesgesundheitsministerium genehmigt werden. Die Verordnungen können für drei, in begründeten Ausnahmen für bis zu sechs Monate ausgestellt werden.

"Übergeordnetes Ziel der Behandlung von Alkoholabhängigen bleibt die völlige Abstinenz", betonte der unparteiische Vorsitzende des GBA, Josef Hecken. Der Beschluss eröffne lediglich die Möglichkeit, Ausnahmen zu schaffen. Es könne Fälle geben, in denen Betroffene länger auf einen Therapieplatz warten müssen.

Diese Patienten sollen künftig mit einer medikamentösen Therapie darin unterstützt werden, weniger Alkohol zu trinken und sich so leichter von einer Therapie überzeugen lassen. Die Bundesregierung sieht einen therapeutische Unterversorgung Alkoholabhängiger nicht belegt.

In Deutschland sterben jährlich etwa 74.000 Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Die Bundesregierung gibt die direkten Kosten der Behandlung alkoholkranker Menschen mit zehn Milliarden Euro im Jahr an. Etwa 9,5 Millionen Menschen in Deutschland trinken häufig über den Durst, etwa 1,3 Millionen sind Alkoholiker. (af)" 24.02.2014

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LG, Werner

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Montag 24. Februar 2014, 14:55

@werner,

das liest sich hier anders ... Abstinenz ist das Ziel

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Montag 24. Februar 2014, 22:19

Lieber Werner,

der "GBA" hat sich bereits positiv für die Verschreibung von Nalmefen ausgesprochen, ich habs hier auch schon mehrfach gepostet, die Veröffentlichung stammt aus dem Dezember 2013. Da Baclofen keine Zulassung zur Behandlung der Alkoholerkrankung hat, steht eine Kostenerstattung, ganz abgesehen von Abstinez oder nicht, in keiner Form und Weise zur Debatte.
Die Statistik der vielgerühmten Studien für die Nalmefenzulassung ist gefaket, was mittlerweile sogar die Marketingexperten lächelnd zugeben (ganz offen in meiner ganz unmittelbaren Nähe). Da sich Naltrexon über Jahre nicht bewährt hat, habe ich persönlich Zweifel, dass Nalmefen die Hoffnungen erfüllen kann. Das bisschen kappa-Agonismus kann es nicht sein....
Aber wenn es positive Erfahrungen gibt: wer heilt hat Recht. Ich lasse mich gerne positiv überraschen.

LG jivaro

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Montag 24. Februar 2014, 23:47

@jivaro und Federico,

danke für Eure Kommentare !
Da muss mal wohl erst abwarten, bis das Kind (Nalmefen/Selincro) in den Brunnen gefallen ist, bevor sich die "Experten" wieder eine neue Meinung bilden (oder sich für eine solche honorieren lassen...).

LG, Werner

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Dienstag 25. Februar 2014, 01:29

Nalmefen wurde bereits in den 1970er Jahren entwickelt.
Bayer hat es eine Zeit lang als Antidot bei Opiatüberdosierungen vermarktet.
Revex® konnte sich hier jedoch nicht gegen Naloxon durchsetzen
und 2008 stellte Bayer die Produktion ein.
Demnächst kommt Nalmefen wieder auf den Markt,
von einem anderen Hersteller in einer anderen Indikation.
Das dänische Pharmazieunternehmen Lundbeck hat für
Selincro® eine Zulassung erhalten.

Ärzteblatt
Nalmefen konnte die Alkoholexzesse nicht immer verhindern, doch ihre Zahl ging in den ersten 6 Monaten der Therapie signifikant zurück. Die Gesamtmenge des konsumierten Alkohols nahm um 11,0 Gramm/Tag ab.

Unglaubliche 11,0 Gramm/d weniger Alkohol in 6 Monaten – Signifikant ...?

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Dienstag 25. Februar 2014, 13:27

Werner1503 hat geschrieben: Die Gesamtmenge des konsumierten Alkohols nahm um 11,0 Gramm/Tag ab.

As I told you:
anniebae hat geschrieben:In dem Bereich, in dem ich unterwegs bin, sinkt die Bereitschaft Baclofen zu verschreiben zusehends............

"Abstinenz ist nicht mehr das Ziel!"
Nein? Das ist der Hauptgrund. Es ist nun mal so, dass 99% der arbeitenden Mediziner und Therapeuten da anderer Ansicht sind. Das sollte man respektieren, so ganz ohne Erfahrung sind diese Leute ja auch nicht. ................
Ich kenne keinen einzigen Arzt, der derzeit bereit ist, in Zukunft Nalmefen zu verordnen.

viewtopic.php?f=56&t=2791

Solange Baclofen zum Weitertrinken auf niedrigem Niveau genutzt werden soll wird es keine Akzeptanz finden.
Nur wenn die Zielsetzung der Behandlung Abstinenz ist, besteht eine Chance.

LG
Annie

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Dienstag 25. Februar 2014, 13:36

Liebe Annie,

wer sagt das?

Solange Baclofen zum Weitertrinken auf niedrigem Niveau genutzt werden soll wird es keine Akzeptanz finden.
Nur wenn die Zielsetzung der Behandlung Abstinenz ist, besteht eine Chance.


Dies aus der Begründung der Änderung der Regelungen in Anlage III Nr. 2 der Arzneimittel
- Richtlinie:
Vor diesem Hintergrund sollen die Regelungen in Anlage III Nr. 2 der Arzneimittel
- Richtlinie dahingehend angepasst werden, dass Arzneimittel, deren zugelassene Anwendung auf die Reduktion des Alkoholkonsums ausgerichtet ist, von dem Verordn
ungsausschluss unter bestimmten Voraussetzungen ausgenommen werden.


http://www.g-ba.de/downloads/40-268-238 ... el_TrG.pdf

Mittlerweile liegt die Änderung ja vor.

Ich habe keinen dauerhaften Abstinenzwunsch. Bin ich von daher für jegliche Hilfe ausgeschlossen? Zwangsentmündigt durch jede, die glauben, alles über Sucht zu wissen. Obwohl, was eigentlich? Was wurde in den letzten Jahren in der Suchtforschung unternommen?

LG
Kuni

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Dienstag 25. Februar 2014, 13:41

anniebae hat geschrieben:Es ist nun mal so, dass 99% der arbeitenden Mediziner und Therapeuten
da anderer Ansicht sind.
@anniebae,

kannst Du diese Aussage belegen?

LG Federico

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Dienstag 25. Februar 2014, 14:48

Federico hat geschrieben:kannst Du diese Aussage belegen?

Nein.
Du kannst aber einen Selbstversuch machen: gehe zum Arzt/Psychotherapeuten und sag dass du ein Alkoholproblem hast. Du willst a) abstinent leben, b) kontrolliert trinken.
Wofür wirst du bei 99% Unterstützung bekommen?
kuni hat geschrieben:Ich habe keinen dauerhaften Abstinenzwunsch. Bin ich von daher für jegliche Hilfe ausgeschlossen?

Weshalb sollte dich jemand von Hilfe ausschließen? Aber verstehst du nicht die andere Seite? Du bist alkoholabhängig, möchtest aber nicht auf Alkohol verzichten? Was sollen sie dir denn antworten?

LG
Annie

Re: Arzneien zur Abstinenztherapie werden erstattungsfähig

Dienstag 25. Februar 2014, 15:10

Federico,
für einen Schuss aus der Hüfte liegt Anniebaes Schätzung gar nicht so weit daneben. Ich schätze den Anteil der Protagonisten dieser Haltung auch heute noch auf 95-98%, wenn du noch das Wörtchen "eigentlich" einfügst, kommst du möglicherweise sogar nahe an die 100%, die der Aussage zustimmen würden "eigentlich ist die lebenslange Abstinenz die einzige 'richtige' Heilung von Suchtkranken"
60 Jahre Jellinek'scher und AA-Meinungsdiktatur bis in die Hochschulen hinein sind halt nicht folgenlos geblieben.
Und Anniebae hat natürlich recht: Für den G-BA (dessen Vorsitzender ja psychische Störungen erst mal mit einem Glas warmem Bier "behandeln" würde) gilt tatsächlich weiterhin die lebenslange Abstinenz als einziges Behandlungsziel für Suchtkrankheiten - ob es diesen Krankheiten und den daran Leidenden nun passt oder nicht.
Ein wirklicher Paradigmenwandel in diesen Kreisen ist erst dann möglich, wenn die Vertreter dieser Ansichten im wahrsten Sinn des Wortes ausgestorben sein werden.
72.000 Alkoholtote jährlich unter der hochgelobten Standardtherapie des Drei-Säulen-Modells jucken doch deren Verteter nicht weiter - die sind doch selber schuld, wenn sie nicht abstinent bleiben wollen....
Und ja, Anniebae, ohne (zumindest vorgegebenen) dauerhaften Abstinenzwunsch steht dir in Deutschland keine Behandlung zu Lasten von Krankenkasse oder Rentenversicherung zu - "nimm meine saubere Therapie oder verrecke"

LG

Praxx
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